Metformin ist ein Medikament zur Behandlung von Diabetes 2
Metformin ist eines der bekanntesten Medikamente zur Behandlung eines Typ 2 Diabetes. Als Typ2- Diabetes wird ein erworbener Diabetes, auch „Altersdiabetes“ bezeichnet, der nach etwaiger genetischer Prädisposition, durch Übergewicht verstärkt, zu dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegeln führt.
Um die zu hohen Zuckerspiegel im Blut zu senken, verfügt der Körper an sich über ein sehr wirksames Hormon, das Insulin. Da bei dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten das Pankreas – auch Bauchspeicheldrüse genannt – nicht mehr mit der Insulinproduktion nachkommt, und ihren Dienst quittiert, kann der Körper ab einem gewissen Zeitpunkt den Insulinspiegel nicht mehr von selbst senken. Erschwerend kommt hinzu, dass die Körperzellen mit der Zeit nicht mehr auf Insulin reagieren, sich also eine Insulinresistenz einstellt.
Die Kombination dieser beiden Faktoren führt zu einem Typ 2 Diabetes. Metformin hilft bei der Senkung des Blutzuckerspiegels. Es gilt mittlerweile als Mittel der Wahl bei der Therapie des Diabetes Mellitus und wird weltweit millionenfach zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt.
Der genaue Wirkmechanismus des Metformin ist noch nicht zu 100% geklärt. Einerseits hemmt Metformin die Neubildung von Zucker im Körper selbst. Diese findet vor allem in der Leber statt. Andererseits wird diskutiert, ob Metformin nicht auch die Zuckeraufnahme im Darm hemmt. Dies würde dazu führen, dass mit der Nahrung aufgenommener Zucker nicht mehr über die Darmwand ins Blut gelangt. Ob Metformin diesen Vorgang tatsächlich hemmt, ist jedoch Gegenstand von Diskussionen.
Manche Bodybuilder verwenden Metformin jedoch, um den Fettanteil ihres Körpers zu senken. Denn sollte Metformin tatsächlich die Zuckeraufnahme im Darm hemmen, wird weniger Zucker zu weniger Fett umgebaut – und der Körperfettanteil sinkt. Die zweifelsfrei hilfreichen Wirkungen des Metformin kann jedoch mit diversen Nebenwirkungen assoziiert sein und sollte nur dann eingenommen werden, wenn eine tatsächliche Indikation, sprich eine Diabetes Typ 2 Erkrankung, vorliegt.
Im medizinischen Alltag spricht man von "sehr häufigen" Nebenwirkungen, wenn die entsprechende Nebenwirkung bei einer von zehn, bis minimal einer von hundert Testpersonen aufgetreten ist. Dies entspricht jeder zehnten bis jeder hundertsten Testperson, oder auch 1-10% aller Patienten.
Eine sehr häufige Nebenwirkung des Metformins betrifft den Gastrointestinaltrakt, kurz Verdauungstrakt. Sehr häufig treten hier Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, und Durchfall auf. Auch kann es zu Appetitverlust kommen. Auf Grund dieses Appetitverlustes wurde Metformin übrigens auch zur Therapie übergewichtiger Jugendlicher eingesetzt – leider jedoch ohne Erfolg. Die gastrointestinalen Nebenwirkungen können vermieden werden, indem die Dosis langsam gesteigert wird. Auch verschwinden sie oft im Laufe der Therapie.
Weitere Nebenwirkungen betreffen die Haut. Bei weniger als einer von 10.000 Testpersonen kam es zu Hautreaktionen, wie Erythemen (Rötung der Haut)und Urtikaria kommen. Urtikaria, auch Nesselsucht, äußert sich in quaddelförmigen Ausschlägen, die denen nach Hautkontakt mit einer Brennnessel sehr ähnlich sind. Der Ausschlag kann mit einem starken Juckreiz einhergehen. Kratzen an der Haut, oder den Quaddeln selbst bringt nur kurzfristige Linderung, und verschlechtert die Symptomatik auf Dauer. Hier muss einerseits das Metformin abgesetzt werden. Andererseits hilft gegen den Juckreiz eine Kühlung der Haut, sowie spezielle Salben. In jedem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden, da die Metformin Therapie ohnehin umgestellt werden sollte. Die Inzidenz für diese Reaktionen der Haut liegt jedoch bei unter 0,0001%. Wenn 10.000 Personen Metformin einnehmen, ist im Schnitt maximal eine Person davon betroffen.
In sehr seltenen Fällen wirkt sich Metformin auch auf das Nervensystem aus: Es kann durch die gehemmte Neubildung von Glukose (also Zucker) zu einer vermehrten Bildung von Laktose kommen. Daraus resultiert in sehr seltenen Fällen eine sogenannte Laktatazidose, also eine Übersäuerung durch Laktat. Bei sehr langer Anwendung des Metformins kann es ebenfalls in sehr seltenen Fällen zu einer verminderten Aufnahmefähigkeit von Vitamin B12 kommen. Vitamin B12, oder auch Cobalamin wird zur Zellteilung, und Blutbildung benötigt, und ist daher essentiell für den Körper. Es kann jedoch im Bedarfsfall künstlich substituiert werden.
Weitere Nebenwirkungen finden sich an Leber und Galle: In sehr seltenen Fällen, also mit einer Inzidenz von 1 zu 10.000 kann es zu Hepatitis, oder gestörter Funktion der Leber kommen. Diese war jedoch nach Absetzen des Metformins reversibel. Bei der Leber handelt es sich ohnehin um ein äußerst widerstandsfähiges, und regenerables Organ.
Die oben genannte durch Metformin ausgelösten Nebenwirkungen wurden durch doppelblinde Studien, mit mehr als 10.000 Teilnehmern untersucht, getestet und ausgewertet. Insgesamt ist das Nebenwirkungsspektrum des Metformins jedoch vergleichsweise gering. Eine sehr selten auftretende, gefürchtet Komplikation stellt jedoch die Laktatazidose dar, weitere Informationen dazu folgen unter der Rubrik „Komplikationen“.
Bei einer Einnahme von Metformin kann es in sehr seltenen Einzelfällen zu einer Laktatazidose kommen. Grund dafür ist, dass die Zuckerneubildung in der Leber gestört wird. Statt handelsüblichem Zucker (Glukose), wird Laktat produziert. Metformin hemmt nämlich einen Zelltransporter, der Bausteine in die Zelle bringt, die dort zur Glukosebildung gebraucht werden. In der Folge entsteht dort nicht Glukose, sondern Laktat. Laktat ist ein „Säure Ion“ der Milchsäure. Zu viel Milchsäure führt – wie der Name bereits vermuten lässt – zu einer Übersäuerung des Körpers. Dadurch sinkt der pH-Wert des Körpers, und es kommt zu einer gefürchteten Komplikation: Der Laktatazidose.
Eine Laktatazidose bezeichnet also eine Übersäuerung des Körpers durch Laktate. Der Körper reagiert sehr sensibel auf Verschiebungen seines pH – Wertes. Kleinste Schwankungen können bereits zu einem Schock und Nierenversagen führen. Daher ist bei einer Metformin-Therapie die Kontrolle der Nierenwerte besonders wichtig. Die Niere ist für die Ausscheidung von Giftstoffen im Körper zuständig. Sie produziert den Harn, der Wasser und Abfallstoffe enthält. Auch Laktat kann über die Niere ausgeschieden werden – allerdings nur, wenn diese über eine entsprechende hohe Ausscheidungsleistung verfügt. Eine eingeschränkte Nierenfunktion mit einer Filtrationsrate von unter 45 ml pro Minute stellt daher eine Kontraindikation zu einer Metformintherapie dar. Generell sind alle Situationen, die zu einer Übersäuerung des Körpers führen zu vermeiden.
Neben Schock und Nierenversagen, kann es bei schwacher Ausprägung auch zu Muskelschmerzen kommen. Leistungssportler sind davon häufig betroffen: Wenn am Ende des Tages die Muskeln „übersäuert“ sind, ist damit nichts anderes gemeint, als dass sich zu viel Säure in den Muskeln angesammelt hat, und deren Funktion beeinträchtigt. Die Muskeln fühlen sich dann steinhart an. Diese Erfahrung können besonders ungeübte Kletterer machen, die ein- oder zwei Stunden an der Kletterwand verbracht haben. Für den Rest des Tages ist mit den Muskeln nichts mehr anzufangen, und am nächsten Tag erwarten einen heftige Muskelschmerzen, gerne auch als "Muskelkater" bezeichnet. Diese Art von Muskelschmerz kann als Folge einer Laktatazidose am ganzen Körper auftreten.
Eine Azidose geht zudem auch mit einer tiefen, verstärkten Atmung einher. Für Außenstehende kann dies den Eindruck von Atemnot beim Betroffenen erwecken. Tatsächlich ist diese als „Kußmaul-Atmung“ bezeichnete Atmung potentiell lebensbedrohlich. Sie ist ein Weg des Körpers, sich gegen die zunehmende Übersäuerung zur Wehr zu setzen. Durch die tiefe Atmung wird vermehrt CO2 abgeatmet, wodurch das Säure-Base-Gleichgewicht im Körper in Richtung basisch – also quasi „süß“ – verschoben wird. Der Geruch der Atemluft ist bei Betroffenen typischerweise acetonisch (Geruch ist ähnlich dem Geruch von Nagellackentferner), was im Notfall ein entscheidender Hinweis sein kann.
Leider ist es damit nicht getan: Es gibt auch andere Gründe, die zu einer lebensbedrohlichen Laktatazidose führen können, beispielsweise Alkohol: Ein übermäßiger Alkoholkonsum führt ebenfalls zu einer Übersäuerung des Körpers. Die gleichzeitige Einnahme von Metformin und Alkohol ist kontraindiziert.
Der Alkoholkonsum sollte aber auch aus anderen Gründen vermieden werden: Alkohol enthält sehr viel Zucker, und ist sehr energiereich. Neben den üblichen Nebenwirkungen, die nach langjährigem Alkoholkonsum auftreten können, hilft Alkohol also nicht beim Gewichtsverlust. Der Alkohol treibt den Blutzuckerspiegel in die Höhe, und verursacht Hunger. Also genau das Gegenteil von dem, was man mit der Metformin – Therapie eigentlich erreichen will.
Zu einer erfolgreichen Therapie des Diabetes Typ 2 gehört immer ein Wandel des Lebensstil durch Ernährungsumstellung und Bewegung, besonders im Falle von Übergewicht, oder Adipositas. Daher sollte auf den Konsum von Alkohol bestenfalls komplett verzichtet werden. Gegen ein Glas Sekt zum Geburtstag spricht natürlich nichts, denn nicht jeder Schluck Alkohol führt unmittelbar zur Laktatazidose. Unabhängig davon sollte der Alkoholkonsum mit einer Mahlzeit kombiniert werden.
Eine Laktatazidose ist prinzipiell ein sehr seltenes Ereignis, und tritt nur in weniger als 1 von 10.000 Fällen nach Metformin Einnahme auf. Allerdings erhöht sich das Risiko, bei Alkoholkonsum, bei schlechter Nierenfunktion, und bei allgemeiner Überempfindlichkeit gegen Metformin. So lange jedoch die Therapie so erfolgt, wie vom Arzt verordnet, besteht nur ein sehr geringes Risiko.
Weitere Wirkungen die sich bei der Einnahme von Metformin zeigten und über die sich einige Diabetes Typ 2 Patienten sicherlich freuen werden, wurden in Studien aus dem Jahre 2009 bekannt: So steht Metformin im Verdacht, das allgemeine Krebsrisiko deutlich – um bis zu ein Drittel - zu senken. Weitere, groß angelegte Studien mit über 100.000 Probanden zeigten im Jahr 2011, dass eine Metformin Einnahme zu einem deutlich verminderten Risiko für Enddarmtumoren führte. Wieso Metformin das Tumorrisiko reduziert ist bislang unbekannt. Die Ursache hierfür soll in weiterführenden Studien untersucht werden.
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