Enbrel® wird auf Grund seiner anti-inflammatorischen Wirkung häufig bei rheumatoider Arthritis eingesetzt.
Enbrel® enhält den Wirkstoff Etanercept und ist ein rezeptpflichtiges Arzneimittel.
Es ist verfügbar als Injektionsfläschchen mit der Substanz in Form von Trockenpulver, welches zur Herstellung einer Lösung benutzt wird oder als Injektionslösung in Fertigspritzen und- pens.
Etanercept ist ein gentechnologisch hergestelltes Fusionprotein (es besteht aus zwei Proteinen), welches ein anderes menschliches Protein den sogenannten tumour necrosis factor alpha / Tumornekrosefaktor alpha (TNF-a) bindet und somit inaktiviert.
Dieser ist ein wichtiger Initiator und Vermittler der Entzündungsreaktionen im Körper und ist bei entsprechenden Erkrankung erhöht vorhanden. Es ist somit ein anti-inflammatorisches Medikament.
Aufgrund seiner Wirkungsweise wird es bei Erkrankungen eingesetzt, bei der es zu einer überschießenden Entzündungsreaktion kommt. Es wird eingesetzt bei:
mittelschwerer bis schwerer Rheumatoider Arthritis bei Erwachsenen (ab 18 Jahren). Hier kommt es vor allem zur krankhaften Entzündung an den Gelenken. Es wird zusammen mit Methotrexat (MXT), einem Standardmedikament bei rheumatoiden-entzündlichen Krankheiten, eingesetzt, wenn die alleinige Gabe von MXT nicht den gewünschten Behandlungserfolg erbracht hat. Desweiteren kann es auch alleine verordnet werden, falls eine Überempfindlickeit gegen MXT besteht.
Psoriasisarthritis, bei der andere Behandlungen nicht angesprochen haben.
schwerer ankylosierender Spondyloarthritis auch Morbus Bechterew genannt, wenn andere Therapien nicht angeschlagen haben. Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der es zu einer entzündlich bedingten Versteifung der Wirbelsäule kommt.
bestimmten Formen der juvenilen idiopathischen Arthritis (bei Kindern und Jugendlichen), bei der die Ursache der Gelenkentzündung unklar ist. Z.B. gibt man es bei Enthesitis-assozierte Arthrits (Gelenke und Sehenansätze sind beide gleichzeitig betroffen), wenn andere Behandlungsansätze nicht den gewünschten Behandlungserfolg erbrachten oder andere Therapieoptionen nicht geeignet sind.
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Enbrel® kann zur Behandlung von mittelschweren und schweren Formen der Psoriasis (Schuppenflechte) eingesetzt werden. Üblicherweise wird eine Therapie mit dem Medikament jedoch erst dann in Betracht gezogen, wenn andere übliche Behandlungsversuche keine ausreichenden Erfolg erzielt haben.
Allerdings hat sich gezeigt, dass Enbrel® mit seinem Wirkstoff Etanercept vergleichsweise schlecht auf die Hauterscheinungen der Schuppenflechte wirkt.
Unter bestimmten Umständen kann der Einsatz von Enbrel® bei Psoriasis aber dennoch empfohlen werden: Bei der entzündlichen Gelenkerkrankung Psoriasis-Arthritis hat Enbrel® eine nachweislich gute WIrkung.
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Das fertige Arzneimittel wird in seiner üblichen Dosis (25 mg) zweimal wöchentlich verabreicht oder in der doppelten Dosierung ( 50mg) einmal wöchentlich subkutan (unter die Haut). Bei Kindern und Jugendlichen wird meist eine individuelle Dosierung vom Arzt festgelegt.
Es kann unabhängig von den Mahlzeiten verabreicht werden.
Enbrel® gibt es in verschiedenen Dosierungen wobei 25mg oder 50mg in den meisten Fällen verschrieben werden. Meist müssen die Spritzen ein- oder zweimal pro Woche unter die Haut gesetzt werden. Je nach Erkrankung und Begleitumständen des Patienten wird der Arzt die geeignete Dosierung anordnen.
Bei Kindern wird der Arzt die geeignete Dosierung und Dosierintervalle entsprechend des Körpergewichts, des Alters sowie der Erkrankung festlegen. Wichtig ist es, Enbrel® stets genau nach der Anordnung des Arztes anzuwenden und bei Unsicherheit Rücksprache zu halten. Auch wenn die Wirkung des Medikaments als zu stark oder zu schwach wahrgenommen wird, sollte unbedingt Kontakt zum behandelnden Arzt aufgenommen werden.
Falls eine Allergie gegen den Wirkstoff Etanercept oder gegen sonstige Bestandteile des Medikaments besteht, bei einer Blutvergiftung (Sepsis) und bei aktuell bestehenden Infektionen darf es nicht angewendet werden.
Bei folgenden Erkrankungen ist erhöhte Vorsicht und die vorhergehende Information und Aufklärung durch den Arzt angezeigt:
Tuberkulose: Hier kann es zur Reaktivierung oder Neuinfektion mit Tuberkulosebakterien kommen. Eine vorhergehende Abklärung der medizinische Vorgeschichte, ein Röntgen-Thorax und ein Tuberkulintest können vor Einnahme von Enbrel® durchgeführt werden, um das Risiko zu minimieren. Sollte es während der Behandlung zu typischen Symptomen einer Tuberkulose wie langanhaltendem Husten, deutlichem Gewichtsverlust, leicht erhöhtes Fieber und Antriebslosigkeit kommen, sollte umgehend der Arzt verständigt werden.
Granulomatöse Polyangiitis (auch Wegener-Granulomatose): Diese seltenen Immunkrankheit wird, obwohl auch hier eine fehlgeleitete Reaktionen des Körpers gegen sich selbst stattfindet, nicht mit Enbrel® behandelt.
Windpocken, Hepatitis B und Hepatitis C: Bei diesen von Viren verursachten Erkrankungen kann es ähnlich wie bei der Tuberkulose, welche bakteriell verursacht ist, zum Wiederauftreten oder zur Verschlimmerung einer Infektion kommen. Deshalb sollte auch hier sorgfältig ein Nutzen und Risiko abgewogen werden.
Operationen: Auch im Rahmen eines größeren chirurgischen Eingriffs sollte die Anwendung von Enbrel® überwacht und gegebenenfalls geändert werden, da Operationen einen schwerwiegenden Eingriff in das körperliche Gleichgewicht darstellen und es zum Teil zu unvorhergesehenen Veränderungen kommen kann.
Beim Absetzen von Enbrel® muss man nichts besonderes beachten. Im Gegensatz zu manchen anderen Medikamenten ist ein Ausschleichen nicht erforderlich.
Es ist allerdings häufig möglich, dass Beschwerden, die durch die Einnahme von Enbrel® gelindert wurden, nach dem Absetzen erneut auftreten, da das Medikament in der Regel nicht zu einer Heilung sondern lediglich zu einer Eindämmung der Erkrankung und ihrer Symptome führt
Enbrel® ist zur Behandlung ganz unterschiedlicher Erkrankungen zugelassen und die Alternativen zu dem Medikament richten sich daher in erster Linie nach der Krankheit, die therapiert werden soll.
Zur Behandlung der Psoriasis (Schuppenflechte) werden in der Regel zunächst Medikamente in Form von Salben eingesetzt und häufig ist keine Einnahme von zusätzlichen Arzneimitteln wie Enbrel® oder ähnlichen Produkten notwendig.
Bei Rheumaerkrankungen sind Cortisonpräparate und das Medikament Methotrexat nicht nur Alternativen sondern Mittel der ersten Wahl. Entsprechend gibt es bei allen weiteren Erkrankungen, bei denen Enbrel® zur Behandlung infrage kommt, meist eine Vielzahl alternativer Therapieoptionen.
Als Biologika bezeichnet man Eiweißsubstanzen, die biotechnologisch hergestellt werden und im Körper unter anderem Entzündungsreaktionen hemmen. Der Wirkmechanismus von Biologika beruht auf einer Blockade von entzündungsfördernden Botenstoffen des Körpers.
Dies macht man sich bei der Behandlung chronischer entzündlicher Erkrankungen zunutze. Enbrel® bzw. dessen Wirkstoff Etanercept. richtet sich dabei gegen den dabei besonders wichtigen Botenstoff “Tumornekrosefaktor-alpha”.
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Da das Medikament einen zentralen Vermittler des Immunsystems hemmt, werden nicht nur pathologische, also krankhafte, sondern auch physiologische, also gesundheitsfördernde und notwendige Entzündungsreaktionen, die eine Abwehr gegen Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Parasiten, usw.) und andere schädliche Einflüsse bewirken, beeinflusst.
Da jeder anders auf Arzneimittel reagiert, müssen die unten genannten Nebenwirkungen nicht auftreten, sie sind aber möglich.
Allergische Reaktionen, die sich in einer Schwellung im Gesicht, Rachen oder Extremitäten äußern können. Es kann desweiteren zu schweren Hautauschlägen mit Juckreiz und Nesselsucht kommen.
Sehr häufig, also bei mehr als 10% der Anwender, kommt es zu Infektionen wie Erkältungen, Bronchitis oder Harnwegsinfektionen.
Reaktionen an der Einstichstelle, die sich in einer lokalen Rötung, Blutung oder Schmerzen äußern.
Häufig, also bei 1-10% der Anwender, kommt es zu Fieber oder Bildung von Autoantikörpern (Antikörper, die fälschlicherweise gegen eigenes Körpergewebe produziert werden).
Gelegentlich, also bei bis zu 1% der Anwender, kann es zu schwerwiegenden Infektionen wie einer Lungeninfektionen, Blutinfektion oder Gelenkinfektion kommen. Desweiteren kann es zu Hautkrebs (außer Melanomen), einer verminderten Blutplättchenanzahl (hohes Risiko für Blutungen und Blutergüsse), Entzündungen der Augen, der Lunge inklusive Vernarbung und der Blutgefäße kommen.
Selten, also bei bis zu 0,1% der Anwender, kann es zu Lymphomen oder Melanomen (beides Krebsformen) kommen. Desweiteren kann es zur Sarkoidose (entzündliche und den ganzen Körper betreffende Immunkrankheit), zur schwerwiegenden Schädigung des Nervensystems inklusive schwerer Muskelschwäche und anderen ähnlichen Symptome wie sie bei Erkrankungen des Nervensystems wie Multipler Sklerose oder Rückenmarksentzündungen vorkommen, kommen. Zusätzlich ist einer isolierten oder kombinierten Verminderung aller Arten von zellulären Bestandteilen des Blutes wie den roten Blutkörperchen, Neutrophilen Granulozyten (einer Art der weißen Blutkörperchen) und den Blutplättchen (Thrombozyten) kommen. Darüber hinaus können Lupus oder Lupus-ähnliche Symptome entstehen. Eine Tuberkulose-Infektion kann wieder aufflammen (z.B. kann es zum akuten Ausbruch einer stillen, latenten Infektion kommen) oder einer Entzündung der Leber mit erhöhten Leberwerten kann auftreten, die durch den Körper selber verursacht wird, auch Autoimmunhepatitis genannt.
Sehr selten, bei weniger als 0,01% der Anwender kann es zu allgemeinen Funktionsstörungen des Knochenmarks und damit einhergehenden schwerwiegenden Störung der Blutzellbildung kommen, da das Knochenmark bei Erwachsenen der Hauptbildungsort der Blutzellen ist.
In Einzelfällen kann es zu einer bestimmten Form von Hautkrebs (Merkelzellkarzinom), Wiederauftreten einer bestimmten Form der Virus-bedingten Leberentzündung (Hepatitis B), Verschlechterung einer Dermatomyositis (entzündliche Veränderung der Muskeln und der Haut), Leukämie (eine Form des Blutkrebs) oder einer übermäßigen, den ganzen Körper betreffenden Entzündungsreaktion kommen, die aufgrund einer exzessiven Aktivierung von Makrophagen auftritt und Makrophagen-Aktivierungs-Syndrom genannt wird.
Müdigkeit ist ein recht unspezifisches Symptom, welches eine Vielzahl möglicher Ursachen haben kann. Unter bestimmten Umständen kann es durchaus auch als Nebenwirkung bei Anwendung von Enbrel® auftreten.
In sehr seltenen Fällen ist es zum Beispiel möglich, dass das Medikament zu einer verminderten Bildung von roten Blutkörperchen führt. Eine daraus resultierende Anämie (Blutarmut) kann sich zunächst durch Müdigkeit äußern.
Ebenso kann es unter der Behandlung mit Enbrel® häufiger zu Erkrankungen wie einem Harnwegsinfekt oder einer Erkältung kommen, die ebenfalls unter anderem zu Müdigkeit führen kann. Zusätzlich treten dann normalerweise aber auch Symptome wie Husten und und Schnupfen bzw. Brennen beim Wasserlassen auf.
Durch das Medikament ausgelöste schwere Erkrankungen können ebenfalls unter anderem zu Müdigkeit führen. Ob die Müdigkeit im Zusammenhang mit der Einnahme von Enbrel® stehen kann, sollte im Zweifel am besten mit dem Arzt besprochen werden, der das Medikament verschrieben hat.
Die Behandlung mit Enbrel® kann in manchen Fällen tatsächlich das Auftreten bestimmter Krebserkrankungen fördern oder auslösen. Dazu zählen zum einen das Blutsystem betreffende Krebsleiden, welche als Leukämie bezeichnet werden. Zum anderen kann eine spezielle Form von Hautkrebs (Merkelzellkarzinom) vermehrt auftreten.
Im Gegensatz zu anderen möglichen Nebenwirkungen von Enbrel lässt sich hierbei allerdings nicht sagen, wie häufig es zu einer Krebserkrankung durch die Einnahme des Medikaments kommt. Das liegt daran, dass die aktuellen Erkenntnisse aus wissenschaftlich erhobenen Daten nicht ausreichen um dies einzuschätzen.
Bei Patienten, die Enbrel® einnehmen, muss daher regelmäßig eine Untersuchung erfolgen. Für den Fall, dass eine schwere Erkrankung wie Krebs auftritt, kann diese dann bestenfalls frühzeitig behandelt werden.
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Ein Hautausschlag ist eine relativ häufige mögliche Nebenwirkung von Enbrel®. Dazu kommt es meist im Rahmen einer allergischen Reaktion auf den Wirkstoff des Medikaments. Weitere mögliche Symptome können dabei Luftnot, Fieber und Juckreiz sein. Der Hautausschlag kann aber auch ohne weitere Zeichen einer allergischen Reaktion auftreten.
Der Ausschlag kann sich unmittelbar nach der Injektion der Spritze, aber auch verzögert nach einigen Stunden oder Tagen ausbilden. Es ist möglich, dass die Haut am gesamten Körper betroffen ist oder nur einzelne Körperregionen den Ausschlag zeigen. Da ein Hautausschlag jedoch auch viele andere mögliche Ursachen haben kann, sollte der behandelnde Arzt zu Rate gezogen werden, wenn eine Nebenwirkung vermutet wird. Gegebenenfalls muss die Behandlung mit Enbrel® abgebrochen werden. Nur in schwerwiegenden Fällen müssen zudem Medikamente zur Behandlung der allergischen Reaktion verabreicht werden.
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EIne Gewichtszunahme ist in der Regel nicht während der Behandlung mit Enbrel® zu erwarten. Wenn es im Rahmen der Therapie mit dem Medikament zu einer Zunahme des Körpergewichts kommt, hat dies in der Regel eine andere Ursache. Meist ist eine höhere Kalorienzufuhr mit der Nahrung als der Kalorienverbrauch (durch körperliche Aktivität) verantwortlich.
Unter bestimmten Umständen kann Enbrel® jedoch in seltenen Fällen tatsächlich für eine rasche Gewichtszunahme verantwortlich sein: Wenn es als Nebenwirkung zu einer Verschlechterung der Pumpfunktion des Herzens kommt (Herzinsuffzienz), können sich Wassereinlagerungen in den Beinen bilden (Ödeme). Neben einer Zunahme des Körpergewichts kommt es dabei meist zu einer spürbaren und sichtbaren Schwellung der Knöchel, sowie der Unterschenkel. In einem solchen Fall sollte Rücksprache mit dem behandelnden Arzt gehalten werden.
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Enbrel® ist ein verhältnismäßig teures Medikament. Die Behandlungskosten für eine einzelne Spritze liegen bei mehreren hundert Euro und die gesamte Behandlung kostet meist mehrere tausend Euro. In der Regel wird das Medikament jedoch nur dann verordnet, wenn es durch die Krankenkasse übernommen wird.
Bei einer gerechtfertigten Indikation ist dies sowohl bei privater als auch bei gesetzlicher Versicherung meist unproblematisch. Es ist jedoch zu empfehelen, die Kostenübernahme vorab zu klären. In Ausnahmefällen kann das Medikament in Absprache mit dem Arzt auch dann verordnet werden, wenn die Kosten nicht übernommen werden. Dann muss der Patient das Medikament allerdings selbst zahlen.