Eine Zahnwurzelentzündung ist eine sehr schmerzhafte Angelegenheit, die meist aufgrund eines nicht behandelten Karies entsteht. Aber auch einfach Dinge wie falsches Zähneputzen können den Bakterien das Einwandern unter das Zahnfleisch vereinfachen.
Ein pochender, unangenehmer Schmerz, eine dicke Backe und empfindliche Reaktionen auf Wärme- und Kälte - typische Anzeichen, dass die vorliegenden Zahnschmerzen aufgrund einer Zahnwurzelentzündung bestehen.
Der Verankerungsmechanismus unseres Zahnes, die Wurzel, ist von Bakterien befallen und die Gefahr, den Zahn zu verlieren, ist groß.
Doch wie kann sich die Wurzel entzünden, wenn sie doch eigentlich von Dentin und Schmelz gut und sicher gegen die Außenwelt geschützt ist?
Die Zahnwurzel, auch Radix dentis genannt, ist der Teil des Zahnes, der ihn sicher und fest im Zahnfach befestigt. Ohne die Zahnwurzel wäre der Zahn nicht sicher und würde herausfallen. Auch die Versorgung und Reizweiterleitung steht in ihrem Aufgabengebiet. Erst unter pathologischen Bedingungen wäre die Zahnwurzel nach außen hin sichtbar, jedoch ist sie bei einem gesunden und vitalen Zahn, gut unter der Zahnkrone und unter dem Zahnknochen, der vom Zahnfleisch bedeckt ist, versteckt.
Die Zahnwurzel besteht aus Dentin, was vom Zahnzement umschlossen wird. Die Anzahl der Zahnwurzeln pro Zahn ist unterschiedlich und kann auch von Mensch zu Mensch variieren. Als Faustregel kann man sich merken, dass die Anzahl der Wurzeln, je weiter man in der Mundhöhle nach hinten schaut, zunimmt. So besitzt ein "OK 3er" eine lange Wurzel, ein Backenzahn etwas weiter hinten 3 Wurzeln. Je mehr, je länger und je dicker der Durchschnitt einer Wurzel ist, umso stabiler und sicherer kann sie den Zahn befestigen. Dies spielt unter anderem bei der Planung von Zahnersatz eine entscheidende Rolle. An der Spitze der Zahnwurzel findet man eine kleine Öffnung, das Foramen apicale dentis. Dies ist der Eingang zur Pulpa für Blutgefäße, lymphatisches Gewebe und Nerven. Die Ausläufer der Pulpahöhle bezeichnet man als Wurzelkanäle.
In erster Linie äußert sich eine Entzündung der Zahnwurzel mit starken unangenehmen Schmerzen. Die Schmerzen müssen nicht direkt von einer Wurzelentzündung stammen, sondern auch freiliegende Zahnhälse können dafür verantwortlich sein, was in den häufigsten Fällen ein überschaubareres Problem darstellt. Der Schmerz ist eher unterschwellig pochend und dumpf. Meist beschränkt er sich auch nicht auf das Gebiet des betroffenen Zahnes, sondern strahlt weiter aus. So kann auch eine Zahnwurzelentzündung die Ursache für Kopfschmerzen sein. Von außen ist das Gebiet um die Zahnwurzel herum angeschwollen. Auf Druck reagiert man empfindlich und auch das Zahnfleisch kann sich entzünden. Wärme und Kälte, als Zustand von Nahrung oder Getränken, bereiten einem besondere Probleme, da man darauf der empfindlich reagiert. Ein auf Wärme oder Kälte empfindlicher Zahn sollte das erste Anzeichen sein, um einen Zahnarzt aufzusuchen.
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Bei einem gesunden Zahn, bedeckt die Gingiva (Zahnfleisch) komplett die Zahnwurzel. Etwa 2mm über der Schmelz-Zement-Grenze liegt der Gingivarand. Liegt nun eine Rezession (Rückgang) des umgebenen Gewebes vor, verlagert sich der Zahnfleischrand immer weiter nach unten (basal) und mehr vom Zahn und der Zahnwurzel liegt frei in der Mundhöhle. Dies kann entweder nur auf der Seite zur Wange hin sein, nur auf der Seite zur Zunge hin oder zirkulär vorliegen. Der Zahn reagiert in dieser Situation besonders empfindlich auf äußere Reize, sodass sogar das Einatmen von kühler Luft, den typischen kurzen, spitzen Schmerz auslöst.
Die Entstehung von freiliegenden Zahnhälsen hat viele verschiedene Ursachen. So kann Karies die Ursache sein, eine Entzündung vorliegen, das Zahnfleisch während des Zähneputzens zu stark beansprucht werden oder auch eine traumatische Schädigung vorangegangen sein. Die häufigste Ursache ist das falsche Zähneputzen. Viele befürchten beim Zähneputzen, dass sie zu wenig Druck ausüben und dadurch der Plaque nicht ausreichend entfernt wird, sodass mit verstärktem Druck geputzt wird. Dies ist jedoch nicht förderlich, sondern führt eher zum Rückzug des Zahnfleisches. Die Hypersensibilität liegt vor, weil in dem freiliegenden Bereich der Schutzmantel des harten Zahnschmelzes fehlt. Reize können leichter über die im Dentin liegenden Tubuli (Kanälchen) weitergeleitet werden. Neben der hohen Empfindlichkeit, bieten die freiliegenden Zahnhälse auch eine Prädilektionsstelle (= "Vorliebe") für Karies, die schnell in Wurzelnähe gelangt.
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Wie bei den meisten Zahnschmerzen, können viele verschiedene Gründe der Auslöse sein. Selbst durch falsches Zähneputzen verursachte freiliegende Zahnhälse kommen in Betracht. Die häufigste Ursache ist jedoch, wie bei den meisten zahnmedizinischen Erkrankungen, eine nicht behandelte Karies. Die nur zunächst im Zahnschmelz antreffenden Bakterien arbeiten sich immer weiter vor, bis sie das Dentin, später die Zahnpulpa erreichen können. Die dort vorhandenen Gefäße und Nerven sind ihr nächstes Angriffsziel, sodass der Zahn sich mit einer Entzündungsreaktion äußert. Zahnschmerzen sind die Folge, da der Körper nach außen hin vermitteln möchte, dass etwas nicht in Ordnung ist. Bei nicht rechtzeitigem Eingreifen kann der Schmerz abrupt enden.
Ein positives Zeichen? Meist nicht, denn eine Entzündung verschwindet nicht von alleine und das Nachlassen des Schmerzes deutet darauf hin, dass der Zahn abgestorben ist. Zahnfleischtaschen bieten eine weitere Möglichkeit, den Bakterien einen Weg zur Zahnwurzel zu ebnen. Die Taschen sind wie ein Ansammlungsbecken von Bakterien, die dann den Zahn angreifen, was wiederum Schmerzen auslöst. Eine nicht behandelte Zahnfleischentzündung kann die Entstehung von Zahnfleischtaschen begünstigen. Wird der Zahn dauerhaft inkorrekt beansprucht, wie beim nächtlichen Knirschen, durch eine traumatische Schädigung nachhaltig gestört oder auch von schief gewachsenen Weisheitszähnen belastet, sind Zahnwurzelschmerzen ein auftretendes Symptom.
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Bei auftretenden Zahnschmerzen, deren Ursache aufgrund einer Wurzelentzündung besteht, können verschiedene Hausmittel angewandt werden, um die Zeit bis zum Zahnarzttermin etwas erträglicher zu gestalten. Sehr beliebt ist das Nelkenöl, welches man mit einem Wattestäbchen optimal auf die schmerzende Stelle auftragen kann.
Rosmarinblätter können auch an der betroffenen Stelle ihre lindernde Wirkung verbreiten. Des Weiteren können Kompressionen mit Wirsingblättern angewandt werden. Das benötigte Blatt wird gerollt und in ein Tuch eingewickelt. Den Mundraum zu spülen, bringt auch schon Linderung. Kamillen-, Salbei-, Steinklee- oder ein spezieller in der Apotheke käuflich zu erwerbender Zahnschmerztee, sind dafür gut geeignet. Kamille kann auch von außen, genauso wie eine Zwiebel, an die Backe gehalten werden, was ebenfalls Schmerzlinderung versprechen soll. Eine Propolistinktur kann zum Einsatz kommen. Propolis, auch Bienenharz genannt, hat eine antibiotische, antivirale und antimykotische (gegen Pilze) Wirkung.
Um den Heilungsprozess einer Wurzelentzündung zu unterstützen, können verschiedene homöopathische Mittel angewandt werden. So wird Ratanhia eingesetzt. Dies ist eine Pflanzenart, die in Peru als Sträucher vorkommt. Ihre entzündungshemmende Wirkung im Mundraum ist schon lange bekannt. Aber auch die Ringelblume, Mercurius solubilis (Quecksilber) und Belladonna (Tollkirsche) finden in der Homöopathie im Kampf gegen Zahnwurzelentzündung Verwendung.
Egal in welcher Form Zahnschmerzen auftreten, ein Besuch beim Zahnarzt ist in jedem Fall anzuraten, da nur so der Ursache auf den Grund gegangen werden und sie bekämpft werden kann. Zur Überbrückung der Schmerzsymptome, bis zum Aufsuchen des Arztes, können gängige Schmerzmittel, wie Ibuprofen und Paracetamol, verwendet werden, die jedoch die Ursache nicht bekämpfen. Aber auch die eben erwähnten Hausmittel eigenen sich dafür gut. Liegt der Verdacht bei einer Zahnwurzelentzündung, ist schnelles Handeln gefragt, um den Zahn noch retten und am Leben erhalten zu können. Der Zahnarzt wird verschiedene Untersuchungen durchführen, wie Röntgen, um den Herkunftsort der Entzündung zu ermitteln, oder einen Kältetest, um zu schauen, ob der Zahn noch vital ist. Je nach Zustand, werden nachfolgende Schritte eingeleitet. Dies kann eine Wurzelkanalbehandlung sein, oder auch eine Wurzelspitzenresektion.
Da sich Zahnschmerzen oftmals sehr unangenehm äußern und einem das alltägliche Leben erschweren, ist es wichtig, dass man gewisse Maßnahmen einhält, um den Bakterien nicht die Chance zu geben, den gesunden Zahn angreifen zu können.
So ist eine zucker- und säurearme Ernährung eine gute Möglichkeit, seine Zähne zu schützen. Des Weiteren sollten täglich mindestens 2x die Zähne geputzt werden, mit sanftem Druck und nicht zu harten Borsten. Elektrische Zahnbürsten eigenen sich dafür gut, da sie das Putzen erleichtern und bei zu hohem Druck ein Signal von sich geben. Mundspülungen, Zungenschaber und Zahnseide können ergänzend angewendet werden, um die Bakterien zu bekämpfen und die Zähne lange zu erhalten.
Zahnschmerzen gehören mit zu den unangenehmsten Schmerzen, besonders dann, wenn eine Wurzelentzündung die Ursache ist. Ein Besuch beim Zahnarzt ist die einzige Möglichkeit, um sie wieder loszuwerden. Die Ursachen sind breit gefächert, sodass sogar der sauberste Putzer an freiliegenden Zahnhälsen leiden kann.
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