Abgekaute Fingernägel (Onychophagie) - Die besten Behandlungsansätze

Das Abkauen von Fingernägeln wird mit dem Fachbegriff Onychophagie bezeichnet. Das Phänomen tritt sowohl bei Menschen als auch bei Tieren auf. Betroffene beißen mit den Zähnen die Fingernägel und oft auch die umliegende Haut ab. Dabei ist das Ausmaß der Schäden stark unterschiedlich und individuell.

Abgekaute Fingernägel - Onychophagie

Was sind abgekaute Fingernägel?

Das Abkauen von Fingernägeln wird mit dem Fachbegriff Onychophagie bezeichnet. Das Phänomen tritt sowohl bei Menschen als auch bei Tieren auf. Betroffene beißen mit den Zähnen die Fingernägel und oft auch die umliegende Haut ab. Dabei ist das Ausmaß der Schäden stark unterschiedlich und individuell. Bei einer geringen Ausprägungsform werden häufig nur die abstehenden Nagelanteile abgekaut ohne andere Verletzungen hervorzurufen. Geht das Kauen über diese Grenze hinaus so werden auch das Nagelbett und die darunterliegende Haut verletzt. Häufig werden auch die Fingerkuppen mit abgebissen. Solche Verletzungen können so weit gehen, dass es zu kleinen Blutungen kommt und sich später flächige Narben an den Fingerspitzen bilden.
Da die Betroffen oftmals sehr unter ihren abgekauten Nägeln leiden, gibt es mehrer Ansätze für eine Therapie. Weiterführende Informationen hierfür finden Sie im folgenden Artikel.

Entstehen Schmerzen durch abgekaute Fingernägel?

Das Abkauen von Fingernägeln kann mitunter sehr schmerzhaft werden. Gerade, wenn es zu Entzündungen des betroffenen Fingers (Panaritium) kommt, sind pulsierende Schmerzen typisch. Auch stark verkürzte Nägel führen zu Schmerzen, da das empfindliche Nagelbett frei liegt und ständig gereizt wird. Das Nachwachsen der Nägel ist jedoch an sich nicht schmerzhaft. Lediglich begleitende Entzündungen, welche bei weiterhin bestehendem Nägelkauen nicht selten sind, sowie Verletzungen durch das Kauen bereiten Schmerzen. Bei ausgeprägten Schmerzen können entzündungshemmende Schmerzmittel, wie Ibuprofen oder Diclofenac, helfen, die Beschwerden zu lindern.

Wie werden abgekaute Fingernägel behandelt?

Die Therapie abgekauter Fingernägel besteht aus zwei Säulen: einerseits muss der Patient sich das Nägelkauen abgewöhnen und zum anderen kann die Regeneration und Heilung der Fingernägel gefördert werden. Im Folgenden werden Ihnen entsprechende Therapieansätze vorgestellt.

Wie kann die Heilung der abgekauten Fingernägel unterstützt werden?

Als Ergänzung zur Abgewöhnung kann die Regeneration und Heilung der betroffenen Nägel gefördert werden. So gibt es Lacke, die das Nagelwachstum fördern und den Nagel zusätzlich härten sollen. Dieser Lack funktioniert allerdings nur wenn die Nägel in dieser Zeit nicht weiter gekaut werden und Zeit zur Regeneration bekommen.

Eine weitere Alternative bietet der Gang in ein Nagelstudio. Dort können die unschönen Fingernägel verschönert und gegebenenfalls mit Kunstnägeln verstärkt werden.

Kunstnägel sind bei Personen mit abgekauten Fingernägeln sehr beliebt, da sie gleich zwei wichtige Funktionen gleichzeitig erfüllen. Zum einen schützen sie den darunterliegen Nagel vor weiterem Abkauen und geben ihm dadurch Zeit zu verheilen, zum anderen verdecken die Kunstnägel die oft unschön aussehenden natürlichen Nägel.

Es gibt verschiedene Arten von Kunstnägeln. Am häufigsten kommen Kunstnägel aus Kunststoff vor. Allerdings werden andere Varianten, wie beispielsweise aus Gelnägel, häufiger.

Das Tragen von Kunstnägel ist unkompliziert und wird nur selten als störend empfunden. Ein Nachteil der künstlichen Nägel ist, dass sie regelmäßig gepflegt werden müssen. So kann nach einer gewissen Zeit der Kleber locker werden oder es brechen einzelne Teile ab. Dies führt zu häufigeren Gängen ins Nagelstudio, welche unter Umständen recht teuer werden können.

Alternativ kann man sich mit etwas Übung selbst Kunstnägel aufkleben. Das nötige Material kann entweder im Einzelhandel oder auch im Internet erworben werden. Jedoch ist bei Kunstnägeln zu beachten, dass auch diese abgekaut werden können. Deshalb ist auch bei dieser Lösung eine Entwöhnung wichtig.

Wie gewöhnt man sich das Nagelkauen ab?

Bei der Problemlösung steht die Ursachenbekämpfung an vorderster Front. Solange die Fingernägel immer weiter abgekaut werden können die Nägel sich nicht regenerieren. Folgen sind chronisch entzündete Nägel und Narben an den Fingerspitzen.

Um dem vorzubeugen gibt es für betroffene Personen verschiedene Nagellacks, die das Abkauen verhindern sollen. Der Klassiker ist ein übel schmeckender, klarer Nagellack der regelmäßig auf die Fingernägel aufgetragen werden soll. Beim Abkauen nimmt man den schlechten Geschmack immer wieder wahr, sodass eine Art Training gegen das Abkauen stattfindet. Der schlechte Geschmack soll also als Abschreckung vor dem Nagelabkauen dienen. Leider ist diese Methode etwas umständlich, da der Lack regelmäßig erneuert werden muss. Außerdem ist er leicht abwaschbar und kann das Essen mit den Händen behindern.

Was sind die Ursachen abgekauter Fingernägel?

Das Abkauen der Fingernägel hat in der Regel eine psychische Ursache. Dabei ist es wichtig zwischen Kindern und Erwachsenen zu unterscheiden. Kleine Kinder beißen häufig an der Nägeln aus Neugier und Langeweile. In diesem Fall muss von keiner psychischen Erkrankung ausgegangen sein. Bei regelmäßigem Fingernägelkauen kann an ein ADHS oder eine andere Verhaltensstörung gedacht werden. Auch überängstliche Kinder neigen in für sie schwierigen Situationen zum Abkauen der Fingernägel.

Bei Erwachsenen tritt die Onychophagie häufig im Zusammenhang mit Neurosen und anderen Zwangsstörungen auf. Das heißt jedoch nicht, dass alle Erwachsenen mit dieser Angewohnheit automatisch psychisch krank sind. Auch bei Erwachsenen kann eine nervöse oder ängstliche Persönlichkeit als Ursache für das Abkauen in Betracht gezogen werden. Das Abkauen der Fingernägel wird als Ventil benutzt um überschüssige Energie loszuwerden oder unangenehme Gefühle zu überspielen. Darüber hinaus ist das Fingernägelkauen vermehrt bei psychotischen Patienten zu beobachten.

Was sind die Folgen des Nagelkauens?

Die Folgen des Nagelkauens sind sehr vielschichtig und können ungeahnte Ausmaße annehmen. Die wohl offensichtlichsten Folgen des Abkauens sind die daraus resultierenden Verletzungen an den Fingern. Betroffene bluten an den Fingerspitzen und haben oft Narben. Außerdem ist das Nagelbett häufig angegriffen und dadurch anfällig für bakterielle Infektionen oder Infektionen durch Pilze.

Neben den physischen Folgen sind auch die psychischen Konsequenzen des Nägelkauens nicht zu unterschätzen. Ein großer Teil der zwischenmenschlichen Kommunikation geschieht über die Gestik mit den Händen. Die Betroffenen schämen sich für ihre Nägel und ziehen sich sozial zurück. Darüber hinaus sind gepflegte Hände heutzutage wichtig bei verschiedenen Berufsgruppen, dazu zählen zum Beispiel der Friseur oder der Koch. Mit stets abgekauten Fingernägeln kann also die Berufswahl eingeschränkt werden.

Bei zwangsgestörten Menschen kann das Nägelkauen schon mal mehrere Stunden am Tag fordern. Ebenso können verschiedenen alltäglichen Tätigkeiten mit chronisch verletzten Fingern nicht nachgegangen werden. Dazu zählen zum Beispiel die Nahrungszubereitung mit bloßen Händen oder das putzen mit Waschmitteln. Auch Hobbys, wie beispielsweise das Gitarrespielen, können aufgrund stark abgekauter Fingernägel nicht betrieben werden.

Was ist beim Nachwachsen der Fingernägel zu beachten?

Das Abkauen der Fingernägel  ist  häufig Ausdruck eines Zwangverhaltens, welches nicht nur körperliche, sondern auch seelische Folgen für den Betroffenen haben kann. Je nachdem, wie ausgeprägt die Nägel abgekaut werden, ergeben sich verschiedene Besonderheiten, die beim Nachwachsen der Nägel beachtet werden sollten.

Prinzipiell gilt, dass die besten Chancen für ein gutes Wachstum der Nägel bei frühzeitigem Beendigen des Nägelkauens bestehen. Bei dauerhaftem Abkauen der Nägel können eine permanente Verkürzung und Verformung des Nagels sowie Schäden am Nagelbett auftreten. Ein erfolgreiches Wachstum der Nägel erreicht man nur durch eine bewusste Entscheidung gegen das Abkauen der Nägel. Dazu müssen oftmals die Ursachen für das Nägelkauen, beispielsweise Stress oder andere psychische Belastungen, behoben oder zumindest verbessert werden. Psychotherapeutische Verfahren können helfen, diese Faktoren zu reduzieren. Lokale Maßnahmen, wie beispielsweise das Auftragen von Nagellacken mit bitterem Geschmack oder Verbänden und Handschuhen, können ebenfalls helfen, den Nägeln Zeit und Ruhe zum Wachsen zu verschaffen. Wichtig ist es weiterhin Folgen des Nägelkauens wie Pilzinfektion oder Entzündungen zu behandeln, da diese das Wachstum ebenfalls behindern können. Desinfizierende Salben und Cremes helfen vor Infektionen zu schützen und die angegriffenen Nägel sowie die umgebende Haut zu pflegen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.10.2016 - Letzte Änderung: 24.06.2024