Eine Neuralgie beschreibt einen attackenartigen, einschießenden Schmerz im Gebiet eines einzelnen Nervens. Mit „Spermaticus“ ist in diesem Fall der männliche Samenstrang gemeint, der in Fachkreisen als „Fasciculus spermaticus“ bezeichnet wird.
Eine Neuralgie beschreibt einen attackenartigen, einschießenden Schmerz im Gebiet eines einzelnen Nervens. Mit „Spermaticus“ ist in diesem Fall der männliche Samenstrang gemeint, der in Fachkreisen als „Fasciculus spermaticus“ bezeichnet wird. In diesem Samenstrang verläuft ein Nerv, der Nervus genitofemoralis.
Dieser ist zuständig für Hautempfindungen in der Leistenregion sowie am Hodensack.
Verantwortlich für die Beschwerden bei einer Spermaticus-Neuralgie sind Schädigungen oder Reizungen an diesem Nerv, weshalb die korrektere Bezeichnung eigentlich „Genitofemoralis-Neuralgie“ wäre. Entsprechend der vorherigen Überlegungen beschreibt der Begriff Spermaticus-Neuralgie also anfallsartige Schmerzen an Leiste und Hodensack.
Vor der Spermaticus-Neuralgie sind auch Frauen nicht gefeit, denn sie besitzen zwar keinen Samenstrang, aber doch einen Nervus genitofemoralis. Bei ihnen treten die Schmerzen in der Leiste und den großen Schamlippen auf.
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Prinzipiell kann jede Art von Schädigung des Nervus genitofemoralis zu einer Spermaticus-Neuralgie führen.
Entsprechend können sich in seltenen Fällen auch entzündliche Nervenerkrankungen wie das Guillain-Barré-Syndrom in Form einer Spermaticus-Neuralgie äußern.
Häufiger sind es aber Tumoren oder Abszesse (abgekapselte Eiteransammlung), die den Nerven angreifen. Darüber hinaus kann der Nerv auch bei Operationen an Leistenbrüchen verletzt werden. In diesem Fall spricht man von einer iatrogenen (vom Arzt hervorgerufenen) Spermaticus-Neuralgie.
Häufig kann jedoch keine klare Ursache für die Erkrankung identifiziert werden, was die Therapie erheblich erschwert.
Informieren Sie sich über: Tumorerkrankungen
Die Diagnose einer Spermaticus-Neuralgie wird vom Arzt anhand der Schilderungen des Patienten gestellt. Eine spezifische Methode zur Untersuchung des Nervus genitofemoralis gibt es aktuell nicht, dies ist aufgrund der recht eindeutigen Symptomatik der Erkrankung in der Regel aber auch nicht notwendig.
Dennoch sollte die Diagnose einer Spermaticus-Neuralgie apparative Untersuchungen nach sich ziehen, die vor allem darauf abzielen, einen Abszess oder Tumor als mögliche Ursache zu entdecken.
Dazu eignet sich zunächst eine Ultraschall-Untersuchung und ergänzend ggfs. bildgebende Verfahren wie eine Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT).
Ausführliche Informationen zu diesem Thema erfahren Sie unter: Ultraschall des Hodens
Die Spermaticus-Neuralgie äußert sich in der Regel durch attackenartig auftretende, einschießende Schmerzen in der Leiste und dem Hodensack bzw. bei den seltener betroffenen Frauen in Leiste und großen Schamlippen. Darüber hinaus ist bei Männern mit Spermaticus-Neuralgie häufig der sogenannte Kremaster-Reflex abgeschwächt oder gänzlich ausgefallen.
Dies kann überprüft werden durch sanftes Bestreichen der Haut der Oberschenkelinnenseite: Beim Gesunden führt dies zu einer Hebung des gleichseitigen Hodens durch den Musculus Cremaster (daher der Name des Reflexes) in Richtung Bauch, was sich gewissermaßen als Schutzmaßnahme interpretieren lässt.
Bei Patienten mit Spermaticus-Neuralgie zeigt sich keine oder nur eine sehr schwach ausgeprägte Reaktion. Da das Ausmaß der Reaktion für den Laien schwer einzuordnen ist, sollten Sie die Beurteilung einem Mediziner überlassen.
Lesen Sie mehr zu dem Thema: Kremaster-Reflex
Liegt der Spermaticus-Neuralgie eine klar definierbare Ursache (z.B. Tumor oder Abszess) zugrunde, so steht deren Beseitigung im Zentrum der Therapie. Ein Tumor wird in den meisten Fällen operativ entfernt, während die meisten Abszesse durch gezielte Punktion (Anstechen) nach außen hin entleert werden können.
Führt dies zu keiner vollständigen Beschwerdefreiheit oder ist erst gar keine derartige Ursache entdeckt worden, kann der Versuch unternommen werden, durch regelmäßiges Einspritzen von Lokalanästhetika (lokale Betäubungsmittel) eine Besserung zu erzielen.
Alternativ können Carbamazepin oder Baclofen zum Einsatz kommen, die als bewährte Mittel zur Behandlung von Nervenschmerzen unterschiedlicher Ursache gelten.
Hier erfahren Sie mehr zum Thema: Carbamazepin
Die Dauer einer Spermaticus-Neuralgie gestaltet sich individuell sehr unterschiedlich. Bei klar umschriebenen Ursachen (z.B. Tumor oder Abszess) kann durch deren Beseitigung häufig eine umgehende Besserung und baldige Beschwerdefreiheit erzielt werden.
Kann hingegen keine Ursache identifiziert werden, wird meist zunächst eine Lokalanästhetika-Therapie in Angriff genommen. Die lokalen Betäubungsmittel lassen zwar direkt nach ihrer Einspritzung den Schmerz zuverlässig verschwinden, häufig kommt dieser jedoch wieder, wenn die Wirkung der Mittel nachlässt.
Ist dies der Fall, können alternativ Baclofen oder Carbamazepin angewendet werden, deren optimale Dosis allerdings auch häufig erst nach einigen Nachjustierungen gefunden wird. Auf diese Weise kann es mitunter einige Wochen bis mehrere Monate dauern, bis Arzt und Patient die Spermaticus-Neuralgie nachhaltig in den Griff bekommen und bestenfalls sogar komplett vergessen lassen können.
Die Prognose einer Spermaticus-Neuralgie ist stark abhängig davon, ob eine Ursache für die Nervenschädigung des Nervus genitofemoralis gefunden werden konnte.
Handelt es sich dabei um einen Abszess, so kann dieser meist relativ problemlos per Nadelpunktion entlastet werden und die Beschwerden verschwinden in der Regel umgehend und nachhaltig.
Liegt ein Tumor der Spermaticus-Neuralgie zugrunde, erzielt dessen Entfernung meist effektiv eine Linderung der Schmerzsymptomatik. Doch die langfristige allgemeine Prognose ist dann selbstverständlich in höchstem Maße abhängig vom Stadium des Tumors und der Frage, ob der Tumor gut- oder bösartig ist und ob er bereits Metastasen (Streugeschwüre) gebildet hat.
Kann hingegen keine eindeutige Ursache für die Spermaticus-Neuralgie identifiziert werden, ist die Formulierung einer Prognose noch schwieriger: Manche Betroffene probieren über Jahre hinweg mehr oder weniger erfolglos verschiedene Behandlungsmethoden und Medikamente aus, andere sind schon nach den ersten Lokalanästhetika-Injektionen dauerhaft beschwerdefrei.