Unter einem Iliopsoas Syndrom versteht man eine Entzündung des gleichnamigen Muskels, welche oft durch eine übermäßige Belastung beim Sport entsteht.
Das Iliopsoas Syndrom bezeichnet eine Erkrankung, die auf der Entzündung und Überlastung des in der Hüfte gelegenen gleichnamigen Muskels (M. iliopsoas) und einer Entzündung des dazugehörigen Schleimbeutels beruht.
Sie geht mit Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule, der Hüfte und der Oberschenkel einher. Es handelt sich hierbei vor allem um eine Erkrankung des jungen sportlich aktiven Menschen.
Beim Iliopsoas-Syndrom handelt es sich hauptsächlich um die Folgen einer Überlastung des M. iliopsoas und einer damit einhergehenden Muskelentzündung bzw. seiner Sehnen (Iliopsoas tendinitis) und seines Schleimbeutels (Iliopsoas bursitis). Vom Iliopsoas-Syndrom betroffen sind daher vor allem Sportler, welche die Hüfte stark beanspruchen. Beispiele hierfür sind typischerweise Tänzer, Leichtathleten und Fußballer.
Sich oft wiederholende, kraftvolle Bewegungen im Hüftgelenk, wie dies beim Schießen eines Balls geschieht, oder auch schnelle, reflexartige Bewegungen führen letztendlich zu einer chronischen Reizung der Muskelfasern. Im Bereich der Leiste verlaufen diese nahe am Hüftknochen. Die dabei Entstehende Reibung wird vom dort gelegenen Schleimbeutel abgefangen, was bei chronischer Belastung zu einer Entzündung desselben führen kann. Bei einem Ignorieren der Erkrankung kann es bei abrupten, schnellen Bewegungen schließlich zum Einreißen des Muskels kommen.
Schließlich kann ein Iliopsoas-Syndrom auch die Folge einer Blockierung der Wirbelkörper im Bereich der unteren Brustwirbelsäule und der oberen Lendenwirbelsäule sein. Hierdurch wird eine reflektorische Abwehrspannung des Muskels hervorgerufen, was zu Symptomen eines Iliopsoas-Syndroms führen kann.
Zu den klassischen Symptomen des Iliopsoas-Syndroms zählen Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule und Hüfte, oft ausstrahlend bis in den Oberschenkel, vor allem beim Strecken des Oberschenkels und beim Anziehen desselben über 90°.
Eine Lokalisation der Schmerzen im Unterbauch, in der Nähe des Blinddarms, ist häufig, da der M. iliopsoas unter dem Blinddarm entlang verläuft. Die Beschwerden haben typischerweise einen stechenden, plötzlich einschießenden Charakter. Hierdurch kommt es teilweise zu starken Bewegungseinschränkungen mit Schonhinken auf der betroffenen Seite. Im Liegen nimmt der Patient eine Beugeschonhaltung des Hüftgelenks ein.
Bei der Akuttherapie des Iliopsoas-Syndroms steht eine symptomatische Behandlung mit Entlastung des Muskels und einer effektive Schmerz- und Entzündungstherapie im Vordergrund. Geeignet hierfür sind vor allem Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac. Diese wirken sowohl schmerzlindernd, als auch entzündungshemmend. Paracetamol hingegen ist weniger effektiv, da ihm die entzündungshemmende Wirkung fehlt.
Ein Kühlen mit Kühlakkus im Bereich des Hüftgelenks kann ebenfalls eine Linderung der Beschwerden erreichen. Sport sollte in dieser Zeit auf keinen Fall getrieben werden.
Nachdem die Schmerzen größtenteils abgeklungen sind, kann schließlich eine Anschlussbehandlung in Form von Physiotherapie mit Bewegungstraining und speziellen Dehnübungen erfolgen. Ist diese Phase der Behandlung abgeschlossen, können zukünftig in Eigenleistung Dehnübungen im Rahmen der sportlichen Betätigung durchgeführt werden.
Für einen funktionstüchtigen M. iliopsoas ist sowohl dessen Kräftigung als auch das Trainieren der Dehnbarkeit von Bedeutung. Zur selbstständigen Dehnung des M. iliopsoas stehen dabei eine Reihe von Dehnübungen zur Verfügung:
Wichtiger Behandlungsbaustein bei Vorliegen eines Iliopsoassyndroms ist die Physiotherapie. Nach Ende der akuten Schmerzphase, die wie schon erwähnt, mit Hilfe von schmerzlindernden und antientzündlichen Medikamenten und Kühlung behandelt werden kann, sollte sich eine aktive Beübung und vor allem Dehnung rasch anschließen. Eine professionell durchgeführte Physiotherapie hat dabei gleich mehrere Vorteile: Zum einen leiten Physiotherapeuten, die etwas von ihrem Handwerk verstehen, alle Dehn- und Kräftigungsübungen, die in diesem Moment für den Patienten richtig und wichtig sind, präzise und sorgfältig an. Das heißt, sie erklären nicht nur, was der Patient tun soll, sondern zeigen es ihm, sind dabei während er die Übungen alleine ausprobiert und korrigiert dabei eventuelle Fehler.
Zusätzlich gibt der Physiotherapeut klare Richtlinien zur Zahl der Wiederholungen einer Übung und zur Trainingshäufigkeit. Nur so lassen sich eine perfekte Übungsausführung und ein effektiver Trainingsverlauf garantieren, die keine Fehlbelastungen und erneute Überlastungen nach sich ziehen. Zum zweiten kann ein Physiotherapeut, der in der Regel mit nur einem einzigen Patienten gleichzeitig arbeitet, sich während der gesamten Trainingseinheit auf eben diesen einstellen und das Programm individuell anpassen. Liegen an einem Tag starke Schmerzen vor, so kann er eine Kombination aus Lockerungsmassage und leichten Dehnübungen vorschlagen.
Hat er es mit einem sportlich sehr ambitionierten Patienten zu tun, werden unter Umständen rascher anspruchsvolle Kraftübungen auf dem Plan stehen. Nicht zu vergessen ist darüber hinaus der große Motivations-Faktor, der von einem festen Termin mit einem bestimmten Physiotherapeuten ausgeht. Durch die Verpflichtung, die die meisten Menschen nach Terminvergabe verspüren, wird das Training – und gerade auch das häufig eher unbeliebte Dehnen – zu einem fixen Punkt, der weniger schnell abgesagt oder verschoben wird als das heimatliche Dehnen in Eigenregie.
Sowohl zur Zeitspanne, die vergehen muss bevor man ein Iliopsoassyndrom entwickelt, als auch zur Heilungsdauer sind nur vage Angaben zu machen. Menschen sind unterschiedlich und so sind auch ihre Muskeln. Jeder hat eine individuelle „Schwelle“, was sein Körper an Fehlbelastungen und Überlastungen aushält. Dementsprechend früher oder später kommt es zum Iliopsoas-Syndrom.
Ähnlich ist es um die Heilungsdauer bestellt. In der Regel können 6 Wochen vergehen bis ein Iliopsoas-Syndrom unter adäquater Behandlung ausgestanden ist. Diese 6 Wochen können aber auch zu 8 Wochen werden. Wenn das Problem zuvor über einen längeren Zeitraum ignoriert und verschleppt wurde oder der Betroffene sich nicht konsequent an die Maßregeln seines Arztes gehalten hat und zum Beispiel weiter trainiert oder keine Dehnübungen durchgeführt hat, kann der Heilungsprozess noch deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Auch wenn diese Zeitspannen sehr lang und die Therapieoptionen eher unangenehm klingen, sollte man dem eigenen Körper in jedem Fall die benötigte Zeit geben, um gesund zu werden. Im schlechtesten Fall heilt ein Iliopsoassyndrom sonst unter Umständen nie vollkommen aus.
Der Musculus iliopsoas (Lendendarmbeinmuskel) ist Teil der inneren Hüftmuskulatur und setzt sich aus dem großen Lendenmuskel (Musculus psoas major) , dem Darmbeinmuskel (M. iliacus) und bei manchen Menschen zusätzlich dem kleinen Lendenmuskel (M. psoas minor) zusammen.
In seiner Gesamtheit verläuft er von den Querfortsätzen der Lendenwirbelsäule und der Darmbeingrube (Fossa iliaca) zur Innenseite des Oberschenkels durch das fettreiche Bindegewebe der Bauchhöhlenhinterwand. So ergibt sich seine Funktion als stärkster Beuger des Hüftgelenks. Er ermöglicht es uns also Bewegungen, wie etwa das Ziehen des Oberschenkels zum Köper oder das Aufrichten des Oberkörpers aus der Rückenlage. In dieser Funktion ist er ein wichtiger Gegenspieler Gesäßmuskulatur. Zudem ist er für die Außenrotation des Oberschenkels verantwortlich.
Ist der M. iliopsoas durch mangelnde Bewegung und häufiges Sitzen zu schwach ausgebildet, kann dies vor allem bei älteren Menschen das Treppensteigen und Gehen allgemein sehr erschweren. In diesem Fall müssen zwei andere Muskeln des Oberschenkels, der gerade Schenkelmuskel (M. quadriceps femoris) und der Schneidermuskel (M. sartorius) seine Aufgabe mit übernehmen.
Zwischen dem Hüftknochen und der Sehen des M. iliopsoas ist ein Schleimbeutel gelegen, die Bursa iliopectinea. Wie bei allen Schleimbeuteln ist es ihre Aufgabe, die Reibung zwischen dem Knochen und einer anderen Struktur (in diesem Fall der Sehne des M. iliopsoas) zu minimieren. Die Bursa iliopectina spielt eine wichtige Rolle beim Krankheitsbild des Iliopsoas Syndroms.
Lesen Sie mehr zu diesem Muskel unter unserem Thema: Musculus iliopsoas
Eine erste Diagnose kann in der Regel gut anhand der charakteristischen Symptomatik gestellt werden. Zur weiteren Abklärung von möglichen anderen Erkrankungen (Differentialdiagnosen) wird üblicherweise noch ein Röntgen der unteren Wirbelsäule und des Beckens durchgeführt. Blutuntersuchungen mit Schwerpunkt auf Entzündungsparameter und eine Rheumaserologie, ebenso wie eine Untersuchung des Urins können ebenfalls vorgenommen werden. Eine weitere Diagnostik kann über neurologische Untersuchung und ein MRT, ebenso wie eine Koloskopie erfolgen.
Mögliche andere Ursachen für eine an das Iliopsoas-Syndrom erinnernde Symptomatik können beispielsweise eine Blockierung des Sakroiliakalgelenks, ein lumbaler Bandscheibenvorfall oder ein Kompartmentsyndrom (Einklemmung des N. femoralis) sein. Die letzteren gehen jedoch in den meisten Fällen mit Sensibilitätsstörungen einher.
Von einer simplen Iliopsoas tendinitis ist das Iliopsoas-Syndrom durch die Art des Schmerzes. Während er sich bei einer Tendinitis über einen längeren Zeitraum langsam aufbaut, tritt er beim Iliopsoas-Syndrom plötzlich und stechend auf.
Die Prognose bei einer gezielten Therapie ist durchaus gut, je nach Ausmaß der Erkrankung ist der Muskel nach etwa 6- 8 Wochen wieder vollständig belastbar. Während dieser Zeit eine Pause im üblichen Trainingsprogramm zu machen, ist jedoch unverzichtbar.
Nach Abschluss der Behandlung ist eine regelmäßige Durchführung von Präventionsmaßnamen, wie Dehnübungen und gezielten Übungen zur Kräftigung des M. iliopsoas, jedoch sehr zu empfehlen. So hat es sich in den letzten Jahren gezeigt, dass das Risiko, erneut unter einem Iliopsoas-Syndrom zu leiden mit jeder weiteren Krankheitsepisode steigt.
Das Auftreten eines Iliopsoas-Syndroms ist häufig auf falsche Bewegungsabläufe und eine Überlastung des Muskels zurückzuführen. Ein intensives Aufwärmprogramm vor dem eigentlichen Sport, sowie ausgiebiges Dehnung vor und nach dem Training sind das beste Mittel, ein Iliopsoas-Syndrom zu vermeiden. Vor allem Leistungssportler sollten darauf achten, intensive Trainingseinheiten durch Ruhepausen zu unterbrechen und Ruhetage in ihr Trainingsprogramm einzubauen.
Generell ist eine regelmäßigere moderate Belastung aus gesundheitlicher Sicht einer Überbelastung klar vorzuziehen. Als Fußballer, Tänzer oder Leichtathlet ist durchaus auch eine gezielte Kräftigung des M. iliopsoas in Betracht zu ziehen. Beispiele hierfür sind die Übungen "Hollow Rocks" und "L-Sit".
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