Krämpfe in den Zehen

Da die Beine und Füße vor allem durch sportliche Aktivitäten besonders belastet sind kommt es hier öfter zum Auftreten von Krämpfen. Die genauen Ursachen sind nicht geklärt. Behandlungsmöglichkeiten beeinhalten aktuell die Gabe von Magnesiumtabletten und vor allem die vermehrte Dehnung der betroffenen Muskelpartien.

Krämpfe in den Zehen

Definition

Muskelkrämpfe sind plötzlich und unwillkürlich auftretende, schmerzhafte Kontraktionen der Muskulatur, welche üblicherweise ohne äußere Einflüsse enden und nur von kurzer Dauer sind.

Die Krämpfe können dabei durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden und verschiedene Muskelgruppen betreffen - beispielsweise die Fußmuskulatur. Nichtsdestotrotz ist der Mechanismus hinter der Entstehung von Muskelkrämpfen bis heute nur teilweise verstanden.

Ursachen für Krämpfe in den Zehen

Dies sind häufigsten Ursachen von Krämpfen in den Zehen:

  • Magnesium oder Calciummangel
  • Alkoholkonsum
  • arterielle Verschlusskrankheit
  • Medikamentennebenwirkung (Diuretika oder Betablocker)
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Polyneuropathie

Muskelkrämpfe im Allgemeinen werden anhand verschiedener Aspekte in drei Kategorien eingeteilt.
1. Symptomatische und 2. idiopathische Krämpfe sind eher selten anzutreffen. Erstere treten stets als Symptom einer internistischen oder neurologischen Grunderkrankung auf, wohingegen die Ursache idiopathischer Krämpfe nicht bekannt ist. Die mit Abstand meisten Krämpfe fallen jedoch in die 3. Kategorie der paraphysiologischen (also nicht krankheitsbedingten) Krämpfe, welche unter bestimmten Bedingungen auch beim Gesunden auftreten.

Paraphysiologisch: Zu den Ursachen für die Entstehung paraphysiologischer Krämpfe gehören vor allem Störungen des Elektrolythaushalts. Speziell ein Mangel der Elektrolyte Magnesium und Calcium führt besonders häufig zu den Beschwerden. Elektrolytverschiebungen können unter anderem bei vermehrtem Schwitzen entstehen. Letztendlich kommt es hierdurch zur übermäßigen Freisetzung von Calcium in den Muskelzellen, welches wiederum eine schmerzhafte Dauerkontraktion des Muskels verursacht.

Eine weitere Ursache eines gestörten Elektrolythaushaltes stellt hoher Alkoholkonsum dar. Alkohol hemmt die Ausschüttung des sogenannten antidiuretischen Hormons, welches für die Wiederaufnahme von Wasser in der Niere verantwortlich ist. Durch einen Mangel dieses Hormons beim Konsum von Alkohol wird dementsprechend zu viel Wasser über die Niere abgegeben - es kommt zu Dehydratation des Körpers, welche wiederum Krämpfe nach sich ziehen kann.

Symptomatisch: Es existiert eine lange Liste von Erkrankungen, welche zu symptomatischen Muskelkrämpfen in den Zehen, aber auch im Allgemeinen führen können. Hierzu zählen beispielsweise internistische Erkrankungen wie die arterielle Verschlusskrankheit oder eine Schilddrüsenüberfunktion. Ebenso können jedoch auch Erkrankungen der Muskeln selbst oder neurologische Erkrankungen wie die Polyneuropathie Krämpfe hervorrufen.
Schlussendlich können auch Nebenwirkungen von Medikamenten verantwortlich sein. Zu den Medikamenten, welche dafür bekannt sind, Muskelkrämpfe auszulösen zählen unter anderem Diuretika (Arzneimittel zum Ausschwemmen von Wasser) und Betablocker.

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Begleitende Symptome

Treten neben Krämpfen in den Zehen weitere Beschwerden auf, kann dies wertvolle Hinweise auf mögliche Ursachen geben. So führt Magnesiummangel etwa auch zu Krämpfen in anderen Muskelgruppen. Vor allem die Waden und die Kaumuskulatur sind hiervon häufig betroffen. Davon abgesehen kann ein Magnesiummangel auch zu Verdauungsbeschwerden, Herzrasen, sowie neurologischen und psychologischen Erscheinungen wie vermehrter Reizbarkeit, Taubheitsgefühlen in den Extremitäten und Schwindel führen.

Therapie

In der Therapie lassen sich eine Akuttherapie, eine langfristige Therapie von Krämpfen sowie Präventionsmaßnahmen unterscheiden.

Akute Therapie

In der Akuttherapie spielen vor allem physikalische Maßnahmen wie eine lokale Wärmeapplikation eine Rolle. Ebenso hilfreich, wenn auch anfangs schmerzhaft, ist das Dehnen des betroffenen Muskels oder seine Kompression. Hierfür ist es meist ratsam den Zeh während des Kampfes in Richtung Fußrücken zu ziehen, bis sich der Krampf löst. Auch ein Hochlagern des Fußes kann hier einen Nutzen bringen. Von diesen Akutmaßnahmen abgesehen, wird von einigen Sportlern empfohlen, sich in die Fußsohle oder den Fußrücken zu kneifen, da dies den Reflex unterbrechen soll. Dem gleichen Zweck dient sachtes Reiben des Fußes.

Langfristige Therapie

In der Therapie von Muskelkrämpfen ist die Medizin bis heute sehr eingeschränkt. Eine kausale, also die Ursache bekämpfende, Behandlung ist für die idiopathischen und paraphysiologischen Muskelkrämpfe nicht bekannt. Stattdessen wird noch immer vor allem die Empfehlung gegeben, die Magnesiumzufuhr zu steigern. Ob dies tatsächlich Abhilfe schafft, ist in vielen Fällen eher fraglich. Nichtsdestotrotz kann eine bewusste Ernährung in Einzelfällen für eine Linderung der Krämpfe in Zehen und Fuß sorgen. Zu den stark magnesiumhaltigen Nahrungsmitteln zählen vor allem Nüsse und Samen, allen voran Sonnenblumenkerne, Leinensamen und Sesam. Auch Haferflocken sind reich an Magnesium.

Daneben spielt vor allem auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr eine wichtige Rolle zur Vorbeugung von Krämpfen.

Prävention

Den größten Nutzen als präventive Maßnahme bei Muskelkrämpfen bieten jedoch Dehnübungen. Wie oben beschrieben konnten jeden Abend durchgeführte Dehnübungen von gerade einmal drei Minuten nächtlichen Krämpfen vorbeugen. Dieses Prinzip lässt sich auch auf den Alltag übertragen, sodass zu einer Aktivierung und Dehnung der Fuß- und Beinmuskulatur mehrmals täglich geraten wird.

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In den USA nicht zugelassen, aber dennoch in Deutschland und Österreich häufig bei der Behandlung von Krämpfen verwendet, sind daneben chininhaltige Präparate. Diese Medikamente sind tatsächlich bis zu einem gewissen Maße wirksam.
Gleichzeitig sind sie jedoch recht häufig von Nebenwirkungen begleitet. Hierzu gehören unter anderem Magen-Darm-Beschwerden, aber auch Nierenversagen und Herzrhythmusstörungen. Die Einnahme der rezeptfreien Präparate ist aus diesem Grund nur bedingt zu empfehlen und sollte wohl überlegt sein.

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Homöopathie

Ähnlich einem Großteil der heutzutage bekannten Erkrankungen und Syndrome existieren auch zur Behandlung von Muskelkrämpfen im Allgemeinen und sogar Krämpfen in den Zehen im speziellen homöopathische Mittel.

Zu erwähnen ist dabei jedoch, dass homöopathische Mittel, wie sie etwa in Form von Globuli oder Tinkturen erhältlich sind, nicht den gängigen naturwissenschaftlichen Kenntnissen und Methoden entsprechen.

Nichtsdestotrotz finden sich online zahlreiche Ratgeber und Shops, welche sich näher mit dem Thema beschäftigen. Aus oben genannten Gründen muss für nähere Informationen zur Homöopathie bei Krämpfen in den Zehen jedoch auf diese Seiten verwiesen werden.

Dauer der Krämpfe

Ein Charakteristikum von Muskelkrämpfen ist, dass sie nur von kurzer Dauer und schließlich ohne äußere Einwirkung aufhören.

Üblicherweise hält ein derartiger Krampf nicht länger als etwa max. drei bis vier Minuten an.
Die Dauer eines Krampfes kann jedoch verkürzt werden.

Hierfür eignen sich insbesondere ein Dehnen des entsprechenden Muskels, sowie eine leichtes Erwärmen der betroffenen Muskelpartie, etwa mit einem Kirschkernkissen oder einer Wärmflasche. Auch eine Kompression des Muskels kann hilfreich sein.

Wann treten die Krämpfe auf?

Zehenkrämpfe in der Nacht

Muskelkrämpfe der Zehen, aber auch der Waden, haben die Tendenz, häufig in Ruhe und besonders auch nachts aufzutreten. Der Grund für dieses Phänomen ist ebenso wenig geklärt wie die Ursache von Krämpfen allgemein. Mittlerweile hat sich jedoch gezeigt, dass zur Vorbeugung nächtlicher Fuß- und Wadenkrämpfe Dehnübungen der entsprechenden Muskulatur geeignet sind.
Eine Studie mit 80 Teilnehmern ergab dabei schon 2012, dass abendliches Dehnen einen deutlichen Nutzen gegenüber der sonst üblichen reinen Chinin- oder Magnesiumtherapie bringt.

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Krämpfe beim Sport

Gerade beim Sport macht sich eine Neigung zu Muskelkrämpfen bemerkbar. Die Unterschenkelmuskulatur, sowie die Muskulatur der Füße und Zehen, ist hierbei besonders anfällig, da sie bei vielen Sportarten eine starke Belastung erfährt.
Neben den oben beschrieben prophylaktischen Maßnahmen wie regelmäßigem Dehnen und einer ausgewogenen Ernährung, können die Beschwerden auch mit einigen Sofortmaßnahmen gelindert werden.

Zunächst einmal ist das Unterbrechen der Übung, bzw. des Trainings beim Auftreten eines Krampfes wichtig. Anschließend kann das Dehnen des krampfenden Muskels den Muskelkrampf unterbrechen.

Dies entspricht üblicherweise einem Beugen des betroffenen Zehs in Richtung des Fußrückens. Das anschließende Massieren oder auch eine Kompression des Muskeln des Fußgewölbes, fördern die Durchblutung und tragen ebenfalls zur Entspannung des Muskels bei. Auch Wärme ist bei einem akuten Krampf oft hilfreich.

Davon abgesehen gilt es bei häufigen Krämpfen, die Intensivität des Trainings langsam zu steigern und regelmäßig Sport zu treiben, damit sich die Muskulatur an die Belastung gewöhnen kann. Gutes, das heißt stabiles und nicht zu enges, Schuhwerk sind hierbei ebenfalls wichtig.

Krämpfe beim Schwimmen

Auch beim Schwimmen sind Magnesiumpräparate nur selten der richtige Weg, um Krämpfe in den Zehen und Füßen zu vermeiden.
Viel wichtiger ist stattdessen ein angemessenes Aufwärmprogramm und Dehnungsübungen zu Beginn. Vor allem Betroffene, welche stark zu Muskelkrämpfen neigen, sollten sich Zeit nehmen, um die Belastung allmählich zu steigern.

Dies gilt sowohl für den jeweiligen Trainingsdurchlauf, als auch für das Trainingsprogram über lange Zeit gesehen. Zusätzlich können regelmäßige Dehnungsübungen mehrmals am Tag Krämpfen vorbeugen.

Krämpfe trotz Magnesium

Magnesium in Form von Brausetabletten, Granulaten, Kautabletten oder Kapseln wird oft als Allheilmittel bei Muskelkrämpfen angesehen.
Die Idee dahinter ist schließlich auch sehr einleuchtend - Magnesium stellt einen Gegenspieler zu Calcium dar, welches im Rahmen der Muskelaktivität in den Muskelzellen freigesetzt wird. Wissenschaftlich gesehen ist die Wirkung von Magnesiumpräparaten jedoch als eher unbefriedigend anzusehen. So ergaben in den letzten mehrere Studien, dass Magnesium kaum zur Prophylaxe von Krämpfen geeignet ist. Der Grund, warum Magnesium dennoch so häufig empfohlen wird, liegt schlichtweg in der Ratlosigkeit der Medizin zu diesem Thema, da bis heute keine genauen Ursachen für paraphysiologische Muskelkrämpfe ausgemacht werden konnten und somit auch keine kausale Therapie entwickelt werden kann. Die Folge einer hohen Magnesiumzufuhr aufgrund von Nahrungsergänzungsmittel ist dabei sogar in einigen Fällen eine Überdosierung, welche ebenfalls Nebenwirkungen hervorrufen kann, aber zumindest als Geldverschwendung angesehen werden kann.

Ein probateres Mittel, Krämpfen in den Zehen und anderen Körperregionen vorzubeugen, sind stattdessen Dehnübungen und ausreichend Bewegung. Durch das hierdurch erreichte Training der Muskulatur, kann das Auftreten von Krämpfen in vielen Fällen zumindest deutlich gemindert werden. Sollte es dennoch zu häufigen und starken Krämpfen kommen, ist das Aufsuchen eines Arztes anzuraten, da auch ernstzunehmende internistische oder neurologische Grunderkrankungen zu Muskelkrämpfen führen können.

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Krämpfe in der Schwangerschaft

Paraphysiologische Muskelkrämpfe, also solche, welche nicht auf einer Grunderkrankung beruhen, sind der unangenehme Begleiter vieler Schwangerschaften. Insbesondere die Wadenmuskulatur, die der Füße oder auch die Muskulatur der Oberschenkel sind hiervon besonders häufig betroffen. Gehäuft treten sie dabei zudem nachts auf und bringen die Betroffenen nicht selten vollständig um die Nachtruhe.

Die Gründe hinter den Krämpfen sind dabei in der vermehrten Belastung während der Schwangerschaft durch das stetig zunehmende Gewicht des Kindes zu suchen. Hieraus folgen nicht nur Durchblutungsstörungen der Muskulatur; zusätzlich kann es auch zu einem Mangel an Spurenelementen, wie Magnesium und Calcium, kommen, welche für die Entwicklung des Kindes in größeren Mengen als vorher benötigt werden.

Hervorzuheben ist hierbei zunächst einmal, dass Krämpfe in den Beinen und Füßen (wenn auch belastend) weder für das Kind, noch die Mutter gefährlich sind. Gelindert werden können sie einerseits durch eine ausgewogene Ernährung. Viel wichtiger ist jedoch regelmäßige Bewegung in Kombination mit leichten Dehnübungen der unteren Extremitäten. Diese können auch während eines Krampfes helfen, diesen zu unterbrechen.

Was das Thema der Nahrungsergänzungsmittel, allen voran Magnesiumtabletten, betrifft, lässt sich festhalten, dass deren Wirkung sehr eingeschränkt ist. Tatsächlich ergaben verschiedene Studien zu diesem Thema, dass sich durch ihre Einnahme die Anzahl der täglichen Muskelkrämpfe zwar um gut ein Viertel senken lässt, Placebo Präparate hatten jedoch den exakt selben Effekt. Das wirksamste Mittel bleiben also Bewegung und Dehnungsübungen.

Schlussendlich muss erwähnt werden, dass Chinin, ein nicht selten gebräuchliches und frei verkäufliches Mittel gegen Muskelkrämpfe, in der Schwangerschaft definitiv nicht eingenommen werden sollte. Abgesehen von verschiedenen Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen und Magen-Darm-Beschwerden, welche bekanntermaßen im Rahmen der Einnahme der Präparate auftreten können, kann Chinin während der Schwangerschaft zu frühzeitigen Wehen und somit zu Frühgeburten führen.

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Diagnose

Da die Ursache der sogenannten paraphysiologischen Muskelkrämpfe noch immer nicht geklärt ist, beschränkt sich die Diagnostik der Beschwerden vor allem auf das Ausschließen verantwortlicher Grunderkrankungen, wie etwa Stoffwechselstörungen oder Durchblutungsstörungen. Häufig auftretende oder belastende Krämpfe können jedoch auch Anlass für Elektrolytmessungen des Blutes geben. Dabei sollte besonderes Augenmerk auf die Calcium- und Magnesiumspiegel gelegt werden. Ein Magnesiumwert kann abgesehen davon auch in Urinproben gemessen und bewertet werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.10.2016 - Letzte Änderung: 30.03.2024