Die Lebenserwartung bei Brustkrebs ist von vielen Faktoren abhängig, die positiven oder negativen Einfluss haben.
Die Überlebensrate ist die Zahl, welche für viele Patienten mit einer Krebsdiagnose die wichtigste Bedeutung hat.
In der Medizin lässt sie sich jedoch meist nicht in Jahren angeben, stattdessen wird Auskunft darüber gegeben, wie viel Prozent der Patienten nach 5 Jahren noch leben. Mit diesen Statistiken muss sehr vorsichtig umgegangen werden, da sie oftmals verallgemeinert sind und die Überlebensrate, besonders bei Brustkrebs, von einer Vielzahl von Faktoren abhängig ist. Eine individuelle vorsichtige Schätzung kann nur der behandelnde Arzt abgeben.
In der Medizin werden besonders bei Krebserkrankungen die Überlebenswahrscheinlichkeiten als 5-Jahres-Überleben angegeben.
Bei dieser Statistik wird nicht geschaut, wie lange die einzelnen Patienten überleben, sondern wie viele Patienten nach 5 Jahren noch leben. Beim Brustkrebs liegt das 5-Jahre-Überleben bei 88% für Frauen und 73% für Männer mit Brustkrebs. Die 10-Jahres-Überlebensrate ist für Frauen 82% und für Männer 69%. Man kann also sagen, dass Brustkrebs mit einer vergleichsweise guten Überlebensrate vergesellschaftet ist.
Diese beiden Statistiken sind allerdings sehr verallgemeinerte Überlebensraten. Die individuelle Rate hängt von sehr vielen Faktoren, wie zum Beispiel Tumorgröße, Entartungsgrad oder Lymphknotenbefall ab. Zudem verändert sich die Überlebensrate, wenn nach erfolgter Primärtherapie im zeitlichen Verlauf Rezidive des Tumors oder Metastasen auftreten. Weiterhin muss bei statistischen Angaben zur Überlebensrate oder auch zur Prognose immer vorsichtig umgegangen werden, da der individuelle Krankheitsverlauf sich auch gänzlich anders darstellen kann. Aufgrund der vielen Faktoren, welche die Überlebensrate beeinflussen, kann nur der behandelnde Arzt in der Zusammenschau aller Befunde eine Schätzung über die individuelle Überlebensrate machen.
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Die Lebenserwartung ist die Zeitspanne zwischen einem festgelegtem Zeitpunkt der Krebsdiagnose und dem Tod der Person.
Bei Krebserkrankungen ist die genaue Bestimmung der Lebenserwartung kaum möglich, da zu viele Faktoren einen Einfluss haben können und der individuelle Krankheitsverlauf kaum vorhergesehen werden kann. Früher lag die durchschnittliche Lebenserwartung beim metastasiertem Brustkrebs ungefähr bei 2 Jahren ab dem Auftreten der ersten Metastasen. Diese Angabe der Lebenserwartung gilt als veraltet, da man mit den modernen Therapieoptionen auch beim fortgeschrittenen Brustkrebs gute Behandlungsmöglichkeiten hat. Statt der Lebenserwartung misst man in Studien häufiger das 5-Jahres Überleben. Kann die Erkrankung über eine lange Zeitspanne vollkommen zum Stillstand gebracht werden, kann beim Fehlen sonstiger Erkrankungen von einer normalen Lebenserwartung ausgegangen werden.
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Zu den positiven Faktoren gehören kleine Tumore unter 2 cm, die nur einen geringen Entartungsgrad (G1) im Grading zeigen.
Ein geringer Entartungsgrad bedeutet, dass die Tumorzellen dem normalen Brustdrüsengewebe noch sehr ähnlich sind. Daraus lässt sich ableiten, dass ein frühes Entdecken des Brustkrebses sich ebenfalls positiv auf die Überlebensrate auswirken kann, auch deshalb da meist noch keine Lymphknoten befallen sind. Das bedeutet, dass der Tumor noch nicht die Lymphgefäße in der Brust befallen hat und somit noch lokal begrenzt ist. In diesem Zusammenhang wirkt es sich weiterhin positiv auf die Überlebensrate aus, wenn der Tumor noch keine Gefäße durchbrochen hat.
Beim Rezeptorstatus spricht man von einer positiven Konstellation, wenn der Tumor Hormonrezeptor positiv und HER2-Rezeptor negativ ist. Bei Hormonrezeptor positiven Tumoren kann man neben der Chemotherapie gut mit der Hormontherapie behandeln. Das Alter der Patienten hat ebenfalls eine Bedeutung. Positiv zu werten ist ein Alter von über 35 Jahren bei Erkrankungsbeginn.
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Der wichtigste prognostische Faktor, auch im Bezug auf die Überlebensrate, ist der Lymphknotenstatus in der Achselhöhle.
Finden sich Tumorzellen in diesen Lymphknoten wird dies als negativer Faktor gesehen. Ein großer Tumor zum Zeitpunkt der Diagnose ist auch als negativer Faktor zu werten, sowie ein G3 Grading. G3 bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Tumorzellen sich von der Differenzierung her bereits stark vom Ursprungsgewebe unterscheiden und tendenziell bösartiger sind. Zudem spielen verschiedene Rezeptoren am Tumor eine wichtige Rolle. Negativ ist, wenn der Tumor keine Hormonrezeptoren aufweist, dafür aber HER2-Rezeptoren. Bisher gilt das Vorhandensein von HER2-Rezeptoren als negativer Faktor, auch wenn man bei diesem Typ spezifische Antikörper (Trastuzumab) gegen diesen Rezeptor geben kann, welche eine sehr gute Wirkung zeigen.
Das Auftreten von Lokalrezidiven, also Tumorherden zum Beispiel an der Brustwand oder in der Achselhöhle, wirkt sich negativ auf die Überlebensrate aus. Bei Rezidiven nach Brustentfernung in der Achselhöhle sinkt die 5-Jahres-Überlebensrate auf 50-55%. Treten an verschiedenen Stellen gleichzeitig Rezidive auf, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei etwa 21%. Weiterhin ist entscheidend, ob die Rezidive in weniger als zwei Jahren oder nach mehr als zwei Jahren nach der ersten Therapie auftreten. Sogenannte Frührezidive (nach weniger als zwei Jahren) sind häufig schwieriger zu behandeln und haben ein höheres Risiko für weitere Rezidive und Metastasen. Dies wirkt sich natürlich auf die Überlebensrate aus.
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Der triple negative Brustkrebs hat im Vergleich zu den anderen Brustkrebstypen die schlechteste Überlebensrate.
Der Grund hierfür ist, dass zum Zeitpunkt der Erstdiagnose häufig bereits größere Tumormaßen vorliegen, da er ein relativ aggressives Wachstum beschreibt. Daher sind bei Diagnosestellung oftmals auch schon die Lymphknoten in der Achselhöhle von Tumorzellen befallen. Da der Lymphknotenstatus ein wesentlicher Faktor für die Prognose und die Überlebensrate ist, muss mit einer verschlechterten Überlebensrate gerechnet werden.
Allerdings wird die Überlebensrate maßgeblich vom individuellen Ansprechen auf die Chemotherapie moduliert. Patienten, die gut auf die Chemotherapie ansprechen, haben eine ähnliche Überlebensrate, wie Patienten mit prognostisch günstigeren Brustkrebstypen.
Weitere Informationen finden Sie unter: Was ist triple negativer Brustkrebs?
Der Lymphknotenbefall spielt beim Brustkrebs eine wichtige prognostische Rolle. Dabei kommt es darauf an, ob Lymphknoten befallen sind und wie viele. Je mehr Lymphknoten bereits Nester aus Tumorzellen enthalten, desto geringer sind statistisch die Heilungschancen. Ein Lymphknotenbefall spricht dabei dafür, dass sich der Krebs bereits über seine lokalen Grenzen ausgebreitet hat. Sind 1-3 Lymphknoten befallen und ist gleichzeitig der Tumor Hormonrezeptor negativ oder HER2 positiv, spricht man von einem High Risk Tumor. Sind mehr als 4 Lymphknoten befallen, handelt es sich unabhängig vom Rezeptorstatus um einen High Risk Tumor. Dies hat auch wesentliche Auswirkungen auf die Therapie. Bei befallenen Lymphknoten in der Achselhöhle werden diese während der operativen Therapie vollständig entfernt und alle einzeln untersucht. In der anschließenden Chemo-, Hormon- oder Antikörpertherapie würde man bei positiven Lymphknoten ebenfalls einen aggressiveren Therapieansatz wählen, um der Patientin die besten Chancen auf eine Heilung zu ermöglichen. Konkrete Zahlen zu den Heilungschancen bei Lymphknotenbefall gibt es nicht, da zu viele andere Faktoren hineinspielen, um eine Verallgemeinerung zu wagen. Das individuelle Risiko kann nur der behandelnde Arzt abschätzen und auch dieser kann sich nur auf Statistiken und seine Erfahrung berufen.
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Man muss beim Brustkrebs Lymphknotenmetastasen von Metastasen in anderen Organen unterscheiden. Spricht man umgangssprachlich vom Lymphknotenbefall, meint man automatisch Metastasen in den Lymphknoten. Ein Lymphknotenbefall geht mit höheren Heilungschancen einher, als Metastasen in anderen Organen. Brustkrebs metastasiert gerne zum Beispiel in Lunge, Leber, Skelett oder ins Gehirn. Sobald Metastasen in diesen Organen vorhanden sind, ist im Regelfall das vorrangige Therapieziel nicht mehr die Heilung der Erkrankung. Die Metastasen sind ein Zeichen dafür, dass sich der Brustkrebs durch den Blutstrom im ganzen Körper verteilt hat und es kaum noch möglich ist, die Erkrankung wieder zum Stillstand zu bringen. Die Therapie fokussiert sich in diesem Stadium eher auf die Erhaltung von Körperfunktionen und der Lebensqualität des Patienten. Selbst mit Metastasen kann ein jahrelanges Überleben möglich sein, weshalb man nur schwer Aussagen zur Überlebensrate treffen kann. Weiterhin muss man nach der Lokalisation der Metastase differenzieren. Knochenmetastasen zum Beispiel können mit der modernen Therapie gut behandelt werden und die Belastung des Patienten kann vergleichbar mit der Belastung einer nicht-bösartigen chronischen Erkrankung sein.
Weitere Informationen finden Sie unter: Metastasierung bei Brustkrebs
Die Größe des Primärtumors gehört zu den relevanten Faktoren, welche auch die Überlebensrate beeinflussen können.
Ein möglichst kleiner Tumor ist prognostisch günstiger für die Überlebensrate, als ein großer Tumorbefund. So werden Tumoren, die kleiner oder gleich 2 cm groß sind noch als Low Risk Tumore eingestuft. Man geht dabei davon aus, dass es sich bei kleinen Tumoren noch um ein lokales Geschehen handelt. Bei großen Tumoren ist das Risiko höher, dass sie bereits in die Lymphbahnen eingedrungen sind und Tumorzellen bereits in den Lymphknoten vorhanden sind.
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Brustkrebs wird nach der TNM-Klassifikation in verschiedene Stadien eingeteilt. Dabei steht jeder Buchstabe von TNM für ein anderes Merkmal des Tumors.
T klassifiziert die Größe und die Ausdehnung des Tumors selber. Ein Lokalherd, welche kleiner oder gleich 2cm groß ist, wirkt sich positiv auf die Überlebensrate aus. Bei kleinen Befunden sind häufig noch keine Lymphknoten befallen, welche einen wesentlichen Einfluss auf Prognose und Überlebensrate haben. Bei größeren Tumoren muss entweder von einem sehr aggressiven Wachstum oder von bereits langer Wachstumszeit ausgegangen werden, welches die Chancen auf eine lokale Krebserkrankung erniedrigt.
N (engl. nodes=Lymphknoten) gibt Auskunft über den Lymphknotenstatus. Dabei werden in der TNM-Klassifikation auch die verschiedenen Lokalisationen der Lymphknoten unterschieden. Für die Überlebensrate ist aber eher entscheidend, wie viele Lymphknoten betroffen sind.
Das M in der Klassifikation steht für Metastasen. Hier sind nicht Lymphknotenmetastasen gemeint, sondern Metastasen in anderen Organen, wie zum Beispiel Lunge oder Leber.
Wenn Sie sich weitere Informationen zur TNM- Klassifikation wünschen, empfehlen wir Ihnen unseren Seite: TNM-System
Beim Grading schaut man sich unter dem Mikroskop die Tumorzellen an.
Dabei wird vom Pathologen beurteilt, wie weit sich die Tumorzellen vom Ursprungsgewebe in ihrer Differenzierung entfernt haben. Klassischerweise wird das Tumorgewebe in drei Grade eingeteilt. Beim Brustkrebs wird das Grading nach dem System von Elston und Ellis durchgeführt.
G1 ist dabei noch am nächsten vom Ursprungsgewebe, aber trotzdem schon als bösartig zu werten, während G3 für ein schlecht differenziertes Gewebe spricht, welches nicht mehr viel Ähnlichkeit mit dem Ursprung hat. Ein G2 Tumor zeigt noch mäßig differenziertes bösartiges Gewebe. Die beste Prognose hat das Grading G1, auch im Hinblick auf die Überlebensrate, da diese Tumor einen günstigeren Verlauf aufzeigen. G3 Tumore zeigen häufiger ein aggressives und schnelles Wachstum und sind somit mit einer schlechteren Überlebensrate assoziiert.
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