Brustschmerzen durch Brustkorborgane

Brustschmerzen entstehen am häufigsten durch den Herzinfarkt. Allerdings können Brustschmerzen auch aufgrund von harmlosen Ursachen auftreten. Die Organe im Brustraum können bei Brustschmerzen auch schmerzen.

Brustschmerzen durch Brustraumorgane

Brustschmerzen, verursacht durch im Brustkorb liegende Organe

Es liegt nahe, dass Organe, die im Bereich der Brust bzw. des Brustkorbes angesiedelt sind, auch durch Erkrankungen Beschwerden in der Brust auslösen können. Aus diesem Grund sollte man zunächst auch diese Vermutung stellen, wenn ein Patient über Brustschmerzen oder Ziehen in der Brust klagt. Erkrankungen des Herzens können Brustschmerzen auslösen. Hier wären zunächst die Angina Pectoris oder auch die koronare Herzerkrankung (KHK) zu nennen, die solche Symptome verursachen können.

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Bei entsprechenden Begleiterkrankungen, wie Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin im Blut, mangelnde Bewegung und Übergewicht können sich die Gefäße, die das Herz mit sauerstoffreichem Blut versorgen, zusetzen. Man spricht auch von atherosklerotischen Veränderungen der Herzgefäße.

Bei einer Verengung dieser Gefäße, kann nicht mehr genug sauerstoffreiches Blut den Herzmuskel erreichen. Der Patient empfindet in diesem Fall Schmerzen in der Brust, die er als ziehend oder schneidend evtl. in den linken Arm ausstrahlend angibt. Ist noch ein Bereich der entsprechenden Arterie durchgängig, so wird der Patient vermutlich in Ruhe keine Beschwerden haben, sondern erst bei Anstrengung. Man spricht von einer stabilen Angina Pectoris, die es zu untersuchen gilt. Setzen sich die Gefäße nahezu vollständig zu, so wird der Patient auch in Ruhe Beschwerden haben (instabile Angina Pectoris). Dies stellt einen absoluten Notfall dar, da in absehbarer Zeit ein lebensgefährlicher Infarkt resultieren kann. Die Beschwerden einer instabilen Angina Pectoris sind meist stärker und bedürfen der sofortigen Behandlung (zunächst mit Glycerinhüben unter die Zunge). Die Angina Pectoris wird weniger durch ihren Schmerzcharakter, als durch den Zeitpunkt des Auftretens diagnostiziert. Denn Brustschmerzen, welcher Art auch immer, die hauptsächlich bei körperlicher Anstrengung auftreten, sprechen sehr für dieses Krankheitsbild. Auch werden des öfteren lediglich ein Druckgefühl auf der Brust des Patienten mit einer Herzerkrankung beschrieben.

Unter starken bis stärksten Brustschmerzen, klagt ein Patient mit einem akuten Herzinfarkt. In diesem Zustand ist die oben genannte Gefäßverengung vollständig verschlossen. Teile des Herzmuskels können nicht mehr mit ausreichend sauerstoffreichem Blut versorgt werden und sterben ab. Die Schmerzen werden als lebensbedrohlich beschrieben. Die Patienten geben meistens an, solche Schmerzen noch nie im Leben gehabt zu haben. Die Schmerzen sind in der Regel mit Unruhe, Schweißausbrüchen, Zittern und evtl. Atemnot verbunden. Patienten greifen sich an den Brustbereich. Die Schmerzen, die von einem Herzinfarkt verursacht werden, können auch in den linken Arm, in den Unterkiefer und den Oberbauch ausstrahlen. Auch eine Übelkeit, die sich statistisch eher bei Herzinfarkten bei Frauen als bei Männern äußert, wird zeitweise beschrieben. Ziehende, beißende, schneidende, den Brustkorb überspannende und in entsprechend weitere Regionen ziehende Schmerzen sind charakteristisch für einen akuten Herzinfarkt, der eine lebensbedrohliche Situation darstellt und eine sofortige notfallmäßige Behandlung erfordert. Die Schmerzen sind nicht lagerungs- und atemabhängig und sind permanent. Leichtere Beschwerden, die nicht dem Vollbild eines Herzinfarktes entsprechen, schließen einen Herzinfarkt aber nicht aus und müssen ebenfalls kontrolliert werden.

Starke Brustschmerzen, die ebenfalls als schneidend bzw. beißend beschrieben werden und atemabhängig auftreten, könnten durch eine Lungenembolie ausgelöst worden sein. Hierbei verschließen kleine Partikel aus geronnenem Blut eine die Lunge versorgende Gefäßbahn. Bei der Lungenembolie handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Infarkt der Lunge, der in vielen Fällen trotz sofortiger Behandlung tödlich verläuft. Die Patienten klagen über atemabhängige, stärkste Schmerzen im Bereich der Lunge und über teils massivste Atemnot und Husten. Manchmal kann sich die Lungenembolie aber auch nur durch ein Ziehen in der linken Brust bemerkbar machen. Oftmals treten die Beschwerden das erste mal nach körperlicher Anstrengung bzw. während des Toilettengangs (starkes Pressen) auf. Dem Husten können auch Blutpartikel beigemischt sein, müssen aber nicht. In der Regel gibt es bei den Schmerzen durch eine Lungenembolie nicht das Verteilungsmuster des Ausstrahlens in den Kiefer oder in den linken Arm. Auch hier sind oft die begleitenden Umstände ausschlaggebend zur Diagnosestellung einer Lungenembolie. Patienten, die lange Zeit, z.B. im Krankenhaus liegend mit wenig Bewegung verbracht haben, sind immer stark gefährdet an einer Lungenembolie zu erkranken.

Starke bis stärkste Brustschmerzen, die plötzlich einschießen und auftreten, könnten auch von einer sogenannten Aortendissektion verursacht werden. Darunter versteht man einen Einriss der Hauptschlagader (Aorta), die vom Herzen bogenförmig in Richtung Bauch zieht. Reißt eine Schicht der Arterie ein und kommt es zu einer Einblutung in das Gefäß, spricht man von einer Aortendissektion. Diese löst dann meist ebenfalls nach körperlichen Aktivitäten, z.B. Heben von schweren Gegenständen, diese starken Schmerzen aus. Oft strahlen die Beschwerden auch in den Rücken, was die Vermutung auf eine Aortendissektion stellen lassen muss. Kommt es zu einem kompletten Einreißen oder Aufreißen der Hauptschlagader, handelt es sich um eine lebensbedrohliche Situation, die unbedingt sofort operativ behandelt werden muss. Besonders Patienten mit Bluthochdruck und familiärer Vorbelastung sind gefährdet für eine Aortendissektion. Meist wird diese Gefäßerkrankung aber erst festgestellt, wenn die Patienten mit den Beschwerden ins Krankenhaus gehen.

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Bei einer Verengung einer der Herzklappen (s. Aortenklappenstenose) oder einem Aufwurf der Mitralklappe (Mitralklappenprolaps), kann der Patient ebenfalls angina pectinöse Beschwerden mit Druckgefühl auf dem Brustkorb verspüren. Bei einer Aortenklappenverengung treten die Beschwerden meist in Ruhe auf und werden dann immer schlimmer. Bei einem Mitralklappenprolaps treten die Beschwerden bei Belastung auf.

Brustschmerzen können auch von einer Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis) ausgelöst werden. Der Patient verspürt vor allem stechende Schmerzen. Im Liegen und in Linksseitenlage können diese Schmerzen verstärkt werden. Setzt sich der Patient auf oder dreht sich nach rechts, bessern sich die Beschwerden meist. Zur Diagnosestellung müssen auch Begleitsymptome einer Herzbeutelentzündung beachtet werden. So klagen die meisten Patienten auch über starkes Fieber.

Stechende Brustschmerzen können auch von einem sogenannten Pneumothorax verursacht werden. Die Lunge ist durch das Rippenfell am Brustkorb aufgehängt. Zwischen Lunge und Rippenfell befindet sich ein Spalt, der durch eine Flüssigkeit und einem Unterdruck zusammengehalten wird. Bei einem mechanischen Einreißen tritt Flüssigkeit aus dem Spalt, der Unterdruck geht verloren und die Lunge schnurrt einseitig zusammen, was neben einer plötzlich auftretenden Atemnot und einem massiven Leistungsabfall die stechenden Brustschmerzen verursacht. Verschiebt die eingeschnurrte Lunge die Brustorgane in die entgegenliegende Richtung, so kommt es zu einer lebensgefährlichen Situation, die operativ so schnell wie möglich behandelt werden muss (Spannungspneumothorax). Ein Pneumothorax kann vor allem nach mechanischen Ereignissen entstehen (z.B. stumpfe Verletzungen nach Autounfall oder nach starkem Husten bei jungen Menschen).

Ein nicht eingestellter Bluthochdruck kann ebenfalls zu Brustschmerzen führen. Hierbei handelt sich um eine sogenannte hypertensive Krise, die vor allem hinter dem Brustbein für Schmerzen sorgt, plötzlich auftritt und auch ein Engegefühl verursachen kann. Brustschmerzen können auch durch zahlreiche Erkrankungen der Lunge ausgelöst werden, z.B. Lungenentzündungen, Bronchitiden und Lungentumoren. Im Gegensatz zu tumorösen Erkrankungen der Lunge, sind die Brustschmerzen bei entzündlichen Erkrankungen der Atemwege eher fluktuierend und hustenabhängig. Brustschmerzen, die durch einen Tumor ausgelöst werden, sind meistens durch einen verdrängenden oder einwachsenden Prozeß bedingt.

Erkrankungen der Speiseröhre können ebenfalls Brustschmerzen auslösen. Ein Speiseröhreneinriss (Mallory Weiss Sndrom), der vor allem bei alkoholkranken und sich häufig übergebende Patienten auftritt, kann reißende, ziehende und stechende Brustschmerzen auslösen. Ein Druckgefühl oder atemabhängige Beschwerden, bzw. ein Ziehen in den linken Arm treten eher nicht auf. Häufig ist ein Speiseröhreneinriss auch mit blutigem Erbrechen verbunden, der bei den anderen Brustschmerzen verursachenden Erkrankungen fehlt. Eine Bewegungsstörung der Speiseröhre (Achalasie) kann bei Essensaufnahme ebenfalls krampfartige Brustschmerzen auslösen. Hier wurden auch Beschwerden, wie bei der Angina Pectoris beschrieben.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.09.2010 - Letzte Änderung: 12.01.2023