Antidepressiva wirken über eine Erhöhung der Botenstoffe Serotonin und eventuell auch Noradrenalin. Die Konzentration kann auf verschiedenen Wegen erhöht werden.
Das Prinzip der medikamentösen Behandlung einer Depression beruht auf der Annahme, dass dieser Erkrankung ein Mangel an Serotonin zugrunde liegt. Außerdem soll auch Noradrenalin mindestens für die (motorische) Antriebsschwäche verantwortlich sein.
Mit Antidepressiva macht man sich diese Erkenntnisse zu Nutze, in dem durch sie die Konzentration beider Botenstoffe im synaptischen Spalt erhöht wird.
Für sehr interessierte Laien:
Dies ist der Zwischenraum zwischen zwei Synapsen, der durch diese Botenstoffe überwunden werden muss, um ein Signal weiterleiten zu können. Wird die sogenannte Präsynapse durch ein Signal erregt, so setzt sie Neurotransmitter in den synaptischen Spalt frei. Diese überwinden dann die Strecke per Diffusion zur darauffolgenden Synapse, der sog. Postsynapse. Die Transmitter binden an die auf der Oberfläche liegenden Rezeptoren. Dadurch wird die Postsynapse nun ebenfalls erregt und kann dann das Signal weiterleiten.
Eine Konzentrationserhöhung kann auf drei Wegen erfolgen:
1. Hemmung der neuronalen Monoamintransporter:
Diese Transporter sorgen normalerweise für eine Rückaufnahme von Noradrenalin/Serotonin aus dem synaptischen Spalt in die Präsynapse, sodass das übertragene Signal endet.
Die folgenden Antidepressiva hemmen diesen Vorgang: Trizyklische Antidepressiva, Selektive Serotoninrückaufnahmehemmer, Noradrenalin- und Serotoninrückaufnahmehemmer.
2. Steigerung der Freisetzung aus der Präsynapse:
Für gewöhnlich wird die Freisetzung des spezifischen Transmitters durch eine Aktivierung von sog. Autorezeptoren auf ihren Neuronen begrenzt. Antidepressiva, die diese Rezeptoren hemmen, erreichen somit eine erhöhte Freisetzung und folglich auch eine erhöhte Konzentration im synaptischen Spalt: ?2-Adrenozeptoren-Antagonisten
3. Hemmung der Monoaminooxidase A:
Das Enzym Monoaminooxidase A baut normalerweise „unsere“ Neurotransmitter nach erfolgter Übertragung im synaptischen Spalt wieder ab. Durch dessen Hemmung werden weniger Serotonin und Noradrenalin abgebaut und dafür vermehrt in die präsynaptischen Speicher aufgenommen. Die nun „überfüllten“ Speicher setzen in der Folge eine größere Menge an Transmittern frei.
Folgende Antidepressiva haben diesen Effekt: MAO-Hemmer
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Wichtig für die Therapie ist aber zu wissen, dass sich die Konzentrationen der Neurotransmitter schon direkt nach Therapiebeginn ändern und damit auch mögliche unerwünschte Wirkungen quasi sofort einsetzen.
Die gewünschte antidepressive Wirkung setzt dagegen erst nach 1-3 Wochen ein.
Verantwortlich hierfür ist die medikamentöse Hemmung der Transporter. Denn durch die dauerhaft erhöhte Konzentration der Neurotransmitter im synaptischen Spalt reagiert die Synapse mit einer verminderten Freisetzung dieser.
Eine antidepressive Wirkung kann folglich zu diesem Zeitpunkt nicht eintreten. Bei einer länger bestehenden Hemmung kommt es dann zu einer Herunterregulierung (Desensibilisierung) der Autorezeptoren, die ja für eine Begrenzung der Freisetzung aus der Präsynapse zuständig sind. Dadurch kommt es nach und nach zu einer langsamen Zunahme der Freisetzung.
Dem Patienten muss dem zu Folge bewusst sein bzw. muss er vom behandelnden Arzt zwingend darauf hingewiesen werden, dass diese „adaptiven Veränderungen“ eine gewisse Zeit benötigen.
Denn oftmals kommt es zu vorzeitigen Therapieabbrüchen, da der Patient früh über Nebenwirkungen klagt und die erwünschte Wirkung vermeintlich ausbleibt. Darüber hinaus wissenswert ist, dass Antidepressiva kein Suchtpotential haben und die Nebenwirkungen durch eine Toleranzentwicklung oft nur vorübergehend sind.
Im Laufe einer Therapie mit Antidepressiva berichten viele Patienten von einer kontinuierlich nachlassenden Wirkung des jeweiligen Präparats.
Das liegt häufig daran, dass viele Wirkstoffe neben einer direkten, schnellen Wirkung (z.B. Erhöhung der Konzentration der Transmitter im synaptischen Spalt) auch langfristig zu verschiedenen Anpassungsprozessen im Gehirn führen.
Dabei berichten die Patienten in der Regel nach mehreren Wochen bzw. wenigen Monaten von einer nachlassenden antidepressiven Wirkung, da die direkte und schnelle Wirkung zunehmend nachlässt. Es gibt verschiedene Optionen, wie dieser Entwicklung entgegen gewirkt werden kann. Diese sollten jedoch in jedem Fall mit dem behandelnden Arzt abgesprochen und diskutiert werden. Ein vorzeitiges und abruptes Absetzen eines Präparats kann zu erheblichen Nebenwirkungen führen.
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Prinzipiell stehen drei Optionen bei nachlassender Wirkung zur Verfügung.Bei vielen Medikamenten (u.a. SSRIs) beginnt die Therapie niedrig dosiert und kann im Laufe der Zeit kontinuierlich gesteigert werden. Darüber hinaus gibt es viele verschiedene antidepressive Medikamentengruppen, die auch über unterschiedliche Wirkungsansätze verfügen. Je nach Patient kann ein Präparat unterschiedlich gut anschlagen. Aus diesem Grund kann ein Wechsel des Antidepressivums indiziert sein. Zuletzt kann bei bestimmten Formen einer Depression auch eine begleitende Psychotherapie zu einem erheblich verbesserten Therapieerfolg führen.
Eine Nervenzelle schüttet zur Signalübertragung verschiedene Neurotransmitter in den synaptischen Spalt aus, die an Rezeptoren einer weiteren Nervenzelle binden und das Signal weiterleiten. Im Anschluss werden die verbliebenen Neurotransmitter abgebaut und über Transporter wieder in die Nervenzellen aufgenommen. Für die Entwicklung einer Depression wird ein Mangel der Transmitter Serotonin und Noradrenalin vermutet. Durch eine Steigerung dieser Transmitter-Konzentrationen im zentralen Nervensystem wirken Antidepressiva antriebssteigernd und angstmindernd.
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Die verschiedenen Antidepressiva greifen dabei auf unterschiedliche Wirkansätze zurück und lassen sich dementsprechend einteilen. Prinzipiell unterscheidet man drei unterschiedliche Ansätze: die Hemmung der Wiederaufnahme von Transmittern, die Hemmung des Abbaus eines Transmitters und die Beeinflussung der Transmitter-Freisetzung durch Hemmung von Rezeptoren an Nervenzellen.
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Der genaue Wirkmechanismus von Lithiumsalzen ist noch nicht bekannt. Doch sollen sie in wichtige Transportsysteme eingreifen, was letztlich zu einer abgeschwächten Signalweiterleitung in bestimmten Rezeptoren führen soll. So auch bei den Autorezeptoren an der Synapse, die die Freisetzung von Serotonin in den synaptischen Spalt regulieren. Sind diese gehemmt, so wird mehr freigesetzt. Ebenso soll auch die Produktion von Serotonin erhöht werden.
Bei der Behandlung einer Depression kann Lithium zusätzlich zu einem Antidepressivum gegeben werden, wenn dieses allein keine Wirkung zeigt (sog. Lithiumaugmentation).
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Bei einer Kombination verschiedener Antidepressiva mit der Pille kann es zum Teil zu Wechselwirkungen kommen. Das liegt unter anderem daran, dass sowohl die Pille als auch zahlreiche Antidepressiva von der Leber verstoffwechselt werden. Durch die starke Belastung der Leber durch die Antidepressiva können die Wirkspiegel der Pille dadurch in seltenen Fällen beeinflusst werden und die Hormonspiegel deutlich abweichen. Umgekehrt kann eine bereits bestehende Depression durch die veränderten Hormonspiegel auch verstärkt werden.
Häufig kommt es zu Wechselwirkungen bei einer antidepressiven Anwendung von Johanniskraut und der gleichzeitigen Einnahme der Pille. Eine starke Abschwächung der Wirkung bis hin zu einem Wirkungsverlust ist möglich. Aus diesem Grund sollte während einer Therapie mit Johanniskraut auf die Einnahme der Pille verzichtet werden oder gegebenenfalls ein anderes Präparat verwendet werden.
Die anderen verwendeten Antidepressiva (trizyklische Antidepressiva, SSRIs, MAO-Hemmstoffe, uvm.) zeigen Studienergebnissen zufolge keine relevanten Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Pille. Trotzdem sollte die Kombination immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
Wie Studien gezeigt haben, hat die Behandlung von gesunden Menschen mit Antidepressiva zu keinen Auswirkungen auf die Gemütslage der Betroffenen geführt. Nur sehr wenige Patienten haben von einem leichten euphorisierenden und antriebssteigernden Gefühl innerhalb der ersten Tage berichtet. Der Wirkmechanismus ist dabei jedoch nicht geklärt. Eine Verwendung zur dauerhaften Aufhellung der Stimmung ist daher nicht möglich.
Gleichzeitig kann es jedoch zu zum Teil erheblichen Nebenwirkungen während der Behandlung mit den gängigen Antidepressiva kommen. Das liegt daran, dass die Präparate nicht nur im zentralen Nervensystem sondern auch in vielen anderen Organen des menschlichen Körpers wirken. Je nach Medikament wurde von den typischen Nebenwirkungen wie Schlafstörungen, einer eingeschränkten Libido (sexuelles Verlangen) sowie Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen berichtet.
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