Glinide fördern die Insulinfreisetzung aus der Bauchspeicheldrüse. Auch unter der Therapie mit Gliniden Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit und Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung auftreten.

Glinide

Synonyme im weiteren Sinne

Diabetesmedikamente, Medikamente Diabetes mellitus, Repaglinid (z.B. Novonorm®) und Nateglinid (z.B. Starlix®)

Wie wirken die Glinide Repaglinid (z.B. Novonorm®) und Nateglinid (z.B. Starlix®)

Repaglinid (Novonorm®) und Nateglinid (Starlix®) fördern die Insulinfreisetzung aus der Bauchspeicheldrüse. Voraussetzung dafür ist, dass die Bauchspeicheldrüse selbst noch Insulin produzieren kann. Wenn der Blutzuckerspiegel durch das freigesetzte Insulin abgesunken ist, lässt die Wirkung der Medikamente nach.

Die Wirkung der Glinide ist relativ kurz und liegt bei ca. 4 Stunden. Glinide können daher sehr flexibel eingesetzt werden. Die Einnahme erfolgt jeweils eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten. Eine Unterzuckerung ist aufgrund der kurzfristigen Einnahme vor den Mahlzeiten kaum möglich.

Hinweis: Glinide

Es gilt: „Kein Essen - keine Glinid-Tablette!“.

Dosierung

Zu Beginn gibt man unter einer Therapie mit Repaglinid 3 mal am Tag 0,5 mg und steigert die Dosis auf maximal 3 mal 2 mg am Tag. Bei Nateglinid liegt die Dosis bei 3 mal täglich 120 mg.

Wenn nach den Mahlzeiten der Blutzuckerspiegel stark ansteigen sollte, kann auch hier noch eine Tablette eingesetzt werden und der Spiegel im Nachhinein gesenkt werden.

Repaglinid ist sehr wirkungsvoll und kann als alleiniges Medikament zur Blutzuckersenkung eingesetzt werden. Eine Kombination mit Metformin verstärkt die blutzuckersenkende Wirkung und ist im individuellen Fall manchmal sinnvoll. In der Praxis wird Nateglinid mit Metformin kombiniert, da der blutzuckersenkende Effekt geringer ist als bei anderen oralen Antidiabetika.

Nateglinid ist eine hervorragende Ergänzung, wenn bereits die Höchstdosis von Metformin eingenommen wird und eine alleinige Gabe den Blutzuckerspiegel nicht mehr ausreichend senken kann.

Da Glinide noch zu einer relativ jungen Substanzklasse der oralen Antidiabetika gehören, sind die Studien in der Hinsicht noch nicht aussagekräftig genug. Ob längerfristige Diabetes-Schäden durch die alleinige Gabe von Repaglinid wirklich verhindert werden können, ist noch ungewiss. Es zeigte sich lediglich, dass eine alleinige Gabe von Gliniden keine gute Blutzuckereinstellung erreichte. In vielen Fällen wird daher eine Kombination mit anderen Medikamenten sowie Insulin empfohlen.

Nebenwirkungen

Wie bei anderen oralen Antidiabetika können auch unter der Therapie mit Repaglinid (Novonorm®) oder Nateglinid (Starlix®) Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit und Erbrechen sowie Durchfall oder Verstopfung auftreten.
Bei 10 Prozent der Behandelten mit Gliniden traten Kopfschmerzen und diffuse Sehstörungen auf, die auf stark schwankende Blutzuckerspiegel zurückgeführt wurden.

Unter der Therapie mit Repaglinid (Novonorm®) oder Nateglinid (Starlix®) sollten die Leberwerte mindestens halbjährlich kontrolliert werden, da die Medikamente die Leberfunktion beeinträchtigen können.

Gegenanzeigen

Bei schlechten Leberwerten und eingeschränkter Leberfunktion dürfen Repaglinid (Novonorm®) oder Nateglinid (Starlix®) nicht eingenommen werden. Bei starken Blutzuckerwerten (über 300 mg/dl) ist eine Therapie mit Repaglinid (Novonorm®) oder Nateglinid (Starlix®) ebenfalls nicht angezeigt. Hier müssen andere Therapieformen herangezogen werden.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Medikamente, die bei Bluthochdruck eingesetzt werden (ACE-Hemmer: Enalapril, Verapamil, Captopril, Ramipril, Lisinopril), verstärken die Wirkung von Gliniden und können gerade kurz nach den Mahlzeiten eine Unterzuckerung begünstigen. Ihr Arzt wird dies berücksichtigen und eine für Sie angemessene Dosis herausfinden. Auch andere blutdrucksenkende Mittel aus der Gruppe der Beta-Rezeptoren-Blocker (Atenolol, Metoprolol, Bisoprolol) sowie einige Mittel bei Depressionen (Moclobemid) können die Wirkung von Gliniden verstärken und zu einer Unterzuckerung führen. Auch einige Schmerzmittel, die bei hoher Dosierung zum Beispiel im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung eingenommen werden (Acetylsalicylsäure über 3 Gramm pro Tag), können die Wirkung von Gliniden verstärken.

Kortisonhaltige Medikamente, die im Rahmen von chronischen, rheumatischen Erkrankungen sowie bei Asthma und chronischer Bronchitis (COPD) gegeben werden, können die Wirkung von Gliniden abschwächen. Das gleiche gilt für Medikamente, die die Bronchialmuskulatur weiten (Beta-Mimetika: Fenoterol, Formoterol, Salbutamol, Salmeterol, Terbutalin) und für Diuretika, die bei Bluthochdruck verordnet werden (Hydrochlorothiazid, HCT, Indapamid, Xipamid). Bei diesen Medikamenten müssen Sie unbedingt bei Therapiebeginn mit Repaglinid (Novonorm®) oder Nateglinid (Starlix®) den Blutzucker regelmäßig kontrollieren, damit Ihr Arzt gegebenenfalls mit einer Dosisanpassung reagieren kann.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.05.2008 - Letzte Änderung: 18.09.2024