Die Herztöne entstehen beim Pumpen des Herzens. Dabei öffnen und schließen sich die vier Herzklappen und erzeugen damit ein (für uns normalerweise nicht hörbares) Geräusch. Von den Herztönen sind beim Erwachsenen zwei und bei Kinder bis zu vier mit dem Stethoskop hörbar.
Herztöne sind bei jedem gesunden Menschen vorhanden und entstehen während der Herzaktion. Bei der körperlichen Untersuchung mit dem Stethoskop, der Auskultation, können so u.a. eventuelle Schädigungen der Herzklappen und Herzrhythmusstörungen erkannt werden.
Insgesamt sind normalerweise zwei, bei Kindern und Jugendlichen unter Umständen bis zu vier, Herztöne hörbar. Davon abzugrenzen, sind die sogenannten Herzgeräusche. Sie besitzen immer Krankheitswert und können z.B. Hinweise für eine Herzklappenanomalie liefern.
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Unser Herz ist ein muskuläres Hohlorgan und lässt sich in eine linke und rechte Hälfte einteilen. Sowohl linke, als auch rechte Herzhälfte besitzen zwei sogenannte Herzhöhlen, den Vorhof (lat. Atrium) und die Kammer (lat. Ventrikel). Insgesamt ergeben sich also vier Herzhöhlen.
Weiterhin finden wir vier Herzklappen, welche essentiell für den geordneten Blutfluss innerhalb des Herzens und in den herznahen Gefäßen sind. So werden Kammern und Vorhöfe jeweils durch eine sogenannte Segelklappe getrennt:
Aufgrund ihres charakteristischen Aussehens, werden die Klappen zwischen Herzkammer und den großen Ausstrombahnen Taschenklappen genannt:
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Um die Entstehung der Herztöne zu verstehen, lohnt es sich einen kurzen Blick auf die Funktionsweise unseres Herzens zu werfen.
Vereinfacht gesprochen, kann man das Organ als muskuläre Pumpe betrachten: Das linke Herz pumpt sauerstoffreiches Blut in den großen Körperkreislauf, das rechte Herz pumpt wiederum sauerstoffarmes Blut in den kleinen Lungenkreislauf. Funktionell sind beide Teile so miteinander verknüpft, dass stets die gleiche Menge Blut befördert wird.
Sauerstoffarmes Blut fließt aus der oberen und unteren Hohlvene (lat. Vena cava superior und inferior) in den rechten Vorhof. Durch die geöffnete Trikuspidalklappe, gelangt das Blut in die rechte Herzkammer. Von dort fließt es durch die geöffnete Pulmonalklappe in die Lungenschlagadern.
Das in der Lunge mit Sauerstoff beladene Blut gelangt über die Lungenvenen in den linken Vorhof und fließt dann durch die geöffnete Trikuspidalklappe in die linke Herzkammer. Durch die geöffnete Aortenklappe, wird das Blut in die Hauptschlagader (lat. Aorta) gepumpt und von dort aus in den ganzen Körper geleitet.
Während der Anspannungs- und Austreibungsphase, fließt das Blut aus den Kammern in die herznahen Gefäße. Um den erforderlichen Druck aufzubauen, kommt es zu einer Anspannung des Herzmuskels. Diese Phase bezeichnet man als Systole. Als Diastole hingegen, bezeichnet man die Entspannungs- und Füllungsphase. Beide Herzkammern füllen sich dann mit Blut aus den Vorhöfen.
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Hauptsächlich entsteht der erste Herzton durch den Schluss der Segelklappen (Mitral- und Trikuspidalklappen). Weiterhin, lässt sich eine Anspannung der Herzmuskulatur beobachten, bei gleichzeitigem Verschluss der Klappen. So gerät die Herzwand in Schwingung und der erste Herzton wird hörbar. Daher wird er auch manchmal „Anspannungston“ genannt.
Am besten, lässt er sich im Bereich der Herzspitze oder dem vierten, linken Zwischen-Rippen-Raum abhören. Wenn der erste Herzton besonders laut ist, kann eine Verengung der Mitralklappen-Öffnung vorliegen (Mitralklappenstenose). Weiterhin kann eine zu schnelle Herzfrequenz (lat. Tachykardie) Ursache für einen sehr lauten ersten Herzton sein. Bei einem zu leisem erstem Herzton, kann eine Schwäche der Mitraklappe (Mitralklappeninsuffizienz) vorliegen.
Zu Beginn der Entspannungsphase, schließen sich die Taschenklappen (Aorten- und Pulmonalklappen). Dadurch geraten die Wände der Aorta und Lungenschlagader in Schwingung und erzeugen den zweiten Herzton. Um den zweiten Herzton gut zu hören, legt der Arzt das Stethoskop in den rechten, zweiten Zwischen-Rippen-Raum neben dem Brustbein.
Normalerweise, schließt die Aortenklappe vor der Pulmonalklappe. Bei unserer Einatmung, wird dieser Effekt verstärkt, so dass es zu einer „Spaltung“ des zweiten Herztones kommen kann.
Eine gleichbleibende, atemunabhängige Spaltung, ist jedoch immer krankhaft und kann Hinweis für angeborene Herzfehler oder Herzschwäche sein. Ein lauter, zweiter Herzton spricht für arteriellen Bluthochdruck, während ein leiser, zweiter Herzton für eine Verengung der Aortenklappen-Öffnung (s. Aortenklappenstenose).
Wenn die Mitraklappe in ihrer Öffnungsbewegung stoppt, kann ein Klappenöffnungston entstehen. Diese unvollständige Öffnung wird meist durch eine Mitralklappenstenose verursacht.
Gesunde Erwachsene besitzen in der Regel keinen dritten Herzton. Bei Kindern und Jugendlichen kann er jedoch hörbar sein und ist Folge des passiven Bluteinstromes in die Herzkammer. Bei Erwachsenen, kann ein dritter Herzton vor allem Hinweis für eine Herzinsuffizienz („Herzschwäche“) sein.
Der vierte Herzton ist ebenfalls nicht beim gesunden Erwachsenen hörbar. Tritt er doch auf, kann z.B. Herzschwäche oder arteriellen Bluthochdruck sein. In manchen Fällen, geht er bei gesunden Kindern und Jugendlichen dem ersten Herzton voraus.
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