Anzeichen einer Fehlgeburt

Hinweis: Meldepflicht

Eine Fehlgeburt unterliegt im Gegensatz zur Totgeburt nicht der Meldepflicht.

Anzeichen und Formen einer Fehlgeburt

1. Abortus imminens: drohende Fehlgeburt

Bei dieser Form ist die Schwangerschaft noch intakt. Dies bedeutet, dass der Zervikalkanal (Gebärmutterhalskanal) einschließlich des Muttermundes vollständig verschlossen ist und der Fötus noch lebt (Herztöne vorhanden). Eine Bedrohung stellt hier eine vaginale Blutung dar, die unter Umständen sogar von einer Wehentätigkeit begleitet sein kann. Dabei kann es auch zu einem Bluterguss hinter dem Mutterkuchen (Plazenta) kommen, der dann im Ultraschall zu sehen ist.

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Therapieoptionen:

Die Therapie besteht hier in Bettruhe, körperlicher Schonung und eventuell der Gabe von Magnesiumtabletten, um den Prozess aufzuhalten. Bestehen gleichzeitig Wehen (Siehe: Geburt), so bekommt die Schwangere ab der 22. Schwangerschaftswoche wehenhemmende Medikamente (Tokolytika). Ist eine Gelbkörperinsuffizienz (corpus luteum-Insuffizienz) Ursache der Blutungen, so werden bis zur 14. Schwangerschaftswoche Gestagene verordnet. Der Zustand des Fötus sollte regelmäßig per Ultraschall und per Messung des Schwangerschaftshormons (hCG) überprüft werden.

Endet die Blutung, so ist die Prognose für den weiteren Verlauf der Schwangerschaft sehr gut. In diesem Stadium kann bei ca. 50% der Frauen eine Fehlgeburt abgewendet werden.

2. Abortus incipiens: beginnender Abort

In diesem Stadium/ Anzeichen ist die Fehlgeburt bereits nicht mehr aufzuhalten. Definiert wird dieser Zustand durch den geöffneten Muttermund (Zervikalkanal für einen Finger passierbar!), der meist von heftigen Schmerzen (Wehen und Kreuzschmerzen) und Blutungen begleitet wird. Auch der Abgang von Fruchtwasser kann ein Warnzeichen sein. Der Nachweis von kindlichen Lebenszeichen (fetalen Vitalitätszeichen) kann bei dieser Form bereits ausbleiben.

Therapieoptionen:

Siehe: Therapie der Fehlgeburt

3. Abortus incompletus: unvollständiger Abort

Dieser ist meist ein Anzeichen eines beginnenden Abortes (s.o.), der zu früh zum Stillstand gekommen ist. Per Definition werden alle Aborte (Fehlgeburt) bis zur 24. Schwangerschaftswoche als unvollständig angesehen, da der Mutterkuchen bis zu diesem Zeitpunkt auf Grund seiner Unreife selten komplett ausgestoßen werden kann.

Bei dieser unvollständigen Ausstoßung des „Schwangerschaftsmaterials“ verbleiben Reste, oft der Plazenta (Mutterkuchen), zurück in der Gebärmutter und lösen dadurch fortdauernde vaginale Blutungen aus. Dieses Material ist bei der gynäkologischen Untersuchung dann nachweisbar.

Therapieoptionen:

Da es durch diesen Zustand leicht zu einer aufsteigenden Infektion und unter Umständen sogar zur Entwicklung von Krebsgewebe (maligne Entartung) kommen kann, sollte man bald eine Ausschabung (Kürettage) vornehmen. Nach dieser sollte die Blutung stehen. Eine weitere Möglichkeit ist die Gabe des „Wehenhormons“ Oxytocin, das auch physiologischerweise bei jeder Wehentätigkeit vom mütterlichen Gehirn ausgeschüttet wird und Gebärmutterkontraktionen auslöst, so dass das zurückgebliebene Material ausgestoßen werden kann.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Ausschabung der Gebärmutter

4. Abortus completus: vollständiger Abort

Auch dieser tritt in der Regel als Folge einer beginnenden Fehlgeburt auf. Hier erfolgt die komplette und synchrone Ausstoßung des gesamten Schwangerschaftsmaterials (Embryo/Fetus, Mutterkuchen und Eihäute).

Therapieoptionen:

Endet die Blutung von selbst und ist die 24. Schwangerschaftswoche überschritten, so ist hier keine Ausschabung notwendig. Muss diese jedoch vorgenommen werden, so sollte im Vorhinein unbedingt eine extrauterine Schwangerschaft (S. Schwangerschaftskomplikationen) ausgeschlossen sein, da es sonst bei diesen Anzeichen einer Fehlgeburt zu Komplikationen kommt.

5. Missed Abortion- verhaltener Abort

Bei dieser Sonderform der Anzeichen einer Fehlgeburt ist die Frucht abgestorben ohne dabei aus der Gebärmutter ausgestoßen zu werden.
Die Schwangerschaft scheint völlig intakt: Blutung und Wehentätigkeiten bleiben aus, Gebärmutterkanal sowie Muttermund sind komplett verschlossen. Entscheidend ist hier der sonographisch fehlende Nachweis kindlicher Vitalitätszeichen wie Herzaktionen und Kindsbewegungen. Auch andere Schwangerschaftszeichen wie Gebärmutterwachstum, Übelkeit und Brustspannen bleiben in der Regel aus.

Eine seltene Komplikation dieser Anzeichender Abortform stellt das Dead-Fetus-Syndrom dar. Dabei verbleibt der tote Fötus jenseits der 12. Schwangerschaftswoche noch für mehrere Wochen in der mütterlichen Gebärmutter. Dieser Zustand kann bewirken, dass in den mütterlichen Blutkreislauf thromboplastisches Material gerät und zur lebensbedrohlichen intravasalen (in der Blutbahn) Gerinnung führt.

Therapieoptionen:

Als Therapie wird bis zur 12. Schwangerschaftswoche eine sogenannte Saugkürettage vorgenommen. Dieser geht eine Prostaglandingabe (Hormonart) voraus, um den Gebärmutterhals durch eine Lockerung und Erweichung auf die OP vorzubereiten und so die Gefahr von Verletzungen zu minimieren.

Jenseits der 12. Schwangerschaftswoche wird ein Wehentropf mit Oxytocin und Prostaglandinen verabreicht, um die Geburt einzuleiten. Auch hier erfolgt jedoch im Anschluss eine Nachkürettage.
Eine seltene Unterart des verhaltenen Abortes stellt der Abortus cervicalis dar, bei dem ein vernarbter Muttermund eine Ausstoßung der Frucht verhindert.

6. Abortus febrilis: fieberhafter Abort

Bei einer Fehlgeburt kommt es zu einer fieberhaften Infektion (Erreger v.a. Streptokokken, Staphylokokken und Clostridium perfringens). Im günstigsten Falle (unkomplizierter Verlauf) ist nur die Gebärmutterschleimhaut betroffen. Die Infektion kann sich aber auch bis zur gesamten Gebärmutter einschließlich der Adnexen (Eileiter, Eierstock) ausbreiten.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Fieber in der Schwangerschaft

7. Septischer Abort

Greift die Infektion sogar auf Beckenorgane und Bauchfell über und werden bakterielle Endotoxine (Gifte) in den mütterlichen Blutkreislauf ausgeschwemmt, so handelt es sich um die septische Verlaufsform. Diese geht mit einer Blutvergiftung einher und kann über einen toxischen Schock mit disseminierter intravasaler Gerinnung bis zum Tode führen. Anzeichen der Fehlgeburt zeigen sich hier in Form von hohem Fieber über 39° C, Schüttelfrost und eitrigem vaginalen Ausfluss und Fruchtwasser. Eine massive Druckschmerzhaftigkeit im Bereich der Gebärmutter gehört ebenso zu den Symptomen.

Therapieoptionen:

Als Therapie erfolgt zunächst eine Antibiotikagabe, an die sich nach Abklingen des Fiebers eine Ausschabung anschließt. In schweren Fällen muss zur Prophylaxe einer gefährlichen Gerinnungsstörung eine Heparintherapie und eventuell die gesamte Entfernung des Entzündungsherdes (Gebärmutter) erfolgen.

8. Windei

Hierbei handelt es sich um die Missbildung eines befruchteten Ei`s, bei der sich in der hohlen Fruchtblase keine oder nur fehlgebildete Embryonalanteile befinden. Diese Anlage überschreitet selten die Größe von wenigen Zentimetern, was auch zu einem Wachstumsrückstand der Gebärmutter führt. Desweiteren sind typische Schwangerschaftsbeschwerden bzw. –anzeichennur sehr spärlich vorhanden, dagegen können Schmierblutungen auftreten. Diese Fehlentwicklung überwindet selten die ersten Schwangerschaftswochen und ist die Hauptursache von Spontanaborten in den ersten 2 Schwangerschaftsmonaten.

Als Ursache werden genetische Defekte sowie Vergiftungen und mangelnde Versorgung der Frucht mit Sauerstoff diskutiert.

Therapieoptionen:

Als Behandlung ist eine Ausschabung und nach Überschreiten der 12. Schwangerschaftswoche eine Geburtseinleitung mit Nachkürettage notwendig (siehe: Therapie Fehlgeburt).

9. Abortus habitualis: habitueller Abort

Bei diesen Anzeichen kommt es bei der Frau wiederholt (per Definition mindestens 3 Mal) zu Fehlgeburten. In der Hälfte der betroffenen Fälle findet sich keine Ursache.

Entdeckt man jedoch eine Ursache, so handelt es sich bei Aborten in der Frühschwangerschaft oft um genetische (chromosomale Veränderungen) oder Entwicklungsstörungen der Gebärmutter. In der Spätschwangerschaft findet man häufiger anatomische und funktionelle Beeinträchtigungen der weiblichen Geschlechtsorgane als Ursache.
Schätzungsweise sind ca. 1% aller Paare mit Kinderwunsch betroffen.

Symptome einer Fehlgeburt

Viele schwangere Frauen empfinden besonders in den ersten Monaten ihrer Schwangerschaft große Angst vor einer Fehlgeburt. Dies ist der Grund, weshalb oftmals nahezu jede körperliche Veränderung und jeder noch so leichte Schmerz als Hinweis auf eine drohende Fehlgeburt ausgelegt wird. Doch in den meisten Fällen handelt es sich hierbei um völlig normale körperliche Anpassungsvorgänge an die Schwangerschaft.
Dennoch gibt es ein paar Anzeichen, bei denen ein Zusammenhang mit einer Fehlgeburt möglich sein kann und bei denen Achtsamkeit geboten ist.

Grundsätzlich sollten während einer intakten Schwangerschaft keine vaginalen Blutungen auftreten. Sollte dies dennoch der Fall sein, empfiehlt es sich schnellstmöglich Kontakt zum behandelnden Frauenarzt aufzunehmen. In vielen Fällen ist es bloß ein falscher Alarm.
Dennoch gehen Fehlgeburten, insbesondere in der Frühschwangerschaft, fast immer mit Blutungen einher. Hierbei gilt also: Besser einmal mehr zum Arzt gehen als einmal zu wenig.

Des Weiteren liefern ungewöhnlich starke, manchmal sogar krampfartige Bauchschmerzen einen Hinweis darauf, dass mit der Schwangerschaft etwas nicht stimmt. Auch in diesem Fall wird ein Arztkontakt empfohlen.
Ebenso in den Rücken ausstrahlende Schmerzen sind keinesfalls gewöhnliche Schwangerschaftssymptome. Sie müssen jedoch nicht zwingend mit der Schwangerschaft in Verbindung stehen.

Sollten schwangere Frauen bei sich einen gelben, eitrigen Ausfluss beobachten und dazu eventuell sogar Fieber entwickeln, bedeutet dies ebenfalls ein erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt.

Bei bereits weiter fortgeschrittenen Schwangerschaften kommt es zu einer Veränderung der typischen Anzeichen für eine Fehlgeburt. Nun ähneln diese eher den Symptomen einer bevorstehenden Entbindung. Der Austritt von Fruchtwasser, welches auf einen vorzeitigen Fruchtblasensprung hindeuten kann, sowie das Einsetzen von Wehentätigkeit vor dem errechneten Geburtstermin, können nun Hinweise auf eine drohende Fehlgeburt liefern. Doch keines der genannten Symptome kann eine Fehlgeburt beweisen. In jedem Fall sollte jedoch so schnell wie möglich eine klärende ärztliche Untersuchung erfolgen.

Ausfluss

Es gibt viele verschiedene Arten von Fehlgeburten. Sie unterscheiden sich in ihren Ursachen, doch bedeuten alle den Verlust des ungeborenen Kindes. Eine Art von Fehlgeburt stellt die sogenannte septische Fehlgeburt dar. Hierbei kommt es zu einer Infektion in der Gebärmutter. Häufig beschriebene Symptome sind hohes Fieber, Schüttelfrost, starke Bauchschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl sowie vaginaler Ausfluss. Dieser ist in den meisten Fällen eitrig-gelb. Glücklicherweise ist diese Form der Fehlgeburt in Deutschland sehr selten geworden. Dennoch sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden, falls diese Symptome vorliegen.

Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind ein sehr häufig vorkommendes, aber auch sehr unspezifisches Symptom. In den meisten Fällen lassen sie sich durch Krankengymnastik oder körperliche Bewegung erfolgreich therapieren. Dennoch besteht die Möglichkeit, dass ein Zusammenhang mit einer drohenden Fehlgeburt vorliegt.
Für das Auftreten von Rückenschmerzen in der Schwangerschaft gibt es verschiedene mögliche Gründe. Zum einen kann der Schmerz durch das natürliche Wachstum des Kindes in der Gebärmutter auftreten. Des Weiteren bereitet sich auch das Becken auf die bevorstehende Entbindung des Kindes vor und kann zu einem Ausstrahlen in den Rücken führen. Aber auch eine Eileiterschwangerschaft könnte solche Symptome erzeugen. Sind Sie bezüglich der Ursache Ihrer Rückenschmerzen also nicht sicher, empfiehlt es sich zu einer Kontrolle der Schwangerschaft beim Frauenarzt zu gehen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Rückenschmerzen in der Schwangerschaft

Kopfschmerzen

Ähnlich wie die Rückenschmerzen stellen auch Kopfschmerzen ein unspezifisches Symptom dar. Sie liefern keinesfalls einen sicheren Hinweis auf eine drohende Fehlgeburt. In den meisten Fällen werden sie durch die Hormonumstellung des Körpers zu Beginn der Schwangerschaft ausgelöst und nehmen im Verlauf der Schwangerschaft deutlich an Intensität und Häufigkeit ab. Aber auch Stress oder ungesunde Ernährung sind als Auslöser für Kopfschmerzen bekannt.
In seltenen Fällen können Kopfschmerzen aber auch eine Bedrohung der Schwangeren und des ungeborenen Kindes darstellen, nämlich im Falle einer Präeklampsie (auch Schwangerschaftsvergiftung genannt). Hierbei kommen jedoch noch weitere Symptome wie Sehstörungen, Bauchschmerzen, Anschwellen der Beine und Arme sowie ein veränderter Proteingehalt (Eiweißgehalt) im Urin hinzu. Eine Präeklampsie stellt eine absolute Notfallsituation dar und sollte umgehend im Krankenhaus stationär behandelt werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Kopfschmerzen in der Schwangerschaft

Blutung

Die Blutung stellt das häufigste Symptom einer Fehlgeburt dar. Wenn der Körper den bereits eingenisteten Embryo ausstößt, kommt es meist zu menstruationsartigen Beschwerden, die nicht selten mit krampfartigen Bauchschmerzen einhergehen. Bei nicht wenigen Frauen bleibt eine Fehlgeburt, die sich durch eine Blutung äußert, aber auch unbemerkt. Die meisten Fehlgeburten erfolgen nämlich in den ersten Schwangerschaftswochen, in denen die meisten Frauen noch nichts von ihrer Schwangerschaft wissen und die Abortblutung deshalb als normale Regelblutung deuten.
Sollte eine Blutung jedoch während einer gesicherten Schwangerschaft auftreten, gilt diese als absolutes Warnsignal. Ein Arzt sollte schnellstmöglich aufgesucht werden. In den wenigsten Fällen lässt sich in dem abgegangenen Blut der Embryo erkennen. Meist ist er einfach noch zu klein (in der 6. Schwangerschaftswoche ist er maximal 1cm lang). Die Selbstdiagnose einer Fehlgeburt ist somit in der Regel unmöglich.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Blutungen in der Schwangerschaft

Anzeichen einer Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft

Die Anzeichen einer Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft unterscheiden sich von denen in der Spätschwangerschaft recht deutlich. In der Frühschwangerschaft tritt in den meisten Fällen eine vaginale Blutung auf, die mit dem Abgang des Embryos einhergeht. Hierbei spricht man von einem sogenannten Frühabort (bis zur 12. Schwangerschaftswoche).
Doch nicht jede Blutung muss den Verlust des ungeborenen Kindes bedeuten! In vielen Fällen ist sie harmlos und hört von selbst wieder auf. Dennoch sollte jede Blutung Grund genug sein, einen Arzt aufzusuchen. Manche Frühaborte bleiben aber auch nahezu symptomlos. In diesem Fall ist von einem „verhaltenen Abort“ die Rede.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es nahezu unmöglich ist eine Fehlgeburt anhand von Symptomen festzustellen. Bei Unsicherheit darüber, ob die Schwangerschaft noch intakt ist, sollte ein Ultraschall beim Frauenarzt erfolgen.

Weitere Informationen zu diesem Thema

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Eine Übersicht aller Themen der Gynäkologie finden Sie unter: Gynäkologie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.01.2011 - Letzte Änderung: 18.09.2024