Nebenwirkungen einer Chemotherapie bei Brustkrebs

Bei der Chemotherapie werden Zytostatika eingesetzt, die alle schnell wachsenden Zellen des Körpers angreifen. Neben den Tumorzellen werden somit auch andere gesunde Zellen angegriffen und es kommt zu den typischen Nebenwirkungen wie Haarausfall, brüchige Nägel, Durchfall, Erbrechen, Verstopfung und trockene Schleimhäute. Zudem können noch ungeklärte Spätfolgen auftreten. Bei Brustkrebs kann eine Chemotherapie prä- oder postoperativ erfolgen und die Art und Dauer richtet sich nach dem individuellen Krankheitsverlauf.

Nebenwirkungen einer Chemotherapie bei Brustkrebs

Einleitung

Eine Chemotherapie, wie sie bei vielen Krebserkrankungen eingesetzt wird, hat durch ihre Wirkweise sehr viele und oft schwerwiegende Nebenwirkungen. Dennoch wird sie oft angwandt, weil sie bei vielen Betroffenen zu Heilung, Linderung der Schmerzen, zum Stoppen des Tumorwachstums oder zur Verkleinerung des Tumors beiträgt. Welche Nebenwirkungen auftreten, hängt vom jeweiligen Patienten ab. Außerdem gibt es verschiedene Arten der Chemotherapie bzw. der verwendeten Substanzen.

Nebenwirkungen

Bei einer hochdosierten Chemotherapie kommt es häufig zur Austrocknung der Schleimhäute in allen Körperregionen, insbesondere im Magen-Darm-Trakt und im Mund. Es kommt oft zu Durchfall oder Verstopfung, sowie Übelkeit und Erbrechen.

An der Nagelwurzel sitzen sehr teilungsfreudige Zellen, die durch die Chemotherapie bei manchen Patienten mit angegriffen werden. Viele Patienten leiden deshalb an brüchigen Nägeln, die zusätzlich weiße Streifen, sowie Längsrillen und Querrillen aufweisen. Auch die Haare sind meistens betroffen und die Patienten leiden dann an Haarausfall.

Außerdem findet man bei einer Chemotherapie als Folge bei manchen Menschen auch ein verändertes Blutbild. Meistens verändern sich die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) in ihrer Anzahl. Da sie für das funktionierende Immunsystem maßgeblich sind, wird dieser Blutwert streng kontrolliert. Ist die Anzahl der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) zu niedrig, muss die Chemotherapie pausiert oder die Abstände zwischen den Zyklen verlängert werden. Neben den weißen Blutkörperchen kann auch die Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) gestört sein, da diese im Knochenmark gebildet werden und hier dann oft die Bildung nicht ausreichend gewährleistet ist. Rote Blutkörperchen sind für den Sauerstofftransport wichtig. Sind zu wenige Erythrozyten vorhanden, spricht man von Blutarmut oder Anämie. Die Leistungsfähigkeit ist oft stark herabgesetzt und die Patienten sind sehr müde.

Lesen Sie mehr zum Thema: Nebenwirkungen einer Chemotherapie

Die Tyrosinkinase-Hemmer gehören ebenso zu den Chemotherapeutika. Im Unterschied zu den klassischen Chemotherapeutika wirken die Tyrosinkinase-Hemmer jedoch gezielt und verursachen somit weniger Nebenwirkungen. Lesen Sie mehr zu den Tyrosinkinase- Hemmern und erfahren Sie, bei welchen Krebserkrankungen diese eingesetzt werden können, unter: Gezielte Chemotherapie mit Tyrosinkinase-Hemmer

Übelkeit und Erbrechen

Auch die Schleimhäute sind besonders häufig von der Wirkung der Chemotherapie betroffen, weshalb eine der gängigsten und für den Patienten unangenehmen Nebenwirkungen einer Therapie Übelkeit und Erbrechen sind. Auch hier ist das Auftreten dieser Nebenwirkungen kein Muss und variiert stark von Person zu Person.

Da Übelkeit und/oder Erbrechen aber die Lebensqualität und die Erträglichkeit der Therapie erheblich mindert, ist es von besonderer Wichtigkeit mithilfe anderer Medikamente dagegen anzukämpfen. In Deutschland werden hier verschiedene Wirkstoffe angeboten, die auf unterschiedlicher Ebene helfen können. Wichtig zu beachten ist hierbei, dass die Therapie rechtzeitig vor der Gabe der Chemotherapie erfolgt und häufig genug wiederholt wird.

Haarausfall

Eine häufig bei der Krebstherapie und sehr gefürchtete Nebenwirkung ist der Haarausfall des Kopfhaares, aber auch aller anderen Körperhaare. Dies tritt nicht bei jedem Patienten mit Chemotherapie auf und nicht bei jedem im gleichen Maße. Ob und wie ausgedehnt das Haar ausfällt hängt von vielen verschiedenen Faktoren, wie zum Beispiel dem Alter des Patienten, dem Wirkstoff, der Dosis und der Länge der Chemotherapie ab.

Da die bei der Chemotherapie verwendeten Zytostatika aber besonders schnell wachsende Gewebe schädigen, werden die Haarfollikel häufig angegriffen, was zum Ausfall des vorhandenen Haares führt. Dies kann sowohl sofort zu Beginn einer Therapie auftreten, als auch erst 4 Wochen später. In vielen Fällen ist dieser Zustand nach Vollendung der Therapie umkehrbar. Nach einigen Monaten nach Therapieende wachsen die Haare wieder nach. Bis sie ihren ursprünglichen Zustand wieder erreichen, kann es gegebenenfalls weitere Monate dauern. Selten hält der Verlust nach der Therapie an. Zur Vorbeugung wurden in der Vergangenheit viele Mittel erprobt.

Besonders gängig ist heute die Verwendung von Kältehauben, die die Durchblutung der Haarfollikel und somit das Erreichen des Haarfollikels durch das Chemotherapeutikum reduzieren.

Husten

Kommt es zu Husten unter der Gabe von Chemotherapeutika kann dies verschiedene Ursachen haben. Einerseits kann der Husten durch eine Infektion der Atemwege oder Lunge ausgelöst worden sein. Andererseits können bestimmte Chemotherapie-Wirkstoffe dem Lungengewebe schaden, was in der Folge zu Atemschwierigkeiten und trockenem Husten führen kann. Bei Auftreten von Husten unter einer Chemotherapie sollten Betroffene ihren behandlenden Arzt aufsuchen.

Fieber

Fieber gehört zu den natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers. Unter einer Chemotherapie sollte das Auftreten von Fieber ernst genommen werden, um mögliche Komplikationen zu vermeiden und früh zu behandeln. Die Gabe von Chemotherapeutika kann die Abwehrleistung des Körpers beeinträchtigen, weshalb das Immunsystem des Patienten nicht mehr so leistungsstark in der Abwehr von Infekten ist wie zuvor. Bei Auftreten von Fieber sind diejenigen die sch gerade in Chemotherapeutischer Behandlung befinden, unbedingt dazu aufgerufen sich ihrem behandelnden Arzt vorzustellen.

Nebenwirkungen bei einer adjuvanten Chemotherapie

Eine adjuvante (postoperative) Therapie bei Brustkrebs bedeutet, dass diese Therapie nach einer Operation eingesetzt wird. Oft handelte es sich bei den operierten Tumoren um örtlich begrenzte. Es wird empfohlen, nach der Operation eine unterstützende Chemotherapie zu machen, damit das Rückfallrisiko gesenkt wird. Auch nach einer erfolgreichen Operation besteht nämlich immer noch die Möglichkeit, dass noch Krebszellen irgendwo im Körper zu finden sind, die einen Rückfall, ein so genanntes Rezidiv, auslösen können. Mit einer nicht spezifischen (also breitflächigen) Chemotherapie möchte man potentiell verbliebene Krebszellen zerstören.

Bei jeder Chemotherapie, ob adjuvant oder neoadjuvant, treten ähnliche Nebenwirkungen auf, dennoch variieren sie von Mensch zu Mensch. Bei adjuvanten Chemotherapien bei Brustkrebspatientinnen findet man seltener trockene Schleimhäute.

Nebenwirkungen bei einer neoadjuvanten Chemotherapie

Bei der neoadjuvanten (präoperativ) Chemotherapie treten im Grunde die selben Nebenwirkungen wie bei der adjuvanten Chemotherapie auf. Neoadjuvant bedeutet, dass die Chemotherapie vor einem operativen Eingriff erfolgt. So kann der Tumor verkleinert werden, bzw. verschwindet bei manchen Patienten völlig.  Auch hier sind die Beschwerden nicht regional auf den Tumor beschränkt, sondern betreffen den gesamten Körper.

Spätfolgen einer Chemotherapie

Während man die akuten Nebenwirkungen meist sehr gut durch hochwirksame Medikamente im Zaum halten kann, ist noch nicht völlig geklärt, ob die Chemotherapie Spätfolgen mit sich bringt. Viele Krebspatienten sind davon nicht betroffen, da sie schon während der Erkrankung ein fortgeschrittenes Alter haben. Aber gerade bei Kindern und bei Jugendlichen ist dies von Wichtigkeit, da die Chemotherapie aufgrund der Wirksamkeit meist angewandt wird und die Patienten nach erfolgreicher Therapie noch eine lange Lebenserwartung haben.

Es wird vermutet, dass manche Zytostatika Zweittumoren verursachen können, jedoch erst viele Jahre nach der Behandlung des ersten Tumors. Außerdem kann es zu Schäden an anderen Organen kommen. Das Organgewebe wird zerstört und kann die Funktion des betroffenen Organs stark einschränken. Oft werden Nervenzellen dabei angegriffen. Außerdem wird auch bei manchen Patienten vermehrt das Herz angegriffen. Bei manchen jungen Frauen wurde ein verfrühter Eintritt in die Wechseljahre bemerkt und bei jungen Männern oft ein Verlust der Fruchtbarkeit.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.10.2015 - Letzte Änderung: 18.09.2024