Aponal (Doxepin) ist ein trizyklisches Antidepressivum, das im zentralen Nervensystem die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin hemmt und so die Stimmung hebt.

Aponal®

Wirkstoff

Doxepin

Einleitung

Doxepin (Handelsname: Aponal®) ist ein Medikament aus der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva.

Es wirkt im zentralen Nervensystem über eine Hemmung der Wiederaufnahme der Neurotransmitter (Botenstoffe) Serotonin und Noradrenalin. Doxepin wirkt stimmungsaufhellend und sedierend (dämpfend).

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Hauptindikation (Anwendungsbereich) ist die Depression. Während die dämpfende Wirkung rasch nach Beginn der Einnahme einsetzt, vergehen bis zum Einsetzen der stimmungsaufhellenden Wirkung etwa 2-3 Wochen. Dieser Verlauf ist typisch für Antidepressiva.

Nebenwirkungen

Trizyklischen Antidepressiva ist eine anticholinerge Wirkung gemein. Das bedeutet, dass sie bestimmte Rezeptoren (cholinerge Rezeptoren) blockieren und somit bestimmte Nebenwirkungen hervorrufen.

Zu den typischen anticholinergen Nebenwirkungen zählen:

  • Mundtrockenheit
  • Verstopfungen (Obstipation)
  • Probleme beim Wasserlassen (Miktionsstörungen)
  • Herzrasen (Tachykardie)
  • Schwierigkeiten beim Fokussieren mit den Augen (Akkomodationsstörungen)
  • eine Steigerung des Augeninnendrucks (besonders bei Patienten mit grünem Star zu beachten) und
  • Verwirrtheitszustände mit Bewusstseinstrübung (Delir).

Weitere mögliche Nebenwirkungen von Doxepin sind:

  • Herzrhythmusstörungen
  • Blutdruckabfall (Hypotonie)
  • Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Magenschmerzen
  • Hautausschlag (Exanthem) und Juckreiz
  • Appetit- und Gewichtszunahme
  • vermehrtes Schwitzen (Hyperhidrosis)
  • Müdigkeit
  • Anstieg der Leberwerte (Transaminasen) im Blut und
  • sexuelle Funktionsstörungen wie vermindertes sexuelles Interesse (Abnahme der Libido) oder Potenzstörungen

Selten kann es zu Blutbildveränderungen kommen, außerdem kann bei vorbelasteten Personen das Risiko für epileptische Anfalle steigen (Herabsetzung der Krampfschwelle). Vereinzelt kann das Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH oder Schwartz-Bartter-Syndrom) auftreten, das sich unter anderem in einer Veränderungen der Zusammensetzung der Blutsalze (Elektrolyte) mit entsprechenden Symptomen zeigt.

Wechselwirkungen

Eine Kombination mit anderen dämpfenden (sedierenden) Mitteln sollte vermieden oder vorsichtig gehandhabt werden, da so die dämpfende Wirkung verstärkt und gegebenenfalls der Atemantrieb gehemmt wird (atemdepressive Wirkung).
Hierzu zählen unter anderem Alkohol, ältere Medikamente gegen Heuschnupfen und andere Allergien (Antihistaminika), Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine (z.B. Valium®), Schlafmittel, bestimmte Schmerzmittel (Opioide), Medikamente zur Behandlung von Psychosen (Neuroleptika) und solche zur Behandlung von Epilepsien (Antiepileptika).

Die Kombination mit anderen Medikamenten, die ebenfalls anticholinerg wirken (also hemmend am Acetylcholin-Rezeptor wirken) sollte vorsichtig gehandhabt werden aufgrund einer möglichen Verstärkung der Nebenwirkungen.
Hierzu zählen beispielsweise andere Medikamente gegen Depressionen aus der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva, Atropin (Dysurgal®) und bestimmte Parkinsonmedikamente (z.B. Biperiden = Akineton ®).

Eine Kombination mit MAO-Hemmern, die ebenfalls zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden, sollte vermieden werden, da die Gefahr schwerer Nebenwirkungen besteht. So unter anderem Erregungs- und Verwirrtheitszustände mit Bewusstseinstrübung, Krampfanfälle und Fieber.
Eine Kombination dieser Symptome wird als Serotonin-Syndrom​​​​​​​​​​​​​​ oder serotonerges Syndrom bezeichnet. Es ist lebensgefährlich und bedarf eines sofortigen Absetzens des auslösenden Medikaments sowie ärztlicher Behandlung und Überwachung.

Eine Behandlung mit Aponal® kann die Wirkung bestimmter Blutdruck-senkender Medikamente verringern. So z.B. Clonidin (z.B. Catapresan ®) und Methyldopa (z.B. Presinol®), das vor allem in der Schwangerschaft angewandt wird. Aber auch eine verstärkte Blutdrucksenkung kann auftreten, bei Kombinationsbehandlung mit beispielsweise Beta-Blockern (z.B. Beloc Zok ® und Nitraten (z.B. Nitrangin®).

Eine Kombination mit Medikamenten zur Behandlung von Herzrhyhmusstörungen (Antiarrhythmika) wie beispielsweise Amiodaron und Chinidin kann das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen.

Dosierung

Doxepin kann als Tablette oder Dragee, in Tropfenform und als Injektionslösung verabreicht werden. Die Dosierung sollte immer nach Absprache mit dem Arzt erfolgen und sich individuell an der Reaktion des Patienten orientieren. Zur Behandlung einer Depression wird meist mit 50 mg Doxepin (Tablette) am Abend begonnen. Nach einigen Tagen kann die Dosis – wenn erforderlich – auf 75 mg und nach einigen weiteren Tagen auf bis zu 150 mg gesteigert werden. Eine Tages-Dosis von 150 mg sollte bei ambulanter Behandlung nicht überschritten werden. Eine Dosiserhöhung sollte nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Beim Auftreten von Nebenwirkungen ist der Arzt zu informieren.

Die Behandlung mit Doxepin sollte – wie auch die mit anderen Antidepressiva – nach Abklingen der Symptome über mindestens 4-6 Monate fortgeführt werden. Wenn Doxepin abgesetzt werden soll, so sollte dies ausschleichend (also mit allmählicher, langsamer Dosisreduktion) erfolgen. Dosisanpassung bei Jugendlichen und älteren Patienten (niedrigere Dosis notwendig).

50-75-150 - wann werden welche Dosierungen angewendet?

Der in Aponal® beinhaltete Wirkstoff Doxepin wird zur antidepressiven Behandlung zunächst niedrig dosiert verschrieben. Dabei beginnt man häufig mit einer Dosierung von 50 mg. Um gleichzeitig eine schlaffördernde Wirkung zu erzielen, wird die Einnahme vor dem Schlafengehen empfohlen. Bei ausbleibender Wirksamkeit kann die Dosis bereits nach wenigen Tagen erhöht werden. Nach drei bis vier Tagen ist eine Steigerung der Dosis auf 75 mg möglich, nach sieben bis acht Tagen eine Steigerung auf 100 bis 150 mg am Tag.

Insgesamt sollte jedoch bei einer ambulanten Behandlung einer depressiven Erkrankung eine Tagesdosis von 150 mg nicht überschritten werden. Gegebenenfalls kann bei stationärer, medikamentöser Behandlung unter Berücksichtigung von Vorsichtsmaßnahmen die Dosis auf bis zu 300 mg gesteigert werden.

Zur Behandlung von Entzugserscheinungen, wie sie bei Alkohol-, Arzneimittel- oder Drogenabhängigkeit auftreten können, wird dreimal täglich 50 mg Doxepin verabreicht. Dies wird für drei Tage fortgeführt. Im Anschluss kann die Dosis kontinuierlich verringert werden, bis die Behandlung beendet wird.

Um eine Therapie mit Aponal® zu beenden, muss die Dosis über einen längeren Zeitraum kontinuierlich gesenkt werden, um eine spezifische Entzugssymptomatik zu vermeiden. Dabei wird die Dosis ungefähr um die Hälfte pro Woche verringert.

Anwendung

Hauptindikation (Anwendungsgebiet) ist die endogene Depression, wobei Doxepin hier eher ein Mittel der zweiten Wahl ist.

Erste Wahl zur Behandlung der Depression sind unter anderem Medikamente aus der Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Venlafaxin und Mirtazapin.

Weitere Anwendungsgebiete sind Unruhezustände und Schlafstörungen, da Doxepin eine dämpfende (sedierende) Wirkung hat. Auch bei Angststörungen kann Doxepin verschrieben werden. Außerdem wird es teilweise zur Behandlung leichter Entzugserscheinungen bei Alkohol- oder Drogenabhängigkeit angewandt.

Aponal® Tropfen

Aponal® ist neben der Darreichungsform in Form von Tabletten auch als Tropfen rezeptpflichtig in der Apotheke erhältlich. Eine Packung enthält dabei 30 ml der Tropfen. Sie werden mit ihrem Wirkstoff Doxepin ebenfalls zur Behandlung depressiver Störungen eingesetzt. Die Wirkung, Neben- und Wechselwirkungen sind dabei vergleichbar mit denen der Tablettenform.

Aponal®-Tropfen sollten verdünnt mit einem Glas Wasser eingenommen werden, da bei unverdünnter Zufuhr vorübergehend ein Taubheitsgefühl an Zunge und Mundschleimhaut auftreten kann. Eine Einnahme ist sowohl vor als auch nach den Mahlzeiten sowie vor dem Schlafengehen möglich. Man sollte jedoch auf eine regelmäßige Einnahme der Tropfen achten, um eine konstante Menge des Wirkstoffs im Blut zu erzielen. Eine antidepressive Wirkung tritt frühestens nach 1 bis 2 Wochen auf, während die Nebenwirkungen bereits wenige Tage nach Beginn der Therapie vorkommen können.

Kontraindikation

Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Doxepin darf keine Anwendung erfolgen. Weitere Kontraindikationen sind:

  • Verwirrtheitszuständen mit Bewusstseinstrübung (Delir)
  • Vergiftung (Intoxikation) mit zentral dämpfenden Arzneimitteln (Schlafmittel, Beruhigungsmittel, Schmerzmittel)
  • Darmlähmung (paralytischer Ileus)
  • akuter Harnverhalt und
  • ein unbehandeltes Engwinkelglaukom (bestimmte Form des grünen Stars).

Ebenfalls nicht angewendet werden darf Doxepin während der Stillzeit und bei Kindern unter 12 Jahren. Sehr vorsichtige Anwendung bei Herzerkrankungen (koronaren Herzkrankheit (KHK), Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Long-QT-Syndrom), bei Epilepsie, grünem Star (Glaukom), Vergrößerung der Prostata (Prostatahyperplasie), schweren Leberfunktionsstörungen und Blutbildungsstörungen.
Eine Anwendung von Doxepin während der Schwangerschaft sollte nur erfolgen, wenn sie unvermeidbar ist.

Kosten

Die Preise für Aponal® variieren je nach Hersteller. Auf Privatrezept kosten 100 Tabletten á 50 mg etwa 25 Euro (Doxepin Holsten 21 Euro), 100 Tabletten á 100 mg kosten etwa 34 Euro (Doxepin Holsten 29 Euro) (Quelle: Rote Liste). Mit Kassenrezept fällt nur die Rezeptgebühr von 5 Euro an.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.10.2013 - Letzte Änderung: 18.09.2024