Furunkel am Kinn

Ein Furunkel ist eine meist schmerzhafte Entzündung einer Haarbalgs und des umliegenden Hautgewebes und entsteht unter Einfluss von Bakterien. Meist geht das betroffene Gewebe unter und es entsteht eine Eiteransammlung, die als "Pfropf" die Haut durchdringen kann. Gefährlich ist dieses Krankheitsbild am Kinn in der Regel nicht.

Furunkel am Kinn

Ursachen eines Furunkels am Kinn

Die Hauptursache für die Entstehung eines Furunkels (beispielsweise am Kinn) ist eine Infektion mit dem bakteriellen Erreger Staphylococcus aureus. Da es sich bei diesem bakteriellen Erreger um ein auch auf der gesunden Haut vorkommendes Bakterium handelt, muss es eine Eintrittspforte in tiefer gelegene Hautschichten finden.
In der Regel beginnt die Entstehung eines Furunkels (am Kinn) durch die Infektion eines Haarfollikels (Synonym: Haarbalg). Durch das Eindringen des bakteriellen Erregers werden entzündliche Prozesse ausgelöst, die zu einer sogenannten Haarbalgentzündung führen. Während dieses Vorganges können von den bakteriellen Erregern bestimmte Substanzen ausgeschieden werden, die zu einer Auflockerung des Zellzusammenhaltes führen. Dies wiederum begünstigt die Niederlassung und das Ausbreiten der Bakterien.
Bei einem Furunkel am Kinn entsteht im zeitlichen Verlauf eine rote Pustel mit einem zentral lokalisierten Eiterpfropf. Während des Heranwachsens des Furunkels können bis zu zwei Zentimeter große, äußerst schmerzhafte Bereiche entstehen. Man geht davon aus, dass die eigentliche Ursache der Entstehung eines Furunkels eine Selbstinfektion ist. Für diese Annahme spricht die Tatsache, dass der verantwortliche Staphylococcus aureus sowohl auf der Hautoberfläche, als auch im Nasen-Rachen-Raum des Gesunden angesiedelt ist. Darüber hinaus können weitere Risikofaktoren die Entstehung eines Furunkels begünstigen.

Zu diesen sogenannten Risikofaktoren zählen:

  • häufiges Rasieren oder Epilieren
  • schlechte Hautpflege
  • Diabetes mellitus
  • eng anliegende, scheuernde Kleidung
  • trockene Haut

Lesen Sie mehr dazu unter Ursachen für ein Furunkel

Symptome bei einem Furunkel am Kinn

Die wichtigsten Symptome eines Furunkels (beispielsweise am Kinn) sind auffällige Rötungen, die über ein zentrales Haar mit angrenzendem Eiterpfropf verfügen. Die meisten Patienten, die an einem Furunkel leiden, beschreiben außerdem eine deutliche Überwärmung der betroffenen Hautpartie. Je nach Größe und Ausprägung des Furunkels können außerdem starke Schmerzen entstehen.

Diagnose eines Furunkels am Kinn

In den meisten Fällen handelt es sich bei der Diagnose eines Furunkels am Kinn um eine reine Blickdiagnose. Der behandelnde Arzt kann in der Regel bereits bei der Betrachtung der betroffenen Hautstelle auf das Vorliegen eines Furunkels schließen. Dennoch sollte noch vor der Einleitung einer geeigneten Behandlung ein umfangreiches Arzt-Patienten-Gespräch durchgeführt werden.
Während des Gesprächs sollten mögliche Vorerkrankungen und Allergien offen gelegt werden. Zudem sollte auf das Vorliegen von familiären Hauterkrankungen und die Häufigkeit der Entstehung von Furunkeln am Kinn eingegangen werden.
Im Anschluss wird die betroffene Körperregion von einem Arzt untersucht und gegebenenfalls ein Abstrich genommen.

Therapie bei einem Furunkel am Kinn

Welche Behandlungsmethode für einen Furunkel am besten geeignet ist, hängt von dessen Lage und der Ausprägung der Infektion ab. Unkomplizierte Furunkel in problemloser Lage, zum Beispiel am Kinn, können in den meisten Fällen lokal behandelt werden. Dies bedeutet, dass die Hautoberfläche des Kinns nach Desinfektion eröffnet und der Eiterpfropf entnommen wird. Darüber hinaus kann ein Furunkel nach umfangreicher Desinfektion mit warmen Kompressen behandelt werden. Auf diese Weise wird die spontane Eröffnung des Furunkels provoziert.

Darüber hinaus kann die Heilung eines Furunkels durch das regelmäßige Auftragen von desinfizierenden Salben (z.B. Salben mit dem Wirkstoff Polyvidonjod) dazu beitragen die Heilung positiv zu beeinflussen. Bei der Verwendung von desinfizierenden Salben sollte ein besonders großer Wert auf Hygiene gelegt werden. Das Tragen von geeigneten Schutzhandschuhen und anschließendes Desinfizieren der Hände ist enorm wichtig.

Lesen Sie mehr zu dem Them: Salbe bei einem Furunkel


Patienten, die unter großen Furunkeln oder Karbunkel leiden, sollten gegebenenfalls zusätzlich mit einem systemischen Antibiotikum behandelt werden. In Anbetracht des für die Entstehung eines Furunkels am Kinn ursächlichen Keims gilt Penicillin als Antibiotikum der 1. Wahl.

Sollte das Furunkel mit konservativen Methoden nicht therapierbar sein oder sehr stark schmerzen, kommt auch eine chirurgische Eröffnung infrage. Auch nach einem solchen Eingriff muss über mehrere Tage ein Antibiotikum eingenommen werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Operation eines Furunkels

Bei einem Furunkel im Gesicht im Allgemeinen und am Kinn im Speziellen ist es darüber hinaus enorm wichtig, dass die betroffene Region so wenig wie möglich bewegt wird. In besonderen Fällen kann es deshalb sogar wichtig sein, absolute Bettruhe einzuhalten.
Gerade bei einem Furunkel am Kinn sollte der betroffene Patient möglichst wenig sprechen und sich ausschließlich mit weicher Schonkost ernähren. Als besonders gefährlich gelten Furunkel am Kinn nicht. Wesentlich bedenklicher ist die Entstehung eines Furunkels oberhalb der Oberlippe.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unten: Behandlung eines Furunkels

Die Behandlung mit Hausmitteln

Hausmittel helfen gegen Furunkel leider nicht und sollten auch nicht angewendet werden. Insbesondere Furunkel im Gesicht und Furunkel am Kinn sollten nicht manipuliert werden. Es ist wichtig, keine Maßnahmen in Eigenregie durchzuführen, da ansonsten Komplikationen drohen.
Es können sich Thrombosen bilden, die gerade im Gesichtsbereich sehr gefährlich sind. Dabei handelt es sich um Blutgerinnsel, die Gefäße verstopfen können und dazu führen, dass nachgeschaltete Gebiete schlechter versorgt werden.

Aufgrund dieser Gefahren sollte man von einer Behandlung mit Hausmitteln absehen. Hausmittel bei Furunkeln am Kinn können sogar eine Heilung verzögern. Bei dem Verdacht eines Furunkels am Kinn stellen Sie sich bitte bei Ihrem Hausarzt vor.

Homöopathische Behandlung eines Furunkels

Der Nutzen homöopathischer Mittel ist nicht bewiesen und daher können keine Empfehlungen für diese ausgesprochen werden. Auch unter homöopathisch-arbeitenden Heilpraktikern herrscht keine Einigkeit darüber, welche Mittel bei einem Furunkel am Kinn eingesetzt werden sollten. Es existieren verschiedene Anwendungshinweise und ebenso verschiedene Dosierungsangaben, sodass man keine allgemeinen Aussagen treffen kann. Da ein Furunkel am Kinn Komplikationen wie Thrombosen nach sich ziehen kann, kann ein Arztbesuch nur dringend empfohlen werden. Dieser kleine Abszess heilt nicht durch homöopathische Mittel ab.

Der Übersicht halber sind hier jedoch einige homöopathische Mittel angeführt, die ergänzend gegeben werden können: Hepar sulphuris calcareum C30 und Pyrogenium C9 bei erstmaligem Auftreten des Furunkels am Kinn; Siegesbeckia orientalis C5 und Tarentula cubensis C5, wenn der Furunkel bereits seit Kurzem da ist.

Behandlung mit Cremes

Furunkel am Kinn werden in der Regel nicht mit Cremes behandelt. Der Einsatz von Zugsalbe wird vielfach empfohlen, die Fachwelt ist sich jedoch uneins, ob die Salbe tatsächlich hilft. Der weit verbreitete Irrglaube, Zugsalbe würde den Abszess reifen lassen, ist nicht abschließend belegt. Daher geht man mittlerweile mit dem Einsatz von Zugsalbe sehr zurückhaltend um. Desinfizierende Sprays und Umschläge sind Cremes vorzuziehen und finden Anwendung in der Therapie von Furunkeln am Kinn.

Die Risiken bei einem Furunkel

Furunkel, die im Bereich des Körperstammes oder der Extremitäten entstehen, sind in der Regel vollkommen komplikationslos und können durch geeignete Behandlungsmaßnahmen recht schnell in den Griff bekommen werden. Auch im Gesicht muss ein Furunkel nicht unbedingt Risiken bergen. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass ein Furunkel, das beispielsweise im Bereich des Kinns entsteht, vollkommen unbedenklich ist.
Anders sieht es bei jenen Furunkeln aus, die oberhalb der Mundwinkel-Ohrläppchen-Linie entstehen. Bei diesen Furunkeln besteht die Gefahr, dass sich die ursächlichen Keime über die Blutbahn bis ins Gehirn verbreiten. Innerhalb des Gehirnes kann es anschließend zu einer sogenannten „Sinus-venosus-Thrombose“ kommen. Diese Bezeichnung umschreibt ein Krankheitsbild, bei dem es durch ein Blutgerinnsel zum Verschluss wichtiger venöser Hirnsinus kommt. Problematischer Weise bleibt dieses Krankheitsbild, auch wenn es durch ein Furunkel oberhalb des Kinns ausgelöst wird, in 1/3 der Fälle über einen langen Zeitraum ohne Symptome.
Bei den übrigen Patienten treten zuerst allgemeine Symptome auf, die nicht unbedingt auf das Vorliegen einer durch ein Furunkel verursachten Sinus-venosus-Thrombose hinweisen, wie z.B. Fieber. Erst in späteren Stadien werden die Symptome eindeutiger. Bei dieser durch ein Furunkel oberhalb des Kinns ausgelösten Erkrankung handelt es sich um eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation.

Prognose eines Furunkels am Kinn

Bei gezielt eingeleiteter Behandlung ist die Prognose eines Furunkels (beispielsweise am Kinn) sehr gut.

Wie gefährlich ist ein Furunkel am Kinn?

Lediglich ein Arzt kann durch eine Untersuchung feststellen, ob ein Furunkel an einer „gefährlichen“ Stelle liegt oder nicht. Furunkel im Gesicht sind deshalb heikel, weil sich kleine Blutgerinnsel bilden können, die die Venen des Gesichtes verschließen können. Solche Verschlüsse sind sehr gefährlich, da sie die Blutversorgung des Gehirns behindern können. Daher gilt für Furunkel im Gesichtsbereich ein absolutes Manipulationsverbot. Furunkel am Kinn zählen ebenfalls zu den Furunkeln des Gesichts und sollten nicht selbstständig aufgedrückt werden. Wenn sie durch einen Arzt eröffnet, beziehungsweise fachmännisch behandelt, werden, stellen sie jedoch keine große Gefahr dar.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.12.2014 - Letzte Änderung: 29.05.2023