Brustschmerzen durch Nerven und anliegende Strukturen

Die Speiseröhre kann durch zu viel Alkohol zu Brustschmerzen führen. Allerdings kann auch eine Entzündung der Gallenblase Brustschmerzen auslösen. Eine Überdehnung und das einklemmen von Nerven kann genauso zu Brustschmerzen führen.

Brustschmerzen durch Nerven und anliegende Strukturen

Einleitung

Brustschmerzen sind in der heutigen westlichen Gesellschaft ein immer häufiger auftretendes Problem, das viele Ursachen kennt.
Da die meisten Personen inzwischen sitzende Tätigkeiten ausüben, tendieren sie dazu eine bequeme, jedoch nicht anatomisch korrekte Rücken und Wirbelsäulenhaltung einzunehmen.
In der Folge kommt es deshalb immer öfter zu Wirbelsäulenfehlstellungen, Wirbelgleiten oder extrem verhärteter Muskulatur im Nacken und Rückenbereich.

Alle diese Faktoren können dazu führen, dass aus dem Rückenmark austretende Nerven komprimiert, oder regelrecht eingeklemmt werden. Die Folge daraus können Missempfindungen, Kraftminderungen, aber häufig auch Brustschmerzen sein, dich sich dann häufig einem bestimmten Areal zuordnen lassen, sogenannte dermatombezogene Schmerzen.

Ursachen

In aller Regel liegt den nerval bedingten Brustschmerzen ein eingeklemmter oder anderweitig „irritierter“ Nerv zugrunde.

Da Nerven zwar genutzt werden, um die Muskulatur anzusteuern, aber auch, um Gefühlsempfindungen der Haut oder Extremitäten an das Gehirn zurück zu melden, kann ein gereizter Nerv sozusagen falsche Informationen weiterleiten.
Aufgrund der Kompression des Nervens kommt es hier zu Erregungen, die dann vom Nerv an das Gehirn weitergeleitet werden. Somit wird dem Gehirn ein Schmerz am Brustkorb angezeigt, der seinen Ursprung aber eigentlich im Verlauf des Nervens hat.
Je nach Körper- bzw. Wirbelsäulenbewegung wird die Kompression auf den Nerven verstärkt oder verringert.

Interkostalneuralgie als Ursache

Sehr heftige Schmerzen in der Brust oder Ziehen in der Brust können durch eine sogenannte Interkostalneuralgie ausgelöst werden. Dabei handelt es sich um eine Reizung der Nervenstrassen, die die Haut und die Muskulatur zwischen den Rippen versorgt. Die Ursache ist unbekannt, man vermutet eine mechanische Überbeanspruchung, wie Dehnung oder Zerrung. Die Beschwerden treten aber meistens erst etwas später auf, sodass der Patient keinen Zusammenhang zu einem zerrenden Ereignis herstellen kann. Die Betroffenen geben zum Teil sehr starke Schmerzen, die sie vorher noch nie hatten, an.

Lesen Sie mehr zum Thema: Interkostalneuralgie

Wie unterscheide ich die Intercostalneuralgie von den Schmerzen beim Herzinfarkt?

Der erste Verdacht fällt oft sofort auf einen Herzinfarkt. Brennende, stechende, ruckartige Schmerzen auf der Brust und an der Brustwandseite werden beschrieben. Der entscheidenste Unterschied zu einem Herzinfarkt ist der bewegungsabhängige Schmerz. Durch entsprechend andere Lagerung kann eine Schmerzlinderung herbeigeführt werden. Dies gelingt bei einem Herzinfarkt nicht. Auch klagen die Patienten mit einer Interkostalneuralgie nicht über Atemnot und Druck auf der Brust. Ansonsten ähnelt das Krankheitsbild sehr dem Herzinfarkt (Schweißausbruch, Unruhe, Angst). Des Weiteren ist natürlich auch die Möglichkeit einer Rippenprellung oder sogar auch Rippenfraktur gegeben.

Tietze-Syndrom als Ursache

Ein sogenanntes Tietze-Syndrom kann ebenfalls starke Schmerzen am Brustkorb auslösen. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein entzündlicher Prozess am Knorpel zwischen den Rippen und dem Brustbeinansatz. Auch hier sind die Übereinstimmungen eines Herzinfarktes vorhanden, allerdings kann auch hier bewegungsabhängig der Schmerz provoziert werden. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Tatsache, dass beim Tietze-Syndrom der Schmerz auch durch Druck auf die entsprechende Stelle am Brustbein ausgeübt werden kann.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie auch unter unserem Thema: Tietze-Syndrom

Rippenfellentzündung als Ursache

Die sogenannte Rippenfellentzündung (Pleuritis), die meist infektiös bedingt ist, kann auch starke Brustschmerzen auslösen. Charakteristisch sind stechende, oft sehr starke aber atemabhängige Schmerzen, die einen Herzinfarkt bereits ausschließen können. Die Dauer einer Rippenfellentzündung kann hierbei sehr variabel sein.
Als Differentialdiagnose sollte aber unbedingt eine Lungenembolie in Betracht gezogen werden, die ebenfalls ähnliche Symptome verursacht.

Begleitende Symptome

Die begleitenden Symptome können recht unterschiedlich ausfallen.
Dennoch sind die Schmerzen fast immer auch von sensiblen Störungen bzw. Ausfällen begleitet, je nachdem, was genau die Ursache der Einklemmung ist.

Seltener kann es auch zur Kraftminderung in einem bestimmten Muskel kommen.
Anders als beim fulminanten Bandscheibenvorfall ist dieser Kraftverlust jedoch kaum spürbar.

Selten kann es außerdem zu Missempfindungen kommen, die sich in Form von Kribbeln oder leichtem Stechen äußern. Alle diese Symptome können, müssen jedoch nicht bei jedem eingeklemmten Nerven auftreten.

Diagnose

In aller Regel liefert das Ausbreitungsgebiet des Schmerzes einen recht deutlichen Hinweis.
Ist das Schmerzareal, das der Patient angibt einem sogenannten Dermatom zuordenbar, verläuft also grob entlang der Rippen, erhärtet dies den Verdacht erheblich, dass es sich um die Schädigung bzw. Einklemmung eins Nervens handelt, der direkt aus dem Rückenmark austritt.

Eine sichere Bestätigung kann- sofern es sich dabei um eine Einklemmung durch Bandscheibenvorfall handelt- eine MRT oder in Ausnahmefällen auch eine CT-Untersuchung bringen.

Behandlung

Je nachdem, um welcher Form der Einklemmung es sich handelt, muss diese auch unterschiedlich behandelt werden. Wie bereits angedeutet, sind die meisten Probleme der modernen westlichen Gesellschaft auf Fehlhaltungen oder falsche bzw. unzureichende Wirbelsäulenbelastung zurückzuführen, weshalb in den meisten Fällen mit konservativen Maßnahmen behandelt werden kann.

Physiotherapie, die jedoch zuhause fortgeführt werden sollte, ist hier zumeist das Mittel der Wahl.

Zusätzlich kann auch noch auf physikalische Therapie zurückgegriffen werden.
Wenn es sich bei der Einklemmung tatsächlich um einen Bandscheibenvorfall handelt, wird auch hier zuerst eine konservative Therapie bevorzugt. Sollte sich hierdurch eine hinreichende Besserung ergeben, kann man es dabei belassen. Ist dies nicht der Fall oder die Schmerzen kommen nach und nach wieder, kann eine operative Entfernung des ausgetretenen Bandscheibenkerns indiziert sein.

Ist ein verengtes Nervenaustrittsloch das Problem, so muss dieses operativ erweitert werden. Ist hingegen ein Wirbelgleiten ursächlich, so kann eine Versteifung der betroffenen Wirbelsäulensegmente indiziert sein.

Hausmittel bei Brustschmerzen

Als bewährtes Hausmittel empfiehlt sich in den meisten Fällen die Verwendung eines Wärme- bzw. Körnerkissens.
Sollte ein Muskelhartspann oder eine Art Zerrung Ursprung der Brustschmerzen durch einen eingeklemmten Nerven, kann die Wärmeanwendung eine Lockerung der Muskulatur herbeiführen und dadurch die Einklemmung lockern.

Aber auch eine bedachte Krankengymnastik kann teils dazu beitragen, die Schmerzen zu lindern, indem die Fehlhaltung korrigiert wird und eventuell verkürzte Muskelpartien wieder gedehnt werden.

Prognose

Eine Prognose zur Dauer der Heilung ist schwierig und in hohem Maße abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung sowie ihrer Behandlung.

Während eine einfache „Wirbelblockade“ zumeist durch manualtherapeutische Behandlung fast im Handumdrehen das Problem behebt, kann sich die Behandlung eines Bandscheibenvorfalls teils Jahre hinziehen, bis schlussendlich Schmerzfreiheit erreicht wird.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 26.09.2010 - Letzte Änderung: 18.09.2024