Morbus Panner ist eine Erkrankung der Knochen des Ellenbogengelenks und tritt vor allem bei Kindern und Jugendlichen auf. Es handelt sich hierbei um eine sogenannte Knochennekrose, das heißt im Krankheitsverlauf kommt es zu einer fortschreitenden Zerstörung des Knochengewebes auf Grund von Durchblutungsstörungen.
Osteochondrose des Ellenbogengelenks
Bei der unter dem Begriff Morbus Panner bekannten Erkrankung handelt es sich um eine Knochennekrose die im Bereich des Ellenbogengelenks auftritt. In den meisten Fällen handelt es sich bei den betroffenen Patienten um Kinder und Jugendliche. In der Regel sind vor allem Kinder zwischen dem 6. und dem 10. Lebensjahr betroffen. Im Erwachsenenalter wird die unter dem Namen Morbus Panner bekannte Knochennekrose in der Regel nicht beobachtet.
Die klinischen Symptome des Morbus Panner sind gerade zu Beginn der Erkrankung recht unspezifisch und können einer Reihe von Gelenks- und Knochenerkrankungen zugeordnet werden. Die meisten Kinder, die an Morbus Panner leiden, beschreiben im Verlauf zunehmende Schmerzen, die sich durch Belastung des Ellenbogengelenks verstärken lassen. Unter Ruhebedingungen gehen diese Schmerzen in den meisten Fällen deutlich zurück.
Komplett schmerzfreie Intervalle sind bei Morbus Panner jedoch ohne entsprechende Therapie jedoch selten. Zudem lässt sich der Schmerz durch direkten Druck auf den Ellenbogen provozieren. Darüber hinaus lassen sich an den betroffenen Ellenbogengelenken häufig starke Schwellungen feststellen. Im Verlauf der Erkrankung kommt es auch zu einer fortschreitenden Versteifung des Gelenkes. Diese Steifigkeit kann unter Umständen mehrere Monate anhalten. Des Weiteren ist auch der Bewegungsumfang bereits zu Beginn stark eingeschränkt.
Dies äußert sich vor allem in einer Einschränkung der Streckung des Armes. Bei Morbus Panner handelt es sich um eine Erkrankung mit chronischem Verlauf, die sich über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren erstrecken kann. Darüber hinaus berichten einige der betroffenen Kinder vom wiederholten Auftreten deutlicher Reibe- und Knirschgeräusche im Bereich des Ellenbogengelenks. In den seltensten Fällen kommt es bei Morbus Panner zur Einklemmung von Strukturen des Ellenbogengelenks.
Die bildgebende Diagnostik dient beim Morbus Panner dazu, die Knochennekrose in vier verschiedene Stadien zu unterscheiden, die zeitlich nacheinander ablaufen.
Im Stadium I ist eine Sklerose zu erkennen. Es gibt Knochenverdichtungen, die besonders stark unterhalb des Knorpels des Ellenbogengelenks betont sind (subchondrale Sklerose).
Im Stadium II zeigt sich eine Auflockerung von gelenkflächennahen Binnenstrukturen des Gelenks. Es ist das Fragmentationsstadium.
Das Stadium III ist durch eine Osteolyse gekennzeichnet. Es kommt zu einer Zerstörung von Knochengewebe und somit zu einer Größenabnahme der Epiphyse, dem Knochenende des Oberamknochens.
Im Stadium IV sieht man in der Bildgebung, wie die Epiphyse des Oberarmknochens aufgrund von körpereignen Reparaturprozessen regeneriert.
Die genauen Ursachen des Morbus Panner sind bis heute nicht abschließend geklärt. Fest steht jedoch, dass eine eingeschränkte Durchblutung der knöchernen Anteile des Ellenbogengelenkes bei der Krankheitsentstehung maßgeblich ist. Zudem wird vermutet, dass das wiederholte Auftreten kleinster Traumata (sogenannte Mikrotraumen) bei Belastung und sportlicher Aktivität zu dieser Minderdurchblutung führen.
Darüber hinaus sollen auch nicht-traumatisch bedingte Durchblutungsstörungen als mögliche Ursache in Frage kommen. Da Morbus Panner außerdem in einigen Familien auffällig häufig auftritt, kann von einer erblichen Komponente ausgegangen werden.
Direkte Ursache dieser Erkrankung ist eine Durchblutungsstörung der Wachstumsfuge im Bereich des unteren Oberarmknochens oder anderer knöcherner Strukturen des Ellenbogengelenks. Morbus Panner kann je nach Ausmaß der Knochennekrose in unterschiedlichen Stadien diagnostiziert werden. Diese Tatsache hat sowohl einen entscheidenden Einfluss auf die möglichen Behandlungsoptionen, als auch auf die Prognose. Darüber hinaus lässt sich feststellen, dass bei Kindern und Jugendlichen, die Sportarten ausüben, welche zu hohen Belastungen des Ellenbogens führen, vermehrt an Morbus Panner erkranken. Ein empirischer Zusammenhang zwischen diesen Sportarten und der Knochennekrose des Ellenbogengelenkes kann demnach angenommen werden. Inwieweit das Erkrankungsrisiko durch starke Belastung tatsächlich ansteigt, konnte bislang nicht abschließend geklärt werden.
In der Regel erfolgt die Behandlung von Kindern, die an Morbus Panner leiden, in erster Linie symptomorientiert. Es gilt also das Beschwerdebild und vor allem die Schmerzen der betroffenen Kinder zu lindern. Zu diesem Zwecke können verschiedene Schmerzmittel (Analgetika) eingenommen werden.
Darüber hinaus sollte eine zeitweise Ruhigstellung des betroffenen Ellenbogengelenkes und eine Sportkarenz (Pause) angestrebt werden. Morbus Panner heilt in der Regel innerhalb von ein bis drei Jahren vollständig ab. Eine chirurgische Therapie ist bei Morbus Panner nur in den seltensten Fällen notwendig.
Die Diagnostik des Morbus Panner erfolgt in mehreren Schritten. Zuerst wird in der Regel ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) durchgeführt. Während dieses Gespräches werden die Eltern und das betroffene Kind umfangreich über bestehende Symptome befragt. In diesem Zusammenhang ist vor allem die Lokalisation des Schmerzes von enormer Bedeutung. Darüber hinaus sind Lebensgewohnheiten und Situationen, bei denen vermehrte Beschwerden auftreten, entscheidend.
Im Anschluss führt der behandelnde Arzt eine umfangreiche, körperliche Untersuchung des Kindes durch. Neben dem Ellenbogengelenk stehen auch die benachbarten Gelenke an Hand und Schulter im Fokus dieser Untersuchung. Der Arzt inspiziert den betroffenen Arm und achtet dabei vor allem auf Rötungen, Schwellungen und Abweichungen von der normalen Gelenkachse.
Des Weiteren kann der Versuch einen Druckschmerz im Bereich des Ellenbogengelenks auszulösen, in vielen Fällen zielführend sein. Sollte sich der Verdacht des Vorliegens von Morbus Panner während der körperlichen Untersuchung erhärten, sollte in einem weiteren Schritt die Anfertigung von Röntgenaufnahmen angestrebt werden. In der Regel zeigt sich im Röntgenbild eine deutliche Aufhellung im Bereich des Gelenk bildenden Oberarmknochens (Capitulum humeri), die auf das Vorliegen einer Osteonekrose hinweist.
Zur genaueren Diagnostik des Morbus Panner kann außerdem ein Kernspintomogramm (MRT vom Ellenbogen) angefertigt werden. Mit Hilfe dieser MRT-Aufnahme vom Ellenbogen kann sowohl die Mitbeteiligung der Metaphyse des Knochens, als auch der Verlauf der Erkrankung beurteilt werden.
Darüber hinaus sollten im Zuge der Morbus Panner-Diagnostik wichtige Differentialdiagnosen (andere mögliche Erkrankungen mit ähnlichem Beschwerdebild durch das MRT) ausgeschlossen werden.
Die häufigste Differentialdiagnose zum Morbus Panner ist die akute oder chronische Arthritis.
Zur Abgrenzung wird in der Regel eine umfangreiche Laboruntersuchung durchgeführt. Des Weiteren können die Symptome des Morbus Panner auch für das Vorliegen einer Erkrankung namens Osteochondrosis dissecans sprechen. Bei älteren Jugendlichen sollte aus diesem Grund zusätzlich auf Demarkierungen (Entmarkung) eines Knochenfragments an der Gelenkoberfläche geachtet werden.
Außerdem gilt die sogenannte avaskuläre Nekrose des unteren Oberarmanteils (avaskuläre Nekrose der Trochlea humeri, der Morbus Hegemann) als häufige Differentialdiagnose zum Morbus Panner.
Neben Röntgenaufnahmen ist die Magnetresonanztomographie eine Standardmethode für die Diagnostik und Verlaufskontrollen eines Morbus Panner.
Eine MRT des Ellenbogens eignet sich sehr gut, um das Stadium der Knochennekrose zu bestimmen und anhand der Einordnung zu therapieren. Ein günstiger Vorteil der MRT ist, dass diese Diagnostik ohne schädliche Strahlung funktioniert.
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