Das Mallory-Weiss-Syndrom tritt auf, wenn die unterschiedlichen Schichten der Speiseröhre eine Läsion erleiden. Es tritt häufig auf bei Alkoholabusus, Erbrechen oder Refluxösophagitis. Es kann vom Boerhaave-Syndrom abgegrenzt werden, da bei diesem die Muskelschichten der Speiseröhre einreißen und sofort eine Behandlung erfolgen muss.
Beim Mallory-Weiss-Syndrom handelt es sich um ein Krankheitsbild der Speiseröhre (Ösophagus) beziehungsweise des Magens. Durch häufiges Würgen und Erbrechen kommt es zu Einrissen der Speiseröhrenschleimhaut, meist bei bereits vorgeschädigter Schleimhaut. Ein häufiger Grund für eine beschädigte Schleimhaut ist ein übermäßiger Alkoholkonsum.
Es kommt beim Mallory-Weiss-Syndrom zu Blutungen aus der aufgerissenen Magenschleimhaut. Diese können mehr oder weniger stark sein, was abhängig von der Gefäßart ist. Meist gehen die Blutungen von Venen aus, wenn aber Arterien der Ursprung sind, kann eine sofortige Versorgung notwendig sein. In der Regel ist ein Eingriff nicht nötig und die Blutung stoppt von allein. Der Patient erbricht dann Blut (Hämatemesis).
Als weiteres prominentes Symptom treten sehr starke Oberbauchschmerzen auf, die gegebenenfalls in die Brust ausstrahlen können. Beim Boerhaave-Syndrom ist der Krankheitsprozess mit dem Mallory-Weiss-Syndrom vergleichbar, es kommt jedoch zu einem Einriss des Ösophagus. Die innere Wunde muss nicht nur sofort chirurgisch versorgt werden, der Patient muss auch einer Antibiotikatherapie unterzogen werden, da sonst die Gefahr einer Blutvergiftung (Sepsis) besteht. Beim Boerhaave-Syndrom kommt es hinter dem Brustbein zu einem so genannten Vernichtungsschmerz. Dieser nennt sich so, weil die betroffenen Patienten den Schmerz als größtmöglich einstufen.
Ist eine risikobehaftete Vorerkrankung bekannt, kann bei akuten Oberbauchschmerzen eine Magenspiegelung zur Klärung der Ursache durchgeführt werden. Auf diesem Wege ist auch eine blutstillende Behandlung möglich, wenn die Blutung nicht wie in 90% der Fälle spontan zum Stillstand kommt. Hierzu werden Klammern oder eine Art Kleber benutzt. Unter ärztlicher Beobachtung ist die Prognose gut. Eine zukünftige Schonung der Speiseröhre und die Verabreichung einer Magentablette sind ratsam.
Über die aufgetretenen Schleimhauteinrisse kann es zu Blutungen in die Magenhöhle kommen und dies kann wiederum Erbrechen auslösen. Das Erbrochene ist durch die Kombination Magensäure plus Blut „kaffeesatzartig“ dunkel gefärbt. Passiert dies häufiger empfindet der Betroffene starke Schmerzen im Oberbauch und Appetitverlust stellt sich ein. Die Magensäure kann die Schleimhaut der Speiseröhre sehr stark beschädigen. Durch andauernden Kontakt von Magensäure mit der ungeschützten Schleimhaut der Speiseröhre kann es zu chronischen Entzündungsvorgängen und folglich zu Speisenröhrenkrebs kommen.
Da sich das Mallory-Weiss-Syndrom definitionsgemäß auf die Schleimhaut von Speiseröhre und Magen beschränkt, kommt es in der Regel nicht zu massivem Blutverlust mit schockähnlichen Zuständen. Dies entsteht bei Beteiligung von größeren, tiefer gelegenen Gefäße. Wird das Blut auf natürlichem Weg über den Magen-Darm-Trakt abgeführt und erreicht eine Menge von über 100ml/Tag, kann es zu sogenannten Teerstühlen kommen. Teerstühle entstehen durch den bakteriellen Abbau von Blut im Darmtrakt. Der Stuhl verfärbt sich schwarz und wird klebrig.
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Bei der Ernährung nach und während eines Mallory-Weiss-Syndroms ist auf Lebensmittel zu achten, die den Magen-Darm-Trakt schonen. Besonders wichtig ist hierbei eine Alkoholabstinenz, damit es nicht wiederholt zu Vergiftungszuständen mit folgendem Erbrechen kommt. Außerdem fördert Alkohol die Produktion von Magensäure, die die wunde Schleimhaut reizt. Weiterhin sollten keine Säfte oder sauren Getränke wie Cola getrunken werden. Einerseits kann dies zu Schmerzen führen, wenn die Flüssigkeiten mit den Schleimhautrissen in Kontakt kommen, andererseits kann die Heilung dadurch verzögert werden. Auf schwer verdauliche Nahrungsmittel sollte der Patient ebenfalls verzichten, da durch diese die Magensäureproduktion angeregt wird.
Zu den entsprechenden Lebensmitteln gehören Fleisch, frittiertes oder besonders fettiges Essen und stark zuckerhaltige Snacks. Über den Heilungszeitraum sollte solches Essen nur in geringem Maße verzehrt werden, ein gänzlicher Verzicht ist noch besser. Eine gesunde Ernährung mit Gemüse und Obst ist hingegen leicht verdaulich. Ebenfalls sollte der Patient darauf achten, dass die Nahrungshappen gründlich gekaut werden, damit nicht zu große Stücke heruntergeschluckt werden.
Besteht eine Bulimie-Erkrankung, muss bei der Ernährung besonders auf die Phasen nach der Nahrungsaufnahme geachtet werden. Befindet sich der Patient in fachlicher Betreuung, kann eine Aufsichtspflicht notwendig sein, damit es nicht zum gewollten Erbrechen kommt.
Das Mallory-Weiss-Syndrom wird durch dauerhaft wiederholtes Würgen oder Erbrechen ausgelöst. Der Halteapparat der Organe hält dieser ständigen Belastung nicht Stand und gibt irgendwann nach. Es kommt zur Magenverschiebung und zum Wandeinriss. Besonders Alkoholismus ist durch häufiges Erbrechen aufgrund der akuten Vergiftungszustände geprägt, weshalb das Syndrom besonders häufig bei alkoholkranken Patienten auftritt. Die Schleimhaut im Übergang von der Speiseröhre zum Magen wird durch den dauernden Kontakt mit Magensaft gereizt und irgendwann geschädigt.
Ebenso passiert dies bei einer Refluxösophagitis. Das ist eine meist chronische Erkrankung bei der es vermehrt zum Rückfluss von Magensaft kommt. Klinisch zeigt sich das zumeist als Sodbrennen. Normale Magen-Darm-Infekte die mit Übelkeit und Erbrechen verbunden sind lösen quasi nie ein Mallory-Weiss-Syndrom aus, da die Krankheit nicht lang genug andauert. Entwickelt sich ein chronisches Leiden, zum Beispiel eine länger andauernde Magenschleimhautentzündung, das mit Erbrechen verbunden ist, kann es zum Einsetzen des Krankheitsprozesses kommen.
Auch die Ernährungsstörung Bulimie kann zu einem entsprechenden Krankheitsbild führen. Bei Bulimie kommt es zu ''Fressattacken", in deren Anschluss der Patient erbricht, um eine Gewichtszunahme zu verhindern. Neben dem körperlichen Krankheitswert hat eine solche Störung auch psychiatrische Komponenten die oftmals einer stationären Behandlung bedürfen.
Bei der Bulimie, die auch Ess-Brech-Sucht genannt wird, handelt es sich um eine Ernährungsstörung, die als Krankheitsfolge des Mallory-Weiss-Syndroms auftreten kann. Das Krankheitsbild ist durch wiederholte Fressattacken gekennzeichnet, bei denen sehr hastig und übermäßig Lebensmittel verschiedener Art verzehrt werden. Infolgedessen entstehen Schuldgefühle und die Angst, an Gewicht zuzunehmen. Das veranlasst den Patienten, meist sind die Betroffenen junge Frauen, auf mechanischem Wege Erbrechen herbeizuführen. Dabei kann es zu Verletzungen im Rachen- und Mundraum oder zu Schädigungen der Haut an den Händen kommen, werden diese als Hilfsmittel eingesetzt.
Später lernen die Patienten auf Kommando zu erbrechen und benötigen keine mechanischen Reize mehr. Das häufige Erbrechen und die Dauerbelastung der Schleimhaut und Zähne mit Magensäure bringen verschiedene Krankheitsfolgen wie Karies oder eben das Mallory-Weiss-Syndrom mit sich. Therapeutisch ist in der Regel eine stationäre Behandlung zu empfehlen, da nicht nur die körperlichen Folgeerkrankungen kuriert, sondern auch die psychische Grunderkrankung versorgt werden muss. Essstörungen sind eine Gruppe ernsthafter psychiatrischer Erkrankungen, die durch die entstehende Gefühlslage im Härtefall zum Selbstmord (Suizid) führen können.
Die Prognose ist abhängig von Schweregrad und Ausdehnung der beschädigten Schleimhaut und Behebung der auslösenden Ursachen. Bei weiterem Erbrechen, Husten oder anderer Ursachen, welche den Druck im Brustkorb ansteigen lassen, kann es immer wieder zu neuen Blutungen und Schleimhautverletzungen kommen. Wichtig ist die Beseitigung der Ursachen von chronischem Alkoholabusus, Refluxkrankheiten und Ess-Brechsucht, damit die Schleimhaut regenerieren kann und nicht weiter geschädigt wird.
Bei häufigem Kontakt der Speisenröhrenschleimhaut mit aufsteigender Magensäure kann es zu so starken Gewebsveränderungen in der Speiseröhre kommen, dass Krebsvorstufen entstehen. Besonders hervorgerufen durch Refluxkrankheiten und dauerhaftes Erbrechen. Geheilt werden kann das Syndrom nur, wenn die auslösenden Ursachen vollständig eliminiert und bei weiteren Blutungen diese endoskopisch versorgt werden.
Beim Boerhaave-Syndrom kommt es zum Einriss aller Wandschichten der Speiseröhre (Ösophagusruptur). Hierdurch können Speisen, Blut, Luft, Speichel und Magensäure in das umliegende Gewebe der Lungen gelangen. Die Betroffenen empfinden starke Schmerzen hinter dem Brustbein und die Körpertemperatur kann ansteigen (Fieber). In der Unterhaut (Subkutis) kann sich die aus der Speisröhre entweichende Luft ansammeln und ein sogenanntes Hautemphysem bilden, welches sich beim Darüberstreichen als Knistern ausdrückt. Da auch Mikroorganismen durch den Riss in den Mittelfellraum eindringen können, kann es zu einer Entzündungsreaktion und später bei Ausdehnung ins Blut zu einer Blutvergiftung (Sepsis) kommen, welche sich auf das Lungenfell und/oder den Herzbeutel ausbreiten.
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Das Mallory-Weiss-Syndrom wird bei Kindern eher selten beobachtet. Da die Entstehung und Ausprägung der Krankheit oftmals ein länger andauernden Prozess ist, sind eher Patienten im Alter von 20 bis 40 Jahren betroffen. Der Risikofaktor Alkohol fällt bei Kindern eher aus, wobei die Trinkgewohnheiten mancher Jugendlicher im Extremfall zu solchen Schäden führen können. Einen wichtigen Aspekt stellt die Essstörung Bulimie dar, die wie Magersucht (Anorexia nervosa) hauptsächlich im Jugendlichenalter entsteht. Der Druck, den die Kinder teilweise aufeinander ausüben, aber auch die Veränderung der körperlichen Merkmale, sowie die Hormone während der Pubertät können emotionale Krisen auslösen, die in einer solchen psychischen Erkrankung enden.
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