Sulfonylharnstoffe regen die Bauchspeicheldrüse dazu an, vermehrt Insulin freizusetzen, wodurch der Blutzucker gesenkt wird. Die Wirkung von Sulfonylharnstoffen wird durch Alkohol erhöht. Am Anfang einer Therapie mit Sulfonylharnstoffen können Magen-Darm-Probleme und Bewusstseinsstörungen auftauchen.
Medikamente Diabetes mellitus, Diabetesmedikamente, Glibenclamid (z.B. Euglucon ®N), Glimepirid (z.B. Amaryl®), Gliquidon (z.B. Glurenorm®)
Sulfonylharnstoffe regen die Bauchspeicheldrüse dazu an, vermehrt Insulin freizusetzen. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die Betazellen der Bauchspeicheldrüse überhaupt noch zu einer Eigenproduktion in der Lage sind. Wenn die Bauchspeicheldrüsenfunktion erschöpft ist, helfen auch keine Sulfonylharnstoffe mehr. Spätestens jetzt muß mit einer Insulintherapie begonnen werden.
Glibenclamid (Euglucon ®N) ist unter allen Sulfonylharnstoffen dasjenige mit der stärksten Wirkung und wurde am gründlichsten untersucht. Es wirkt sehr rasch und ist in der Lage, den Blutzuckerspiegel unter die Nüchternnormwerte von 80 bis 110 mg/dl zu senken. Bei unkontrollierter Einnahme kann daher eine Unterzuckerung provoziert werden.
Bei Therapiebeginn mit Glibenclamid sollte die Dosis eingeschlichen werden, um einer Unterzuckerung vorzubeugen. Praktisch heißt das, dass Sie mit einer halben Tablette pro Tag (3,5 mg) mit einer morgendlichen Einnahme vor dem Frühstück beginnen und die Dosis in einem wöchentlichen Intervall langsam steigern. Die Maximaldosis liegt bei Glibenclamid bei 3 mal 3,5 mg (3 ganze Tabletten) pro Tag. Die morgendliche Gabe bzw. die Tablettenaufteilung im Schema 2-1-0 (morgens – mittags - abends) ist anfangs am sinnvollsten, da die Bauchspeicheldrüse nach Einnahme über den Tag hinaus länger stimuliert wird. Wenn Sie die anderen Tabletten immer zu den Hauptmahlzeiten einnehmen, keine eigene Dosisvariation vornehmen und keine Diät durchführen, besteht in aller Regel keine Unterzuckerungsgefahr.
Wenn Sie in einer Blutzuckermessung zu niedrige Zuckerwerte feststellen, sollten Sie natürlich keine weiteren Tabletten einnehmen. In diesem Fall sollte eine längerfristige Dosisanpassung durch Ihren Arzt erfolgen. Besonders durch die abendliche Gabe und einem kleinen Abendbrot kann es zu nächtlichen Unterzuckerungen (Hypoglykämien) kommen.
Wenn die Maximaldosis von 3 mal 3,5 mg pro Tag erreicht wurde und trotzdem keine wünschenswerte Blutzuckereinstellung gelingt, muß eine Insulintherapie erwogen werden. Nach verschiedenen Studien kann man heute bereits voraussagen, dass nach einer Glibenclamidtherapie von ca. 6 Jahren die Insulinreserven der Bauchspeicheldrüsen erschöpft sind und eine Insulintherapie notwendig wird. Zögern Sie diesen Zeitpunkt nicht unnötig hinaus, um Folgeschäden durch die erhöhten Blutzuckerwerte unbedingt zu vermeiden. Eine regelmäßige Blutzuckerkontrolle durch Ihren Hausarzt ist daher bei einer Therapie mit Glibenclamid besonders sinnvoll.
Die empfohlene Dosierung sieht folgendermaßen aus:
Am Anfang wird mit einer halben Tablette am Morgen begonnen.
Am Anfang wird mit einer Tablette am Morgen begonnen.
Am Anfang wird mit 15 mg bzw. einer halben Tablette begonnen.
Alle drei Monate wird Ihr Arzt überprüfen, ob die aktuelle Dosierung einerseits den erwünschten blutzuckersenkenden Effekt bewirkt und andererseits keine unnötigen Unterzuckerungen hervorruft. Bei einer akuten Lebensstiländerung, starker körperlicher Belastung bei Sport oder Krankheit oder auch Bettlägrigkeit muß eine Dosisanpassung erfolgen. Sie dürfen sogar bei außergewöhnlichen Belastungen eine eigenmächtige Dosisreduzierung vornehmen, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Bei Fieber und fieberhaften Erkältungskrankheiten hingegen ist der Insulinbedarf des Körpers erhöht, eine Dosisanpassung im Sinne einer Erhöhung der Sulfonylharnstoffdosis ist dann sinnvoll.
Alkohol verstärkt die Wirkung von Sulfonylharnstoffen! Das Risiko für eine Unterzuckerung steigt an. Außerdem können andere Nebenwirkungen wie Herzklopfen, Kopfschmerzen, Verwirrtheit und Schwindel provoziert werden. Wenn Sie doch Alkohol konsumieren möchten, trinken sie ihn nur zu den Mahlzeiten und in Maßen.
Gerade am Anfang einer Therapie mit Sulfonylharnstoffen können Magen-Darm-Probleme und Bewusstseinsstörungen auftauchen. Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl, Durchfall, Verstopfungen und verschwommenes Sehen sind hierbei keine Seltenheit. Die Nebenwirkungen sind jedoch auf die anfänglichen Blutzuckerschwankungen zurückzuführen und gerade am Anfang kein Grund, die Therapie vorzeitig abzubrechen!
Da unter der Therapie mit Sulfonylharnstoffen die Insulinproduktion stark angekurbelt wird, besteht beim Auslassen von Mahlzeiten oder kohlenhydratarmer Kost stets die Gefahr einer Unterzuckerung. Hierbei kann der Blutzuckerspiegel für längere Zeit unter 50 mg/dl absinken. Jede Hauptmahlzeit sollte daher einen Anteil an Kohlenhydraten (Kartoffeln, Reis, Nudeln Brot) enthalten, um solche Unterzuckerungen zu vermeiden.
Sulfonylharnstoffe können die Blutbildung beeinträchtigen, was mit andauernder Müdigkeit und Konzentrationsschwäche einhergeht. Außerdem können Sulfonylharnstoffe Allergien, Juckreiz und Schwellungen der Haut hervorrufen. Wenn Sie solche oder ähnliche Symptome bemerken, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen.
Sulfonylharnstoffe können wie andere orale Antidiabetika die Leber schädigen. Ihr Arzt wird daher mindestens alle 6 Monate Ihre Leberwerte kontrollieren.
Sulfonylharnstoffe dürfen bei Überempfindlichkeit gegen Arzneimittel vom Sulfonamidtyp nicht eingenommen werden. Dazu zählen Antibiotika, die bei Harnwegsinfektionen eingesetzt werden (Cotrimoxazol). Einige Medikamente gegen Bluthochdruck (Diuretika) haben eine ähnliche Herkunft und wurden von manch einem aufgrund einer Überempfindlichkeit wieder abgesetzt. Ihr Arzt wird Sie auf einige dieser Medikamente direkt ansprechen um Ihre Verträglichkeit zu überprüfen.
Sulfonylharnstoffe sollten grundsätzlich bei Erkrankungen der Leber, Niere und des Herzens nicht eingesetzt werden. Durch die regelmäßigen ärztlichen Kontrollen der Blutwerte brauchen Sie sich wegen möglicher Organverschlechterungen allerdings keine Sorgen machen.
Blutdrucksenkende Medikamente wie Betablocker (Metoprolol, Bisoprolol) oder ACE-Hemmer (Enalapril, Verapamil, Captopril, Ramipril, Lisinopril) können die Wirkung von Sulonylharnstoffen verstärken.
Hormonpräparate und Schilddrüsenmedikamente beeinflussen die Wirkung zusätzlich. Es gibt allerdings keine Wechselwirkungen, die eine Therapie mit Sulfonylharnstoffen absolut verbietet. Ihr Arzt wird individuell auf Ihr Medikamentenschema eingehen und ein Kosten-Nutzen-Verhältnis bei der Therapie mit Sulfonylharnstoffen vornehmen.