Zahnschmerzen können spontan oder auf einen bestimmten Reiz, klopfend und pulsierend oder anhaltend dumpf auftreten. Die Art des Schmerzes ist meist von der Ursache abhängig und muss auch dementsprechend behandelt werden.
Vermutlich jeder Mensch hat bereits die unangenehme Bekanntschaft mit Zahnschmerzen gemacht. Doch warum nehmen Menschen die Stärke von Zahnschmerzen so intensiv wahr? Oder sind sie gar unangenehmer als Schmerzen an anderen Körperteilen?
Gibt es systemische Erkrankungen, die Zahnschmerzen beeinflussen und kann Stress den Schmerz verändern und ihn sogar steigern? Warum schmerzen die Zähne, wenn man doch an einem Schnupfen leidet?
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Zahnschmerzen können die unterschiedlichsten Ursachen haben, weshalb sie sich sehr vielfältig äußern und oft nicht leicht diagnostizierbar sind.
Die wohl einfachste bzw. typischste Ursache für Zahnschmerzen ist die Karies. Sie befällt den Zahn von außen und löst die harte schützende Zahnoberfläche, den Schmelz des Zahnes auf. Da liegt schon das Problem: ist die äußere Schicht erst mal eingebrochen, d.h. ein "Loch" ist entstanden, können Bakterien leichter eindringen und weiter in das Zahninnere vordringen.
Generell sorgt freiliegendes, nicht mehr vom Zahnschmelz bedecktes Dentin für stark erhöhte Schmerzempfindlichkeit. Um die Schmerzen zu lindern, muss das freie Dentin gedeckt werden.
Lesen Sie weiter unter: Wie kann man Zahnschmelz wieder aufbauen?
Dringen die Bakterien in das Zahnmark ein, infiltrieren sie Nerv- und Blutgefäße und verstoffwechseln sie. Dieser Zustand des entzündeten Zahnmarks heißt Pulpitis ist mit starken akuten Schmerzen verbunden, die auch nachts und im Liegen spontan auftreten. Typisch ist der schlagartige Beginn und sich stets verkürzenden schmerzfreien Phasen. Kennzeichnend für eine Zahnmarksentzündung sind ausstrahlende Schmerzen, dass der Patient oftmals nicht angeben kann, welcher Zahn betroffen ist.
Lesen Sie mehr dazu unter: Zahnschmerzen im Liegen & Zahnschmerzen in der Nacht
Dringt die Entzündung weiter vor entsteht die apikale Parodontitis, die Zahnwurzelentzündung, bei der der Zahn klopfempfindlich ist und der Betroffene einen Druckschmerz empfindet. Die apikale Parodontitis kann auch das gesamte Zahnbett betreffen und zu starker Überempfindlichkeit des Zahnfleischs und auch Zahnfleischbluten führen.
Ein weiterer möglicher Fall für Zahnschmerzen ist der freilegende Zahnhals. Ist das Zahnfleisch am Zahn beispielsweise durch zu druckvolles Putzen mit der Zahnbürste zurückgegangen, fehlt dort die schützende Schicht. Kälte, Wärme, oder mechanische Kräfte werden übermäßig deutlich empfunden.
Weiterhin kann das Durchbrechen von Zähnen beim Zahnwechsel Schmerzen verursachen, bei jungen Erwachsenen oft das Durchbrechen der Weisheitszähne. Können diese durch ihre Stellung nicht durchbrechen, drücken sie vermehrt auf Nachbarzähne, was zu Schmerzen führt.
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Die schädigende Wirkung von übermäßigem Stress auf den menschlichen Körper ist bereits wissenschaftlich bewiesen und auch Zahnschmerzen können dadurch beeinflusst werden. Bei Stress wird vermehrt das Stresshormon Cortisol produziert und ausgeschüttet, welches die Schmerzwahrnehmung steigern kann und somit zu einem stärken Schmerzgefühl führt.
Der Tageshöhepunkt der Cortisolproduktion ist während der frühen Morgenstunden (3-6 Uhr nachts), weshalb in dieser Zeit die Schmerzwahrnehmung am höchsten ist, um Mitternacht sind Schmerzen durch die niedrige Konzentration weniger spürbar.
Nimmt die Produktion allerdings durch Stress zu, sind ebenfalls die Beschwerden intensiver zu spüren. Weiterhin verarbeitet der Mensch während des Schlafens im Traum Geschehnisse des Tages.
Dabei presst und reibt der Schlafende unbewusst die Zähne übereinander und der Zahnschmelz wird abgerieben. Dieses so genannte Knirschen sorgt dafür, dass die Kaumuskulatur sich verspannt. Die Kaukräfte in der Nacht sind so stark, dass der Zahnhalteapparat diesen Kräften nicht standhalten kann und Schmerzen entwickelt. Auch Beschwerden an den Kiefergelenken können auftreten. Durch die anatomische Nähe zum Kopf und Hals ist es möglich, dass Beschwerden aus dem Mundraum ausstrahlen. Somit können Clusterkopfschmerzen oder Nackenschmerzen entstehen, die dem Betroffenen oft nicht zuzuordnen sind.
Weitere Informationen finden Sie unter: Zähneknirschen
Bei vermehrten Stresssituationen tagsüber wird das Knirschen während der Nacht stark begünstigt, da so versucht wird das Tagesgeschehen zu verarbeiten. Durch eine Schienentherapie beim Zahnarzt können diese Beschwerden schnell gelindert werden, sodass die Zähne nachts durch eine Kunststoffschiene am Knirschen gehindert werden und sich Muskulatur und Gelenke entspannen können.
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Zahnschmerzen, die trotz gesunder Zähne und Zahnhalteapparats auftreten, liegen meist einer Krankheit zugrunde. Eine seltene, aber relevante Erkrankung, die mit Zahnschmerzen verbunden ist, ist die Trigeminusneuralgie. Dabei liegt eine Erkrankung oder Empfindungsstörung des fünften Hirnnervens vor, des Nervus Trigeminus, der den gesamten Kauapparat sensibel versorgt.
Patienten klagen über unerträgliche Schmerzen, die teilweise Berührungen oder die Rasur eines Bartes unmöglich machen. Da diese Erkrankung nur sehr schwer zu diagnostizieren ist, weil sie sich vielfältig auswirkt, werden Patienten auf deren Wunsch wegen Zahnschmerzen oft alle Zähne gezogen, ohne dass eine Besserung eintritt, bis nur die Trigeminusneuralgie als Erkrankung in Frage kommen kann.
Weiterhin sind Clusterkopfschmerzen in den Nackenbereich und auch Zahnbereich ausstrahlend und können trotz gesunder Zähne zu dem Empfinden von Zahnschmerzen führen. Eher selten, aber möglich sind Schmerzen im Zahnbereich bei einem Herzinfarkt oder bei der akuten Angina pectoris.
Nach einer schweren Erkältungskrankheit, bei der die Nasennebenhöhlen in Mitleidenschaft gezogen wurden, können Zahnschmerzen auftreten. Wegen der engen räumlichen Lagebeziehung trifft das für die Seitenzähne des Oberkiefers zu. Beim Husten und Schneutzen oder Vorneigen des Kopfes verspürt der Patient klopfende Zahnschmerzen, die aber in der Regel nach einer Woche mit Abheilen der Erkältung verschwinden.
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Aufgrund der anatomischen Nähe der Oberkieferzähne zu den Kieferhöhlen kann eine einfache, unkomplizierte Erkältung dafür sorgen, dass die Zähne schmerzen. Es ist dabei nicht selten, dass die Wurzeln der Oberkieferzähne in die Kieferhöhle hineinragen und so eine direkte Beziehung dieser Strukturen entsteht.
So können die Bakterien aus der Kieferhöhle ungehindert die Zähne erreichen und einen Entzündungsschmerz verursachen. Charakteristisch ist, dass der Betroffene den Schmerz nicht an einem Zahn lokalisieren kann, sondern eher Zahngruppen oder der gesamte Oberkieferbereich betroffen ist. In der Mehrzahl der Fälle klingen diese Beschwerden nach Abklingen des Schnupfens komplett ab.
Mehr dazu unter: Zahnschmerzen während einer Erkältung
Auch Infektionen im Hals- und Rachenbereich können Zahnschmerzen auslösen, da Mundhöhle und Rachenraum miteinander verbunden sind. Der Patient klagt über brennende Halsschmerzen und starke Beschwerden beim Schluckakt. Diese Schmerzen können auch auf Zähne ausstrahlen und übertragen werden.
Die Entzündungszellen können sich von der Rachenregion ausbreiten und das Zahnfleisch sowie das Zahnbett erreichen. So können sie zu einer Gingivitis, einer Zahnfleischentzündung oder zu einer Parodontitis, einer Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates führen. Diese Erkrankungen sorgen nicht nur für starke Schmerzen der Weichgewebe, auch die Zähne können dadurch unangenehm schmerzen. Dabei ist charakteristisch, dass Kälte die Beschwerden lindert und beispielsweise das Essen von Eis wohltuend ist, währen warme Getränke und Speisen die Schmerzen noch verschlimmern.
Ratsam ist es den Arzt aufzusuchen um die ursprüngliche Racheninfektion zu therapieren. In den meisten Fällen verschwinden auch die Zahnbeschwerden nach erfolgter Therapie der Halsschmerzen, sofern dies nicht der Fall ist, sollte ebenfalls ein Zahnarzt aufgesucht werden.
In den meisten Fällen ist Karies für Kauschmerzen verantwortlich.
Der kariöse Zahn hat eine eingebrochene Oberfläche, und die Zahnhartsubstanz ist nicht mehr hart genug um die Pulpa, das Zahnmark, in dem die Nervgefäße liegen, gegen die Kräfte, die beim Kauen auftreten, zu schützen. Das Verzehren von Süßigkeiten kann bereits zu Schmerzen führen, da sie im Mund zu Säure abgebaut werden; diese Säure hat einen niedrigen pH-Wert und wirkt ätzend und zerstört die Zahnhartsubstanz weiter.
Dem sogenannten Kauschmerz kann auch eine Zahnwurzelentzündung zugrunde liegen, da sich unterhalb der Wurzelspitze eine Entzündung und somit eine Schwellung entwickelt, die zu einem Anheben des Zahnes führt. Obwohl es sich dabei nur um kleinste Lageänderungen handelt, kann es dazu führen, dass der Zahn wesentlich mehr Belastung erfährt als zuvor und dadurch bloßes Zusammenbeißen schon schmerzt. Beim Kauen wird der Zahn mit mehr Kraft als normalerweise, da er zuerst Kontakt hat, belastet und in das entzündetet Gewebe gedrückt, was zu unerträglichen Schmerzen führt.
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