Eine Entzündung der Bicepssehne, ein zweiköpfiger Muskel der vom Unterarm zur Schulter zieht, betrifft zumeist die lange Bicepssehne. Dies tritt vor allem bei extremer sportlicher Belastung, eher seltener bei einem Trauma. Schmerzen spürt die betroffene Person im Ellenbogen und Schultergelenk - hier ist der Biceps für die Beugung und die Drehung des Unterarmes zuständig.
Der Biceps ist ein zweiköpfiger Armmuskel, der an der Gelenkpfanne des Schultergelenks ansetzt und im Bereich des Ellenbogens am Unterarm mündet. Er ist für die Beugung des Armes im Ellenbogen zuständig und für die Drehung der Handfläche nach oben.
Der Bizeps besteht aus zwei Sehnen, einer langen und einer kurzen Bicepssehne. In der Regel ist von der Entzündung die lange Bicepssehne betroffen. Durch die Entzündung kommt es zur Ablagerung von Calciumsalzen, wodurch die Bewegung der Bicepssehne eingeschränkt wird und die Sehne im Verlaufe der Zeit immer mehr geschädigt wird.
Neben der Bicepssehne ist häufig noch gleichzeitig der Supraspinatusmuskel betroffen oder andere Muskeln der sogenannten Rotatorenmanschette der Schulter.
Bestimmte körperliche Betätigungen können zu einer Entzündung der Bicepssehne führen. Betroffen sind oft Profisportler oder Menschen, die intensiv Sport betreiben. Zu den Sportarten bei denen es häufiger zu einer Bicepssehnenentzündung kommt, zählen unter anderem Gewichte heben, Schwimmen sowie Ball- und Wurfsportarten. Verallgemeinernd gesprochen: Sportarten bei denen es zu einer starken Belastung der Schulter kommt.
In seltenen Fällen kann eine Entzündung auch durch ein Trauma entstehen.
Häufig ist die Bicepssehnenentzündung ein Begleitphänomen einer anderen Schultererkrankung. So kommt sie zum Beispiel häufig begleitend zu einem sogenannten Impingement-Syndrom vor oder im Rahmen einer Rheumaerkrankung.
Diese Tatsache kommt dadurch zustande, dass die lange Bicepssehne durch große Teile des Schultergelenks verläuft und von Gelenkflüssigkeit umspült wird, sodass sie von Entzündungen und anderen Erkrankungen der Schulter meist mitbetroffen ist.
Die Schmerzen durch die Entzündung entstehen vor allem im vorderen Bereich der Schulter. Die Schmerzen haben einen dumpfen teilweise auch stechenden Charakter. Teilweise strahlen sie auch in den Ellenbogen aus.
Vor allem beim Druck auf die Sehne oder bei einer Dehnung des Muskels macht sich die Entzündung durch Schmerzen bemerkbar. Die Schmerzen entstehen natürlich ebenfalls durch Bewegungen, bei denen der Bizeps angespannt wird, dies ist beim Beugen des Ellenbogen der Fall, sowie bei der Auswärtsdrehung des Unterarmes. Die Schmerzen treten auch oft nachts beim Liegen auf der Schulter auf.
Häufig kommt es zu starken Bewegungseinschränkungen. In seltenen Fällen kommt es durch die Entzündung zu einer Schwellung im Bereich der Schulter. Manche Patienten berichten auch über ein Schnappen oder Knacken im Schulterbereich.
Die Diagnosestellung findet durch den Arzt anhand eines Gesprächs und einer körperlichen Untersuchung statt. Bei der Untersuchung wir die Bicepssehne abgetastet und spezifische Tests werden durchgeführt.
Ein spezifischer Test zur Untersuchung der langen Bicepssehne ist zum Beispiel der sogenannte Palm-up-Test. Dafür wird der Arm nach vorne ausgestreckt und weicht etwa 30 Grad von der Körperachse nach außen ab, wobei die Handfläche nach oben zeigt. Durch den Untersucher wird dann ein Widerstand ausgeübt, während der Patient versucht den Arm in der Ellenbeuge zu beugen. Liegt eine Reizung der langen Bicepssehne vor, löst diese Untersuchung schmerzen aus. Der Palm-up-Test ist allerdings nicht spezifisch für eine Entzündung der langen Bicepssehne. Es kann auch eine andere Pathologie vorliegen.
Zusätzlich wird häufig noch eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen werden. Liegt eine Entzündung der Sehne vor, zeigt sich dies im Ultraschall durch eine Verdickung der Sehne sowie eventuell als Erguss zu sehende Flüssigkeit, die sich im Zuge der Entzündung ansammelt. Teilweise kann unterstützend die Kernspintomographie zur Bildgebung eingesetzt werden.
Wird eine Entzündung der Bicepssehne festgestellt, sollte auf jeden Fall erst einmal von sportlichen Aktivitäten abgesehen werden, ansonsten besteht ein erhöhtes Risiko für die Degeneration der Sehne und Kalkablagerungen.
Vor allem in der akuten bis subakuten Phase sollte eine physiotherapeutische Behandlung erfolgen, um die geschwächte Muskultur der Schulter zu stärken.
Neben der Krankengymnastik hat sich ebenfalls die Kältetherapie (Kryotherapie) in der Behandlung bewährt. Diese wird allerdings nur in der akuten Phase der Entzündung angewendet.
Des Weiteren wird teilweise eine Ultraschalltherapie oder eine Elektrotherapie mit Reizstrom vom behandelnden Arzt verordnet.
Auch Kinesio-Taping wird häufig angewendet. Beim Kinesio-Tape handelt es sich um elastische, selbstklebende therapeutische Klebestreifen. Ihnen wird unter anderem eine spannungslösende und entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Die Wirkung ist allerdings nicht wissenschaftlich bewiesen. Im Falle der entzündeten Bicepssehne wird dafür das Tape in Form eines Y-Streifens auf die Schulter geklebt.
Sobald es für den Patienten wieder möglich ist, sollten bestimmte Bewegungsübungen durchgeführt werden, die häufig wiederholt werden müssen und mit kleinen Gewichten durchgeführt werden. Diese Übungen werden meist zusammen mit dem Physiotherapeuten durchgeführt und können nach Abschluss der Behandlung, dann alleine weiter geführt werden.
Begleitend zu den bereits genannten Therapiemöglichkeiten werden häufig schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente, wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen. Im Akutstadium können auch Spritzen, die unter anderem Cortison enthalten in das Schultergelenk injiziert werden, welche eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung besitzen.
Insgesamt gilt, dass wenn die Schulter nicht verkalkt ist, die Therapiemöglichkeiten besser sind. Zeigen all diese Therapiemaßnahmen keine Wirkung, muss die Entzündung der Bicepssehne operiert werden.
Schlägt die konservative Therapie nicht an, bezeichnet man die Entzündung als therapierefraktär und die Bicepssehne muss operiert werden. Dabei wird eine sogenannte endoskopische Operation durchgeführt.
Für die Endoskopie müssen nur mehrere sehr kleine Schnitte gemacht werden, über die die Endoskope in den Arm geschoben werden. Endoskope sind Werkzeuge, die während der Operation benötigt werden, unter anderem eine Kamera über die der Operateur sehen kann, was er macht. Man spricht auf von einem Schlüssel-Schloss-Prinzip.
Für die Bicepssehnenentzündung stehen zwei verschieden Verfahren zur Verfügung:
Zum einen die Tenodese, bei der der Teil der Sehne, welcher sich innerhalb des Schultergelenks befindet zum Teil entfernt wird und der restliche Stumpf in einem Knochenkanal oberhalb der Gleitrinne mittels einer Fixationsschraube befestigt wird. Die circa dreißigminütige Operation findet in der Regel in einer Vollnarkose statt.
Die andere Möglichkeit stellt die Tenotomie dar. Bei der Tenotomie wird ebenfalls ein Teil der Sehne entfernt, und zwar der Teil, der sich am oberen Pfannenrand des Schultergelenks befindet. Der verbliebene Rest der Sehne kann dann innerhalb des sich dort befindlichen Kanals gleiten, dem Sulcus bicipitalis. Im Sulcus bicipitalis kann die Sehne dann anschließend heilen und sich wieder stabilisieren.
Bei der Tenotomie besteht das Risiko, dass die Sehne tief in den Gleitkanal rutscht. Dies macht sich dann durch eine Vorwölbung des Bicepsbauches bemerkbar. Teilweise kann es auch zu wieder von alleine abklingenden Muskelkrämpfen kommen.
Unter Umständen kann die Beugekraft des Bizeps um circa 15% erniedrigt sein, was den Betroffenen im Alltag aber meist nicht beeinträchtigt.
Gerade von jungen, schlanken Männern wird die optische Veränderung des Bizeps bei der Tenotomie häufig als störend empfunden, weshalb bei ihnen häufiger die Tenodese durchgeführt wird. Allerdings erzielt die Tenotomie insgesamt bessere Ergebnisse und führt zu weniger Problemen.
Des Weiteren muss besonders bei der Tenodese bis circa drei Monate nach der Operation auf Sport und kraftvolle Tätigkeiten verzichtet werden.
Stellt der Operateur während der Operation fest, dass er durch die endoskopische Operation zu wenig sieht, kann diese auch auf eine offene Operation ausgeweitet werden.
Häufig stellt sich die Entzündung der langen Bicepssehne nicht allein dar, sondern es besteht noch ein Krankheitsbild zum Beispiel im Bereich der Rotatorenmanschette. Bei diesen Operationen findet meist eine Betäubung des Nervengeflechts, welches im Arm verläuft statt, man spricht von einem Skalenus-Block.
Ein bis zwei Tage nach Operation erfolgt dann in der Regel die Entlassung aus dem Krankenhaus. Nach der Operation muss der Patient weiter mit Krankengymnastik versorgt werden. Dies erfolgt noch direkt am Tag der Operation und erstreckt sich dann anschließend über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen. Nach zwei bis drei Wochen kann wieder Sport betrieben werden, bei dem es nicht zu einer Belastung der Schultern kommt, wie zum Beispiel Joggen. Sportarten mit Schulterbelastung oder eine Kraftausübung mit der Schulter sollten in Rücksprache mit dem Operateur erst wieder nach sechs bis zwölf Wochen durchgeführt werden.
Häufig kann eine Entzündung der Bicepssehne relativ hartnäckig sein, sodass eine Ausheilung Wochen bis Monate dauern kann. In der Regel sind sie allerdings recht gut behandelbar, sodass sie schon nach kürzerer Zeit ausheilen. Wie lange der Heilungsprozess dauert, ist individuell unterschiedlich.
Dauert die Entzündung sehr lange, kann die Bicepssehne dadurch geschwächt und rissig werden.
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