Lymphknotenbefall (Lymphknotenmetastasen) bei Brustkrebs beschreibt die Absiedlung von Tumorzellen in die Lymphknoten. Sowohl die Therapie als auch die Prognose ist unter anderem davon abhängig, ob die Lymphknoten befallen sind oder nicht. Befallene Lymphknoten können als derbe, unverschiebliche und harte Knoten tastbar, jedoch auch symptomlos sein.
Von einem Lymphknotenbefall (oder Lymphknotenmetastasen) bei Brustkrebs spricht man, wenn sich Krebszellen vom Tumor über die Lymphwege ausgebreitet haben und sich in den Lymphknoten angesiedelt haben. Ob ein Lymphknotenbefall vorliegt, ist entscheidend für die Therapie der Krebserkrankung und die Prognose.
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Aus diesem Grund werden meist während der operativen Tumorentfernung einer oder mehrere Lymphknoten entfernt, um sie im Anschluss unter dem Mikroskop auf bösartige Tumorzellen zu untersuchen. Am häufigsten befinden sich Lymphknotenmetastasen bei Brustkrebs in den Achselhöhlen und unter- sowie oberhalb der Schlüsselbeine (axilläre, supraklavikuläre und infraklavikuläre Lymphknoten).
In manchen Fällen sind die befallenen Lymphknoten bereits durch die Haut als vergrößerte, derbe und unverschiebliche Knoten zu tasten.
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Wie häufig die Lymphknoten bei einer Brustkrebserkrankung zum Zeitpunkt der Diagnosestellung befallen sind, hängt vor allem vom Zeitpunkt der Entdeckung des Tumors ab.
In frühen Stadien und bei kleineren Tumoren ist ein Lymphknotenbefall eher selten, die Heilungschancen stehen sehr gut.
Hatte der Tumor hingegen lange Zeit, sich unbemerkt auszubreiten, so kommt es bei größeren Tumoren häufig zu einem Lymphknotenbefall. Auch die Art des Tumors (histologisches Wachstumsmuster, Differenzierungsgrad, Tumorgenetik, Rezeptorstatus) hat Einfluss auf die Ausbreitung der Tumorzellen in die Lymphknoten.
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Generell ist ein Lymphknotenbefall umso häufiger, je später der Tumor erkannt wird. Aus diesem Grund übernimmt die Krankenkasse bei Frauen ab dem 50. Lebensjahre die zweijährliche Durchführung einer Mammographie zur Krebsfrüherkennung.
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Der Befall von Lymphknoten durch bösartige Krebszellen muss zunächst keine Beschwerden verursachen und kann lange Zeit unentdeckt bleiben. Aus diesem Grund wird bereits beim bloßen Verdacht auf Brustkrebs eine Ultraschalluntersuchung der Achsellymphknoten durchgeführt. Die endgültige Bestätigung kann jedoch nur durch die mikroskopische Betrachtung einer Lymphknotenbiopsie erfolgen. In einigen Fällen wird der Lymphknotenbefall jedoch bereits durch die Patientin selbst bemerkt.
Bei Brustkrebs sind am häufigsten die Lymphknoten in der Achselgrube (axilläre Lymphknoten) oder die Lymphknoten oberhalb und unterhalb der Schlüsselbeine (supra- und infraclaviculäre Lymphknoten) befallen. Ein Lymphknotenbefall zeigt sich als sichtbare oder tastbare, derbe Schwellung variabler Größe unter den Achseln. Die Lymphknoten sind hier normalerweise so klein, dass sie nicht von außen getastet werden können. Durch den Befall und die Vermehrung von Krebszellen nehmen sie an Volumen zu und verbacken mit der Umgebung, sodass sie beim Tasten als fixiert und unverschieblich erscheinen. Die Größe kann hierbei auf den Umfang einer Murmel beschränkt sein oder Golfballgröße annehmen. Die vergrößerten Lymphknoten bei Brustkrebs sind in der Regel nicht schmerzhaft, eine Schmerzhaftigkeit würde eher auf eine entzündliche Ursache hindeuten.
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Der axilläre Lymphknotenstatus, also ob die Lymphknoten in der Achsel bereits von Krebszellen befallen sind, ist der bedeutendste prognostische Faktor bei Brustkrebserkrankungen. Die Prognose und das Überleben verschlechtern sich leider meist, wenn einer oder mehrere Lymphknoten befallen sind. Grund hierfür ist, dass aus dem einst auf die Brust begrenzten Tumor eine systemische Erkrankung geworden ist, da sich die Krebszellen bereits über die Lymphwege bis in die Achsellymphknoten ausgebreitet haben.
Eine rein operative Entfernung des Brusttumors reicht somit nicht aus, um den Krebs zu bekämpfen. Im Falle eines Lymphknotenbefalls müssen zudem die Achsellymphknoten und gegebenenfalls weitere Lymphknoten entfernt werden. Desweiteren wird durch den Befall der Lymphknoten meist eine Chemotherapie notwendig, um Krebszellen im gesamten Körper abzutöten.
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Bei einem reinen Lymphknotenbefall ohne Organmetastasen (z.B. in Leber oder Knochen) ist der Therapieansatz jedoch in den meisten Fällen kurativ, zielt also auf eine vollständige Heilung ab. Durch die Kombination von Chemotherapie, Bestrahlung, Hormontherapie und Antikörpertherapie kann die Prognose deutlich verbessert werden. Die Heilungschancen hängen dabei von der Art des Tumors, dessen Größe sowie der Anzahl und Lokalisation der befallenen Lymphknoten ab. Brustkrebs mit Lymphknotenbefall ist also heilbar, es ist jedoch ein erweitertes Therapieregime notwendig, um diese Heilung zu erreichen.
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Der Wächterlymphknoten (Sentinel-Lymphknoten) ist der Lymphknoten, den die Tumorzellen bei ihrer Ausbreitung im Lymphsystem zuerst erreichen. Ist dieser Lymphknoten frei von Tumorzellen, so sind es auch alle anderen und ein Lymphknotenbefall kann ausgeschlossen werden.
Dies macht man sich diagnostisch zunutze, indem man vor der Tumorentfernung einen radioaktiven Tracer in die Umgebung des Tumors spritzt. Der Tracer reichert sich im Wächterlymphknoten an, sodass dieser mit Hilfe spezieller Detektoren identifiziert werden kann. Der Wächterlymphknoten wird einzeln entfernt und unter dem Mikroskop auf bösartige Zellen untersucht. Ist er frei von Tumorzellen, so kann auf die Entfernung weiterer Lymphknoten verzichtet werden.
Bei Krebserkrankungen werden die Heilungschancen häufig in Form der 5-Jahre-Überlebensrate angegeben. Die Zahl sagt aus, wie groß der Prozentsatz der Patienten ist, die 5 Jahre nach Diagnosestellung noch leben. Die 5-Jahre-Überlebensrate für Brustkrebspatientinnen mit Lymphknotenbefall liegt zwischen ca. 50% und 90%. Entscheidend ist hierbei, wie viele Lymphknoten betroffen sind und wo diese lokalisiert sind. Auch die Größe des eigentlichen Tumors, sowie dessen Eigenschaften (Malignität, Wachstumsgeschwindigkeit, Rezeptorstatus) und das Alter und der Allgemeinzustand beeinflussen die Heilungschancen. Generell ist es also schwierig, sich auf eine Prozentzahl festzulegen.
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Daher sollten das Behandlungskonzept und die Wünsche und Vorstellungen immer individuell mit der Patientin besprochen werden. Es ist jedoch zu betonen, dass der Therapieansatz bei Brustkrebs mit Lymphknotenbefall (ohne Organbefall) in den meisten Fällen kurativ ist, die Behandlung also auf eine vollständige Heilung abzielt.
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Wenn bereits ein Lymphknoten von Tumorzellen befallen ist, reicht eine lokale (örtliche) Tumorentfernung nicht aus. Neben dem eigentlichen Tumor in der Brust müssen die befallenen Lymphknoten mit rausgeschnitten werden. Das Ausmaß der Lymphknotenentfernung hängt vom Befall ab und muss in jedem Fall individuell entschieden werden.
Zusätzlich sollte das Tumorbett, also die betroffene Brust, bestrahlt werden, sofern sie durch die Tumorentfernung erhalten werden kann.
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Da die Ausschwemmung von Krebszellen in weitere Gewebe und Organe mit dem bereits vorhandenen Lymphknotenbefall nicht auszuschließen ist, muss eine systemische (meist intravenöse) Chemotherapie erfolgen. Die Chemotherapie hat das Ziel abgesiedelte Krebszellen abzutöten, die sich überall im Körper verstecken können. So soll eine weitere Metastasierung verhindert werden.
Zusätzlich zur Chemotherapie gibt es eine Reihe weiterer Medikamente, die je nach Tumortyp zum Einsatz kommen können. Hierzu gehört zum einen die Hormontherapie, die dem Tumor die für ihn lebenswichtigen weiblichen Sexualhormone entzieht.
Außerdem existiert seit nicht allzu langer Zeit eine spezifische Antikörper-Therapie (Trastuzumab), die den Krebszellen einen weiteren Wachstumsreiz entzieht.
Zuvor muss jedoch untersucht werden, welche der Medikamente bei der vorliegenden Krebserkrankung sinnvoll eingesetzt werden können und welche dem Patienten nur weitere Nebenwirkungen bringen.
Anstelle des Begriffes Lymphknotenbefall kann synonym auch der Terminus Lymphknotenmetastase verwendet werden. Der Begriff Metastase (griech. Wanderung) bezeichnet eine Absiedlung eines bösartigen Tumors in ein entferntes Gewebe oder Organ.
Es wird hierbei unterschieden zwischen Lymphknotenmetastasen und Organmetastasen. Lymphknotenmetastasen entstehen durch die Ausbreitung von Krebszellen in den Lymphgefäßen, wohingegen Organmetastasen durch die Verschleppung von Krebszellen auf dem Blutweg entstehen. Bei Brustkrebs erfolgt die Metastasierung in der Regel zunächst in die Lymphknoten und erst später in Organe wie Leber, Knochen, Lunge oder Gehirn. Ein befallener Lymphknoten ist also auch eine Metastase, hat jedoch eine deutlich bessere Heilungschance als wenn bereits Organmetastasen vorhanden sind.