Extrasystole

Definition

Synonyme: Herzstolpern, Aussetzer des Herzens, Herzklopfen, Herzrasen, Palpitation,

(engl.): premature ventricular contractionn (PVC), extrasystole

Eine Extrasystole ist eine Aktion des Herzens, die außerhalb des normalen Schlagrhythmus des Herzens auftritt. Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort für Zusammenziehen ab und beschreibt in der medizinischen Fachsprache das Zusammenziehen eines Hohlorganes.

Daher bezeichnet eine Extrasystole eine zusätzliche Herzaktion, die außerhalb des normalen Schlagrhythmus des Herzens auftritt. Extrasystolen kommen sehr häufig auch bei gesunden Menschen vor und werden teilweise gar nicht bemerkt. Nur ein Teil der Betroffenen, die die Extrasystolen als „Herzstolpern oder Herzaussetzer“ wahrnehmen, fühlen sich dadurch krank. Deshalb sollten Herzrhythmusstörungen und die ggf. vorliegende Ursache bei vorhandenen Beschwerden immer ärztlich abgeklärt werden. Generell kommen Extrasystolen häufiger bei jungen Menschen vor.

Symptome & Diagnose

Welche Anzeichen deuten auf eine Extrasystole?

Die Symptome der ventrikulären Extrasystolen sind ähnlich denen der supraventrikulären Extrasystolen, daher haben die Betroffenen oft keine Symptome. Je nach Ausprägung der ventrikulären Extrasystolen bemerken die Betroffenen häufig ein Herzstolpern oder ein Herzaussetzen, besonders dann, wenn es durch die Extrasystole zu einer kompensatorischen Pause kommt. Bei stärker ausgeprägten ventrikulären Extrasystolen kann es vermehrt zu

  • Bewusstseinsstörungen
  • Schwindel
  • Schwäche oder Ohnmacht (Synkopen)

kommen, da durch die unregelmäßige Schlagaktion des Herzens eine ausreichende Versorgung des Organismus mit Blut nicht mehr gewährleistet werden kann. In sehr seltenen Fällen können ventrikuläre Extrasystolen auch zu Kammerflimmern und plötzlichem Herztod führen, häufiger ist dies aber mit vorher aufgetretenen Herzinfarkten oder anderen Herzkrankheiten vergesellschaftet.

Wie wird eine Extrasystole diagnostiziert?

Die Diagnose der Extrasystolen erfolgt fast ausschließlich über EKG und Langzeit-(24h)-EKG. Die mögliche organische Ursache von Extrasystolen kann nur durch ein EKG geklärt werden. Häufig werden auch Belastungs–EKGs verwendet, um zu verifizieren, ob die Extrasystolen nur unter Belastung auftreten oder davon unabhängig sind.

Ähnliche Beobachtungen können in einem 24h-Langzeit-EKG gemacht werden. Hierbei wird die Herzaktivität über 24 Stunden aufgezeichnet und die Patienten zusätzlich gebeten, genau aufzuschreiben, was sie zu welcher Zeit gemacht haben und wann und ob sie Extrasystolen beispielsweise als Herzstolpern oder Herzrasen bemerkt haben. Dadurch können Aussagen darüber gemacht werden, ob Extrasystolen und bestimmte Verhaltensweisen, beispielsweise der morgendliche Genuss von Kaffee, in einem ursächlichen Zusammenhang zueinander stehen.

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Anhand des Langzeit-EKGs können die ventrikulären Extrasystolen nach der LOWN-Klassifikation eingeteilt werden. Weiterhin kann die Diagnose durch Ergometrie oder einer Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie) weiter gesichert werden.

Die genaue Diagnostik von Extrasystolen wird allerdings nur unter bestimmten Kriterien angestrebt. Wenn Extrasystolen besonders häufig auftreten (mehr als 30x pro Stunde), eine Herzerkrankung zugrunde liegt oder die Extrasystolen Beschwerden auslösen, ist es sinnvoll, die Extrasystolen genauer zu untersuchen.

Im EKG können sich Extrasystolen verschieden darstellen, je nachdem, zu welchen Zeitpunkt sie relativ zur normalen Herzerregung auftreten. Normalerweise erkennt man Extrasystolen im EKG daran, dass sich ein weiterer QRS-Komplex, also ein weiterer Herzschlag, deutlich außerhalb des normalen Herzrhythmus befindet.

Je nachdem, ob es sich dabei um monomorphe oder polymorphe ventrikuläre Extrasystolen handelt, können die zusätzlichen QRS-Komplexe unterschiedlich verändert und verzerrt sein. Folgt eine Extrasystole kurz nach dem eigentlichen Herzschlag, so kommt es anschließend häufig zu einer kompensatorischen Pause, was bedeutet, dass ein normaler Herzschlag nicht stattfinden kann, da das Herz noch durch die Extrasystole erregt ist. Im EKG erkennt man dies durch eine im Vergleich zum eigentlichen Rhythmus größeren Lücke zwischen zwei normalen Erregungen und einer dazwischen liegenden Extrasystole.

Behandlung

Sowohl bei supraventrikulären als auch bei ventrikulären Extrasystolen sollte eine Vermeidung von Stoffen angestrebt werden, die diese Extrasystolen auslösen können. Steht die Entstehung der Extrasystolen in Verbindung mit dem Genuss von Koffein, Nikotin, Alkohol oder Drogen, so sollten diese Genussmittel gemieden werden. Auch Situationen, die nach entsprechender Selbstbeobachtung als Ursachen für Extrasystolen ausgemacht werden konnten, sollten vermieden werden.

1. Therapie Supraventrikuläre Extrasystolen (SVES)

Die supraventrikulären Extrasystolen bedürfen keiner Behandlung, solange der Patient gesund ist und über keine weiteren Beschwerden klagt. Falls eine Herzerkrankung als Ursache für die supraventrikulären Extrasystolen ausgemacht werden kann, so sollte das Ziel sein, die Herzerkrankung kausal zu behandeln, damit dadurch auch die Extrasystolen wieder verschwinden.

Zusätzlich dazu sollte der Kaliumhaushalt überprüft werden, da Abweichungen von der Norm auch supraventrikuläre Extrasystolen (SVES) auslösen können. Auch Medikamente, die am Herzen wirken, wie beispielsweise Digitalispräparate, sollten evtl. neu eingestellt werden, wenn der Patient über Extrasystolen klagt.

Supraventrikuläre Extrasystolen können in seltenen Fällen auch Herzrasen (Tachykardien) oder Vorhofflimmern auslösen. Ist dies der Fall, so ist eine Behandlung mit Verpamil oder Betablockern notwendig.

Ursachen

Wie bereits erwähnt, treten Extrasystolen häufig bei gesunden Menschen auf, sodass eine genaue Erklärung der Ursachen häufig nur schwer möglich ist. Bei herzgesunden Menschen können beispielsweise

  • emotionale Erregung oder Instabilität
  • starke Übermüdung
  • Genussmittel wie Alkohol, Nikotin oder Koffein
  • Drogenkonsum (Kokain, Amphetamine)

zu vermehrten Extrasystolen kommen.

Auch eine erhöhte Aktivität des Nervus Vagus, welcher das Herz innerviert, kann zu Extrasystolen führen. Dies kann besonders bei sportlich sehr aktiven Menschen auftreten.

Zusätzlich zu dieses Faktoren können Extrasystolen aber auch organische Ursachen am Herzen selbst haben. Häufig kommt es im Rahmen von Erkrankungen der Herzkranzgefäße (koronaren Herzerkrankungen), wie beispielsweise Herzinfarkten, zu einer vermehrten Aktivität von Extrasystolen.

Durch einen vorangegangen Herzinfarkt ist häufig Narbengewebe am Herzen entstanden, welches die normale elektrische Erregungsleitung des Herzens blockiert und damit zu Extrasystolen führen kann. Auch Erkrankungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien) sowie Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis) können eine Ursachen von Extrasystolen sein.

Allerdings können auch Ursachen außerhalb des Herzens für Extrasystolen verantwortlich sein. Eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) beispielsweise kann durch eine erhöhte Menge an Schilddrüsenhormonen in der Blutbahn vermehrt Extrasystolen verursachen, da dieser Status mit einer permanenten Erregung des Organismus vergleichbar ist.

Eine weitere Ursache von Extrasystolen kann eine Elektrolytstörung seine, besonders der Kalium- und Magnesiumhaushalt sollte dabei überprüft werden. Bei Kaliummangel sollten besonders eine Therapie mit entwässernden Medikamenten (Diuretika) überprüft werden, da diese Therapie häufig zu einem Kaliumverlust führen kann und somit auch die Entstehung von Extrasystolen bedingen kann.

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Weitere Medikamente, die Extrasystolen auslösen können, sind beispielsweise Digitalis, Sympathomimetika, Antiarrhythmika oder auch trizyklische Antidepressiva. Bei Verdacht auf medikamentös indizierte Extrasystolen sollten die verwendeten Medikamente stets auf mögliche Nebenwirkungen am Herzen überprüft werden und nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ggf. anders dosiert oder abgesetzt werden.

Prognose

Generell ist die Prognose bei Extrasystolen sehr gut, da sie häufig keinen Krankheitswert haben und auch sehr häufig bei Gesunden vorkommen und keine Beschwerden verursachen. Treten allerdings mehr als 20 Extrasystolen während einer Stunde auf, so sollte auch ohne weitere Symptome ein noch nicht erkanntes Herzleiden als Ursache ausgeschlossen werden.

Liegt allerdings bereits eine organische Ursache den Extrasystolen zu Grunde, so sollte diese identifiziert werden und kausal behandelt werden, um zu verhindern, das sehr starke und gehäuft auftretende Extrasystolen bei einem vorgeschädigten Herz zu Kammerflimmern oder dem plötzlichen Herztod führt.

Weitere Informationen

Anatomie

Das Erregungsleitungssystem des Herzens erhält normalerweise seinen Impuls zum Herzschlag vom Sinusknoten, welcher im rechten Vorhof des Herzens liegt. Ist der Herzrhythmus normal, so geht dieser vom Sinusknoten aus und wird deswegen auch als Sinusrhythmus bezeichnet.

Über die Herzmuskelzellen im Vorhof wird die elektrische Erregung des Herzens weiter in den AV-Knoten (Atrioventrikularknoten) geleitet, welcher genau am Übergang von Herzvorhöfen zu Herzkammern liegt. Der AV–Knoten leitet die Erregung dann über die His-Bündel in die beiden Tawara-Schenkel weiter, von wo aus die Herzkammern elektrisch erregt werden und somit der Herzschlag komplett ist.
Dieses komplizierte elektrische Leitungssystem des Herzens kann durch verschiedene Ursachen aus dem Gleichgewicht geraten, beispielsweise durch zusätzliche Herzschläge (Extrasystolen), die außerhalb des normalen Rhythmus entstehen.

Aufgrund der Anatomie des elektrischen Leitungssystems des Herzens kann man je nach Ursprungsort der Extrasystolen zwischen Extrasystolen unterscheiden, die in den Herzvorhöfen (Herzatria) entstehen (Supraventrikuläre Extrasystolen, kurz SVES) und Extrasystolen, die in den Herzkammern (Herzventrikeln) entstehen (Ventrikuläre Extrasystolen, kurz VES).

Durch die Extrasystolen kann der eigentliche Rhythmus des Herzens entweder unbeeinflusst bleiben oder verschoben werden. Dies hängt davon ab, zu welchem Zeitpunkt im normalen Schlagrhythmus eine Extrasystole auftritt.

Formen von Extrasystolen

1. Supraventrikuläre Extrasystolen (SVES, Vorhofextrasystolen)

Eine Supraventrikuläre Extrasystole entsteht in den Herzvorhöfen, genauer gesagt noch bevor der elektrische Impuls des Herzschlages die His-Bündel, eine besondere Faserart im Herzen, erreicht. Somit entstehen Supraventrikuläre Extrasystolen im oberen Teil des Herzens.

Sie können entweder in den Herzmuskelzellen des Vorhofs (Atrium) entstehen und werden daher auch als atriale Extrasystolen bezeichnet, oder sie enstehen im AV-Knoten (Atrioventrikularknoten) und werden dann als nodale Extrasystolen bezeichnet.

Supraventrikuläre Extrasystolen erzeugen meist keine Symptome und werden daher von den Patienten häufig nicht wahrgenommen. Gelegentlich werden die Supraventrikulären Extrasystolen auch als Herzstolpern, Herzklopfen oder Herzrasen bemerkt und es kann in seltenen Fällen auch zu

Häufig allerdings werden Supraventrikuläre Extrasystolen erst im Rahmen einer EKG-Untersuchung des Herzens entdeckt und anschließend beim sonst gesunden Menschen nicht weiter behandelt.
 

2. Ventrikuläre Extrasystolen (VES, Kammerextrasystolen)

Bei einer ventrikulären Extrasystole ensteht die Extrasystole im Gewebe der Herzkammern. Man spricht auch davon, dass diese zusätzlichen Herzschläge im ektopen Gewebe entstehen. (Ektop bedeutet, dass von diesem Gewebe normalerweise keine elektrischen Impulse ausgehen, da dieses Gewebe außerhalb der normalen Schrittmacherstruktur des Herzens liegen.)

Diese Extrasystole hat also einen anderen Ursprungsort als bei einem normalen Herzschlag, der im Sinusknoten entsteht. Ventrikuläre Extrasystolen werden je nach Art der Ausprägung in unterschiedliche Kategorien unterteilt. Monomorphe (monotope) Extrasystolen bezeichnen solche Ventrikulären Extrasystolen, die in der EKG–Ableitung immer gleich aussehen. Diese Form der ventrikulären Extrasystolen treten häufig bei Gesunden auf, können aber auch einen Krankheitswert haben.

Polymorphe Extrasystolen bezeichnen solche Ventrikulären Extrasystolen, die in der EKG-Ableitung unterschiedliche Formen annehmen, so dass keine Regelmäßigkeiten erkennbar sind. Ärzte sprechen dann häufig von einem unregelmäßig verformten QRS–Komplex, einer Fachbezeichnung für die im EKG sichtbare Herzerregung. Diese unterschiedlichen Kammerkomplexe haben immer einen Herzmuskelschaden als Ursache.

Das Herzmuskelgewebe des Herzens ist durch die Narben geschädigt, wodurch sich die normale Erregungsleitung nicht mehr ungehindert ausbreiten kann. Durch diese Unregelmäßigkeiten in der elektrischen Weiterleitung können im ektopen Gewebe neue elektrische Impulse entstehen, die dann eine ventrikuläre Extrasystole auslösen können.

Zusätzlich zu dem Ursprung der Extrasystolen werden Ventrikuläre Extrasystolen auch nach dem Bezug zum normalen Herzschlag eingeteilt. Man unterscheidet dabei Bigeminus bzw. Trigeminus sowie Salven. Bei dem Bigeminus folgt auf eine normale Herzaktion immer eine Extrasystole, bei dem Trigeminus folgen auf eine normale Herzaktion immer zwei Extrasystolen. Diese beiden Extrasystolen, die auf die normale Herzaktion folgen, bezeichnet man auch als Couplets.

Folgen auf eine normale Herzaktion drei oder mehr Extrasystolen ohne normale Herzaktion dazwischen, so spricht man von einer Salve. Durch diese Arten der Extrasystolen kann es zu einem Pulsdefizit kommen. Dies geschieht dann, wenn die Extrasystole noch während des eigentlichen Herzschlages auftritt. Dadurch kann sich das Herz nicht richtig mit Blut füllen und das Schlagvolumen des Herzens ist geringer. Wegen des geringen Schlagvolumens kommt die Pulswelle beispielsweise nicht mehr am Arm des Patienten an, sodass dort kein Puls gefühlt werden kann. Dann spricht man von einem Pulsdefizit, da es pro Minute mehr Herzschläge gibt als messbare Pulswellen an den Extremitäten.

Je nach dem Zeitpunkt des Auftretens der ventrikulären Extrasystolen kann der Rhythmus des Herzschlages gleich bleiben oder verschoben werden. Liegt eine Extrasystole nah an dem darauf folgenden Herzschlag, so kann dieser Herzschlag nicht ausgeführt werden. Das Herz ist noch nicht bereit, erneut erregt zu werden, es befindet sich noch in der Refraktärzeit. Dadurch fehlt ein Herzschlag und es entsteht eine sogenannte kompensatorische Pause, die zwar keinen Krankheitswert haben muss, von den Patienten aber häufig als Herzstolpern oder Herzaussetzer wahrgenommen wird.

Ventrikuläre Extrasystolen werden nach der Lown-Klassifikation eingeteilt. Diese Klassifikation beruht auf dem Auftreten von Ventrikulären Extrasystolen im 24h–Langzeit–EKG und unterteilt die ventrikulären Extrasystolen in einfache und komplexe VES. Beim sog. R-auf-T-Phänomen fällt die Extrasystole in eine gefährliche Phase des normalen Herzschlages und es kann zu Kammerflimmern kommen, weswegen diese Form der Extrasystole die gefährlichste aller Formen ist.

Ventrikuläre Extrasystolen bei Gesunden bedürfen ebenfalls keiner Behandlung. Besonders eine Form der Ventrikulären Extrasystolen, die bei erhöhter Belastung wieder verschwinden (overdrive Suppression) wird als besonders harmlos eingestuft und bedarf deswegen keiner Behandlung. Klagt der Patient trotz fehlender organischer Ursache aber über eine Einschränkung der Pumpfunktion des Herzens durch die Extrasystolen oder fühlt sich subjektiv dadurch beeinträchtigt, so ist eine medikamentöse Therapie indiziert.

Werden die ventrikulären Extrasystolen allerdings durch organische Herzerkrankungen verursacht, so bedarf es einer kausalen Therapie der zu Grunde liegenden Erkrankung. So sollte nach einem Herzinfarkt eine schnelle Revaskularisierungsmaßnahme ergriffen werden, beispielsweise durch eine schnelle Intervention im Herzkatheterlabor, so dass keine bleibenden Schäden mit Narbengewebe am Herzmuskel verbleiben, der ventrikuläre Extrasystolen auslösen könnte.

Ähnlich wie bei den supraventrikulären Extrasystolen können die ventrikuläre Extrasystolen auch durch Entgleisungen im Magnesium- und Kaliumhaushalt entstehen. Ist dies als Ursache identifiziert, so sollten die Magnesium- und Kaliumwerte auf einen hoch normalen Serumwert eingestellt werden, also einen Wert, der an der oberen Grenze der Norm liegt. Zusätzlich dazu müssen auch hier Medikamente als Ursache der ventrikulären Extrasystolen ausgeschlossen werden, die am Herz wirken.

Besonders bei der Therapie mit Digitalispräparaten kommt es häufig bei vorgeschädigten Herzen zu einer Überdosierung, welche dann wieder Extrasystolen auslösen kann. Hier sollte bedacht werden, dass ein Herz umso weniger Digitalispräparate verträgt, je stärker geschädigt es bereits ist. Deswegen kann es helfen die Digitalisdosis zu reduzieren, damit die ventrikulären Extrasystolen verschwinden.

Eine Therapie mit Antiarrhythmika ist nur dann indiziert, wenn der Patient ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod besitzt. Dies kann passieren, wenn der Patient unter Kammerflimmern leidet. Die Medikamentengruppe der Wahl sind dabei Betablocker. Zusätzlich dazu kann ein Defribillator (ICD) implantiert werden, um das Risiko für Kammerflimmern oder einen plötzlichen Herztod zu verringern. In der Regel ist die Implantation eines Herzschrittmachers aber nur bei sehr schweren Rhythmusstörungen notwendig, unter die ventrikuläre Extrasystolen meistens nicht zählen.

LOWN-Klassifikation

  • Einfache VES
    • Grad I: Monomorphe VES unter 30mal pro Stunde
    • Grad II: Monomorphe VES über 30mal pro Stunde
  • Komplexe VES
    • Grad III: Polymorphe VES
    • Grad IVa: Trigeminus/Couplets
    • Grad IVb: Salven
    • Grad V: “R-auf-T-Phänomen”

Extrasystole während sportlicher Aktivität

Sportliche Betätigung ist gesund, hält den Körper und Geist fit und beugt vielen Zivilisationskrankheiten vor. Trotzdem kann es bei sportlicher Anstrengung zu diesen zusätzlichen Schlägen des Herzens kommen.

Viele Menschen erleben Extrasystolen nur während sie Sport treiben, weil die Extraschläge durch den Sport begünstigt werden. Das hat zwei Gründe:

Zum einen herrscht während sportlicher Betätigung ein relativer Sauerstoffmangel im Gewebe, da durch die körperliche Anstrengung mehr Sauerstoff verbraucht wird als in Ruhe. Dieser Sauerstoffmangel kann vermehrt Extrasystolen verursachen, weil dadurch in den Herzmuskelzellen Potentialschwankungen ausgelöst werden können.

Der zweite Grund für das vermehrte Auftreten von Extrasystolen während körperlicher Anstrengung ist die Ausschüttung von Adrenalin, das vom Körper gebraucht wird, um sich an die sportliche Betätigung anzupassen. Adrenalin bewirkt über die Aktivierung des sympathischen Nervensystems am Herzen eine Steigerung der Herzfrequenz und Kontraktilität des Herzmuskels sowie eine Beschleunigung der Reizweiterleitung und Senkung der Erregungsschwelle. Die niedrigere Erregungsschwelle macht das Auftreten von Extrasystolen wahrscheinlicher, da mögliche Potentialschwankungen am Ende einer Herzaktion nun einfacher das nötige Schwellenpotential überschreiten können.

Extrasystolen werden also durch sportliche Aktivität begünstigt, sind aber bei herzgesunden Menschen vollkommen unbedenklich.

Extrasystole nach dem Sport

In vielen Fällen kann der genaue zeitliche Zusammenhang des Auftretens einer Extrasystole bereits dazu beitragen, deren mögliche Ursachen einzugrenzen. So kann beispielsweise ein ausgeprägter Schlafmangel, beziehungsweise starke Übermüdung, auch bei einem eigentlich vollkommen gesunden Menschen zur Entstehung einer Extrasystole führen.

Eine weitere besonders häufige Ursache für das Auftreten einer Extrasystole bei einem eigentlich gesunden Menschen, ist eine erhöhte Aktivität des Nervus vagus. Dieser Nerv ist für die Innervation des Herzmuskels verantwortlich und kann während und nach dem Sport zu einer Extrasystole führen. Der Nervus vagust gilt als größter Nerv des sogenannten Parasympathikus (Ruhesystem) und kann deshalb während und nach dem Sport besonders stark auf die Herzfrequenz einwirken.

Ursache dieses Phänomens ist eine übermäßige Steigerung der vom Nerven zum Herzen führenden Impulse. Nach dem Sport versucht der Körper vom aktivierten Zustand (Sympathikus) in den Ruhemodus (Parasympathikus) zu wechseln. Der Hauptnerv des Ruhesystems wird demnach vermehrt aktiviert.

Personen, die nach dem Sport zu Extrasystolen neigen, kann empfohlen werden, die körperliche Aktivität langsam auslaufen zulassen. Auf diese Weise kann die Umstellung von Sympathikus auf Parasympathikus sehr viel geordneter ablaufen und das Risiko für die Entstehung einer Extrasystole sinkt.

Extrasystole und Stress

Körperlicher, psychischer oder sozialer Stress können alle die Entstehung von Extrasystolen begünstigen. Als Stress bezeichnet man eine Alarmreaktion des Körpers auf bestimmte Situationen. Der Körper antwortet dabei häufig mit einer erhöhten Aktivität des vegetativen Nervensystems und auch einer erhöhten Aktivität der endokrinenen Organe. Dadurch wird auch der körperliche Elektrolyt- und Hormonhaushalt beeinflusst weswegen durch negative Gefühle wie Angst, Depression und unterdrückte Aggressionen vermehrt Extrasystolen entstehen.

Aber auch positiver Stress (Eustress), beispielsweise vor der Geburt eines Kindes, kann durch die erhöhte Erregung des Körpers Extrasystolen verursachen. Generell kann man zusammenfassen, dass jede Art von Stress, sei es positiver Stress (Eustress) oder negativer Stress (Dysstress) durch verschiedene Mechanismen zu Extrasystolen führen kann.

Besonders Patienten mit Herzneurosen haben häufig Probleme mit Extrasystolen, da sie besonders stark auf den eigenen Herzschlag achten und damit gleichzeitig eher Extrasystolen bemerken als nichtneurotische Patienten, andererseits aber durch die Neurose ständig unter Stress stehen, was weitere Extrasystolen bedingen kann.

Extrasystole in der Schwangerschaft

Besonders während der Schwangerschaft kann es zu einem vermehrten Auftreten von Extrasystolen kommen. Diese können ein unangenehmes Gefühl verursachen, sind aber auch hier in der Regel ungefährlich, vor allem dann, wenn sie keine Symptome wie beispielsweise Schwindel verursachen.

Wie bereits oben erwähnt, können Extrasystolen durch verschiedene Dinge wie wenig Schlaf, Stress oder hormonelle Schwankungen ausgelöst werden. All diese Faktoren können während einer Schwangerschaft vorkommen und begünstigen das Auftreten von Extrasystolen.

Besonders am Anfang und gegen Ende der Schwangerschaft kommt es verhältnismäßig häufig zu Extrasystolen. Trotzdem kann man aber auch bei Extrasystolen während der Schwangerschaft häufig keine eindeutige Ursache finden.

Falls die Extrasystolen länger anhalten sollten oder ein unangenehmes Gefühl damit einhergeht, können die Schilddrüsenwerte und Elektrolytwerte bestimmt werden sowie ein EKG geschrieben werden, um eine Elektrolytentgleisung oder eine Schilddrüsenüberfunktion als Ursache der Extrasystolen zu identifizieren und eine organische Ursache auszuschließen.

Diese könnten dann medikamentös behandelt werden, allerdings ist das therapeutische Fenster während der Schwangerschaft gering, weswegen jede Neuverordnung von Medikamenten genau geprüft werden sollte. Treten mehrere Extrasystolen direkt hintereinander auf, so sollte vorsichtshalber ein EKG beim Hausarzt geschrieben werden. Extrasystolen verschwinden häufig nach der Schwangerschaft wieder, können aber auch weiter vorhanden bleiben, dann aber häufig abgeschwächter und seltener.

Weitere Informationen finden Sie auch unter unserem Thema: Herzstolpern und Schwangerschaft.

Extrasystole und Alkohol

Neben anderen Genussmitteln wie Koffein oder Nikotin kann auch vermehrte Genuss von Alkohol zu Extrasystolen führen. Besteht der Verdacht, dass die Extrasystolen besonders durch vermehrten Genuss von Alkohol verursacht werden, so sollte für einige Zeit auf Alkohol verzichtet werden.

Neben dem übermäßigen Alkoholgenuss kann auch ein Alkoholentzug bei Suchtkranken durch den Stress Extrasystolen auslösen. Hierbei gilt es, auftretende Extrasystolen in der Entzugsklinik zu untersuchen, um eine organische Ursache ausschließen.

Zusammenhang mit Magnesium

Magnesium reguliert gemeinsam mit Calcium und Kalium die elektrische Erregbarkeit der Muskelzellen, besitzt somit ebenfalls Einfluss auf die Vorgänge am Herzmuskel.

Ein Blutmagnesiumspiegel im Normbereich von 0,75-1,05mmol/l verhindert eine zu starke elektrische Erregbarkeit und trägt somit zur elektrischen Stabilität der Herzmuskelzellen bei, somit beugt ein Magnesiumspiegel in diesem Bereich Herzrhythmusstörungen vor.

Ein zu niedriger Magnesiumspiegel führt folglich zu einer gesteigerten elektrischen Erregbarkeit, die sich im einfachsten Fall in harmlosen Extrasystolen äußert, aber auch gefährliche Rhythmusstörungen wie Kammerflimmern verursachen kann. Trotzdem sollte niemand aus Angst vor einem Magnesiummangel Nahrungsergänzungsmittel mit Magnesium einnehmen.

Nur ein tatsächlich vom Arzt bestätigter Magnesiummangel sollte zur Einnahme von magnesiumhaltigen Medikamenten führen. Diuretika (die Wasserausscheidung über die Niere fördernde Medikamente) und einige Blutdruckmedikamente können zu einem Magnesiummangel führen. Patienten, die diese Präparate einnehmen, sollten zweimal jährlich ihren Magnesium-Haushalt überprüfen lassen, um Extrasystolen vorzubeugen. Auch herzkranken Patienten wird eine regelmäßige Kontrolle empfohlen, da ihr Herzmuskel sehr viel empfindlicher auf Elektrolytschwankungen reagieren kann.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.10.2013 - Letzte Änderung: 18.09.2024