Atypische Odontalgie - jahrelange Schmerzen

Unter der atypischen Odontalgie versteht man einen neuropathischen Dauerschmerz der Zähne. Dieser Schmerz tritt meist nach Zahnbehandlungen auf und hält teilweise bis zu Jahren an. Mit Antidepressiva und Lokalanästhesie kann man die Schmerzen zumindest zeitweise aufhalten.

Die atypische Odontalgie

Was ist eine atypische Odontalgie?

Die atypische Odontalgie ist ein eher seltenes Krankheitsbild. Früher galt für sie der Name Phantomschmerz, jedoch handelt es sich bei der atypischen Odontalgie um eine ernste Zahnerkrankung. Sie macht sich durch neuropathischen Dauerschmerz bemerkbar und sollte in jedem Fall therapiert werden.

Die Schmerzen können über Jahre bestehen bleiben und die Betroffenen in ihrem alltäglichen Leben stark einschränken. Zudem ist die Diagnosefindung nicht einfach und meist von längerer Dauer.

Diese Symptome können auf eine atypische Odontalgie hindeuten

Bei einer atypischen Odontalgie kommt es häufig zu einem Dauerschmerz. Dieser wird oft als dumpfer Druckschmerz empfunden. Aber auch kurze oder stechende Schmerzen können in unregelmäßigen Abständen auftreten.  

Nachts können die Patienten häufig schlafen und empfinden zu diesem Zeitpunkt keine Schmerzen. Die Schmerzen beginnen meist etwas zeitversetzt nach der Zahnbehandlung und können über mehrere Jahre bestehen bleiben.

Ein weiterer Hinweis auf eine atypische Odontalgie sind anhaltende Schmerzen auch nach dem Ausheilen der vorangegangenen Erkrankung und keine deutlichen Entzündungszeichen.

Weitere Informationen erhalten Sie hier: Die Ursachen von Zahnschmerzen

Mögliche Ursachen einer atypischen Odontalgie

Zu den möglichen Ursachen für eine atypische Odontalgie kann eine "Deafferenzierung der peripheren trigeminalen Nerven"  (Nervus Trigeminus = Gesichtsnerv) gehören. Hierbei werden die Nerven durch eine Zahnbehandlung so sehr gereizt, dass die Weiterleitung der Impulse gestört ist und es zu einer Unterbrechung des Signaltransportes kommt.

Dadurch entstehen Über- oder Unterreaktionen an den Nervenenden und eine Spontanaktivität kann Schmerzen im entsprechenden Versorgungsgebiet des Nervens auslösen. Vor allem bei einer Zahnentfernung (Extraktion), einem operativen Eingriff im Kieferbereich, einer Wurzelspitzenresektion oder bei einer Wurzelkanalbehandlung kann eine atypische Odontalgie die Folge sein. Sie ist jedoch sehr selten zu beobachten.

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Diagnose

Da es keine klinischen oder röntgenologischen Befunde für die atypische Odontalgie gibt, stellt die Diagnosestellung für den Zahnarzt eine Herausforderung dar. Eine genaue Schmerzursache lässt sich häufig nicht herausfinden. Es handelt sich hierbei um eine Ausschlussdiagnostik, diese ist sehr wichtig, um nicht frühzeitig Fehldiagnosen zu stellen. Neben dem Zahnarzt kann auch ein Besuch beim Internisten und bei einem Neurologen hilfreich sein.

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Behandlung einer atypischen Odontalgie

Bei der atypischen Odontalgie handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose, die leider in vielen Fällen sehr langwierig ist. Daher ist die Geduld und Mitarbeit der Patienten für einen Therapieerfolg sehr wichtig. Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten der atypischen Odontalgie.

  • Zuerst sollte eine Therapie auf Medikamentenbasis versucht werden. Hierbei werden trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin eingesetzt.
  • Möglich ist auch eine Injektionstherapie mit einem vasokonstriktorfreiem Lokalanästhetikum, um den Schmerz auszuschalten.
  • Zudem soll Capsaicin in Form einer Salbe bei Nervenschmerzen helfen.
  • Eine weitere Therapieform ist die schmerzpsychologische Therapie. Diese Therapie wird durch einen auf Schmerzdiagnostik spezialisierten Psychotherapeuten durchgeführt.
  • Daneben gibt es noch einige Entspannungstherapien, die eine Linderung der Beschwerden herbeiführen können. Patienten lernen hierbei, den Schmerz zu bewältigen und nicht mehr dauerhaft im alltäglichen Leben davon beeinflusst zu werden.

Eine kausale Therapie, also die Ursache für die Schmerzen zu beseitigen, ist leider nicht möglich, da die genaue Ursache nicht festgestellt werden kann.

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Diese Medikamente können helfen

Zur Medikamententherapie der atypischen Odontalgie gehören trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin. Diese werden niedrig dosiert verabreicht. Somit wirken sie nur gegen den Schmerz und nicht auf die Psyche. Durch die Gabe des Medikaments sollen die Schmerzen als weniger stark empfunden werden und somit eine Linderung verschaffen.

Des Weiteren kann Capsaicin in Salbenform mehrmals täglich auf das betroffene Areal aufgetragen werden. Capsaicin soll Nervenschmerzen lindern und die Durchblutung fördern. Zu diese Salben zählt unter anderem Finalgon®.

Kann man eine atypische Odontalgie heilen?

Eine vollständige Heilung der atypischen Odontalgie ist mit einer langen Therapiedauer verbunden.
Trotzdem ist es möglich, dass die Patienten nach erfolgreicher Therapie beschwerdefrei sind und bleiben. Viele Patienten fühlen sich schon nach Beginn der Therapie etwas besser, da die verschiedenen Therapieformen nach und nach zur Linderung der Symptome führen. Wichtig ist hierbei, die Therapie nicht frühzeitig abzubrechen oder über längere Zeit zu unterbrechen.

Dauer der Beschwerden

Da es sich bei der atypischen Odontalgie um eine Ausschlussdiagnostik handelt, wird es eine längere Zeit dauern bis die genaue Diagnose gestellt werden kann. Während der Therapie tritt nach und nach eine Linderung auf. Eine vollständige Heilung der atypischen Odontalgie kann bis zu mehreren Jahren andauern.
Die Kombination aus der Medikamententherapie und der Entspannungstherapie kann positiven Einfluss auf die Behandlungsdauer haben.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.09.2018 - Letzte Änderung: 28.11.2022