Die rheumatoide Arthritis ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, die die Gelenke befällt. Ursächlich für diese Erkrankung sind verschiedene Faktoren.
Bei der rheumatoiden Arthritis handelt es sich um eine chronisch-entzündliche systemische Erkrankung. Typisch für die rheumatoide Arthritis ist, dass sie größtenteils Gelenke befällt und Gelenkentzündungen an mindestens fünf unterschiedlichen Gelenken im Körper auslöst. Dieses Krankheitsbild bezeichnet man als „Polyarthritis“.
Die Entzündung verläuft in immer wiederkehrenden Schüben und die Zerstörung im Gelenk ist permanent fortschreitend. Nach aktuellem Forschungsstand kann die Zerstörung des Gelenks nicht rückgängig gemacht werden und lässt sich therapeutisch lediglich verlangsamen.
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Die genaue Entstehung der rheumatoiden Arthritis ist nicht vollständig geklärt. Die Vorstellung, dass der Knorpel des Gelenks durch entzündliche Prozesse angegriffen wird, ist jedoch größtenteils widerlegt. Auslösende Faktoren sind unter anderem das Geschlecht, eine genetische Veranlagung aber auch äußere Einflüsse, wie psychische Faktoren und durchgemachte Erkrankungen.
Typische Zellen der rheumatoiden Arthritis sind die Fibroblasten (Zellen des Bindegewebes), die in gesunde Gelenke einwandern, wodurch sich die Entzündung überall ausbreiten kann. Neuere Forschungsergebnisse folgen der Annahme, dass sich der Knorpelabbau im Gelenk nicht allein auf die akute Entzündung im Gelenk und die Ausschüttung von regulierenden Proteinen, sogenannten Zytokinen, zurückführen lässt. Vielmehr geht man davon aus, dass große Zellverbände im Knorpel sich stark vermehren wie bei einem Tumorwachstum. Sie wandern in das Knorpelgewebe ein und breiten sich dort aus. Diese Zellen wiederum stellen Enzyme her, die „proteolytisch“ wirken, also Knorpelgewebe auflösen können. Kurze Zeit nach der Einwanderung in das Knorpelgewebe gehen die großen Zellen wieder unter. Die abgestorbenen Zellen bewirken eine Entzündungsreaktion, welche als Wucherung, als sogenannter „Pannus“, für die rheumatoide Arthritis typisch ist.
Gefährlich ist ebenfalls das akute Absterben von Geweben, sogenannten Nekrosen, im Körper. Bei der rheumatoiden Arthritis kommt es mitunter zur Bildung von Nekrosen, welche wiederum Enzyme freisetzen, die gesundes Gewebe abbauen und damit zerstören können. Außerhalb von Gelenken können dadurch Blutgefäße zerstört werden und Herzkreislauf bezogene Komplikationen entstehen.
In den Gelenken können abseits des Gelenkknochens weitere Strukturen betroffen sein. Rheumaknoten unter der Haut sind ein häufiges Begleitsymptom. Ebenso können Enzyme die Sehnen angreifen und zu Krankheitsbildern wie dem Karpalttunnel-Syndrom oder dem Ulnaris-Syndrom führen. Auch Schädigungen der Sehnen bis zum Abriss von Muskelbündeln sind denkbar.
Typische Krankheitsbilder, die außerhalb der Gelenke entstehen können, lassen sich vor allem an Herz, Auge und Gefäßen finden. Im Herz können von der rheumatoiden Arthritis sämtliche Strukturen befallen sein. Häufige langfristige Folgen sind Herzklappeninsuffizienzen. Am Auge ist mitunter die Lederhaut betroffen und auf lange Sicht ist eine Erblindung die Folge. Auch an Lunge, Leber und Niere kann sich die rheumatoide Arthritis manifestieren.
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Ausschlaggebend zur Erkennung der rheumatoiden Arthritis sind die klinischen Symptome an den betroffenen Gelenken. Schmerzen und Steifigkeit der Gelenke, vor allem am Morgen (Morgensteifigkeit), sind wegweisende Symptome. In der Blutuntersuchung wird auf Entzündungsfaktoren und besondere Rheumamerkmale hin untersucht.
Die typischen Entzündungsfaktoren, die auch bei der rheumatoiden Arthritis erhöht vorliegen sind das C-reaktive Protein, sowie die Blutsenkungsgeschwindigkeit. Zusätzlich können ein Rheumafaktor und ein rheumaspezifischer Antikörper nachgewiesen werden. Gemeinsam mit klinischen Symptomen kann nach einer Leitlinie anhand von 7 Kriterien eine sichere Diagnose gestellt werden.
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Da es sich bei der rheumatoiden Arthritis um eine Autoimmunerkrankung handelt, kann die medikamentöse Therapie nicht die Ursache an sich behandeln. Sie richtet sich vor allem gegen die entzündliche Komponente der Erkrankungen. Den Prozess der Gelenkzerstörung kann die Behandlung nicht vollständig aufhalten, die anschließende entzündliche Reaktion kann sie jedoch mildern. Dadurch können Folgeerkrankungen mitunter verhindert und die Gelenkzerstörung verlangsamt werden.
Die medikamentöse Therapie reicht von Entzündungshemmern, wie Ibuprofen aus der Gruppe der NSAIDs, bis zu starken Immunsuppressiva (Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken). Neben Cortison kommen auch neu entwickelte spezifische Antikörper zum Einsatz. Je früher im Beginn der Entzündung und Zerstörung der Gelenke die Therapie beginnt, desto geringer fallen die Folgeschäden aus.
Die Rheumatoide Arthritis ist eine multifaktorielle Erkrankung. Das bedeutet, dass mehrere Auslöser zusammenwirken, um letztendlich die Autoimmunerkrankung auszulösen. Eine direkte Vererbung der Erkrankung gibt es nicht, doch es gibt Hinweise, dass einzelne Gene, die vererbt werden, mit dem Ausbruch der Krankheit in Zusammenhang stehen. Nur wenn mehrere dieser Gene zusammen erscheinen, ist das Risiko der Erkrankung erhöht, ein Ausbruch ist aber niemals garantiert. Ebenso wenig bedeutet ein Nichtvorhandensein der Gene, dass man von der Krankheit in jedem Fall verschont bleibt.
Auffällig ist insbesondere ein Zusammenhang zu den sogenannten HLA-Komplexen, das sind Gene die eine wesentliche Rolle im Immunsystem (z.B. auch bei Organtransplantationen) spielen. Variationen der HLA-Gene stehen im Verdacht entzündlich-rheumatische Erkrankungen zu begünstigen. Auch Variationen von Genen für bestimmte regulierende Proteine (Zytokine) und weitere Immunmodulatoren hängen mit der rheumatoiden Arthritis zusammen.
Die Zahlen für die tatsächliche Vererbbarkeit bei genetischer Auffälligkeit schwanken von Studie zu Studie. Man geht davon aus, dass sich das Risiko einer Erkrankung bei Verwandten ersten Grades etwa verdreifacht.
Es ist auffällig, dass die rheumatoide Arthritis in engem Zusammenhang mit psychischen Faktoren und seelischen Affektzuständen steht. Viele Patienten entwickeln eine solche Autoimmunerkrankung nach einem Verlust einer geliebten Person, einem Krankheitsfall in der Familie aber auch nach Phasen großer Emotionen wie Trauer und Wut.
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Die physische Folge der Gelenkentzündung bringt einen beinahe schon entlastenden Schmerz, der die emotionale Situation vergessen lässt.
Ebenso wie die psychischen Faktoren zu Auslösung der rheumatoiden Arthritis, lässt sich auch eine Auswirkung auf den Verlauf der Krankheit beobachten. Eine passive Einstellung zur Erkrankung wirkt sich negativ aus, wohingegen ein Anerkennen und bewusstes Kämpfen gegen die Krankheit deutliche Behandlungserfolge fördern kann.
Die Rheumatoide Arthritis zählt zu den sieben Psychosomatosen. Dabei handelt es sich um physische Krankheiten, die durch psychische Belastung ausgelöst werden können.
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Auch Stress stellt einen belastenden psychischen Zustand dar, der eine Rheumatoide Arthritis begünstigen kann. In Studien hat sich gezeigt, dass Stress nicht nur die Ausbruchswahrscheinlichkeit erhöht, sondern auch die Entzündung verschlimmert, die Symptome verstärkt und neue Schübe der Erkrankung fördert.
Dabei ist zu beachten, dass insbesondere ein andauernder Stresspegel die Gesundheit beeinflusst, seltener die großen Stressfaktoren, zum Beispiel schwere Lebensereignisse.
Bei Rheumapatienten ist insbesondere eine psychologische Betreuung und Behandlung wichtig. Sie bietet eine große zusätzliche Hilfe zur medikamentösen Therapie und kann aktiv Symptome und Krankheitsverlauf verbessern.
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