In diesem Artikel geht es um die verschiedenen Brustkrebsarten. Es werden neben den unterschiedlichen pathologischen Einteilungen, die Unterschiede zwischen einem invasiven und nicht-invasiven Brustkrebs sowie der Rezeptor- und Hormonstatus besprochen. Auch die Prognosen und Heilungschancen werden thematisiert.
Mammakarzinom, Mamma-Ca, Invasives duktales Mammakarzinom, Invasives lobuläres Mammakarzinom, inflammatorisches Mammakarzinom, Morbus Paget, Carcinoma in situ
Englisch: breast cancer
Es gibt im Prinzip viele verschiedene Brustkrebsarten, je nach dem Zelltyp, aus dem der Krebs ursprünglich entsteht. Einige dieser Brustkrebsarten sind jedoch sehr selten und spielen in der Praxis nur eine untergeordnete Rolle. Die beiden wichtigsten Brustkrebsarten entstehen aus den Zellen der Milchgänge (Ductuli = lat. Gang) und der Milchdrüsenlappen (Lobuli = lat. Läppchen) und werden deshalb „duktales“ und „lobuläres“ Mammakarzinom genannt.
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85-90 % der Brustkrebsfälle gehen vom Gewebe der Milchgänge aus, sind also duktale Karzinome. Entscheidend ist, ob der Tumor innerhalb der Milchgänge wächst und ihre Außengrenze - auch Basalmembran genannt - intakt ist oder ob der Tumor über diese Grenze hinaus ins angrenzende Gewebe gewachsen ist. Man unterscheidet hier also weiter in nicht-invasiv wachsende Krebsvorstufe, auch Carcinoma in situ genannt, bei der die Außengrenze intakt ist und invasiv wachsende Karzinome, bei denen der Tumor die Außengrenze überschritten hat. Diese Unterscheidung ist wichtig, weil sie Auswirkungen auf die Prognose des Brustkrebses und die Therapiemöglichkeiten hat.
Der lobuläre Brustkrebs ist für 10-15 % der Krebsfälle verantwortlich. Auch hier wird unterschieden in nicht-invasive und invasiv wachsende Tumore. Ist der Tumor auf das Gewebe der Milchdrüsen beschränkt sind, spricht man von einem lobulären Carcinoma in situ, wächst er über das Gewebe hinaus, spricht man vom invasiven lobulären Karzinom.
Zum Aufbau der Brust siehe auch unser Thema: Weibliche Brust
Einteilung der WHO von 2001
A. Nicht invasive Tumore
B. Invasive Mammakarzinome
C. Sonderformen
Unter einem Carcinoma in situ versteht man eine bösartige Gewebevermehrung, die nicht invasiv ins Gewebe wächst. Das heißt, dass sein Wachstum auf eine oberflächliche Gewebeschicht begrenzt ist. Es ist somit eine Vorstufe von Krebs, die noch sehr gut chirurgisch behandelbar ist. Wird sie im kompletten entfernt, ist eine Entartung zu einer invasiven Krebsform in den meisten Fällen nicht mehr gegeben. Belässt man jedoch ein Carcinoma in situ droht sehr wohl die Gefahr der Entartung, die je nach Individuum und Krebsbeschaffenheit nur eine Frage der Zeit ist.
Das „DCIS“ wird manchmal auch als Krebsvorstufe (Präkanzerose) bezeichnet. Da es die Basalmembran noch nicht durchbrochen hat, können sich keine Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet haben. Die Übergangszeit von einem DCIS in ein invasives duktales Karzinom wird auf weniger als zehn Jahre geschätzt. Der eindeutige Nachweis, dass es sich bei einem Befund um ein Carcinoma in situ handelt, kann erst nach der Entfernung des gesamten verdächtigen Areals vom Pathologen (untersucht die Brustkrebs Gewebeprobe) erbracht werden. Vorher kann mit keinem der bildgebenden Verfahren ausgeschlossen werden, dass das verdächtige Areal nicht doch an einer kleinen Stelle die Basalmembran durchbrochen und damit die Entwicklung zum invasiven (verdrängenden) Wachstum vollzogen hat.
Aber selbst bei sorgfältigster Untersuchung des Gewebes durch den Pathologen ist dieser nicht immer in der Lage, sicher eine Auskunft darüber zu geben, ob die Basalmembran intakt geblieben ist. Bei einer Tumorausdehnung von mehr als 5 cm beträgt die Wahrscheinlichkeit ca. 60 %, dass es zu einem invasiven Wachstum durch die Basalmembran gekommen ist. Nicht jedes DCIS entwickelt sich zur invasiven Form. Man geht davon aus, dass ca. 50 % der DCIS später invasiv werden, sichere Daten gibt es hierzu allerdings nicht. Das DCIS tritt in 10 - 30 % der Fälle unabhängig in beiden Brüsten auf.
Ein duktuales Carcinoma in situ ist meistens nicht als Knoten oder Verhärtung in der Brust zu tasten und auch im Ultraschall ist meist nichts von dem Befund zu sehen. Am häufigsten wird das DCIS zufällig über ein Mammographie-Screening (siehe: Mammographie) entdeckt. Verdächtig sind vor allem versprengte Kalklessionen, so genannte Mikrokalzifikate, die in der Aufnahme oft nicht größer als ein Millimeter sind, wegen ihrer Zusammensetzung aber hellweiß erscheinen. Das bedeutet aber nicht, dass sich hinter jeder Kalklession in der Mammographie ein DCIS verbirgt. Auch zeigt sich nicht jedes DCIS durch Verkalkungen in der Mammographie.
Die Verkalkungen können im Rahmen eines DCIS durch abgestorbene Krebszellen entstehen. Diese liegen dann meistens zentral im Tumorgewebe, d.h. die Ausdehnung des Krebses ist größer als der Bereich, in dem die Kalklessionen zu finden sind. Wurden im Mammographie-Screening Mikrokalzifikate erkannt, sollten weitere Aufnahmen speziell dieses Bereiches folgen. Anhand der Anordnung, Ausdehnung und Anzahl der Lessionen und ihrer Form kann dann in einem nächsten Schritt entschieden werden, ob es sich allem Anschein nach um eine gutartige Veränderung handelt oder ob weitere diagnostische Schritte folgen sollten. Mammographisch nachweisbarer Mikrokalk ist in etwa 20% der Fälle durch ein Karzinom bedingt.
Um beim Vorliegen eines DCIS einschätzen zu können, ob nach der erfolgten Therapie das Risiko eines Rezidivs besteht, wurde der Van-Nuys-Prognostic-Index erstellt:
In diesem Index werden verschiedene Eigenschaften berücksichtigt und mit einem Punktsystem bewertet, darunter fallen Größe des Areals, Grad der Differenzierung (Grading) und Breite des Schnittrandes des in der Operation entfernten Befundes.
Den Grad der Differenzierung beurteilt ein Pathologe, dem das entfernte Gewebe zugeschickt wird. Ähneln die Krebszellen noch dem Gewebe, aus dem sie entstanden sind, bezeichnet man sie als differenziert. Umso stärker die Zellen sich verändert haben, umso undifferenzierter sind sie und umso ungünstiger ist die Prognose. An dem eingesendeten Gewebe kann der Pathologe auch sehen, wie viel Spielraum zwischen dem Krebsgewebe und den Schnitträndern im gesunden Gewebe vorhanden ist. Ein größerer Abstand ist sicherer, aber gleichzeitig auch weniger schonend für das gesunde Brustgewebe. Jedes Kriterium (Größe, Rand, Grading) wird mit 1-3 Punkten eingestuft und addiert, sodass sich Werte von mind. 3 bis max. 9 ergeben, wobei 3 Punkte für das niedrigste Rezidivrisiko stehen.
Als Erweiterung des Van-Nuys-Prognostic-Index wird inzwischen auch das Alter der Patientin berücksichtigt. Fortgeschrittenes Lebensalter ist hier günstig für die Prognose. Anhand der Einteilung in den Van-Nuys-Prognostic-Index wird zusätzlich das weitere therapeutische Vorgehen abgeleitet.
Van-Nuys-Prognostic-Index
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Seite Brustkrebsstadien.
Eine Sonderform des DCIS ist das Paget-Karzinom, auch Morbus Paget der Brustwarze genannt. Ist das DCIS nahe der Brustwarze lokalisiert, kann es auf die Haut der Brustwarze übergreifen und dort zu einer Entzündung mit Sekretion und Schwellung führen.
Nicht zu verwechseln ist der Morbus Paget der Brustwarze mit dem Morbus Paget des Skelettes. Es handelt sich hierbei um eine Knochenerkrankung, deren genaue Ursache noch nicht geklärt ist und die zu Knochenumbau und höherem Risiko von Knochenbrüchen führt.
Das lobuläre Carcinoma in situ (LCIS) ist relativ selten, es macht nur 5 % aller nicht-invasiven Tumore aus. Es führt selten zu Mikroverkalkungen und wird deshalb meist zufällig bei einer Biopsie gefunden. Im Gegensatz zum duktalen Carcinoma in situ wird das LCIS selbst nicht als Präkanzerose gewertet, sondern als Indikator für ein erhöhtes Risiko (siehe auch: Brustkrebsrisiko) zur Entwicklung von Brustkrebs. Das LCIS tritt in 40 % der Fälle unabhängig an beiden Brüsten gleichzeitig auf. Eine mit dem Van-Nuys-Index vergleichbare Einteilung gibt es für das LCIS nicht.
Unter invasivem Brustkrebs versteht man eine Raumforderung in der Brust, die gesundes Brustgewebe infiltriert und verdrängt. Er ist daher als bösartig anzusehen. Nach der Infiltrationstiefe unterscheidet man verschiedene Stadien von Brustkrebs, die mit zunehmender Ausbreitung eine Streuung des Krebsgewebes in andere Organe wahrscheinlicher macht. Es ist also kennzeichnend, dass er sich in seinem lokalen Wachstum nicht an die natürlichen Grenzen des Brustgewebes gegenüber der Lunge oder anderen Organen hält. Er wächst immer weiter und befällt auch Gewebe außerhalb seines eigentlichen Ursprungsorgans.
Der invasive duktale Krebs ist mit 70 - 80 % die häufigste Form des Brustkrebses. Hierunter zusammengefasst sind auch einige seltenere Formen, die sich in der Prognose und dem Ansprechen auf verschiedene Therapieformen unterscheiden. Der invasive duktale Brustkrebs ist aus Zellen der Milchgänge der Brust entstanden, hat aber die Basalmembran, die die Gänge von anderem Gewebe trennt, durchbrochen. Er ist also nicht mehr auf die Milchgänge beschränkt.
Der invasive lobuläre Krebs ist mit 10 - 20 % deutlich seltener als seine duktale Gegenform. Er entsteht in den Milchdrüsenläppchen, hat aber die trennende Basalmembran durchbrochen und ist in anderes Gewebe vorgedrungen.
Die Ausbreitung dieser Krebsart wird meist als diffus beschrieben, das heißt, es sind keine klaren Begrenzungen zu erkennen. Außerdem bildet sich bei dieser Krebsform selten Mikrokalk, was dazu führt, dass der invasive lobuläre Brustkrebs hauptsächlich über MRT der Brust oder zufällig bei Biopsien, die aus anderen Gründen durchgeführt werden, entdeckt wird.
Nur äußerst selten wird der invasive lobuläre Krebs über die Mammographie diagnostiziert.
Der lobuläre Brustkrebs ist nicht strahlensensibel und wird deshalb anders behandelt, als die duktale Form.
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Nichtinvasiver Brustkrebs ist auch als eine Raumforderung in der Brust zu sehen, die allerdings die natürlichen Organgrenzen der Brust nicht überschreitet. Dieser Krebs ist somit zwar genauso wie der invasive Brustkrebs als bösartig anzusehen, zerstört aber nicht das körpereigene Brustgewebe. Vielmehr verdrängt er anderes Gewebe durch sein zunehmendes Volumen als es zu infiltrieren. Die Fähigkeit zur Streuung hat aber auch diese Krebsform, nur ist sie je nach genauer Art des Brustkrebses mehr oder weniger wahrscheinlich.
Das inflammatorische Mammakarzinom ist äußerst selten, es macht ca. 1 – 4 % aller Brustkrebsfälle aus. Hierbei kommt es zu einem diffusen Krebszellwachstum entlang der Lymphgefäße der Haut. Symptome, die auftreten, sind z.B. eine Rötung, Überwärmung oder ein Apfelsinenhaut-Phänomen (siehe hierzu: Brustkrebserkennung). Damit ähnelt das inflammatorische Mammakarzinom oft einer Brustentzündung (Mastitis). Im Gegensatz zur Mastitis treten bei der Patientin aber keine Schmerzen und Fieber auf.
Das inflammatorische Mammakarzinom hat insgesamt eine sehr schlechte Prognose.
Der Morbus Paget (auch Paget-Karzinom genannt) ist eine Form des Brustkrebses, die überwiegend aus einem duktalen Karzinom hervorgeht und die Brustwarze, manchmal auch zusätzlich den gesamten Brustwarzenhof, befällt. Der Tumor tritt meist einseitig auf und kann zu Beginn mit einer entzündlichen Veränderung der Brustwarze verwechselt werden. Dieses tritt jedoch meist auf beiden Seiten auf. Bei weiter fortgeschrittenen Stadien kann es durch das gewebeverletzende Wachstum des Krebses zu einem Einzug der Brustwarze kommen.
Lesen Sie mehr darüber auf unserer Seite: Morbus Paget.
Der Pathologe untersucht eine entnommene Gewebeprobe nicht nur auf die Art des Krebses und das Aussehen der Zellen. Mit bestimmten Färbe- und Messtechniken wird beim Vorliegen eines Brustkrebsknotens routinemäßig auch der Hormonrezeptorstatus erhoben.
Wissenschaftler konnten in der Vergangenheit zeigen, dass viele Brusttumore Rezeptoren besitzen, an denen die weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron andocken können und dadurch die Krebszellen zum Wachstum antreiben.
Ein weiterer Rezeptortyp, der routinemäßig überprüft wird, ist der HER2/neu-Rezeptor. Er befindet sich auf der Oberfläche von gesunden Brustzellen, aber auch auf den meisten Brustkrebszellen. Der HER2/neu-Rezeptor gehört zu einer bestimmten Klasse, die als Wachstumsfaktor-Rezeptoren bezeichnet wird. Wird er aktiviert, führt das zur Entwicklung und Wachstum der Zelle. Wie viele HER2/neu-Rezeptoren eine Zelle aufweist, wird durch ein bestimmtes Gen in der Zelle festgelegt. Bei Tumorzellen liegt dieses Gen als Kopie oft häufiger vor und es kann zu einer 10 –100mal höheren Zahl von Rezeptoren kommen. Dadurch werden die Krebszellen leichter und stärker zum Wachstum angeregt als gesunde Zellen. Auch für den HER/2neu-Rezeptor gibt es eine Skala, die von 0-3 reicht, wobei 0 bedeutet, dass eine normale Anzahl an Rezeptoren vorliegt.
Lesen Sie dazu auch unsere Seite Tumormarker bei Brustkrebs.
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Der Nachweis von Östrogenrezeptoren (ER+) oder Progesteronrezeptoren (PR+) hat Bedeutung für die weitere Therapie und die Prognose. Für solche Tumore, die Rezeptoren aufweisen, bietet sich die Möglichkeit einer Hormontherapie an. Durch Veränderung des Hormonhaushaltes auf bestimmte Weise besteht dann die Chance, die Entstehung von Metastasen zu verhindern und das weitere Wachstum des Tumors zu verlangsamen. 2/3 aller Brustkrebstumore sind rezeptorpositiv, allerdings unterscheiden sie sich in der Menge der Rezeptoren.
Eine Skala von 0-12 gibt an, wie viele Rezeptoren eine Zelle des entnommenen Gewebes ungefähr besitzt, wobei 0 für nicht vorhanden (rezeptornegativ) steht. Die Anzahl der Rezeptoren hängt dabei zusammen mit dem Ansprechen auf eine Antihormontherapie: ein höherer Wert auf der Skala bedeutet also eine anzunehmende Wirkungssteigerung der Therapie.
Frauen vor den Wechseljahren haben häufiger rezeptornegative Tumore, Frauen nach den Wechseljahren häufiger rezeptorpositive. Siehe hierzu unter Therapie: Antihormontherapie.
Neue Brustkrebstherapien orientieren sich an dem Rezeptorstatus des jeweiligen Tumors. Dafür werden vorab Proben von der Raumforderung in der Brust genommen und genau auf ihre Beschaffenheit untersucht. Mit Kenntnis der genauen Tumoreigenschaften kann dann eine zielgerichtete Therapie gestartet werden, die so präzise wie möglich den Krebs zerstört und gleichzeitig so wenig Nebenwirkungen wie möglich macht. Viele Brustkrebsarten sind positiv für den Östrogenrezeptor. Das heißt, dass dieser Tumor unter dem Einfluss von Östrogen schneller wächst. Blockiert man nun diesen Rezeptor, wird der Krebs in seinem Wachstum gezielt gehemmt.
Ein anderer typischer Rezeptor von Brustkrebs ist der Progesteronrezeptor. Genau wie beim Östrogenrezeptor bedeutet ein positives Testergebnis, dass sich der Brustkrebs durch das Hormon Progesteron schneller ausbreiten kann. Anders gesagt wird sein Wachstum durch das Geschlechtshormon beschleunigt. Blockiert man diesen Rezeptor, wird der Krebs zielgenau therapiert.
HER ist die Abkürzung für „Human Epidermal growth factor Receptor“ und beschreibt sich eigentlich sehr gut selbst. Es handelt sich nämlich um Wachstumsfaktor-Rezeptoren auf Krebszellen, die bei Aktivierung die Größenzunahme des Krebses unterstützen. Bildlich gesehen kann man sie sich als Schalter vorstellen, der -wenn er umgekippt wird- zu einer Initiierung von Wachstumsvorängen führt. HER1 bedeutet dabei nur, dass es mehrere dieser Unterformen von Rezeptoren gibt und sie daher einfach durchnummeriert wurden. Ist ein Brustkrebs positiv für diesen Rezeptor, stellt die Blockade des Rezeptors auch wieder eine zielgerichtete Therapie gegen den Krebs dar.
Wie bereits gesagt ist HER2 nur eine weitere Unterform der Wachstumsfaktor-Rezeptoren. Es ist wichtig zu wissen, dass ein Brustkrebs nicht HER1 und damit gleichzeitig HER2 positiv sein muss, sondern dass beide Rezeptortypen unabhängig voneinander im Brustkrebs vorkommen können. Für beide Varianten gibt es effektive Therapien, die sich unter anderem mit einer Antikörper-Gabe gestalten lassen. Diese Antikörper unterbinden dann das Signal am Rezeptor und der Brustkrebs ist in seiner Ausbreitung gehemmt.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Antikörpertherapie (Anka)
Triple negativ ist eine Art von Brustkrebs, die für alle drei genannten Rezeptoren negativ ist. Das bedeutet, dass dann genau dieser Brustkrebs nicht für Östrogen, Progesteron oder HER1/HER2 positiv ist. Sein Wachstum ist also vollkommen unabhängig von diesen Hormonen und Rezeptoren. Diese Art des Brustkrebses ist daher schwieriger zu behandeln als andere, da keine genauen Krebsstrukturen angegriffen bzw. blockiert werden können. In den meisten Fällen muss dann eine hochdosierte Chemotherapie mit einer eventuell kombinierten Bestrahlung begonnen werden, die neben dem Krebsgewebe auch anderes gesundes Körpergewebe zerstört. Die Nebenwirkungen sind also in diesem Fall größer.
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Es ist schwierig die Heilungschancen spezifisch für jede Brustkrebsart vorherzusagen, da letztendlich das Zusammenspiel vieler Faktoren ausschlaggebend für die Prognose des Brustkrebses ist. Man unterscheidet sogenannte günstige von ungünstigen Faktoren, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Erkrankung stehen. Abgesehen von der Art des Brustkrebses spielt jedoch auch die Verfassung der Patientin oder des Patienten eine große Rolle. Weitere Vorerkrankungen verschlechtern die Heilungschancen des Brustkrebses, wohingegen sich ein ansonsten guter Allgemeinzustand eher günstig auswirkt. Die 5-Jahres-Überlebensrate von Frauen mit Brustkrebs beträgt in etwa 88%. Das bedeutet, dass 88 von 100 Frauen mit der Diagnose Brustkrebs nach 5 Jahren noch leben. Bei Männern ist die Überlebensrate mit 76% etwas schlechter. Das liegt daran, dass Männer oft unter aggressiveren Brustkrebsarten leiden als Frauen.
Es existieren keine genauen Daten zu Heilungschancen oder Überlebensraten einzelner Brustkrebsarten, jedoch lassen sich Faktoren eingrenzen, die die Heilungschancen verbessern oder verschlechtern. Es werden drei Risikogruppen unterschieden, die auch für die Therapieentscheidung sehr wichtig sind. Der ersten Gruppe – low-risk-Brustkrebs – sind Tumore zuzuordnen, die im Vergleich zu anderen Brustkrebsarten bessere Heilungschancen aufweisen. Damit Brustkrebs zur low-risk-Kategorie gehören kann, müssen gewisse Kriterien erfüllt sein. Es dürfen keine Lymphknoten befallen und die Tumorgröße muss kleiner als 2 cm sein. Der Befall von Lymphknoten ist immer als ungünstig anzusehen und verschlechtert die Heilungschancen. Weiterhin dürfen keine Gefäße befallen sein, da dann die Gefahr der schnellen Metastasierung – also Verbreitung des Krebses – gegeben ist.
Ein Patientinnenalter über 35 wird als günstig angesehen. Jüngere Frauen mit Brustkrebs sind meist Trägerinnen einer bestimmten Genmutation (BRCA1- oder BRCA2-Mutation), die bereits im jungen Alter zu verschiedenen Krebserkrankungen führen kann. Weiterhin spielt der Entartungsgrad („grading“) des Tumors eine wichtige Rolle. Tumore, die der low-risk-Gruppe zugeordnet werden, haben den Entartungsgrad G1. Das bedeutet, dass die Zellen des Tumors dem Ursprungsgewebe noch sehr ähnlich sind. Je höher der Entartungsgrad des Tumors ist, desto schlechter sind seine Heilungschancen.
Seit einigen Jahren wird der Brustkrebs auf seinen sogenannten Hormonrezeptorstatus überprüft. Tumore mit vielen Hormonrezeptoren haben bessere Heilungschancen, da sie auf eine Therapie mit gewissen Medikamenten gut ansprechen. Ein bestimmter Rezeptor, der Her2-Rezeptor, wirkt sich jedoch ungünstig auf das Überleben aus. Tumore die den Her2-Rezeptor besitzen, sind aggressiver als solche, die negativ für diesen Rezeptor sind. Abgesehen von der low-risk-Gruppe existieren auch eine intermediate- und eine high-risk-Gruppe. Letztere zeigen eher schlechte Heilungschancen und sind gekennzeichnet durch einen Lymphknotenbefall oder weitere ungünstige Faktoren, wie beispielsweise dem Fehlen von Hormonrezeptoren oder dem Vorhandensein des Her2-Rezeptors. Die Heilungstendenz einer Brustkrebserkrankung ist eine sehr individuelle Angelegenheit und ergibt sich aus dem Zusammenspiel vieler Faktoren. Daher kann sie nicht pauschal für jede einzelne Brustkrebsart angegeben werden. Jedoch lassen sich günstige von eher ungünstigen Konstellationen unterscheiden.
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Die TNM-Klassifikation gliedert sich in drei Bereiche, wobei das „T“ für die Größe des Tumors, das „N“ für die Anzahl der befallenen Lymphknoten und „M“ für Fernmetastasen steht. Die genaue Angabe in jeder Kategorie erlaubt eine gute Prognose und bestimmt dabei auch gleichzeitig die Therapiemöglichkeiten. So wird ein kleiner Tumor, der noch nicht gestreut hat, primär operiert und erreicht damit gute Heilungschancen. Ein großer Tumor dagegen muss eventuell zuerst bestrahlt werden, damit er an Volumen verliert, um ihn anschließend zu operieren. Aus ärztlicher Sicht müssen die Angaben des Brustkrebses dabei viel genauer sein, sodass man die Größe des Tumors in T1 (<2cm), T2 (2-5cm), T3 (>5cm) und T4 (jeder Brustkrebs, der die Brustwand oder die Haut befällt) einteilt. Auch die Anzahl der betroffenen Lymphknoten wird noch spezifischer angegeben, indem die genaue Region (Achsel, Schlüsselbein, etc.) zusätzlich benannt wird. Die endgültige Klassifikation ergibt dann ein für jeden Patienten individuelles Schema, dass immer als Referenz für den Therapieverlauf dient. Verbesserungen oder Verschlechterungen sind somit aus ärztlicher Sicht objektivierbar. Aber auch einigen Patienten bietet diese Klassifikation die Möglichkeit ihre Krankheit besser zu verstehen und sich ein grobes Bild des Ausmaßes zu machen.
Die Prognose einzelner Brustkrebsarten ergibt sich durch das Zusammenspiel vieler wichtiger Faktoren. Sie kann daher nicht pauschal angegeben werden. Neben der Brustkrebsart spielt vor allem der Lymphknotenbefall eine wichtige Rolle. Im Grunde stellt der Befall der Lymphknoten in der Achselhöhle den wichtigsten Prognosefaktor dar. Von dort aus bilden Tumore der Brust nämlich Metastasen in anderen Organen, was das Überleben enorm verschlechtert. Ein ungünstiger Prognosefaktor ist das Vorhandensein des Her2-Rezeptors auf der Oberfläche des Tumors. Solche Brustkrebsarten verhalten sich eher aggressiv, weshalb ihre Prognose im Vergleich zu Tumoren ohne den Her2-Rezeptor schlechter ist. Der ungünstigste Prognosefaktor ist ein negativer Hormonrezeptorstatus des Brustkrebses. Das bedeutet, dass keine Rezeptoren für Hormone wie Östrogen oder Progesteron vorhanden sind. Dadurch entfallen Therapiemöglichkeiten mit Medikamenten, die an diesen Rezeptoren ansetzen. Daher ist die Prognose für solche Tumore eher schlecht.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier: Prognose bei Brustkrebs
Das „G“ bei der Klassifikation von Brustkrebs steht für „Grading“ und beschreibt nichts anderes als die Zellen aus einer Probe des Tumors. Ein Pathologe bewertet dabei an festgelegten Zellmerkmalen wie bösartig die Zellen aussehen und teilt sie von gut differenziert bis schlecht differenziert ein. Differenzierung bedeutet dabei wie ähnlich die Zellen den eigentlichen Zellen des Ausgangsgewebes sehen oder einfach gesagt, ob sie mit gesunden Körperzellen noch eine Ähnlichkeit haben. Desto mehr sie körpereigenen Zellen gleichen, desto besser ist die Prognose. G1 bedeutet dabei, dass es sich um einen gut differenzierten Krebs handelt. Die Prognose ist daher prinzipiell aus histologischer Sicht als gut einzuschätzen.
G2 bedeutet, dass die Krebszellen aus der entnommenen Probe weniger Ähnlichkeit mit den eigentlichen körpereigenen Zellen haben. Die Entartung des Gewebes ist also stärker als beim Stadium G1 anzusehen. In der Fachsprache wird G2 als mäßig differenziert beschrieben. Ein typisches Kennzeichen ist hier zum Beispiel die Form und Größe der Zellkerne, die deutlicher von der Norm abweicht als bei G1.
Unter G3 versteht man einen schlecht differenzierten Tumor. Die Zellen haben also keinerlei Ähnlichkeit mehr mit den ursprünglichen Zellen im Brustgewebe. Das bedeutet in der Regel der Fälle, dass dieser Krebs sehr aggressiv ist und sich schnell ausbreitet. Die Prognose ist dementsprechend schlechter als bei den anderen G-Stadien. Für die Therapie bedeutet dies ausreichend Sicherheitsabstände bei OPs einzuhalten und eine sich anschließende Chemotherapie oder Bestrahlung bei Bedarf anzuschließen.
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Manche Brustkrebsarten werden als eher aggressiv eingestuft, da sie entweder schlecht auf eine Therapie ansprechen oder die Tendenz haben, nach kurzer Zeit Metastasen zu bilden. Die genaue Einteilung der Brustkrebsarten ist jedoch sehr kompliziert und stützt sich auf diverse prognostisch relevante Faktoren. Daher sollten allgemeine Aussagen nur sehr vorsichtig getroffen werden. Als „aggressiv“ werden vor allem Tumore bezeichnet, die einen hohen Entartungsgrad („grading“) aufweisen. Das bedeutet, dass die Zellen des Tumors kaum noch so aussehen wie das ursprüngliche Gewebe, aus dem sie entstanden sind. Solche Tumore sind dem Entartungsgrad G3 oder G4 zuzuordnen. Ein Beispiel für einen solchen aggressiven Tumor stellt das schlecht differenzierte, invasive, duktale Karzinom dar, das einen Entartungsgrad von G3 oder G4 aufweist.
Jedoch können auch andere Tumorarten als aggressiv gelten, wenn sie einen hohen Entartungsgrad oder andere prognostisch ungünstige Faktoren aufweisen. Ein wichtiges Kriterium ist der Her2-Status des Tumors. Brustkrebsarten, die positiv für den Her2-Rezeptor sind, verhalten sich aggressiver als diese, die negativ für diesen Rezeptor sind. Ein weiteres Beispiel für einen eher aggressiven Brustkrebs stellt das inflammatorische Mammakarzinom dar. Dieser Tumor neigt dazu, schnell Metastasen zu bilden und die Lymphgefäße der Haut zu befallen. Meistens handelt es sich um duktale Tumore, aber auch lobuläre Karzinome sind möglich. Das inflammatorische Mammakarzinom zeigt eine 5-Jahres-Überlebensrate von unter 5%, wenn es nicht behandelt wird. Selbst bei optimaler Therapie lebt nach 5 Jahren nur noch jede zweite Frau.
Weiterführende Informationen zum Thema "Welche Brustkrebsarten gibt es?" finden Sie unter: