Bei einem triple-negativen Mammakarzinom handelt es sich um einen Brusttumor, der die drei Rezeptoren Östrogenrezeptor, Progesteronrezeptor und den Rezeptor für den Humanen Epidermalen Wachstumsfaktor nicht ausbildet. Aus diesem Grund können beispielsweise Antikörpertherapien oder Hormontherapien bei diesen Tumoren nicht zum Einsatz kommen.
Tumoren in der Brust können bestimmte Rezeptoren, also Andockstellen für beispielsweise Hormone und Wachstumsfaktoren ausbilden. Das Gewebe der Brusttumoren wird hinsichtlich der Ausbildung von drei verschiedenen Rezeptoren untersucht. Wenn der Tumor keinen dieser drei Rezeptoren ausbildet, wird er dreifach-negativ, also triple-negativ genannt.
Der Tumor gilt dann als triple-negativ, wenn er keine der drei klassischen Hormonrezeptoren Östrogenrezeptor (ER), Progesteronrezeptor (PR) und Humaner Epidermaler Wachstumsfaktorrezeptor (HER2) ausbildet, also weniger als 1% dieser Rezeptoren vorhanden sind. 15 bis 20 % aller Mammakarzinome (Brustkrebs) sind triple-negativ.
Bei Brusttumoren, die diese Rezeptoren besitzen, kann eine Antikörper- oder Hormontherapie sinnvoll sein, die genau an diesen Rezeptoren angreift und so den Tumor am Wachstum hindern soll. Diese Therapieoption entfällt bei triple-negativen, also im Bezug auf diese Rezeptoren negativen Tumoren, da diese Angriffspunkte im Tumorgewebe nicht vorhanden sind.
Die meisten Symptome der Brustkrebserkrankungen sind auf die Brust beschränkt.
So kann es zu einem tastbaren Knoten und auch zu Hautveränderungen, wie zum Beispiel Orangenhaut kommen. Auch Einziehungen der Haut und Veränderung der Brustform bis hin zur Asymmetrie sind möglich. In seltenen Fällen kann es Blutungen aus der Brust kommen. Generell können auch Entzündungszeichen wie Schwellung, Rötung und Überwärmung auftreten, wenn der Tumor entzündlicher Art ist.
Im weiteren Verlauf kommt es zu vergrößerten Lymphknoten in der Achselhöhle und oberhalb des Schlüsselbeins. Hier liegt dann bereits eine lokale Metastasierung (Bildung von Tochtergeschwüren) in die Lymphknoten vor. Selten kann auch die Brustwand betroffen sein.
Allgemeinsymptome treten erst in den späten Stadien des Brustkrebses auf, wenn der Tumor bereits Tochtergeschwüre gebildet hat. Dann kann es zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Antriebslosigkeit kommen. Außerdem kann man Gewicht verlieren und es können Fieber und verstärktes nächtliches Schwitzen auftreten.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Wie kann ich Brustkrebs erkennen?
Der Brustkrebs kann an viele verschiedene Stellen metastasieren, also bösartige Tochtergeschwüre an anderen Körperstellen ausbilden. Die ersten Metastasen treten in der Regel in den Lymphknoten insbesondere in der Achselhöhle auf. Hier kann es durch die Metastasen zu einem Lymphödem (Wassereinlagerung durch Störung des Lymphabflusses) in dem betroffenen Arm kommen.
Ein weiterer Ort, an dem Metastasen auftreten können, sind die Knochen. Hier klagen die Patienten meist über Knochenschmerzen.
Der Tumor kann auch in die Lunge streuen, sodass die Betroffenen dann über Husten und Luftnot klagen. Weitere Metastasen können in der Leber vorkommen, wodurch es zu einer Gelbfärbung der Haut und der Augen und zur Einschränkung der Leberfunktion bis hin zum Leberversagen kommen kann.
Zuletzt kann der Brustkrebs auch ins Gehirn metastasieren. Hier kann es dann je nach Lokalisation des Tumors zu neurologischen Ausfällen kommen.
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Die meisten Tumoren werden von den Patientinnen selbst getastet. Da der Tumor sehr schnell wachsen kann, wird er durch das normale Brustkrebs-Screening meist nicht erkannt, wenn er in der Zeit dazwischen entsteht.
Da auch hauptsächlich jüngere Patientinnen betroffen sind, ist die Mammographie (Röntgenbildaufnahme der Brust) meist nicht sehr gut geeignet, da bei diesen Patientinnen das Drüsengeweben der Brust noch sehr dicht ist. In der Sonographie (Ultraschall) stellt sich der Tumor meist nicht wie ein klassischer bösartiger Tumor dar, sondern eher wie eine gutartige Veränderung, weshalb er falsch eingeschätzt werden kann.
Die Magnetresonanztomographie ist die sensitivste Methode (bis zu 100%) für den Nachweis eines triple-negativen Tumors in der Brust, doch auch hier können sich die Tumoren wie gutartige Läsionen, beispielsweise Zysten, darstellen.
Die Diagnose wird dennoch in erster Linie mittels Mammographie und Ultraschall gestellt, bei uneindeutigen Befunden wird noch ein MRT der Brust angeschlossen. Anschließend muss immer eine Biopsie der Brust(Gewebeprobenentnahme) erfolgen um die Diagnose durch einen Pathologen zu sichern.
Die Gewebeprobe ist nötig, um zwischen den verschiedenen Brustkrebsformen zu unterscheiden, was auch für die Therapie entscheidend ist. Beim triple-negativen Brustkrebs findet man in der Immunhistochemie (hierbei handelt es sich um ein spezielles Verfahren, um bestimmte Strukturen und Proteine unter dem Mikroskop anzufärben) keine relevante Expression der Hormonrezeptoren (Progesteronrezeptor und Östrogenrezeptor) und des Rezeptors für den Humanen Epidermalen Wachstumsfaktor.
Die Wachstumsmuster können sich allerdings innerhalb der Tumorform stark unterschiedlich darstellen, was auch relevant für die Prognose ist. Daher ist eine Untersuchung durch den Pathologen entscheidend für das weitere Vorgehen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Bedeutung der Biopsie zur Brustkrebsdiagnostik
Die Therapie des triple-negativen Brustkrebses besteht aus mehreren Teilen.
Zuerst wird in der Regel eine Biopsie (Gewebeprobe) aus dem sogenannten Wächterlymphknoten entnommen, um festzustellen, ob die Lymphknoten bereits betroffen sind. Anschließend wird der Brustkrebs mit Clips versehen, damit man nachher noch weiß, an welcher Stelle der Tumor war. Dies wird angewandt, da man nach einer Systemtherapie mit Chemotherapeutika die Tumormasse deutlich reduzieren kann.
Die Chemotherapie ist hier empfohlen, da sie dazu führt, dass der Tumor anschließend besser operabel ist und es durch Chemotherapie sogar zu einer pathologischen Komplettremission kommen kann. Das heißt, dass der Tumor anschließend vom Pathologen nicht mehr nachgewiesen werden kann. Tritt dies ein, so haben die Patienten eine sehr gute Prognose nach anschließender Operation.
Die Operation kann auf zwei verschieden Arten von durchgeführt werden. Zum einen kann man eine komplette Entfernung beider Brüste vornehmen und diese anschließend wieder kosmetisch rekonstruieren. Hierbei sind die Ergebnisse der Rekonstruktion meist besser, da es zu einer symmetrischen Rekonstruktion kommt. Diese Operation ist meist besonders bei Patienten mit erblich bedingtem Brustkrebs empfohlen.
Allerdings kann alternativ auch brusterhaltend operiert werden. Hier muss allerdings im Anschluss zusätzlich noch eine Bestrahlung der Brust erfolgen und bei mehr als zwei betroffenen Lymphknoten auch eine Bestrahlung der Lymphknotenregion.
Die Strahlentherapie reduziert das Risiko eines Lokalrezidivs (Wiederauftreten eines Tumors an der gleichen Stelle) um 50% und so können viele Patienten dauerhaft geheilt werden.
Zusätzlich ist bei Patienten mit BRCA-Mutation (siehe: Brustkrebsgen) eine Entfernung der Eierstöcke indiziert, da dies die Sterblichkeit durch Brustkrebs um 62% und durch triple-negativen Brustkrebs um 93% reduziert und natürlich auch das Risiko für Eierstockkrebs verringert.
Die neoadjuvante Chemotherapie (Chemotherapie vor einer Operation, um die Tumormenge zu reduzieren) ist bei dem triple-negativen Brustkrebs dringend empfohlen, da dieser sehr aggressiv und schnell wachsend ist und daher auf Chemotherapie meist sehr gut anspricht.
Die Standardzusammensetzung der Chemotherapie besteht aus Anthrazyklinen und Taxanen, entweder in Kombination oder nacheinander. Diese Kombination sorgt bei einem Teil der Patientinnen für die pathologische Komplettremission (Tumor ist vom Patholgen nicht mehr nachweisbar), welche eine ausgezeichnete Prognose hat.
Der Teil der Patientinnen, der keine pathologische Komplettremission hat, hat eine schlechtere Prognose. Daher werden für diese Patientinnen gerade neue Kombinationen von Chemotherapeutika untersucht. Hier haben vor allem die zusätzliche Gabe von Capecitabin oder Carboplatin gute Erfolge gezeigt (Verbesserung der Remission von 30% auf 50%).
Allerdings haben mehr Chemotherapeutika auch mehr Nebenwirkungen und daher muss die höhere Menge immer genau abgewogen werden.
Allgemein gibt es Hinweise darauf, dass man in Zukunft durch erweiterte Chemotherapien für mehr Patientinnen eine gute Prognose erreichen kann.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Therapie von Brustkrebs
Aktuell gibt es noch keine zielgerichtete Therapie (Antikörper oder Immuntherapie) für den triple-negativen Brusttumor. Allerdings gibt es Substanzen, die gerade in klinische Studien untersucht werden.
Die erste Substanz ist der PARP-Inhibitor Olaparib. PARP-Inhibitoren hemmen das Enzym Poly-ADP-Ribose-Polymerase und solle so verhindern, dass der Tumor DNA-Schäden, die durch die Chemotherapie aufgetreten sind, wieder reparieren kann. Er soll bei Patienten mit BRCA-Mutation und triple-negativem Brustkrebs nach Operation angwendet werden.
Eine weitere Substanz ist das Antiandrogen Enzalutamide. Es soll bei triple-negativem Brustkrebs mit Expression von Androgenrezeptoren (50%) angewandt werden. Beide zeigen in den klinischen Studien vielversprechende Ergebnisse und werden möglicherweise in naher Zukunft als zielgerichtete Therapie des triple-negativen Brustkrebses verfügbar sein.
Es handelt sich bei dem triple-negativen Brustkrebs um eine Erkrankung, die ein hohes Risiko durch ein sehr schnelles Wachstum hat. Wird durch eine Chemotherapie eine pathologische Komplettremission erreicht, so sind die Heilungschancen sehr gut. Geschieht dies nicht, ist die Prognose deutlich schlechter, kann aber durch eine komplette Entfernung beider Brüste sowie einer anschließenden Bestrahlung so gut es geht verbessert werden.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Heilungschancen von triple-negativem Brustkrebs
Die 5-Jahres-Überlebensrate beim triple-negativen Brustkrebs liegt bei knapp 80%. Dabei ist sie natürlich stark abhängig davon, in welchem Stadium die Erkrankung entdeckt wird. Je weniger fortgeschritten der Tumor ist, desto besser sind die Chancen, ihn zu beherrschen und den Patienten zu heilen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Lebenserwartung bei Brustkrebs
Das Rückfallrisiko beim triple-negativen Brustkrebs ist in den ersten zwei bis drei Jahren am höchsten. Später treten sehr selten noch Rezidive auf.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Nachsorge nach Brustkrebs
In 50 % der Fälle eines triple-negativen Tumors bei jungen Frauen liegt eine Mutation im BRCA1-Gen vor. Dies ist eine Keimbahnmutation, die in allen Zellen, auch den gesunden Zellen, vorkommt und daher auch vererbt wird. Das heißt, es handelt sich bei diesen Tumoren um eine vererbten Formen. Bei älteren Patientinnen tritt die BRCA1 Mutation seltener auf.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Das Brustkrebsgen
Auch andere Mutationen sind häufig, wie zum Beispiel die TP53-Mutation. Hierbei handelt es sich um ein Gen, das für den normalen Zellzyklus zuständig ist. Mutiert dieses Gen, so führt dies zu einer erhöhten Zellteilungsrate. Auch diese Mutation kann vererbt werden (Li-Fraumeni-Syndrom) oder auch spontan durch chemische Stoffe wie zum Beispiel Zigarettenrauch entstehen. Generell sind von der Erkrankung häufig junge Frauen betroffen.
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Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Gynäkologie finden Sie unter: Gynäkologie A-Z