Neuralgie ist der medizinische Fachbegriff für Nervenschmerzen. Diese können durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufen werden, zum Beispiel durch Grunderkrankungen wie Diabetes oder Virusinfekten wie eine Gürtelrose oder durch zugeführte Schädigungen von außen wie starker Druck, Verätzungen etc. Die Behandlung von Neuralgien erfolgt unter anderem mit starken Medikamenten aus dem Bereich der Antidepressiva und Antikonvulsiva.

Neuralgie

Einleitung

Neuralgie ist die Fachbezeichnung für Nervenschmerzen und bezeichnet einen Schmerz, der im Versorgungsgebiet eines Nerves auftritt. Er wird durch eine Verletzung des Nerves selbst ausgelöst und nicht durch die Schädigung des umliegenden Gewebes.
Für die Nervenschädigung können mechanische Einwirkungen wie zum Beispiel Druck, Entzündungen, Stoffwechselstörungen, chemische Einwirkungen wie etwa Verätzungen und Strahlenschäden verantwortlich sein. 

Welche Ursachen liegen einer Neuralgie zugrunde?

Eine Neuralgie entsteht durch die Schädigung eines Nervs. Dabei kommt es auf unterschiedlichen Wegen zu einer Reizung und Irritation der Nervenfasern, die anschließend den Schmerz verursachen. Die Mechanismen, welche die Schmerzen auslösen,  können unterschiedliche Gründe haben. So kann z.B die Isolationsschicht des Nervs beschädigt worden sein, weshalb laufende Erregungen auch auf die Schmerzfasern übertreten und diese aktivieren. Weiterhin kann der Nerv durch eine Verletzung blockiert werden, was zu einem Mangel an Informationen im Gehirn und in Folge dessen zu Schmerzen führt.
Auch ist es möglich, dass der Nerv durch die Schädigung nicht mehr genug durchblutet wird, weshalb eine Unterversorgung entsteht, sich Stoffwechselprodukte in den Nervenzellen anreichern und als Folge Schmerzen auftreten.

Die Ursachen die zu einer Schädigung der Nerven und damit verbundenen Schmerzen sind vielfältig zu ihnen zählen unter anderem:

  • Mechanische Einflüsse z.B. durch Quetschung bei einem Unfall kommen.
  • Nervenentzündungen wie z.B. eine Gürtelrose
  • Stoffwechselkrankheiten wie eine Diabetes.
  • Chemische Einflüsse z.B. im Rahmen von starken Verätzungen oder Strahlenschäden zu Nervenschmerzen kommen.

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Neuralgie im Gesicht

Tritt eine Neuralgie im Gesicht auf, ist das für den Betroffenen äußerst unangenehm. Bereits kleine Berührungen der Haut oder Bewegungen, wie sie beim Sprechen oder Kauen zustande kommen, verursachen Schmerzen.

Steigert sich diese Schmerzempfindlichkeit auf ihr höchstes Niveau, kann bereits ein Windstoß, der über das Gesicht zieht, Schmerzen verursachen. Die Stärke, mit der die Schmerzen bei einer Neuralgie im Gesicht auftreten, ist enorm. Werden die Patienten aufgefordert, die Schmerzintensität auf einer Skala von 1 bis 10 zu bewerten, wird fast immer der Wert 9 oder 10 genannt.
Ein besonders häufig auftretender Nervenschmerz im Gesicht ist die Trigeminusneuralgie. Die Schädigung oder Reizung besteht dabei beim Nervus trigeminus , einem Hirnnerv, welcher für die Sensibilität im Gesicht verantwortlich ist. Auch die Schmerzempfindungen werden über diesen Nerv geleitet. Die Nervenschmerzen werden von den Patienten als attackenartig und extrem intensiv beschrieben.

Die Behandlung einer Trigeminusneuralgie gestaltet sich schwierig, da herkömmliche Schmerzmedikamente kaum oder keine Wirkung zeigen. Deswegen wird häufig auf das Krampfmittel Carbamazepin zurückgegriffen, welches auch in der medikamentösen Therapie von Epilepsie zum Einsatz kommt. Das Mittel senkt die Reizschwelle für Schmerzempfindungen und wirkt somit vorbeugend. Bei der operativen Behandlung von Neuralgien im Gesicht, bei der Teile der verursachenden Nerven durchtrennt werden, besteht ein hohes Risiko für Folgeschäden. Oftmals bleiben lebenslängliche Empfindungsstörungen im Gesicht zurück. Jedoch ist eine OP der allerletzte Ausweg und wird nur bei größtem Leidensdruck in Erwägung gezogen.

Neuralgie am Ohr

Eine Neuralgie am Ohr ist in den allermeisten Fällen eine Postzosterneuralgie. Hier kommt es nach einem Zoster oticus, also einer Herpeserkrankung am Ohr, zu anhaltenden Schmerzen. Die Art der Schmerzen und Dauer der Attacken ähnelt jenen der anderen Neuralgie-Formen: Wiederkehrende, Sekunden bis Minuten lange Perioden heftigsten, einschießenden Schmerzes. Darüber hinaus kann sich auch eine Trigeminusneuralgie überwiegend am Ohr äußern, wenn die zum Ohr führenden Äste des Trigeminus-Nerven betroffen sind.

Neuralgische Schmerzen im Ohr können schließlich auch im Rahmen einer Okzipitalneuralgie auftreten. Dabei ist der Okzipitalnerv, also der Nerv für den Hinterkopf, der Übeltäter. Das Ohr kann dann mitbetroffen sein, da einige Äste des Nervs ins Ohr ziehen und Schmerzinformationen aus dem Ohr ins Gehirn leiten. Auch hier kommt es immer wieder zu heftigen Schmerzattacken von einigen Sekunden bis mehreren Minuten Länge.

Neuralgie am Kiefer

Eine Neuralgie am Kiefer basiert auf einer Schädigung der im Kiefer, zu den Zähnen verlaufenden Nervenbahnen. Diese kann etwa durch Karies, Entzündungen oder andere Zahnerkrankungen ausgelöst werden, aber auch die Folge einer Zahnbehandlung sein.

Die Neuralgie äußert sich in Form von einschießenden Schmerzen, die vom Zahn aus in den Gaumen und in den Kiefer ausstrahlen. Ausgelöst werden die Schmerzattacken in der Regel durch Kauen, Kälte oder Wärme. Sollten bei Ihnen derartige Beschwerden bestehen, ist eine möglichst baldige zahnärztliche Untersuchung dringend anzuraten. Zu langes Zögern kann nämlich ein Fortschreiten des Prozesses nach sich ziehen, was unbedingt verhindert werden sollte. Auch die dauerhafte Einnahme von Schmerzmitteln kann den Zahnarztbesuch nicht ersetzen. Dadurch wird erstens die Ursache nicht beseitigt, sondern nur die Symptome unterdrückt und zweitens kann eine längerfristige Schmerzmitteleinnahme erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen, wie z.B Magengeschwüre.

Auch die Trigeminusneuralgie äußert sich mitunter in Form von neuralgischen Schmerzen am Kiefer. Dies ist dann der Fall, wenn Äste des Trigeminus-Nervs betroffen sind, die in der Haut über dem Kiefer verlaufen.

Neuralgie an den Zähnen

Die Oberfläche der Zähne ist nicht mit Nerven ausgestattet und daher auch nicht schmerzempfindlich. Doch zum Leidwesen vieler Betroffenen gilt das nicht für das Zahnmark (Zahnpulpa) und den Zahnhals. Bildet sich also in diesen inneren Anteilen des Zahns eine Entzündung oder dringt eine Karies-Erkrankung bis zum Zahnmark vor, werden die dort verlaufenden Nerven direkt gereizt. Auf diese Weise entstehen die typischen, extrem unangenehmen Neuralgie-Schmerzen, die von den meisten Betroffenen als „einschießend“ und sehr heftig beschrieben werden.

Wenn Sie derartige Beschwerden an den Zähnen verspüren, sollten Sie nicht warten und baldmöglichst einen Zahnarzt aufsuchen. Die Beschwerden sind nämlich aus oben beschriebenen Gründen ein Zeichen dafür, dass die Erkrankung schon bis ins Innere des Zahns vorgedrungen ist und umgehender Behandlung bedarf.

Was ist eine Trigeminusneuralgie?

Die Trigeminusneuralgie ist eine der häufigsten Formen einer Neuralgie. Bei diesem Krankheitsbild ist der Trigeminus-Nerv betroffen, dessen zahlreiche Äste die Haut des Gesichts „sensibel versorgen“, wie der Fachmann sagt. Damit ist gemeint, dass sämtliche sensorischen Informationen aus der Gesichtshaut, also Informationen über Berührung, Temperatur, aber eben auch Schmerz, über diesen Nerv ins Gehirn geleitet werden.

Ursächlich für die Trigeminusneuralgie kann ein zu enger Kontakt zwischen Nerv und Blutgefäßen sein: Durch die vom Herz erzeugte sich, rhythmisch wiederholende Ausdehnung des Gefäßes kommt es mit der Zeit zu einem Abbau der den Nerven umgebenden Nervenscheide. Dadurch wird der Nerv unangemessen empfindlich und sendet heftige Schmerzsignale ins Gehirn, obwohl eigentlich gar kein Anlass dazu vorliegt.

Typisch ist daher die Auslösung der Schmerzattacken durch Gesichtsbewegungen wie z.B. Kauen. Da das Gesicht ständig in Bewegung ist, wie etwa beim Reden oder Lächeln, stellt eine Trigeminusneuralgie mit ihren einschießenden, heftigen Schmerzattacken oft eine hohe psychosoziale Belastung für die Betroffenen dar, was zu Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck oder Depression führen kann.

Zur Therapie stehen konservative (Medikamente wie Carbamazepin) und operative (Einlage einer Teflon-Schicht zwischen Gefäß und Nerv) Optionen zur Verfügung.

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Neuralgie am Kopf oder an der Kopfhaut

Eine Neuralgie am Kopf oder der Kopfhaut gehen bei den Betroffen häufig mit einen enormen Leidensdruck einher. Kleinste Bewegungen oder Berührungen des Kopfes lösen stärkste Schmerzen aus. Das Kämmen der Haare, das Bewegen des Gesichts oder sogar das Überstreifen eines Kleidungsstücks wird zur reinsten Tortur.

Die Ursache sind gereizte oder geschädigte Nerven. Dabei können die Hintergründe mehr oder weniger schwerwiegend und demzufolge besser oder weniger gut behandelbar sein. Ein starker Kältereiz oder eine zu eng sitzende Kopfbedeckung sind Ursachen für schmerzhafte Nervenirritationen, die schnell behoben werden können.

Richtige Erkrankungen, die eine deutlich aufwendigere Behandlung erfordern und meist mit einem langwierigen Krankheitsverlauf verbunden sind, sind spezielle Neuralgien wie die Trigeminus- oder die Okzipitalneuralgie sowie die Gürtelrose .

Die Trigeminusneuralgie tritt im Gesicht und an der Stirn auf, die Okzipitalneuralgie bezieht sich auf Nervenschmerzen am Hinterkopf. Beide Erkrankungen sind oftmals unbekannter Ursache, da die Nervenschädigung an sich oder aber der Grund dafür nicht gefunden werden kann. Die Therapieansätze sind vielseitig und reichen von schulmedizinischen Maßnahmen bis hin zur Alternativmedizin. Bei manchen Patienten hilft Akupunktur, bei anderen Betroffenen wird durch eine medikamentöse Einstellung eine Verbesserung der Symptomatik erzielt.

Gürtelrose tritt normalerweise gürtelförmig am Rumpf von Personen auf, die bereits einmal in ihrem Leben Windpocken hatten und bei denen der verantwortliche Virus erneut ausbricht. Der Virus lässt sich nach Erstinfektion in einem Nervenknoten nieder und verbleibt dort lebenslänglich. Sitzt der Virus in einem Nervenknoten im Kopf, kann auch die Kopfhaut von dem Ausschlag und der Neuralgie betroffen sein, die der Virus charakteristischer Weise auslöst. Eine Gürtelrose kann nur symptomatisch therapiert werden. Linderung verschaffen vor allem Medikamente gegen Epilepsie wie Carbamazepin, weil diese die Erregbarkeit der Nerven herabsetzen und starke Schmerzmittel. Zu diesen zählen Opioide wie Tramadol und Oxycodon, die jedoch ein gewisses Abhängigkeitspotenzial besitzen und deshalb nur behutsam eingenommen werden sollten.

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Neuralgie am Hinterkopf

Neuralgie-artige Schmerzen am Hinterkopf sind meist Folge einer Okzipitalis-Neuralgie. Dabei sind Okzipital-Nerven betroffen, die für die Weiterleitung von Schmerzsignalen aus der Haut des Hinterkopfs ins Gehirn zuständig sind. Die einschießenden Schmerzattacken werden bei vielen Betroffenen vor allem durch das Drehen des Kopfes ausgelöst.

Ursache für die Schädigung des Nervs kann beispielsweise ein Sturz auf den Hinterkopf sein oder auch eine Verspannung der Nackenmuskulatur. Häufig lässt sich aber keine spezielle Ursache feststellen.
Die Behandlung umfasst im Wesentlichen Schmerzmedikamente und Carbamazepin sowie Physiotherapie und Massagen zur Lockerung möglicher Nackenverspannungen. In seltenen Fällen, in denen ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule die Ursache ist, kann auch eine OP in Betracht kommen.

Meralgia parästhetica

Dieser umständliche Fachbegriff beschreibt die Beschwerden, die durch eine Kompression desjenigen Nervens entstehen, der für die Weiterleitung der Schmerz- und Berührungsinformationen aus dem seitlichen Oberschenkel zuständig ist. Der Nerv verläuft nämlich auf seinem Weg von der Oberschenkelhaut zum Rückenmark unter anderem unter dem Leistenband durch, wo eine erhöhte Gefahr für eine Einklemmung des Nervens besteht. Als Risikofaktoren für ein derartiges sogenanntes Engpasssyndrom gelten Übergewicht, Diabetes Mellitus, Berufe mit überwiegend stehender Tätigkeit sowie intensives Krafttraining der Oberschenkel- und Hüftmuskeln.

Typisch für eine Meralgia parästhetica sind brennende Nervenschmerzen und Kribbelempfindungen am seitlichen Oberschenkel, die sich häufig bei Beugung im Hüftgelenk (also Anheben des Beins) bessern. In fortgeschritteneren Stadien kann auch Taubheitsempfindungen hinzukommen, andererseits kann Berührung so schmerzhaft werden, dass sogar das Tragen von Hosen als extrem unangenehm empfunden wird. Bei der Therapie der Meralgia parästhetica ist die Beseitigung der Risikofaktoren von großer Bedeutung, außerdem kommen Schmerzmedikamente zum Einsatz.

Darüber hinaus kann der Nerv auch durch das Einspritzen von lokalen Betäubungsmitteln und Glukokortikoiden (Cortison) ruhiggestellt werden. Bringen all diese Maßnahmen keine zufriedenstellende Verbesserung, kann eine operative Dekompression des Nervens erwogen werden.

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Intercostalneuralgie / Zwischenrippenneuralgie

Zwischen den Rippen verlaufen Nerven, die als Intercostalnerven bezeichnet werden. Auch diese Nerven können geschädigt werden und eine Neuralgie auslösen, eine Intercostalneuralgie.
Die gürtelförmigen Schmerzen sind hierbei charakteristischer Weise im Brust- oder Rückenbereich (Nervenschmerzen im Rücken) und sind von anhaltender Form. Durch Druckerhöhungen im Brustkorb, z.B. durch Husten, werden die Schmerzen attackenartig verstärkt und von Patienten als sehr intensiv beschrieben. Durch die Lokalisation am Brustkorb, welche von vielen Menschen mit Problemen des Herzens oder der Lunge assoziiert werden, treten häufig zusätzlich Atembeschwerden und Angstattacken auf. Es kann auch zu Empfindungsstörungen im Versorgungsbereich des Nervs kommen.

Die Intercostalneuralgie ist mehr ein Symptom, als eine eigene Erkrankung. Bei vielen verschiedenen Krankheiten der Wirbelsäule, der Rippenknochen, des Rippenfells oder der Lunge kann es zu einer solchen Neuralgie kommen. Auch im Rahmen einer Gürtelrose besteht die Möglichkeit, dass sich eine Intercostalneuralgie entwickelt. In seltenen Fällen werden die Nervenschmerzen durch Rückenmarkserkrankungen, durch Aortenverengung oder durch Tumore ausgelöst.

Bei der Diagnostik muss darauf geachtet werden, dass keine andere Krankheit als Intercostalneuralgie fehlgedeutet wird. So können Probleme mit dem Herz, Magen, der Leber oder Gallenblase ebenfalls eine ähnliche Schmerzsymptomatik auslösen.

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Neuralgie an Rücken

Verschiedene Erkrankungen können zu nervenbedingten Schmerzen am Rücken führen.
Dazu zählen zunächst degenerative (verschleißbedingte) Veränderungen der Wirbelsäule oder Bandscheibenvorfälle. Beide können zur Folge haben, dass Rückenmark oder die Nervenwurzeln quasi eingeklemmt und auf diese Weise geschädigt werden.
Neben den neuralgischen Schmerzen bestehen dann häufig auch neurologische Funktionseinschränkungen (z.B. Taubheitsgefühle, Störungen der Bewegungs-koordination).
Eine weitere mögliche Ursache stellt die Gürtelrose, bzw. der sogenannte Herpes zoster dar. Dabei kommt es, meist infolge einer Schwächung des Immunsystems z.B. durch einen grippalen Infekt, zu einer Reaktivierung von Herpesviren, die sich dann entlang eines Rückennervens ausbreiten. Hier werden die neuralgischen Schmerzen meist von einem bläschenförmigen Ausschlag am Rumpf begleitet.

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Neuralgie im Genitalbereich

Wird der N. genitofemoralis beim Mann geschädigt oder gereizt, treten attackenartige, einschießende Schmerzen in seinem Innervationsgebiet. Daraus resultieren anfallsartige Schmerzen an der Leiste und im Hodensack.

Möchten Sie mehr zu diesem Thema erfahren? Ausführliche Informationen hierzu lesen Sie unter: Spermaticus-Neuralgie 

Neuralgie in den Füßen

Ein schmerzender Fuß stellt eine große Belastung für die betroffene Person dar und wird in der Regel durch Verletzungen unterschiedlicher Art ausgelöst.
Die Schmerzen können jedoch auch eine nervale Ursache haben. Da diese Schmerzform in vielen Fällen nur bedingt durch klassische Schmerzmedikamente zu lindern ist, sollte die Ursache für die Nervenschädigung als erstes behandelt werden.

Die häufigste Ursache für Nervenschmerzen im Fuß ist die diabetische Neuropathie. Durch einen langjährig bestehenden Diabetes mellitus, wie ihn viele ältere und übergewichtige Menschen haben, kommt es zuerst zu einer Schädigung der Gefäße in den außenliegenden Körperabschnitten. Einerseits tragen die Nerven durch die folgende Minderversorgung Schaden davon, der dann Schmerzen auslöst, andererseits verursacht der erhöhte Blutzuckerspiegel an sich ebenfalls einen Schaden. Im Fuß werden Nervenverletzungen oder Irritationen auch oft durch Quetschungen ausgelöst. Diese entstehen beispielsweise durch das Tragen enger Schuhe oder durch unnatürliche Fußstellungen, also durch das Tragen von High Heels. Das ist auch der Grund, warum besonders häufig junge Frauen von einem solchen Schmerzsyndrom geplagt werden. Ein flaches Schuhmodell mit genug Freiheit kann bereits zu einer Linderung der Symptomatik führen, wobei der Nerv Zeit braucht, sich zu erholen.
Die Neuralgie kann auch durch ein sogenanntes Tarsaltunnelsyndrom ausgelöst werden. Dabei handelt es sich um Syndrom dass durch eine Kompression bzw. Einengung bestimmter Nerven im Bein hervorgerufen wird.

Eine weitere häufiger vorkommende Neuralgie-Form ist die Morton-Neuralgie. Betroffene berichten zu Beginn meist von Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln oder einem Einschlafen der Füße und insbesondere der Zehen. Später kommen dann wiederkehrende, einschießende und teilweise bis ins Bein ausstrahlende Schmerzen hinzu. Der Entstehungsmechanismus dieser Erkrankung beruht auf einer Kompression der Fußsohlennerven zwischen den Köpfchen der Mittelfußknochen. Mit der Zeit kann es durch diese Belastung des Nervens zur Neubildung von Bindegewebe um den Nerven herum kommen, welches den Nerven schützen soll. Dies ist zwar „gut gemeint“, führt letztlich aber fast immer zu einer zusätzlichen Einklemmung des Nervens. Die Diagnose lässt sich meist schon anhand der geschilderten Beschwerden und der körperlichen Untersuchung relativ sicher stellen und wird durch Ultraschall- oder MRT-Untersuchung bestätigt.

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Postzosterneuralgie

Bei einer Gürtelrose (Herpes zoster) kommt es, meist infolge einer Schwächung des Immunsystems etwa im Rahmen eines grippalen Infekts, zu einer Reaktivierung von Herpesviren, die dann einen Rückenmarksnerv befallen. Zwar verschwindet der typische Hautausschlag am Rumpf bei adäquater Behandlung meist innerhalb von 2-3 Wochen, doch bleiben die charakteristischen  Schmerzen bei manchen Betroffenen (ca. 10-20%) noch monatelang danach bestehen. Diese Beschwerden basieren auf einer Schädigung des Nervens durch die Herpesviren und werden als Postzosterneuralgie bezeichnet.
Sie äußert sich bei den meisten Betroffenen durch einen brennenden Dauerschmerz, der durch wiederkehrende einschießende, elektrisierende Schmerzattacken ergänzt wird.

Die Therapie einer Postzosterneuralgie erfolgt in der Regel in medikamentöser Form. Bewährt haben sich Antidepressiva wie Amitriptylin oder Antikonvulsiva wie Gabapentin, auch Pregabalin wird häufig erfolgreich eingesetzt. Ergänzend können schmerzlindernde Gels mit lokal betäubenden Wirkstoffen (v.a. Lidocain) angewendet werden. Die beste Therapie besteht aber, wie so oft, in der Vorbeugung: So kann eine frühzeitige und adäquate Behandlung der Gürtelrose das Risiko für die Entstehung einer Postzosterneuralgie erheblich senken. 

Lesen Sie mehr dazu auf der Hauptseite zur Gürtelrose

Gibt es auch eine psychosomatische Neuralgie?

Diese Frage kann mit einem  „Jein“ beantwortet werden. Eine Neuralgie beschreibt im engeren Sinne eigentlich eine Erkrankung, bei der es durch eine Schädigung eines Nervens zu charakteristischen Schmerzattacken kommt. Folglich kann es nach dieser Definition keine psychosomatischen Neuralgien geben.
Nichtsdestotrotz existieren psychosomatische Erkrankungen, bei denen es zu attackenartigen, einschießenden Schmerzen kommt, die kaum von denen einer „echten“ Neuralgie zu unterscheiden sind. Aus diesem Grund ist es nicht völlig falsch, von einer psychosomatischen Neuralgie zu sprechen.
Von Bedeutung ist die Unterscheidung aber für die Behandlung: Bei psychosomatischen Neuralgien spielen nämlich das Erlernen von Entspannungstechniken und die Psychotherapie eine wichtige Rolle, was bei organischen Neuralgien (d.h. wenn ein klar nachweisbarer Auslöser wie z.B. ein Bandscheibenvorfall vorliegt) nicht der Fall ist.

Was ist der Unterschied zwischen einer Neuralgie und einer Neuritis?

Auch wenn die begriffe Neuralgie und Neuritis teilweise synonym gebraucht werden, bestehen doch einige Unterschiede hinsichtlich ihrer Bedeutung. Neuritis ist zunächst einmal nur der Fachbegriff für eine Nervenentzündung. Sie äußert sich in der Regel durch länger anhaltende, ziehende, an- und abschwellende Schmerzen.

Eine Neuralgie hingegen beschreibt eine Erkrankung, bei der es durch eine Schädigung bzw. Reizung eines Nervens zu Nervenschmerzen kommt. Da zu den möglichen Ursachen der Nervenschädigung neben mechanischen Irritationen auch eine Entzündung zählt, kann die Neuralgie also Folge einer Neuritis sein. 

In der Regel aber äußern sich Neuralgien im Gegensatz zur Neuritis eher in Form wiederkehrender, einschießender Schmerzattacken von einigen Sekunden bis wenigen Minuten Dauer.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Dauer einer Nervenentzündung - Das sollten Sie beachten!

Therapie

Bevor eine Therapiemaßnahme ausgewählt werden kann, sollte eine umfangreiche Diagnostik stattfinden, um andere Erkrankungen auszuschließen, sowie den betroffenen Nerv ausfindig zu machen.

Die Behandlung von Neuralgien führt nicht bei allen Betroffenen zu einer Schmerzfreiheit. Von der Deutschen Schmerzgesellschaft wurden bestimmte Therapieziele erarbeitet, die die Behandlung lenken sollen. So sollen die Schmerzen um 30 bis 50 % gesenkt, die Lebens- und Schlafqualität verbessert und die Teilnahme am beruflichen und sozialen Leben gesichert werden. Bevor eine Therapie begonnen wird, sollte der Patient zunächst seine Lebensweise umstellen, auf Alkohol und Zigaretten weitgehend verzichten, sich genug Ruhe gönnen und Stress sowie Erkrankungen vermeiden.

Eine Möglichkeit der Behandlung von Nervenschmerzen besteht in einer medikamentösen Einstellung. Hierbei werden verschiedene Schmerzmittel, Medikamente gegen Depressionen Antidepressiva und Epilepsie-Medikamente sogenannte Antikonvulsiva eingesetzt.
Starke Schmerzmittel wie etwa Morphin, werden bei anfallsartigen Schmerzen verwendet. Der Einsatz der Antidepressiva und der Antikonvulsiva ist deswegen sinnvoll, weil sie an verschiedenen Stellen bei der Schmerzentstehung eingreifen. Antikonvulsiva verringern die Erregbarkeit der Nerven und senken somit die Schmerzschwelle, Antidepressiva nehmen auf die Schmerzverarbeitung Einfluss. Oftmals ist eine Kombination der verschiedenen Medikamentengruppen am sinnvollsten.

Andere Behandlungsansätze sind Physiotherapie und Osteopathie, die am Bewegungsapparat ansetzen und versuchen, Verspannungen oder Fehlhaltungen zu lösen. Somit kann die Irritation des betroffenen Nervs aufgehoben und die Schmerzen gelindert werden.
Auch alternativmedizinische Verfahren haben in der Therapie von Nervenschmerzen viele Anhänger. So setzen manche Ärzte Akupunktur oder Homöopathie, um die Ursachen der Neuralgie oder die Schmerzen selbst zu behandeln. Besonders die Akupunktur kann Verspannungen, die den Nerv reizen, lösen.

In den seltensten Fällen ist eine operative Behandlung der Neuralgie notwendig oder überhaupt möglich. Die Durchtrennung oder Bestrahlung von Nerven ist heikel, da alle Funktionen des behandelten Nervens verloren gehen können. Lediglich bei der Trigeminusneuralgie wird eine OP vergleichsweise häufig angewendet, da der Leidendruck des Patienten gerade noch mit den Operationsfolgen zu vereinbaren ist.

Homöopathie bei einer Neuralgie

Auch aus der Sicht erfahrener Homöopathen muss eine Neuralgie primär durch einen Arzt behandelt werden. Dieser kann jedoch die homöopathischen Naturheilmittel als unterstützendes Therapieelement einsetzen.

Ein pflanzliches Heilmittel, das sich auch schon in der Therapie von leichten Depressionen bewährt hat, ist Johanniskraut. Dieses wird in Form einer Kapsel eingenommen oder als Öl auf die schmerzenden Stellen aufgetragen. Andere pflanzliche Heilmittel, die bei Neuralgien eingesetzt werden können, sind Cantharis (Spanische Fliege) und Cedron (Bittereschengewächs).

Bei einer Trigeminusneuralgie sollen Cyclamen (Alpenveilchen) und Verbascum (Königskerze) Abhilfe schaffen. Bestimmten Schüssler Salzen ist wird ebenfalls eine heilende Wirkung bei Neuralgien nachgesagt. Dies betrifft das Salz Calcium phosphoricum (Nr. 2) und Ferrum Phosphoricum (Nr. 3), das Salz Kalium phosphoricum (Nr. 5), sowie die Salze Magnesium phosphoricum (Nr. 7) und Silcea (Nr. 11).
Von vielen Homöopathen werden neben pflanzlichen Heilmitteln verschiedene Entspannungstechniken empfohlen, da Patienten mit einer Neuralgie oftmals unter Stress leiden. Möglichkeiten sind hierbei Yoga, Autogenes Training oder Meditation.

Die Baunscheidttherapie wird im Rahmen der Behandlung einer Neuralgie häufig genannt, ist jedoch aus schulmedizinischer Sicht nicht zu empfehlen. Bei dieser Therapieform werden in die Haut mit Nadeln kleinste Wunden gestochen, auf die anschließend verschiedene Öle und Lösungen aufgetragen werden. Die Haut und das umliegende Gewebe soll somit verstärkt durchblutet werden, bietet jedoch durch die Wunden vielen Keimen die Möglichkeit einzudringen und Infektionen zu verursachen.

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Diagnose

Bis die Diagnose Neuralgie gestellt wird, durchläuft der Patient häufig erst verschiedenste Mittel der Diagnostik. Es werden zunächst alle anderen Ursachen ausgeschlossen, die für einen Schmerz im betreffenden Gebiet verantwortlich sein könnten. Dazu werden sowohl neurologisch-körperliche Untersuchungen, als auch bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT durchgeführt.

Die Sensibilität und Muskelkraft, die Reflexe und das Schmerzempfinden werden getestet. Letzteres wird mit Hilfe von Fragebögen und Zeichnungen versucht, wobei eine objektivierbare Einschätzung kompliziert ist. Erschwerend kommt nämlich hinzu, dass das Ausmaß einer krankhaften Veränderung nicht mit dem subjektiven Schmerzempfinden eines Patienten korrelieren muss.

Schmerz ist eine Empfindung, die viel durch die Erfahrungen und die Persönlichkeit jedes Patienten beeinflusst wird. Eine Neuralgie kann nicht wie ein Knochenbruch diagnostiziert werden. Es kommen hier viele verschiedene Faktoren zusammen, die allerdings in gesamtheitlicher Kombination ein relativ sicheres Bild ergeben. Durch zielgerichtete Untersuchungen kann deswegen auch bei einer diagnostisch komplizierten Neuralgie der richtige Behandlungsweg eingeschlagen werden.

Welche Symptome treten im Rahmen einer Neuralgie auf?

Eine Neuralgie ist durch eine charakteristische Schmerzsymptomatik gekennzeichnet. Die Schmerzen treten nur im Versorgungsgebiet des betroffenen Nervs auf und werden ebenfalls von diesem ausgelöst.

Die Schmerzsymptomatik kann in Form von Dauerschmerzen oder anfallsartig auftreten und wird häufig durch Missempfindungen und Druckempfindlichkeit umliegender Muskeln begleitet.
Besonders typisch sind Hyperästhesien, also eine übermäßige Schmerzempfindlichkeit, und in seltenen Fällen auch eine Allodynie. Dies bezeichnet die Wahrnehmung von Schmerzen bei nicht-schmerzhaften Reizen wie z.B einer Berührung.
Die Form, mit der der Schmerz bei einer Neuralgie auftritt, wird durch verschiedenste Patienten in der Regel ähnlich beschrieben. Die Betroffenen berichten als erstes von einem unnatürlich starken Schmerzerleben, wie es noch niemals aufgetreten ist. Der medizinische Ausdruck „Vernichtungsschmerz“ wird häufig als Synonym für diesen schlimmstmöglichen Schmerzreiz verwendet.
Bestehen die Symptome vorrangig aus Dauerschmerzen, werden diese in vielen Fällen als brennend oder bohrend wahrgenommen.
Von Schmerzspitzen wird eher bei anfallsartigen Nervenschmerzen berichtet. Diese plötzlich einsetzenden Schmerzattacken werden als elektrisierend und stechend beschrieben. Die Patienten werden von den Schmerzen überrumpelt und sind im Moment des schwersten Schmerzerlebens häufig unfähig, irgendetwas anderes zu tun.

Durch die primäre Schmerzsymptomatik können Nebensymptome auftreten. Diese werden nicht durch die Neuralgie verursacht, sondern im Rahmen der Erkrankung vermehrt ausgebildet. Klassische Nebensymptome sind Konzentrationsstörungen und Müdigkeit.
Durch die Schmerzen, die auch in der Nacht auftreten können, bekommt der Körper nicht die Ruhe, die er braucht. Einerseits verursacht das eine dauerhafte Müdigkeit der Patienten, andererseits werden die Konzentrationsschwierigkeiten, welche sowieso schon durch die starken Schmerzen bestehen, verschlimmert. Ein weiteres, oftmals schwerwiegendes Nebensymptom, ist die Depression. Durch den dauerhaften Leidensdruck und die verminderte Lebensqualität, welche oftmals durch die Schmerzsymptomatik verursacht wird, können die Betroffenen in eine depressive Episode geraten, die unbedingt beobachtet und behandelt werden sollte.

Weitere Informationen

Weitere Informationen Zum Thema Neuralgie finden Sie unter:

Eine Übersicht aller bisher erschienenen Themen der Neurologie finden Sie unter Neurologie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.01.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024