Die trockene Lungenentzündung, auch atypische Pneumonie genannt, ist schwer zu diagnostizieren, da die Symptome oft falsch interpretiert werden. Die typischen Symptome einer Lungenentzündung wie Fieber, Husten mit Auswurf, sowie Muskel- und Gliederschmerzen fehlen oft. Der rechtzeitige Erregernachweis ist deswegen von großer Bedeutung und ermöglicht eine ideale Therapie.
Eine Lungenentzündung ist eine zumeist auf die Besiedelung mit Krankheitskeimen zurückzuführende Entzündung des Lungengewebes (Pneumonie). Diese geht in vielen Fällen mit einem charakteristischen Bild an begleitenden Krankheitszeichen (Symptomen) wie Fieber, Schüttelfrost, schleimigem (produktivem) Husten und beschleunigter Atmung (Tachypnoe) einher.
Bei einigen Formen der Lungenentzündung fehlen manche oder alle dieser typischen Anzeichen. Dann spricht man von einer atypischen Lungenentzündung, die auch (wegen fehlenden Fiebers) „kalte Lungenentzündung“, beziehungsweise wegen geringer ausgeprägten, vor allem aber unschleimigen (unproduktiven) Hustens „trockene Lungenentzündung“ genannt wird.
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Üblicherweise sind für eine atypische, kalte, trockene Lungenentzündung andere Keime verantwortlich als für eine typische Pneumonie.
Das Fehlen oben genannter Symptome bedeutet jedoch keinesfalls, dass atypische Lungenentzündungen harmloser wären als typische. Im Gegenteil führt ihr Fehlen oft zu einer Verharmlosung von der Patientenseite und einem verzögerten Arztbesuch. Somit kann eine trockene Lungenentzündung oft weit fortschreiten, bevor sie erkannt und behandelt wird.
Während früher ein ganz überwiegender Teil der Lungenentzündungen von Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) ausgelöst wurde und einen typischen Verlauf nahm, ist durch den Einsatz von Antibiotika, Impfungen etc. heute die Gesamtanzahl an Lungenentzündungen geringer, ein beachtlicher Anteil von 20-40% jedoch von atypischer, trockener Natur.
Anhand der Ursachen kann die Lungenentzündung weiter eingeteilt werden. Lesen Sie mehr dazu unter: Das sind die Ursachen einer Lungenentzündung!
Der Verlauf einer atypischen bzw. trockenen Pneumonie ist in hohem Maße abhängig vom verursachenden Erreger und der Immunlage des Patienten. Davon abhängig ist im Endeffekt auch die Sterblichkeit bei dieser Erkrankung. Der Verlauf ist in den meisten Fällen ein schleichender ohne wirkliche Akutphase. Rückblickend ist der Erkrankte nicht in der Lage, eine genaue Bestimmung des Krankheitsbeginnes zu machen.
Die Krankheitssymptome sind bei der trockenen Lungenentzündung in den meisten Fällen nicht so imposant, wie es bei einer klassischen Pneumonie der Fall wäre.
Das Fieber steigt nicht so hoch, der Hustenreiz ist wesentlich weniger stark ausgeprägt und auch in der Blutuntersuchung findet sich zumeist keine übermäßig erhöhten Entzündungswerte. Dafür dominieren bei atypischen Pneumonien vor allem Kopfschmerzen als körperliches Symptom.
Der Betroffene hustet somit weniger als bei einer typischen Pneumonie, gänzlich ohne oder nur mit wenig Auswurf. Man spricht auch von Reizhusten, der nachts vermehrt auftritt. Oft treten Kopf- und Gliederschmerzen auf. Eine allgemeine Abgeschlagenheit mit vermindertem Antrieb ist für Erwachsene typisch, für Kinder ein vermehrtes Quengeln und eine gesteigerte Anhänglichkeit.
Lesen Sie an dieser Stelle weitere Informationen zu diesem Thema unter Lungenentzündung bei Babys
Eine Erhöhung von Atem- und Herzfrequenz sind allenfalls moderat. In schweren Fällen oder bei vorbestehender Lungenschädigung kann es auch zu Atemnot (Dyspnoe) und durch den Sauerstoffmangel im Gewebe zu Blaufärbung von Schleimhäuten und Lippen (Zyanose) kommen. Je nach Erreger sind auch Hautausschläge oder eine Beteiligung von Hirn oder Darmtrakt mit entsprechenden Symptomen möglich.
Zumeist ist die Behandlung mithilfe eines Antibiotikums notwendig, um das Immunsystem des Körpers bei der Bekämpfung der Krankheitserreger zu unterstützen. Auch wenn die Krankheit mit Antibiotika gut behandelbar ist, versterben auch heutzutage noch Personen an einer Lungenentzündung. Dabei steigt die Sterblichkeit der Patienten- unabhängig davon ob typische oder atypische Lungenentzündung- mit zunehmendem Alter an.
Unter den Erregern einer atypischen Pneumonie weisen durch Legionellen verursachte Lungenentzündungen die höchste Mortalität auf.
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Üblicherweise ist ein Anstieg der Körpertemperatur (Fieber) nicht vorhanden oder nur gering ausgeprägt (<39°C). Eine Schüttelfrost in Folge des Fiebers tritt nur bei wenigen Patienten auf. Gerade dieser Umstand führt oft erst einige Wochen nach Krankheitsbeginn zu einem Aufsuchen eines Arztes.
Lesen Sie hier mehr zu dem Thema: Lungenentzündung ohne Fieber
Im Röntgenbild unterscheidet sich die atypische bzw. trockene Lungenentzündung von einer typischen Lungenentzündung durch die diffuse Verteilung des Entzündungsinfiltrates.
Die Wasser und Schleimeinlagerungen lassen sich nicht klar auf einen Lungenlappen begrenzen, sondern sind grenzübergreifend vorhanden. Man spricht dabei von einer interstitiellen Pneumonie, während man bei einer typischen Lungenentzündung am ehesten Zeichen einer Lobärpneumonie findet.
Die ganze Lunge erscheint dabei im Röntgenbild weißlicher und es sind kaum noch schwarze Bereiche innerhalb der Lunge vorhanden, die auf normales, nicht entzündetes Lungengewebe hindeuten würden.
Lesen Sie an dieser Stelle unseren nächsten Artikel unter: Röntgen des Brustkorbs
Im CT bestätigt sich zumeist, was man im Röntgenbild bereits sehen kann.
Jedoch ist eine Computertomographie nur indiziert, wenn das Röntgenbild keinen klaren Befund liefert, da das CT ansonsten eine unnötig hohe Strahlenbelastung für den Patienten darstellt.
Allerdings bietet das CT mit seiner dreidimensionalen Betrachtungsmöglichkeit die Option, auch Strukturen oder Veränderungen zu erkennen, die im Röntgenbild vom Entzündungsinfiltrat verdeckt würden.
Standardmäßig sollte jedoch kein CT erfolgen, sondern immer das Röntgenbild bevorzugt werden, um die Strahlenbelastung möglichst gering zu halten. Sollte man jedoch Abszesse oder Empyeme entdecken, könnte dies Hinweise auf andere Erreger geben, die dann auch therapeutisch anders behandelt werden müssten.
Möchten Sie mehr zu Computertomographie der Lunge erfahren? Lesen Sie hierzu unseren nächsten Artikel unter: CT der Lunge
Besonders interessant ist die nur geringfügig auf eine Entzündung hindeutende Veränderung des Blutbildes.
Während es bei einer typischen Lungenentzündung zum starken Anstieg der Leukozyten sowie der Entzündungsmarker C-reaktives Protein und Calcitonin kommt, sind diese Werte bei atypischen Lungenentzündungen bei Weitem nicht so erhöht.
Die Werte können noch im oberen Bereich des Normwertes liegen, überschreiten diesen aber zumeist doch. Trotz alledem lassen die Laborwerte nicht vermuten, dass es sich um eine Lungenentzündung handelt, die die komplette Lunge betrifft. Auch wenn es kein direkter Laborparameter ist, ist es ein Anhaltspunkt, der sich bei einer atypischen Pneumonie weitaus weniger stark erhöht zeigt als bei einer typisch verlaufenden Pneumonie.
Lesen Sie mehr dazu: Blutwerte bei einer Lungenentzündung
Die Hauptsäule der Behandlung der trockenen Lungenentzündung stellt die kausale Antibiotikatherapie dar.
Üblicherweise wird bereits vor bzw. ohne eindeutige Erregerbestimmung auf Verdacht ein entsprechendes Antibiotikum, entweder über die Vene als Infusion (intravenös) oder in Tablettenform (per os), verabreicht. Erst wenn sich die Situation des Kranken nicht bessert oder bei Bekanntwerden des Erregers, wird dieses dann gegebenenfalls gewechselt bzw. nach Erregernachweis an den nachgewiesenen Erreger angepasst.
Zusätzlich zur Kausaltherapie werden je nach Schwere zusätzlich Symptome behandelt. So können Flüssigkeitszufuhr (im Extremfall auch per Infusion), und bei Atemnot Sauerstoffgabe per Maske oder Nasensonde die Behandlung ergänzen.
Menschen, die an einer atypischen Pneumonie erkrankt sind, unterliegen keiner Bettpflicht, im Gegenteil sollen bei schonender Grundhaltung leichte körperliche Betätigung an frischer Luft (etwa kurze Spaziergänge) und eventuell Atemübungen der Genesung durchaus zuträglich sein.
Für weitere Informationen lesen Sie hier weiter: Therapie einer Lungenentzündung
Das Spektrum an Erregern, die eine trockene Lungenentzündung (atypische Pneumonie) auslösen können, ist breit.
Neben verschiedenen Viren und Pilzen (Pneumocystis jirovecii) kommen vor allem parasitär in den Wirtszellen lebende (intrazelluläre) Bakterien (Coxiella burnetii, Legionella pneumoniae, Mycoplasmen, Rickettsien sowie Chlamydophila pneumoniae) als Verursacher einer atypischen Pneumonie in Frage.
Anders als bei einer typischen Lungenentzündung ist nicht nur ein Bereich der Lunge (ein oder mehrere Lappen, deswegen wird die typische Lungenentzündung auch Lobärpneumonie genannt), sondern das gesamte Lungengewebe betroffen.
In den meisten Fällen befallen die Erreger körpereigene Zellen nahe der bindegewebigen Grundstruktur der Lunge (Septen). Da hierdurch das hauptsächliche Entzündungsgeschehen nicht in den Lungenbläschen (Alveolen) stattfindet, sondern „zwischen den Zellen“ (im Interstitium), wird die atypische Lungenentzündung auch als interstitielle Lungenentzündung bezeichnet.
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Zu den klassischen Vertretern, die eine trockene Lungenentzündung hervorrufen, gehören:
Lesen Sie mehr dazu unter: Ursachen einer Lungenentzündung
Während derzeit keine Impfungen gegen trockenen Husten (atypische Pneumonie) existieren, gibt es dennoch einige Verhaltensweisen, welche das Risiko, an einer trockenen Lungenentzündung zu erkranken, wesentlich senken können.
Vor allem schwerwiegende Verläufe betreffen fast ausschließlich Menschen mit Vorerkrankungen oder Immunschwäche. Diesen schweren Verläufen kann durch eine gesunde Lebensführung entgegengewirkt werden. Hierbei spielen vor allem eine ausgewogene Ernährung und körperliche Ertüchtigung eine Rolle.
Zudem verhindert der Verzicht auf Tabakgenuss eine Vorschädigung der Lunge ebenso wie eine Alkoholabstinenz einer Schwächung des Immunsystems vorbeugt.
Falls Sie sich für die Impfungen bei einer typischen Lungenentzündung interessieren, empfehlen wir Ihnen unsere Seiten zu:
Die Ansteckungsgefahr ist in großem Maße von der „Aggressivität“ des Erregers und von der Immunlage des Patienten abhängig.
Da die Erreger für Pneumonien in den allermeisten Fällen über die Atemwege in die Lungen gelangen müssen, um eine Lungenentzündung auslösen zu können, stellt Husten eine Möglichkeit zur Übertragung der Erreger dar. Da der Hustenreiz bei trockenen Pneumonien in aller Regel aber weniger stark ausgeprägt ist als bei einer typischen Pneumonie, ist das Ansteckungsrisiko geringer.
Lesen Sie mehr dazu: So ansteckend ist eine Lungenentzündung!
Pauschal kann man davon ausgehen, dass eine trockene Lungenentzündung etwas länger braucht, um behandelt zu werden als eine typische Lungenentzündung. Dies ist nicht zuletzt auch dem Umstand geschuldet, dass es in der Regel länger dauert, bis eine trockene Lungenentzündung als solche erkannt wird.
Sie unterscheidet sich von einer typischen Lungenentzündung nämlich dadurch, dass die typischen Anzeichen wie hohes Fieber, gesteigerte Atemfrequenz und Auswurf beim Husten fehlen. Darüber hinaus unterscheiden sich auch die Antibiotika, die in der Behandlung der trockenen bzw. atypischen Lungenentzündung zum Einsatz kommen, da auch das Spektrum der verursachenden Keime ein anderes ist.
Darüber hinaus spielen Faktoren wie Immunlage, Alter und physische Fitness des Patienten eine weitere wichtige Rolle, wenn es darum geht, wie lange die Lungenentzündung dauert. Grob kann man bei einer atypischen Pneumonie aber von einer Dauer von zwei bis drei Wochen ausgehen, während es bei einer typischen Pneumonie eher nur ein bis zwei Wochen sind.
Jedoch sollte man sich in jedem Fall schonen und die ärztlichen Anweisungen befolgen, da es sonst zur Verschleppung einer Lungenentzündung kommen kann. Dies ist möglicherweise sogar lebensgefährlich.
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Verallgemeinernde Aussagen zur Prognose bei trockener Lungenentzündung lassen sich nur schwer treffen. Je nach Erregertyp, Alter und Immunkompetenz des Patienten, Begleiterkrankungen und Krankheitsdauer bis zu Therapiebeginn reicht das Spektrum von komplikationsloser Ausheilung binnen Tagen bis hin zu langwierigen komplizierten Verläufe bis hin zum Tod.
Während in den allermeisten Fällen durch eine frühzeitige Antibiotika-Therapie ein rasches Genesen möglich ist, liegt etwa bei der Legionellen-Pneumonie die Sterblichkeit (Mortalität) bei ungefähr 10%.
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