Der Blinddarm oder Appendix (Wurmfortsatz) besteht hauptsächtlich aus lymphatischen Gewebe. In sehr seltenen Fällen kann es zu einer Entartung der Zellen der Appendix kommen und somit zu einem Blinddarmtumor.
Der Blinddarm oder Appendix (Wurmfortsatz) ist eine etwa 10 cm lange Ausstülpung am Übergang vom Dünndarm in den Dickdarm. Er besteht hauptsächtlich aus lymphatischen Gewebe und dient dem Immunsystem.
In sehr seltenen Fällen kann es zu einer Entartung der Zellen der Appendix kommen und somit zu einem Blinddarmtumor. Der Blinddarmkrebs macht weniger als 1% aller Krebsarten im Magen-Darmbereich aus und wird meistens wie Dickdarmkrebs behandelt.
Die Ursachen für die Entartung von Zellen sind vielfältig. Je nachdem welche Art von Zelle entarten, entstehen unterschiedliche Krebsformen.
Die häufigste Form ist das muzinöse Adenokarzinom, das aus den muzinösen Zellen in der Appendix entsteht. Es gibt bestimmte Mutationen in der DNA, die eine Entartung im Blinddarm fördern können. Dazu zählen die TP53-Mutation und die GNAS-Mutation.
Außerdem kann auch ein sogenannter neuroendokriner Tumor (NET) die Ursache für Blinddarmkrebs sein. DieseTumorart befällt in 40% der Fälle die Appendix.
Informieren Sie sich noch ausführlicher über die Ursachen für Darmkrebs.
Die Diagnose Blinddarmkrebs zu stellen, ist nicht einfach, da diese Erkrankung kaum Frühsymptome verursacht.
Die ersten Schritte sind die Beschreibung der Beschwerden und das Erfragen der Krankengeschichte (Anamnese). Dann folgt die körperliche Untersuchung.
Darüber hinaus kann man eine Sonographie durchzuführen, obwohl diese nicht immer klare Ergebnisse liefert. Bei Verdacht auf Darmkrebs ist eine Darmspiegelung ganz wichtig, da man dadurch Gewebeproben gewinnen kann. Die Untersuchung dieser Proben liefert die Information bezüglich der Entartung der Zellen. Weitere bildgebende Verfahren wie eine Computertomographie können angeschlossen werden, um eine Streuung des Krebs auszuschließen.
Bei Verdacht auf einen neuroendokrinen Tumor (NET) würde man den Serotoninspiegel im Blut und 5-Hydroxyindolessigsäure im 24h-Urin bestimmen. Zusätzlich führt man eine Somatostatin-Rezeptor-Szintigraphie durch.
Erfahren Sie, wie Darmkrebs diagnostiziert wird.
Blinddarmkrebs verursacht fast keine Frühsymptome. Erst wenn der Tumor größer wird, kann dieser zu Beschwerden führen.
Oft wird die Appendix eingeengt, sodass eine Vermehrung von Bakterien stattfinden kann. Das kann zu einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) führen. Diese muss chirurgisch behandelt werden und dabei wird immer eine Gewebeprobe entnommen. So kann man in dem Fall die Diagnose stellen.
Ein weiteres Symptom eines fortgeschrittenen Blinddarmkrebs kann eine Verhärtung im unteren Abdomen oder im Beckenbereich sein. Das kann durch den Tumor verursacht werden und kann auch zu Schmerzen führen.
In schweren Fällen kann die Appendixwand durch den Tumor zerstört werden, sodass die Krebszellen sich im Bauchraum verteilen (Pseudomyxoma peritonei). Die Zellen produzieren eine gelartige Flüssigkeit, die Verklebungen im Bauchraum verursacht und den Tumor zerstreut.
Im Falle eines neuroendokrinen Tumors (NET) kann es zu Durchfällen, Bauchkrämpfen und plötzlichen roten Verfärbungen der Haut mit Hitzewallungen kommen.
Lesen Sie, was die typischen Symptome von Darmkrebs sind.
Der Blinddarmkrebs wird in den meisten Fällen wie der Darmkrebs behandelt.
Informieren Sie sich über die Therapiemöglichkeiten von Darmkrebs.
Wenn der Tumor lokal begrenzt ist oder die Streuung (Metastasen) therapierbar sind, würde man an erster Stelle operieren. Dabei entnimmt man den rechten Teil des Dickdarms, man macht eine sogenannte rechte Hemikolektomie. Dabei versucht man auch die lokalen Lymphknoten zu entfernen, um eine Streuung zu verhindern. Die Operation wird wenn möglich minimalinvasiv (laparoskopisch) durchgeführt.
Lesen Sie mehr über die OP von Darmkrebs.
Je nach Stadium der Tumorerkrankung wird noch zusätzlich eine Chemotherapie gegeben.
Falls der Tumor bereits in den Bauchraum gestreut hat, wird ebenfalls eine Hemikolektomie rechts durchgeführt, bei der man zusätzlich das Bauchfell (Peritoneum) entnimmt. Außerdem wird der Bauchraum mit einem Chemotherapeutikum gespült.
Am Darm wird keine Bestrahlungstherapie gemacht.
Im Fall eines neuroendokrinen Tumors (NET) würde man ebenfalls chirurgisch die Appendix und die lokalen Lymphknoten entfernen. Bei sehr fortgeschrittenen Befunden, bei denen keine Option zur Operation besteht, werden Medikamente, wie Somatostatinanaloga, gegeben. In manchen Fällen ist auch hier eine Chemotherapie notwendig.
Wie beim normalen Darmkrebs kann beim Blinddarmkrebs ab dem Stadium II eine Chemotherapie in Erwägung gezogen werden. Die Stadien teilen sich nach Größe des Tumors und Streuung ein. Meistens wird anhand aller Untersuchungen interdisziplinär entschieden, ob diese Therapie zutreffend ist.
In Stadium II würde man eine Monotherapie, also eine Therapie mit einem einzigen Chemotherapeutikum durchführen. Hierfür werden meistens Fluoropyrimidine angewendet.
Ab Stadium III kommen Kombinationstherapien in Frage. Man kann das sogenannte FOLFOX geben (5-FU+Folinsäure+Oxaliplatin) oder die Kombination XELOX (Capecitabin+Oxaliplatin).
Bei schlecht differenzierten neuroendokrine Tumoren (NET) kann eine Chemotherapie mit Cisplatin und Etoposid gegeben werden.
Erfahren Sie Genaueres zur Chemotherapie bei Darmkrebs.
Der Krankheitsverlauf ist abhängig vom Stadium des Darmkrebs.
Bei kleinen Befunden ist eine Operation ausreichend und die Heilungschancen sehr hoch.
Bei Streuung in den Lymphknoten oder andere Organe ist eine Chemotherapie innerhalb von 8 Wochen nach der Operation notwendig. In manchen Fällen können Streuungen des Tumors in andere Organe, zum Beispiel die Leber, auch operiert werden.
Wenn der Blinddarmkrebs das Bauchfell erreicht hat und dort gestreut hat, kann dies zu Verklebungen im Darm führen. Diese Komplikationen müssen operativ therapiert werden. Ein solcher Fall hat eine schlechte Prognose.
Lassen Sie sich den Verlauf von Darmkrebs noch detaillierter erläutern.
Metastasen sind Streuungen des Tumors, die sich über die Blutbahn, über das lymphatische System oder über benachbartes Gewebe verbreiten.
Der Blinddarmkrebs kann benachbartes Gewebe angreifen und im Fall, dass die Appendix platzt, in den Bauchraum streuen. Weitere Strukturen, die früh betroffen sein können, sind die lokalen Lymphknoten, die die Lymphe der Appendix abtransportieren. Über das Blut kann der Tumor in die Leber gelangen, sowie in Lunge, Skelett und Gehirn.
Die Metastasen werden meistens mit der Chemotherapie behandelt und können in einigen Fällen operiert werden.
Informieren Sie sich über mögliche Lokalisationen von Darmkrebsmetastasen und ihre Therapie.
In den meisten Fällen ist Blinddarmkrebs ein Zufallsbefund, der bei Entnahme der Appendix entdeckt wird. Die Tumore sind in diesen Fällen meistens lokal begrenzt, sodass eine Heilung durch die Operation erreicht werden kann.
Wenn der Tumor die Lymphknoten befallen hat, sinkt die 5-Jahres Überlebensrate auf 78%.
Wenn Fernmetastasen bestehen, also der Tumor in andere Organe gestreut hat, dann liegen die Überlebenschancen bei etwa 32%.
Allgemeine Aussagen, sind schwierig zu treffen und sollten mit Vorsicht bewertet werden. Die Prognose muss immer individuell gestellt werden, abhängig von Vorerkrankungen und von den jeweiligen Befunden. Außerdem sind die Heilungschancen stark von der Krebsart abhängig und können daher stark variieren.
Lesen Sie mehr zur Frage, ob Darmkrebs heilbar ist.
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