Eine Gewichtszunahme bei der Einnahme von Antidepressiva ist eine bekannte Nebenwirkung bei einigen Substanzgruppen. Zu diesen gehören Trizyklische Antidepressiva und Alpha-2-Antagonisten. MAO-Hemmer, NSRI und SSRI beeinflusssen das Gewicht garnicht bzw. führen eher zur Gewichtsabnahme.
Das Problem der Gewichtszunahme unter Einnahme von Antidepressiva ist ein großes und viel diskutiertes Problem. Es gibt viele Internetforen, in denen Betroffene davon berichten und sich Rat und Hilfe von „Leidensgenossen“ erhoffen.
Bei einigen der Präparate ist die Gewichtszunahme als eine Nebenwirkung bekannt, bei anderen wiederum tritt eine solche Veränderung nicht auf bzw. kommt es bei solchen eher zum Gegenteil – der Gewichtsabnahme.
Bei den tri- und tetrazyklischen Antidepressiva kommt es durch die Hemmung bestimmter Rezeptoren zu einer Steigerung des Appetits und somit auch automatisch zu einer Gewichtszunahme, wenn dem nicht entgegengewirkt wird.
Besonders bei Amitripytilin, Clomipramin, Doxepin, Imipramin und Trimipramin ist dies eine sehr häufige Nebenwirkung.
Auch bei den alpha-2-Antagonisten kommt es zu gesteigertem Appetit und Zunahme des Körpergewichts. Dies wird bei Mirtazapin häufiger beobachtet als bei Mianserin.
MAO-Hemmstoffe bilden die Gruppe der Antidepressiva, die keinen Einfluss auf das Körpergewicht haben. Zu beachten ist allerdings, dass MAO-Hemmstoffe nur Mittel der 2. Wahl sind.
Bei den selektiven Serotoninrückaufnahme-Hemmern (SSRI) und Serotonin- und Noradernalinrückaufnahme-Hemmern (SNRI) kommt es hingegen eher zu einer Gewichtsabnahme, da sie durch eine vermehrte Aktivierung bestimmter zentraler Rezeptoren zu Appetitlosigkeit und damit zu einer Gewichtsreduktion führen.
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Bei Fluoxetin ist ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitor (SSRI). Dieser Wirkstoff führt im zentralen Nervensystem zu einer Erhöhung des Serotonin-Spiegels, was eine stimmungsaufhellende Wirkung zur Folge hat. Im Vergleich zu den lange Zeit verwendeten trizyklischen Antidepressiva zeichnen sich die SSRIs durch eine größeren therapeutische Breite (geringere Gefahr von massiven Nebenwirkungen bei Überdosierung) und ein kleineres Nebenwirkungsspektrum aus. Häufige Nebenwirkungen sind sexuelle Funktionsstörungen (Libido-Verlust) sowie Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Trakts (Übelkeit, Erbrechen). Zu Beginn der Therapie kann durch die erhöhten Serotonin-Spiegel zusätzlich ein erhöhtes Angstempfinden auftreten.
Citalopram gehört wie Fluoxetin zur Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI). Die stimmungsaufhellende Wirkung des Medikaments ist auf eine Erhöhung der Serotonin-Spiegel im zentralen Nervensystem zurückzuführen.
Wie Fluoxetin zeichnet sich auch Citalopram durch eine größere therapeutische Breite und ein geringeres Nebenwirkungsspektrum im Vergleich zu den trizyklischen Antidepressiva aus. Stattdessen sind sexuelle Funktionsstörungen (Libido-Verlust, Erektionsstörungen) sowie Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Trakts (Übelkeit, Erbrechen) häufig.
Bei Valdoxan handelt es sich um ein Antidepressivum der neueren Generation mit dem Wirkstoff Agomelatin. Über noch nicht vollständig aufgeklärte Mechanismen führt Valdoxan zu erhöhten Noradrenalin- und Dopamin-Spiegeln im zentralen Nervensystem.
Gleichzeitig wird kommt es durch eine Verbesserung der Tiefschlaf-Phasen zu einer besseren Schlafqualität. Die typischen Nebenwirkungen der Antidepressiva (Libido-Verlust, Erektionsstörungen, Gewichtszunahme) treten bei der Behandlung mit Valdoxan nur selten auf. Stattdessen kommt es zu einer starken Schädigung der Leber, weshalb die Einnahme von Valdoxan bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion nicht erlaubt ist.
Das am besten wirksame schlaffördernde Antidepressivum ist Mirtazapin. Es wird deshalb häufig bei Patienten verwendet, die neben Depressionen gleichzeitig massive Schlafstörungen aufweisen. Jedoch kommt es im Laufe einer Therapie mit Mirtazapin zu einer kontinuierlichen Gewichtszunahme.
Einige Antidepressiva der neueren Generation wirken stattdessen schlaffördernd, ohne dass sie zu einer Gewichtszunahme führen.
Neben Trazodon und Nefazodon unterstützt dabei vor allem Valdoxan (Wirkstoff: Agomelatin) den Schlaf. Die Wirksamkeit der einzelnen Medikamente ist jedoch von Patient zu Patient unterschiedlich. Häufig muss mit dem behandelnden Arzt eine individuelle Entscheidung getroffen werden, welches Medikament zur Behandlung einer Depression mit begleitenden Schlafstörungen verwendet wird.
Darüber hinaus weisen einige Antidepressiva als eine mögliche Nebenwirkung Müdigkeitserscheinungen auf. Vor allem bei der Behandlung mit SSRIs kommt es zu Beginn der Therapie zu einer verstärkten Müdigkeit, wobei eine gleichzeitige schlaffördernde Wirkung nur sehr selten ist.
Trotzdem kann in seltenen Fällen auch eine Therapie mit SSRIs zur Behandlung einer Depression mit begleitenden Schlafstörungen indiziert sein.
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Gewichtszunahme unter einer Therapie mit Antidepressiva ist nicht nur eine unerwünschte Wirkung, sondern bedeutet auch ein zusätzliches Problem.
Denn das „Problem mit dem Gewicht“ kann eine Depression verstärken.
Zum einen durch das zugenommene Gewicht selbst, da dies oftmals auf das Selbstwertgefühl drückt.
Zum anderen weil die Patienten das Präparat häufiger absetzen oder nicht regelmäßig einnehmen und es somit zu keiner antidepressiven Wirkung kommen kann.
An dem Punkt beginnt ein Teufelskreislauf.
Eine nicht behandelte Depression führt oft gerade bei jüngeren Patienten zu einer weiteren Gewichtszunahme, da sie in übermäßigem Essen eine Kompensation suchen.
Im Falle einer Gewichtszunahme sollten Patient und behandelnder Arzt gemeinsam zum Beispiel über einen Wechsel des Antidepressivums entscheiden. Hilfreich können auch eine Ernährungsumstellung-/anpassung und gewichtsreduzierende Medikamente sein.
Bei einer Therapie mit Antidepressiva ohne Gewichtszunahme kann es häufig zu einem Verlust des sexuellen Verlangens (Libido) kommen. Sowohl die selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRIs) als auch die selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSNRIs) charakterisieren sich durch diese unerwünschte Wirkung. Bisher konnte die Ätiologie dieser sexuellen Dysfunktion noch nicht abschließend geklärt werden. Die Symptomatik kann bereits bei kurzer Einnahmedauer autreten.
Patienten haben ein vermindertes sexuelles Verlangen. Außerdem ist es für sie schwierig, eine Errektion hervorzurufen oder dieses aufrechtzuerhalten. Weiterhin berichten Patienten über Dauererektion oder vorzeitige Orgasmen. Fälle mit kompletter Impotenz konnten nur selten beobachtet werden.
Die Nebenwirkungen können auch noch längere Zeit nach Absetzen des Antidepressivums für Monate oder Jahre anhalten. Selten berichten Patienten von einer permanenten Störung der Sexualfunktion.
Vor allem zu Beginn einer Therapie mit SSRIs treten gehäuft Symptome von Müdigkeit auf. Diese lassen im Laufe der Behandlung normalerweise nach, da das Medikament dann seine antriebssteigernde Wirkung entfaltet.
Patienten berichten neben einer andauernden Müdigkeit häufig über Schlafstörungen und ein allgemeines Unwohlsein. Um die Schlafstörungen zu reduzieren, wird deshalb die Einnahme der Medikamente am Morgen empfohlen.
Zum Teil können die Müdigkeitssymptome auch durch eine Wechselwirkung der SSRIs mit anderen Medikamenten entstehen.
Unter diesen Voraussetzungen der unerwünschten Gewichtszunahme muss auch die individuelle Entscheidung getroffen werden, welches Präparat am besten zum Patienten passt.
Bei ohnehin untergewichtigen Patienten wäre schlussfolglich eher an ein Präparat zu denken, welches eine appetitsteigernde Wirkung zeigt.
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