Furunkel im Ohr - Wie gefährlich ist das?

Bei einem Furunkel am Ohr handelt es sich um eine eitrige Entzündung eines Haarfollikels im äußeren Gehörgang. Furunkel äußern sich durch Schmerzen, Rötung, Schwellung und Überwärmung. Sie können spontan abheilen oder operativ entfernt werden.

Ursachen

Ein Furunkel im Ohr ist immer auf eine Entzündung zurückzuführen. Es handelt sich hierbei um eine Entzündung, welche den Haarbalg befällt, also jene Struktur des Haars, welches sich in der Haut befindet. Wichtig ist, dass es sich um kein besonders großes Haar handeln muss, es reicht auch ein kleines Härchen, welches ohne Entzündung kaum sichtbar wäre. Die Entzündung, welche dann zu dem Furunkel im Ohr führt, wird meist durch Staphylokokken verursacht. Eine Infektion kann dadurch zustande kommen, wenn ein Patient versucht sich die Haare im äußeren Ohr zu entfernen oder aber wenn der Patient sich versucht das Ohr zu säubern und dabei Keime in das Ohr hinein verschleppt.

Auch über Ohrstöpsel, welche man beim Musikhören verwendet, oder aber über Oropax können Bakterien in das Ohr verschleppt werden und dort für einen Furunkel im Ohr sorgen. Am meisten abzuraten ist jedoch von dem „Säubern“ des äußeren Gehörgangs mithilfe von Wattestäbchen. Zum einen können hierbei das Trommelfell und schlimmstenfalls das Gleichgewichtsorgan beschädigt werden, zum anderen können hierbei Bakterien, wie die Staphylokokken, eingeführt werden, welche dann für eine schmerzhafte Furunkel im Ohr sorgen können.

Doch nicht nur die mechanische Reizung kann dem Ohr zu schaffen machen. Auch häufiges Schwimmen in chlorhaltigem Wasser oder aber das häufige Reinigen mit Waschgels kann dazu führen, dass das Ohr keinen ausreichenden Eigenschutz mehr hat, um eventuelle Keime abzuwehren. Somit wird eine Entzündung, beispielsweise mit dem Staphylokokken-Bakterium begünstigt, was dann wiederum zu einem Furunkel im Ohr führen kann. In einigen Fällen können auch chronische Erkrankungen zu einer Furunkel im Ohr führen.

Vor allem bei Diabetes-mellitus-Patienten, also Patienten mit der sogenannten Zuckerkrankheit, kann es immer wieder (rezidivierend) zu solchen Furunkeln kommen. Auch Neurodermitis, Immunschwächen oder Psoriasis können zu einem Furunkel im Ohr führen, da die Haut durch diese Erkrankungen stark geschädigt sein kann und somit ihre Schutzfunktion an empfindlichen Stellen wie dem äußeren Gehörgang nur unzureichend erfüllen kann.

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Symptome

Einen Furunkel im Ohr führt immer zu Schmerzen, welche sich meist diffus auf das Ohr projizieren und nicht unbedingt nur auf das entzündete Haar zurückzuführen sind. Die Schmerzen sind meist sehr stark und haben einen pochenden oder auch stechenden Charakter. Zieht man am Ohr, kann dies zu einer Verstärkung des Schmerzes führen, je nachdem, wo der Furunkel sich befindet.

Auch das Schlafen auf der Seite kann für einige Patienten als schmerzhaft empfunden werden, da durch die veränderte Schlafhaltung unter Umständen das Ohr leicht verschoben wird und somit ein Druck auf den Furunkel ausgeübt wird. Doch nicht nur der Druck auf das Ohr wird als unangenehm empfunden. Auch Kauen oder Sprechen kann zu Schmerzen führen, da durch die Bewegung des Kiefers auch der äußere Gehörgang unweigerlich leicht verschoben wird.

Diese kleinen Verschiebungen können dafür sorgen, dass der Patient Schmerzen empfindet. Neben den Schmerzen kann zusätzlich eine Schwellung im Bereich des äußeren Gehörgangs auftreten. Könnte der Patient in sein Ohr gucken, so würde er eine Art Eiter-gefülltes Pickelchen sehen, um welches sich eine mitunter starke Rötung abzeichnet.

Diagnose

Um die Diagnose eines Furunkels im Ohr zu stellen, braucht es häufig keinen Arzt. Dem Patient fällt eine Art Pickelchen im Ohr auf, welches schmerzhaft und mit Eiter gefüllt ist. Da der äußere Gehörgang jedoch schwer einzusehen ist, fällt es dem Patient oft schwer dies zu beurteilen. Deshalb ist es besser, bei Schmerzen im Ohr unklarer Ursache zum Arzt zu gehen, um diese überprüfen zu lassen. Der Arzt kann zunächst ein Gespräch mit dem Patienten durchzuführen, die Anamnese. Danach reicht eine Inspektion des äußeren Gehörgangs, damit der Arzt feststellen kann, dass es sich um einen Furunkel im Ohr handelt.

Behandlung

Die Therapie eines Furunkels im Ohr ist sehr davon abhängig, wie weit der Furunkel sich ausbreiten konnte. Bei einem Furunkel, welcher schnell entdeckt wird, reicht es häufig aus, diesen beim Arzt eröffnen zu lassen, also leicht einzuritzen und anschließend das Ohr ausreichend zu reinigen. Ist die Entzündung noch nicht weit voran geschritten, reicht es teilweise aus mithilfe eines Desinfektionsmittels die betroffene Stelle zu behandeln und anschließend abzuwarten. Oftmals handelt es sich bei einem Furunkel im Ohr um einen sehr kleinen Infekt, welcher ähnlich aussehen kann wie ein Pickelchen. Wichtig ist es, dass diese Säuberung und Desinfektion von einem Arzt durchgeführt wird und nicht von dem Patienten selber, da dieser keine adäquate Sicht in das Ohr hat und somit womöglich mehr beschädigt als hilft.

In einigen Fällen kann es sein, dass nur die Reinigung des Furunkels im Ohr noch nicht ausreicht und die Entzündung immer weiter voran schreitet. In diesem Fall kann es wichtig sein, dem Patienten Antibiotika zu verabreichen. Dies wird nur selten benötigt, sollte aber bei Verabreichung regelmäßig eingenommen werden damit die Bakterien, die für den Furunkel verantwortlich sind, auch wirklich abgetötet werden und die Entzündung nicht weiter verschleppt wird.

Bei einem besonders Schmerzhaften Furunkel kann der Patient Schmerzmittel erhalten, welche er auch nach der Behandlung über einen kurzen Zeitraum hinweg einnehmen kann.

Muss der Furunkel im Ohr chirurgisch eröffnet werden, kann es mitunter hilfreich sein, wenn der Patient eine lokale Betäubung erhält, da dies unter Umständen schmerzhaft sein kann. In diesem Fall erhält der Patient ein leichtes Lokalanästhetikum, ähnlich wie beim Zahnarzt, wenn dieser einen Zahn bohren muss.

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Ist das Ohr stark angeschwollen durch den Furunkel im Ohr, so kann der Patient entzündungshemmende und somit auch abschwellende Salben oder Ohrentropfen erhalten. Wichtig ist es auf jeden Fall während der Therapie des Furunkels im Ohr feuchte Gebiete so gut es geht zu vermeiden. Das bedeutet, dass der Patient beim Duschen versuchen sollte, so wenig Wasser wie möglich in die Ohrmuschel laufen zu lassen und auch Schwimmbadbesuche meiden sollte. Sollte der Furunkel im Ohr trotz eingehaltener Therapie nicht besser werden, ist es außerdem notwendig zum Arzt zu gehen, damit dieser weitere Maßnahmen ergreifen kann.

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Prognose

Bei einem Furunkel im Ohr handelt es sich meist um eine völlig harmlose Entzündung eines kleinen Härchens. Viele Patienten haben häufiger einen kleinen Furunkel im Ohr, welcher von alleine nach kurzer Zeit wieder verschwindet. Nur in seltenen Fällen kommt es zu Komplikationen wie etwa einer Abszessbildung im Ohr. Dies geschieht aber eher in Ausnahmefällen und meist dann, wenn der Patient den Furunkel zu lange ignoriert oder selber versucht den Furunkel zu entfernen und es dadurch zu Hautverletzungen kommt, durch welche die Bakterien in tiefer gelegene Hautschichten gelangen.

Wie gefährlich sind Furunkel?

Generell sind Furunkel nicht gefährlich und in den meisten Fällen heilen sie von alleine wieder ab. Sie entleeren sich dann spontan, der Eiter kann abfließen und die Infektion klingt nach wenigen Tagen ebenfalls ab. Dennoch besteht das Risiko, dass die Bakterien in die Blutbahn gelangen. Dann können sie eine allgemeine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Eine Blutvergiftung sollte dann von einem fachkundigen Arzt behandelt werden. Furunkel im Gesicht besitzen die Gefahr, dass die Keime von dort aus ins Gehirn oder Rückenmark verschleppt werden. Auch im Bereich des Ohres ist die Nähe zu Gehirn und Rückenmark ähnlich. Hier sollte aufgrund der Gefahr, dass die Bakterien verschleppt werden können, ein Arzt für die Behandlung aufgesucht werden. Eine Selbstbehandlung, besonders das Ausdrücken eines Furunkels, sollte unbedingt vermieden werden, weil dadurch die Ausbreitung der Bakterien beschleunigt wird.

Vorbeugung

Ein Furunkel im Ohr entsteht sehr häufig, wenn Patienten ihr Ohr zu intensiv reinigen wollten und dabei das Ohr nur beschädigen. Vor allem Wattestäbchen oder Waschlösungen, welche nicht für das Ohr geeignet sind, sollten vermieden werden. Hat ein Patient Probleme mit der Reinigung des Ohrs, kann er das Ohr alle 6 Monate von einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt (kurz HNO-Arzt) professionell reinigen lassen und vermeidet somit einen Furunkel im Ohr.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.07.2015 - Letzte Änderung: 20.10.2022