Das Shelf-Syndrom tritt nach Überbeanspruchung, Muskeldysbalancen oder Verletzung des Knies auf. Teilweise finden man aber keine Ursache für ein Shelf Syndrom. Ursächlich ist ein Anschwellen einer Schleimhautfalten (Synovialfalten, Plicae mediopatellaris) im Kniegelenk verantwortlich.
Medizinisch: Plicasyndrom, Plica-Syndrom, Plica-shelf-Syndrom, medial-Shelf-Syndrom, mediopatellares Plica-Syndrom, Plica mediopatellaris
Englisch: plica syndrome
Häufige Tippvarianten: Plika-Syndrom
Das Shelf-Syndrom tritt nach Überbeanspruchung, Muskeldysbalancen oder Verletzung des Knies auf.
Es wird durch eine Entzündung und Anschwellung der Schleimhautfalten (Synovialfalten, Plicae) im Kniegelenk verursacht. Dies kann zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Kniegelenk führen.
Drei Schleimhautfalten des Knies können betroffen sein: die Plica suprapatellaris, die Plica mediopatellaris und die Plica infrapatellaris. Mit Abstand am häufigsten ist aber die Plica mediopatellaris betroffen.
Lesen Sie mehr zum Thema: Plica Anatomie
Das Kniegelenk wird, wie alle Gelenke, von einer dünnen, glatten Schleimhaut (Synovialhaut) ausgekleidet.
Die Synovialhaut produziert die Gelenkflüssigkeit (Synovia), die die Reibung im Gelenk vermindert und den Gelenkknorpel mit Nährstoffen versorgt.
Im Laufe der Embryonalentwicklung bildet diese Synovialhaut eine Membran (Schicht), die das Kniegelenk in zwei separate Bereiche unterteilt.
Normalerweise bildet sich diese Membran am Ende der Kindesentwicklung, damit eine größere Bewegungsfreiheit im Kniegelenk vorhanden ist.
Bei etwa 50 - 70 % der Erwachsenen bleibt jedoch eine Schleimhautfalte (Plica) bestehen. Diese befindet sich meist unterhalb, oberhalb oder innenseitig (medial) der Kniescheibe. Nach ihrer Lokalisation werden sie als
bezeichnet.
Lesen Sie hier mehr zu dem Thema Plica infrapatellaris oder Plica suprapatellaris
Viele Menschen mit einer Plica haben keinerlei Probleme. Ist die Plica jedoch vorspringender (prominenter), kann es zu Reizungen und Entzündungen/ Shelf- Syndrom kommen. Vor allem die Überbeanspruchung des Kniegelenks führt zu einer Reizung der Plica und damit zum sogenannten Shelf-Syndrom.
Belastende Tätigkeiten, bei denen das Knie oft gebeugt und anschließend wieder gestreckt wird (z.B. beim Joggen, Fahrradfahren, Aerobic, bei Ballsportarten, etc.), sind die häufigsten Ursachen.
Weitere Ursachen des Shelf Syndrom sind Verletzungen (Traumata), sich:
Bei den Verletzungsmechanismen spielen diejenigen eine Rolle, die die innenseitigen (medialen) Bandanteile unter erhöhten Zug bringen oder diesen direkt verletzen.
Als auslösendes Moment kommt im Weiteren eine funktionelle Schwäche des innenseitigen Anteils des vierköpfigen vorderen Oberschenkelmuskels (Musculus vastus medialis) mit Änderung der Spannung der innenseitigen Kapselbandanteile in Frage.
In Folge der Einklemmung der bindegewebig umgebauten Plica mediopatellaris zwischen Oberschenkel (Femur) und Kniescheibe (Patella) kann es zu bei der Gelenkspiegelung sichtbaren Eindellungen und Pannusbildung (entzündliches, gefäßreiches Bindgewebe) am innenseitigen, gelenkbildenden Oberschenkelknochen oder am innenseitigen Kniescheibenrand kommen.
Das heißt, diese Gewebeverdickung scheuert dann am Knorpel innerhalb des Kniegelenks. Dies kann bei fortlaufender Belastung zu einer Schädigung des Gelenkknorpels oder zu einer Gelenkentzündung führen (Shelf Syndrom).
Durch Verletzungen (Traumata), sich wiederholende Mikrotraumata, eine Instabilität im Kniegelenk, ein muskuläres Ungleichgewicht im Knie und eine Entzündung der Gelenkinnenhaut (Synovitis) kommt es zur Schwellung und Verdickung der Plica.(Schleimhautfalte).
Über wiederholt auftretende Einklemmungen mit Entzündungen (Inflammation) und bindegewebigem (fibrotischem) Umbau entsteht ein sich selbst unterhaltender Prozess, der mit wiederkehrenden Schmerzen, Gelenkergussbildung, Bewegungseinschränkungen, Gelenkschnappen und Gelenkblockierungen verbunden ist.
Die Schmerzen sind beim Shelf-Syndrom innenseitig lokalisiert und belastungsabhängig.
Teilweise kommt es zu Blockierungen zwischen innenseitigem Kniescheibenrand und dem unteren Anteil des Oberschenkelknochens (Femurkondylus) bei der Streckbewegung.
Häufig ist ein Reiben oder ein Schnappen am innenseitigen Kniescheibenrand zu tasten.
Die vermehrt bindegewebig umgebaute (fibrosierte) Plica mediopatellaris ist häufig als schmerzhafter Strang zu tasten.
Mitunter ist ein Knacken des Gelenks in einer bestimmten Position während der Gelenkbeugung vorhanden.
Je nachdem, wie stark das Shelf-Syndrom bereits vorangeschritten ist, unterscheidet man auch die Beschwerden, die dadurch ausgelöst werden.
Weitere wichtige Informationen zu dem Thema finden Sie hier: schmerzhafte Schleimhautfalte im Knie
Zu Beginn der Erkrankung kommt es meistens zu belastungsabhängigen Schmerzen im Bereich des Knies. Oft lösen Bewegungen Beschwerden aus, die vor allem sehr belastend für das Knie und die Muskeln sind. Zu nennen wären hier Bewegungen, wie Treppensteigen, Fahrradfahren oder Joggen. Schwimmen wird hingegen als schonende Bewegungsart angesehen.
Neben den sportlichen Aktivitäten werden langes Stehen und ungleichmäßige Belastung im Kniegelenk als beschwerdeverstärkend beschrieben.
Zu Beginn der Erkrankung müssen erwähnte Bewegungen lange durchgeführt werden, bevor der Patient über Beschwerden klagt. Es handelt sich meistens um Schmerzen, die ihren Ursprung im Innern des Knies haben. Der Schmerzcharakter wird oft als ziehend oder beißend beschrieben. Auch kann er wandern und kann dann von innen des Knies weiter aufwärts lokalisiert werden. Der Schmerz wird oft während der eigentlichen Bewegung ausgelöst, hält dann solange an, solange die Bewegung durchgeführt wird und nimmt dann ab, sobald das Knie wieder in eine ruhende Position gelangt. Der Schmerz ist also durch Bewegung provozierbar, nur bei intensiver Belastung wird er zu Beginn der Erkrankung meistens ausgelöst.
Bei vorangeschrittener Erkrankung und bei fortschreitendem Entzündungsgrad kommt es vor, dass es zu einem Einstrom entzündlicher Flüssigkeit ins Kniegelenk kommt. Dies kann dann zu Schwellungen im Knie führen, was wiederum zu einer Platzverminderung im Gelenk führt. Die Enge führt dann wiederum zu Spannungsschmerzen, die der Patient, neben den Beschwerden des Shelf-Syndroms wahrnehmen kann. Die Schwellungen im Kniegelenk können auch dazu führen, dass das Knie nicht mehr in gewohnter Weise gebeugt oder gestreckt werden kann, die Kniescheibe kann sich bei starker Schwellung, durch den Erguss abgehoben, vom Knie wegbewegen und so deutlich tastbar werden. Manchmal kann es auch Zeichen einer sogenannten „tanzenden Patella“ geben. Darunter versteht man eine durch Flüssigkeit abgehobene Kniescheibe, die über dem Kniegelenk zu schweben scheint und durch leichten Druck sich leicht federnd zur Seite schieben lässt.
Besteht ein Shelf-Syndrom längere Zeit und wurde nicht behandelt, kommt es zu einer Verstärkung der entzündlichen Reaktionen des Körpers. Während zunächst nur starke Belastungen zu den Beschwerden im Knie geführt hatten, kommt es nun auch schon bei relativ leichten Bewegungen zu den Beschwerden. Ursache ist hierfür, dass die Entzündung im Kniegelenk nicht mehr durch Ruhe kuriert und reduziert werden kann, eine gewisse Restentzündung bleibt immer im Knie vorhanden, auch wenn gerade keine starke Belastung auf das Knie ausgeübt wird.
Die Beschwerden nehmen auch an Intensität zu. So werden die im Kniegelenk entstehenden Schmerzen als viel stärker beißender und ziehender beschrieben als bei einem beginnenden Shelf-Syndrom. Auch Ergüsse können früher entstehen und sich schneller aufbauen. Eine Rötung kann eher nur selten bei einem ausgeprägten Shelf-Syndrom gesehen werden.
Neben den Schmerzen und der Bewegungsbeeinträchtigung wird von Betroffenen auch immer wieder ein hörbares Knacken beschrieben, das dann auftritt, wenn das gestreckte Bein in eine gebeugte Stellung gebracht wird oder umgekehrt. Die Ursache hierfür ist vermutlich ein plötzliches, ruckartiges Absinken der Kondylen im Kniegelenk. Auch dies ist Zeichen einer beginnenden Instabilität im Kniegelenk. Entsprechende Schmerzen, die durch ein beginnendes aber auch vorangeschrittenes Shelf-Syndrom entstehen, führen auch dazu, dass die Patienten in eine Schonhaltung bei ganz normalen Bewegungen im Kniegelenk gehen, um den entsprechenden Schmerz zu mindern. Diese Schonhaltung führt auch zwangsläufig zu einer Fehlbelastung im Kniegelenk. Das Knie wird nicht mehr in der gewohnten Weise belastet. Akut führen Fehlbelastungen zu weiteren Schmerzen, die der Patient zusätzlich wahrnimmt. Auf Dauer aber führen solche Fehlbelastungen zu Arthrosen des Ober-, und Unterschenkels aber auch des Beckens. In aller Regel wird aber bei fortschreitendem Shelf-Syndrom eine Therapie eingeleitet.
Ist ein Shelf-Syndrom sehr ausgeprägt oder schon lange Zeit im Entstehen, kann es auch zu Ruheschmerzen kommen, ohne dass eine entsprechende Bewegung ausgeübt wurde. Spätestens jetzt werden alle Patienten beim Arzt vorstellig, denn die Nichtbehandlung würde zu einem zunehmenden Bewegungsverlust führen.
Die eingeklemmte Plica kann bei einer entsprechenden Bewegung in der Regel wieder mobilisiert werden, was dann die Schmerzspitze entsprechend reduziert. Manchmal kann es aber auch vorkommen, dass diese Einklemmung nicht durch Bewegung gelöst werden kann und verbleibt. Dies führt dann in Ruhe oder auch bei Bewegung zu starken bis stärksten Schmerzen; die Patienten versuchen meistens durch kleinste Bewegungen im Kniegelenk die noch erträgliche Position für sich herauszubekommen und sind meistens stark schmerzgeplagt. Auch bei diesem relativ seltenen Verlauf eines Shelf-Syndroms ist eine rasche Handlung erforderlich, um zu verhindern, dass es zu irreparablen Schäden im Bereich des Kniegelenks kommt.
Für die Diagnose eines Shelf-Syndroms versucht man zunächst, den Schmerz genau zu lokalisieren bzw. eine aufgetretene Verdickung im Bereich der Kniescheibe festzustellen.
Oft kann man auch das Reiben der Plica im Kniegelenk bei Bewegung spüren.
Das Zohlen-Zeichen ist positiv. Beim Zohlen-Zeichen wird der obere Kniescheibenrand mit Daumen und Zeigefinger umfasst und die Kniescheibe nach unten geschoben (kaudalisiert). Erfolgt nun eine Anspannung des vierköpfigen vorderen Oberschenkelmuskels (M. quadrizeps), wird die Kniescheibe auf die unteren Anteile des Oberschenkelknochens (Femurkondylen) gedrückt, was bei einer Knorpelschädigung als schmerzhaft empfunden wird.
50% aller Patienten empfinden es generell als sehr unangenehm, wenn man diesen Test an ihnen durchführt.
Insgesamt ist das Shelf-Syndrom nicht leicht zu diagnostizieren, weil durch Überlagerung von anderen krankhaften Läsionen (Kreuzbandriss, Meniskusschaden, etc) die Diagnose erschwert wird.
Eine Magnetresonanzuntersuchung (bildgebendes Verfahren) kann ebenfalls bei der Diagnosestellung hilfreich sein. Sie muss allerdings nicht immer einen eindeutigen Befund ergeben.
Das Shelf-Syndrom wird bei manchen Patienten erst endgültig durch eine Kniegelenksspiegelung (Arthroskopie) bewiesen. Daraus folgt, dass die genaue Abklärung fast nur durch eine Arthroskopie möglich ist. Andererseits ist die Diagnose Shelf-Syndrom oft eine Verlegenheitsdiagnose, wenn bei wiederkehrenden Beschwerden im Kniegelenk keine anderen, die Symptome erklärenden, krankhaften Veränderungen im Kniegelenk nachweisbar sind.
Ist ein Shelf-Syndrom diagnostiziert worden, wird zunächst der Schweregrad der Erkrankung eingeschätzt, nachdem sich dann auch die Behandlungsstrategie richtet. Generell unterscheidet man die konservative von der operativen Therapie.
Das Shelf-Syndrom wird zunächst konservativ therapiert.
Sie wird mit lokalen und oralen entzündungshemmenden Medikamenten (Antiphlogistika) durchgeführt.
Zur konservativen Therapie gehören auch die Schonung, die Physiotherapie mit Bindegewebsmassagen und Training des häufig kraftreduzierten medialen Anteils des vierköpfigen vorderen Oberschenkelmuskels (Musculus vastus medialis).
Die Kühlung mit Eis ist ebenfalls hilfreich und lindert Schmerzen und Schwellung. Die lokale Gabe von entzündungshemmenden Spritzen (Steroid-Injektion) ist hinsichtlich ihrer Wirkung bei der Behandlung des Shelf-Syndroms fragwürdig.
Das Problem beim Shelf-Syndrom, wenn es bei sportlichen Patienten auftritt, besteht allerdings darin, dass die Beschwerden meistens nicht besser werden, weil der entzündlich veränderte und verhärtete Rand der Plica weiterhin am Knorpel reibt und diesen zerstört.
Daher sollte bei sportlichen Patienten frühzeitig an die Kniespiegelung (Arthroskopie) gedacht werden.
Ansonsten besteht die Indikation zur Arthroskopie, wenn die Beschwerden durch die konservative Therapie nicht verschwinden. Bei der Arthroskopie wird die Plica entfernt (reseziert).
Hierbei kommen alle therapeutischen Instrumente zum Einsatz, die nicht operativ sind.
Wichtig ist zunächst die Schonung des betroffenen Knies. Sportliche Überbelastungen sollten gänzlich vermieden werden. Belastungen des Knies, wie sie etwa beim Joggen oder Bergwandern vorkommen, sollten wenn möglich auch unterlassen werden. Schwimmen und weitere gelenkschonende Maßnahmen sind dagegen sehr zu empfehlen. Das Bein sollte aber keineswegs in einer ruhenden Position gehalten werden, da dies zum einen für das Gelenk nicht gut ist, zum anderen auch die Gefahr einer tiefen Beinvenenthrombose erhöht.
Neben dem Reduzieren der Überbelastung sollten schmerzlindernde Maßnahmen durchgeführt werden. Zu nennen wäre die physikalische Schmerzbehandlung. Dazu zählt eine regelmäßige Behandlung mit Icepacks, die auf das Knie aufgelegt werden sollten. Physiotherapeutisch kann außerdem versucht werden durch entsprechende Aufbauübungen der Muskulatur, die sich um das Knie herum befindet, das Kniegelenk soweit es geht zu entlasten. Die Physiotherapie sollte regelmäßig durchgeführt und darauf geachtet werden, dass die Muskulatur nicht überbelastet wird.
Auch kann es hilfreich sein, das Knie während den alltäglichen Bewegungen (wie Laufen, Beugen und Strecken) zu stabilisieren. Hierzu kann der Einsatz einer Bandage sinnvoll und hilfreich sein. Das Knie sollte aber noch frei beweglich und nicht zu sehr komprimiert sein. Sollte die Bandage die Schmerzen verstärken, sollte die Bandage gelockert oder komplett weggelassen werden.
Weiterhin zur konservativen Behandlung eines Shelf-Syndroms zählt die medikamentöse Schmerzbehandlung. Sinnvoll ist es ein Medikament zu kombinieren, das sowohl schmerzlindernde als auch entzündungshemmende Wirkung hat.
In der Orthopädie immer gerne eingesetzt und diese 2 Wirkungen ausübend, sind Ibuprofen und Diclofenac. Ibuprofen kann max. bis 800 mg dreimal täglich eingesetzt werden, während Diclofenac bei 75 mg 2x täglich seine obere Wirkungsgrenze erreicht.
Zu beachten sind die relativ neuen Kontraindikationen für Diclofenac. So dürfen Patienten mit koronarer Herzerkrankung dieses Medikament nicht bekommen, da die kardiovaskulären Risiken mit der regelmäßigen Einnahme des Medikamentes zunehmen. Auch Ibuprofen sollte in diesem Fall nur nach sorgfältiger Abwägung eingesetzt werden. Sind keine kardiovaskulären Risikofaktoren vorbeschrieben worden, sollte darauf geachtet werden, dass die Patienten nicht an einem Reflux oder an einer chronischen Gastritis sowie einem Ulcus leiden, da der Einsatz von Diclofenac oder Ibuprofen den Aufbau der Magenschleimhaut hemmt. In diesem Fall sollte der Einsatz der beiden Medikamente nur in Kombination mit einem Magenschutzpräparat erfolgen. Hierbei kommen am häufigste Protonenpumpenhemmer, wie Pantoprazol oder Omeprazol zum Einsatz.
Kommt es unter der konservativen Behandlung nicht zu einer Besserung der Beschwerden muss überlegt werden, ob eine Operation zu dem gewünschten Erfolg führt. Die Operation wird heute minimal invasiv durchgeführt und auch als arthroskopischer Eingriff bezeichnet. Sie kann in Vollnarkose oder auch durch eine Nervenblockade des entsprechenden Beines durchgeführt werden.
Zunächst wird der Patient über Risiken der Operation aufgeklärt. Diese liegen in einer schwer stillbaren Blutung, Infektion des Gelenks, Wundheilungsstörungen, allergische Reaktionen auf das Narkosemittel oder Notwendigkeit durch anatomische Gegebenheiten das Knie doch noch offen operieren zu müssen.
Nachdem der Patient die Einwilligung für den Eingriff erteilt hat und eine entsprechende Anästhesie durchgeführt wurde, wird das Knie mit einer sterilen Flüssigkeit gewaschen. Zwei kleine Hautschnitte um das Kniegelenk dienen als Eintrittstelle für 2 stangenförmige Instrumente, die in das Kniegelenk eingebracht werden. Das eine ist eine Kamera mit einem hellen Licht, das andere ist ein Einlass für Flüssigkeit. Außerdem können hierdurch auch Instrumente in das Kniegelenk eingeführt werden, die zum Glätten von Knorpel und zum Schneiden sowie Nähen notwendig sind.
Nach Einbringen der Instrumente beginnt zunächst ein diagnostischer Blick im Kniegelenk. Die Kamera liefert Bilder in Echtzeit, die auch zu Dokumentationszwecken aufgezeichnet werden können. Während des Eingriffs wird das Knie regelmäßig gebeugt und gestreckt um zu sehen, ob bei der Bewegung Teile des Knies eingeklemmt werden und so zu Schmerzen führen. Hat der Untersucher die Plica ausfindig gemacht, beginnt er mit der Abtragung. Zusätzlich kann noch durch ein eingebrachtes Glättungsinstrument überschüssiger und störender Knorpel abgetragen werden. Durch den Wassereinlass wird nun sterile Flüssigkeit ins Kniegelenk gepumpt und gleich wieder abgesaugt. Dabei werden auch die zerkleinerten Teile der Plica aus dem Kniegelenk herausgespült.
Kurz vor Ende des Eingriffs werden noch kleine Nähte gesetzt und die Gelenkhaut verschlossen. Da dieser Bereich gut mit Blutgefäßen versorgt ist, kann es öfters notwendig werden Blutungen mittels Elektrokoagulation zu stoppen. Nach dem Entfernen der Instrumente, werden die Hautschnitte mittels Hautnaht versorgt und steril verbunden. Die Nähte können dann ca 10-12 Tage nach dem Eingriff gezogen werden.
Oftmals wird die Behandlung eines Shelf-Syndroms (auch bezeichnet als Plica- Syndrom, Plica-Shelf-Syndrom) konservativ durchgeführt. Mit Hilfe von entzündungshemmenden Maßnahmen wird versucht, die schmerzenden Zustände eines Shelf-Syndrom zu reduzieren. Des Weiteren wird oftmals ein Behandlungsansatz durch Physiotherapie versucht.
Kommt es hierunter zu keiner Besserung der Beschwerden, sollte ein operatives Vorgehen in Erwägung gezogen werden.
Der operative Eingriff kann entweder in Vollnarkose durchgeführt werden oder aber auch durch eine Nervenblockade, bei der der Patient bei Bewusstsein ist, allerdings Schmerzen während des Eingriffs am Knie nicht mitbekommt.
Früher wurden derartige Operationen ausschließlich am offenen Knie durchgeführt. Heute wird hauptsächlich der minimal-invasive Eingriff gewählt, der auch als Gelenkspiegelung oder Arthroskopie bezeichnet wird.
Die Kniespiegelung wird zum einen als diagnostische Maßnahme gesehen, sowie als therapeutische Maßnahme. Können bildgebende Verfahren, wie die Magnetresonanztomografi vom Knie eine ziemlich sichere Diagnose bei Verdacht auf ein Shelf-Syndrom stellen, kann die Spiegelung des Kniegelenks den endgültigen Beweis erbringen.
Bei der Gelenkspiegelung werden am vorher desinfizierten Kniegelenk zwei kleine Hautschnitte gemacht, durch die dann ein Instrument mit Kamera eingeführt wird. Durch den anderen Hautschnitt wird ein anderes Instrument geschoben, das eine Spülvorrichtung hat, aber auch einen Einlass, der es ermöglicht, andere Instrumente, wie Nahtmaterial und Zangen in das Kniegelenk einzubringen.
Das Knie wird vor dem Eingriff am liegenden Patienten in einen 90 Grad Winkel gebracht. Sodann werden durch die gemachten Hautschnitte die beiden Instrumente in den Gelenkspalt eingebracht. Mit Hilfe der Kamera und der daran befestigten hellen Lichtquelle kann dann das Knie inspiziert und die Lage der Bänder und Knorpel sowie die Platzverhältnisse beurteilt werden. Mit Hilfe der Spülvorrichtung kann sterile Flüssigkeit in das Kniegelenk gepumpt und wieder abgesaugt werden. Knorpel, der in den Gelenkspalt hineinragt kann durch ein zusätzlich eingebrachtes Instrument geglättet und abgetragen werden.
Während der Untersuchung ist es wichtig das Knie nicht in einer statischen Position zu halten sondern am liegenden Patienten durch Beugung und Streckung hin und her zu bewegen. Nur so kann gewährleistet werden, dass der Untersuchung auch die entsprechenden Platzgegebenheiten bei der normalen Bewegung im Knie sehen kann. Während dieses Manövers zeigt sich im Falle eines Shelf-Syndroms auch, ob sich eine Plica in ausgeweiteter Art im Bereich des Kniegelenks befindet. Während des gesamten Eingriffs können mithilfe der Kamera Bild und Videoaufnahmen gemacht und zu Dokumentationszwecken aufgenommen werden. Ist durch dieses Verfahren ein Shelf-Syndrom sicher diagnostiziert worden, ist der diagnostische Eingriff abgeschlossen und der therapeutische Eingriff beginnt.
Hierbei wird nun die Plica Stück für Stück abgetragen. Hierfür wird nun ein sogenannter Fräser durch einen Hautschnitt in das Kniegelenk eingebracht. Damit wird nun die Gelenkinnenhaut des Knies in dem Bereich abgetragen, der sich fibrosiert darstellt und entzündliche Prozesse sichtbar werden lässt. Die Abtragung erfolgt in diesem Bereich bis auf die Kapsel. Mit kleinen Zangen und Saugern kann das abgetragene Material aus dem Knie herausgeholt werden.
Im Gegensatz zu den Menisken ist die Gelenkhaut gut mit Blutgefäßen durchsetzt. Zum Teil kann es aus diesem Grund vorkommen, dass es während des Eingriffs zu mäßigen bis starken Blutungen kommt, die dann durch eine sogenannte Elektrokoagulation oder Unterspritzung gestillt werden muss. Wichtig ist aus diesem Grund schon im Vorfeld abzuklären, ob der Patient blutverdünnende Medikamente wie ASS oder Marcumar einnimmt. Diese müssen dann entsprechend vor einem solchen Eingriff abgesetzt werden.
Nachdem entsprechende Nähte im Knie erfolgt sind, werden die Instrumente aus dem Knie herausgezogen und die offenen Wunde am Kniegelenk mit einer Hautnaht verschlossen. Nachdem die Hautwunden steril verbunden wurden, wird der Patient vom OP auf die Normalstation gebracht. Der Eingriff dauert zwischen 20 Minuten und einer Stunde. In ganz seltenen Fällen kann es notwendig werden die zunächst arthroskopisch begonnene Operation offen weiterzuführen. Dies ist vor allem dann notwendig, wenn anatomische Gegebenheiten im Kniegelenk keinen ausreichenden Blick durch eine Arthroskopie zulassen oder auch starke Blutungen, die während einer Operation auftreten nicht arthroskopisch gestillt werden können.
Der Eingriff zählt zu den Routineeingriffen in der Orthopädie. Allerdings kann es auch hier zu Komplikationen kommen. Neben nicht stillbaren Blutungen während der Operation kann es nach Hautverschluss auch zu Wundheilungsstörungen sowie zu Infektionen im Bereich der Wunde kommen. In seltenen Fällen kann es auch trotz sehr sterilem arbeiten zu Infektionen des Kniegelenks kommen. Diese sehr gefürchtete Komplikation muss umgehend antibiotisch behandelt werden. Wenn keine entsprechende Wirkung erreicht werden kann, so muss unter Umständen das Knie erneut operativ eröffnet werden. Hier würden dann neben sterilen Spülungen auch lokale antibiotische Maßnahmen (z.B. Einlage von antibiotika-beschichteten Ketten) erfolgen können.
Nach der Arthroskopie kommt es meist nach sehr kurzer Zeit zu einer Besserung der Beschwerden, es sei denn es sind schon deutliche Knorpelschäden aufgetreten.
Dann tritt auch nach der Entfernung der Plica keine vollständige Besserung ein.
Das Shelf-Syndrom wird durch eine Verdickung einer Schleimhautfalte im Knie hervorgerufen.
Diese Verdickung kann unter anderem durch Traumata, Entzündungen und Muskeldysbalancen, das heißt, durch unausgeglichenen Muskelzug, entstehen.
Dadurch werden Schmerzen insbesondere an der Innenseite des Knies verursacht.
Die Diagnose kann oftmals erst durch eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) bewiesen werden.
Die Therapie beschränkt sich zunächst auf konservative Maßnahmen wie Schonung, entzündungshemmende Medikamente, Kühlung und Krankengymnastik (Physiotherapie).
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Bilder an: plica@dr-gumpert.de