Als Ellenbogen wird der Übergangsbereich zwischen Ober- und Unterarm bezeichnet. Bei einem Ellenbogenbruch handelt es sich also um eine Fraktur in diesem Bereich.
Als Ellenbogen wird umgangssprachlich die Region zwischen Oberarm und Unterarm bezeichnet, in der sich neben wichtigen Nervenbahnen und Gefäßen hauptsächlich das Ellenbogengelenk befindet.
Ein Ellenbogenbruch bezeichnet eine Fraktur des Ellenbogengelenks, oder der angrenzenden Strukturen. Der Begriff ist dabei medizinisch nicht klar definiert. In der Praxis handelt es sich jedoch in den meisten Fällen um eine Fraktur des Olecranons, des harten, knöchernen Fortsatzes der Elle.
Das Olecranon beschreibt den Endabschnitt der Ulna (oder auch Elle), und gilt als der härteste und stabilste Knochen im Körper.
Dennoch kann es beispielsweise nach Verkehrs- oder Sportunfällen zu einer Fraktur des Olecranons kommen, was unter anderem seiner exponierten Lage geschuldet ist. Dem Olecranon kommt eine besondere Bedeutung zu, da die Sehne des Trizpesmuskels hier ansetzt. Den Trizeps benötigen wir unter anderem, um den Arm im Ellenbogengelenk zu Strecken. Setzt man sich in einem Lehnstuhl auf, so benötigt man beidseits den Trizeps, und ist auf ein intaktes Olecranon angewiesen.
Die Ursachen für einen Ellenbogenbruch können vielfältig sein, und sind vom Alter des Patienten abhängig.
Bei jüngeren Patienten gehen die Brüche in fast allen Fällen auf Verkehrsunfälle, oder Sportunfälle zurück. Zwar gilt der Ellenbogen neben dem Knie als einer der härtesten Knochen am Körper, was sich viele Kampfsportarten zunutze machen.
Jedoch sind unsere Knochen nicht aus Stahlbeton gemacht, und eine ungünstige Belastung, wie beispielsweise ein Sturz auf den ausgestreckten Arm, kann zu einer Absprengung des Olecranons führen. Während sich der Bruch in diesem Fall über die gesamte Breite der Elle hindurchzieht, kommt es beim Sturz auf den angewinkelten Ellenbogen eher zu einer Fakturierung, oder „Zertrümmerung“ des Olecranons. In allen Fällen kann auch das Ellenbogengelenk selbst mitbetroffen sein und eine Beweglichkeitseinschränkung nach sich ziehen.
So wie bei jungen Patienten Sport- und Verkehrsunfälle typisch sind, sind bei älteren Patienten einfache Stürze auf den Ellenbogen die Regel. Die Ursachen sind dann meist multifaktoriell: Eine verminderte Sehstärke, Medikamenteneinnahme, und allgemeine Kreislaufschwäche führt im Alter vermehrt zu Stürzen. Da mit dem Alter die Knochenstruktur umgebaut wird, und Osteoporose keine Seltenheit ist, brechen Knochen wesentlich leichter, als dies in jungen Jahren der Fall war. Die Statistik wird zwar vom klassischen Oberschenkelhalsbruch angeführt, jedoch ist auch der Ellenbogenbruch nach Sturz im Alter keine Seltenheit. Daher ist es im Alter besonders wichtig, etwaige Stolperfallen in der Wohnung zu beseitigen, und auf eine richtige Einstellung der Medikamente zu achten.
Ein Ellenbogenbruch ist im ersten Moment – wie jeder andere Bruch auch – relativ schmerzhaft.
Dies liegt daran, dass die feine Knochenhaut, die unsere Knochen umgibt, gespannt und durchspießt wird. Die Knochenhaut ist von vielen kleinen, feinen Nervenfasern durchzogen, und extrem schmerzempfindlich.
Glücklicherweise lässt der Schmerz nach, sobald die Bruchstelle nicht weiter belastet wird. Das fällt bei manchen Brüchen schwerer als bei anderen, das Olecranon wird hauptsächlich bei Streckbewegungen des Ellenbogens belastet. Dies liegt daran, dass ein sehr starker Muskel, der Musculus triceps brachii, seinen Ansatz am Olecranon hat, und bei jeder Streckbewegung an diesem zieht. Solange der Arm jedoch nicht ausgestreckt wird, oder man sich den Ellenbogen stößt, sind die Schmerzen in der Regel erträglich.
Eine wichtige Unterscheidung zwischen Ellenbogenbruch, und Ellenbogengelenksbruch ist indes die passive Beweglichkeit.
Bei passiver Bewegung des Unterarmes durch den Untersucher sollten die Schmerzen bei einem Ellenbogenbruch weniger stark sein, wie bei forcierter, aktiver Bewegung.
Starke Schmerzen bei der passiven Bewegung ließen eher auf eine Beteiligung der Gelenksflächen des Ellenbogengelenks schließen.
Neben den Schmerzen, und der verminderten Beweglichkeit, sind Schwellung und Rötung typisch. Da unter der Haut feine Blutgefäße verlaufen, tritt bei einer Fraktur Blut aus den geplatzten Gefäßen ins Unterhautgewebe aus. Die Folge sind die typischen „blauen Flecken“, die jeder von uns schon Mal hatte. Ist ein größeres Gefäß verletzt worden, kann es zu regelrechten Blutergüssen kommen. Diese sind nicht weiter schlimm, so lange nicht zu viel Blut in den Arm verloren geht.
Ab einer gewissen Menge an Blutverlust (ca. über 0,5 Liter), kann es je nach Konstitution, und Alter, bereits zu Kreislaufbeschwerden und einer Schocksymptomatik kommen. Da in den Arm bis zu ein Liter Blut verloren werden kann, ist notfallmäßig eine Verletzung großer Gefäße auszuschließen.
Die Therapie richtet sich nach dem Verletzungsmuster und erfolgt meist operativ.
Die OP richtet sich wiederum nach der Art des Ellenbogenbruches.
Ist das Olecranon in viele verschiedene Teile frakturiert, so verwendet man in der Regel eine Plattenosteosynthese. Dabei wird eine Platte unter die Haut, auf den Knochen implantiert, und die einzelnen Knochenfragmente wie bei einem Puzzle auf der Platte festgeschraubt. Dabei ist es natürlich – ganz wie bei einem Puzzle - wichtig, die Knochenfragmente an die ursprüngliche Stelle zu setzen, da es sonst zu Fehlstellungen, und einem schiefen Verwachsen kommen kann.
Die Platte, so wie die Schrauben bestehen meist aus Titan. Sie werden in der Regel binnen 12 Monaten nach der Fraktur wieder aus dem Körper entfernt. Wesentlich längere Wartezeiten sind nicht zu empfehlen, da der Knochen mit der Zeit in die Platte einwächst, und die Schrauben beim Herausdrehen abbrechen können. In bestimmten Fällen kann die Verplattung allerdings auch im Körper belassen werden.
Eine stabile Versorgung des Ellenbogenbruches ist auf jeden Fall notwendig, da an seiner Hinterseite die Sehne des Trizepsmuskels ansetzt. Dieser starke Muskel ist für das Strecken des Armes verantwortlich und übt große Kraft auf den Knochen aus. Daher wird die Heildauer bei einem Ellenbogenbruch auch mit bis zu zwei Monaten angegeben, also zwei Wochen mehr, als bei Knochenbrüchen normalerweise üblich.
Für den Fall, dass es zu keiner Frakturierung des Olecranons gekommen ist, sondern zu einer Abspaltung vom restlichen Teil der Ulna, verwendet der Chirurg eine sogenannte Schraubenosteosynthese. Aus dem Namen der Prozedur lässt sich bereits ableiten, dass ein Knochen (lateinisch „os“) mittels einer Schraube synthetisiert, also verbunden werden soll. Dabei wird das abgesprengte Knochenstück an den restlichen, intakten Knochen angeschraubt. Also quasi so, wie wenn man einen Türknauf von außen an eine Haustüre schrauben würde.
Natürlich gestaltet sich das ganze beim Menschen ein wenig komplizierter, wie bei einer Haustüre, denn hier können Nervenbahnen und Gefäße verletzt werden, und bleibende Schäden entstehen. Daher erfolgt die Schraubenosteosynthese stets unter Kontrolle durch ein Röntgengerät. Zuerst wird in der Regel ein Loch vorgebohrt, und ein Draht vorgeschoben, der sich im Röntgen schwarz von der weißen Knochenmasse abhebt. So kann sichergestellt werden, dass die Schraube später an der richtigen Stelle sitzt.
Ist das Loch an der richtigen Stelle vorgebohrt, so wird nun eine Titanschraube in die Vorbohrung eingedreht. Dabei gibt es eine große Vielzahl an Stärken, Durchmessern, und Gewinden, die jeweils individuell vom Chirurgen für den Patienten gewählt werden.
Schwere Brüche, oder die Kombination aus Trümmerbruch und Absprengung können eine gleichzeitige Schrauben- und Plattenversorgung des Ellenbogenbruchs notwendig machen. In jedem Fall muss der Arm 6-8 Wochen ruhig gestellt werden.
Die Ruhigstellung erfolgt mittels Gips, und sogenannten „Gilchrist-Verband“. So wird der Verband bezeichnet, der klassischerweise den Arm im 90 Grad Winkel vor dem Körper hält, und um den Nacken des Patienten geschlagen wird.
Eine Operation ist jedoch nicht immer notwendig: Ist der Bruch nur minimal bis gar nicht verschoben, so kann auch eine konservative Ruhigstellung ausreichend sein. Es gilt dabei immer abzuwägen, wie der Ellenbogenbruch abheilen wird. Bis zu einem kleinen Maß ist eine Verschiebung noch tolerierbar, sind die Knochenstücke allerdings zu stark verschoben, kommt es bei konservativer Versorgung zur anschließenden Fehlstellung. Diese bewirkt über die Jahre eine Fehlbelastung des Ellenbogengelenks und eine beschleunigte Abnutzung. Knochen und Gelenk sind dabei quasi das Fundament des Ellenbogens. Ist die Statik an dieser Stelle gestört, kommt es auf kurz oder lang zu Problemen im gesamten Arm.
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Da einem Ellenbogenbruch fast ausschließlich ein traumatisches Ereignis zu Grunde liegt, soll an dieser Stelle auf die notfallmäßige Versorgung eines Ellenbogenbruches eingegangen werden.
Zunächst einmal muss zwischen offenem, und geschlossenem Bruch unterschieden werden.
Ein offener Bruch liegt vor, wenn der Knochen sichtbar durch die Haut durchtritt. Im weiteren Vorgehen spielt dies insofern eine Rolle, als dass bei offenen Brüchen die Gefahr auf Verletzung von Blutgefäßen höher ist, als bei geschlossenen. Ist eine starke Blutung sichtbar, sollte ein Druckverband angelegt werden. Dabei ist im Notfall nicht wichtig, wie der Verband aussieht, sondern dass er seinen Zweck erfüllt. Ziel muss sein, die Blutung durch Druck auf das Gefäß zu stoppen. Dies kann auch durch einfaches Heben des Armes über Herzhöhe geschehen.
Des Weiteren muss der Arm ruhiggestellt werden. Liegt keine Blutung vor, kann auch auf dem Weg ins Krankenhaus bereits mit einer Kühlung begonnen werden. Dies vermindert den Blutfluss ins Gewebe, hemmt die Schwellung, und erleichtert dem Chirurgen später die Arbeit.
Als Merkhilfe gilt die PECH-Regel: „P“ für Pause, „E“ für Eis, „C“ für Compression, und „H“ für Hochlagern.
Die Diagnose kann in der Notfallambulanz relativ leicht durch Röntgen und körperliche Untersuchung gestellt werden.
Sichere Frakturzeichen sind abnormale Beweglichkeit, Knochenknirschen, Achsenfehlstellung, und offene Durchspießung der Haut. Im Röntgen lässt sich die Art des Bruches beurteilen.
Auch im weiteren Verlauf ist der Röntgen das Mittel der Wahl, bei der Versorgung von Frakturen: Die Operation, und Nachversorgung des Ellenbogenbruches erfolgt stets unter röntgenologischer Kontrolle.
Die Prognose des Ellenbogenbruches ist in der Regel gut, sofern es sich um einen unkomplizierten Bruch handelt.
Da der Ellenbogenbruch zu einer der häufigsten Frakturarten gehört, handelt es sich um einen Routineeingriff, der in Deutschland jährlich tausendfach durchgeführt wird.
Allerdings kann es bei Gelenkbeteiligung, Weichteilverletzung oder Verletzung von Gefäßen zu Komplikationen kommen. Wenn einzelne Bereiche des Ellenbogens nicht mehr ausreichend durchblutet werden, kann es zum Absterben der entsprechenden Partien kommen.
Ein „falsches“ Zusammenwachsen der Knochenfragmente kann zu einer Fehlstellung des Knochens führen. Dabei reichen schon kleine Abweichungen aus, um das Kräfteverhältnis im Knochen zu verschieben. Über die Jahre kann es zur dauerhaften Fehlbelastung des Ellenbogengelenks kommen und in Folge dessen zum erhöhten Gelenkverschleiß.
Sportarten, die den Ellenbogen stark belasten, können eventuell nicht mehr mit derselben Kraft ausgeführt werden. Dazu gehören Tennis, Squash, und auch Golfen. Zudem ist nach 6-8 wöchiger Ruhigstellung die Muskelmasse am betroffenen Arm meist stark zurückgegangen. Daher schließt sich vor allem bei älteren Patienten an die operative Versorgung eine Physiotherapie an, die hilft, den Muskel wieder gezielt aufzubauen.
Ein Ellenbogenbruch als Folge eines Sportunfalles lässt sich gut vermeiden, indem man Ellenbogenschoner trägt. Besonders bei Sportarten wie Inline-Skaten, oder Eishockey sollten diese zum Standardrepertoire gehören, besonders wenn man noch wenig Übung hat.
Bei älteren Patienten reicht es oft schon aus, Stolperfallen wie Teppiche, oder herumliegende Gegenstände zu beseitigen. Auch auf eine richtige Einstellung der Medikation muss geachtet werden. Viele Medikamente, die mit dem Alter häufig eingenommen werden, haben eine Auswirkung auf das Gleichgewicht, und Beweglichkeit. Dazu gehören unter anderem Blutdrucksenker, Antidepressiva, Schlaftabletten, und Tabletten gegen Reiseübelkeit und Allergien.
Entlang des Olecranons läuft ein sehr wichtiger Nerv, der Nervus ulnaris. Wir spüren ihn, wenn wir uns den Ellenbogen stoßen und uns ein plötzliches, unangenehm-elektrisierendes Gefühl durchfährt.
Wird dieser Nerv beim Ellenbogenbruch, beim Bänderriss am Ellenbogen oder die anschließende OP verletzt, kann es zu Taubheitsgefühlen im Bereich des Ring- und kleinen Fingers kommen.
Auch eine Bewegungseinschränkung im beschrieben Bereich kann auftreten. Der Ulnarisnerv versorgt viele kleine Muskeln und Nervenzellen an der Hand.
Teilweise legt sich die Lähmung wieder nach wenigen Wochen, teilweise persistiert sie.
Dann muss eine anschließende rehabilitative Betreuung versuchen, den Funktionsumfang wiederherzustellen.
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