Die Ursache von Schwindel entsteht durch widersprüchliche Information verschiedener Sinnesorgane an das Gehirn. Daran beteiligt sind Informationen aus den Augen, dem Gleichgewichtsorgan des Ohres und den Stellungsfühlern (Sensoren, Propriozeptoren) der Muskulatur, der Sehnen und der Gelenke. Beim Schwindel verarbeitet das Gehirn die nicht passenden Sinneseindrücke in Form des Schwindelgefühls.
Schwindel ist eines der häufigeren medizinischen Anliegen. Etwa jeder zehnte Patient beim Hausarzt klagt darüber. Die Ursachen können dagegen äußerst vielfältiger Natur sein.
Relevant ist bei der Ursachenfindung die Anamnese, wann der Schwindel auftritt und in welcher Form er sich äußert. Als Beispiel kann man zwischen Schwindel unterscheiden, der permanent oder anfallsartig auftritt, immer bei der selben Bewegung oder diffus vorkommt, sowie zwischen Drehschwindel (wie beim Karussell fahren) oder Schwankschwindel (wie auf einem Boot) unterscheiden.
Näher betrachtet werden soll hier der Schwindel, wenn er beim Hinlegen auftritt.
Schwindel, der beim Hinlegen auftritt, ist häufig gutartiger Natur. Tritt das Schwindelgefühl nur bei Änderungen der Kopfhaltung, wie eben beim Hinlegen, auf, so kann man davon ausgehen, dass die Ursache in Störfaktoren des Gleichgewichtsorgans selbst liegt. Um dies nachzuvollziehen muss man sich den Aufbau desselben ins Gedächtnis rufen:
Drei mit Flüssigkeit gefüllte Bogengänge, welche je in eine Richtungen des Raumes orientiert sind, bilden den Grundaufbau des Organs. Bei Bewegung oder Lageänderung wird die Flüssigkeit in Bewegung gesetzt und streicht an Sinneszellen vorbei, welche die Bewegung registrieren und das Signal dann ans Gehirn schicken. Wenn das Bewegungssignal beider Ohren zusammen übereinstimmt, so ergibt sich im Gehirn ein funktionierender Gleichgewichtssinn. Wird die Bewegungsrichtung allerdings zu schnell geändert oder stimmt die Information aus beiden Ohren nicht überein (oder die Bewegungsinformation der Ohren stimmt nicht mit der der Augen überein), so ist das Gehirn verwirrt und das Resultat wird als Schwindel empfunden.
Im Falle des Schwindels beim Hinlegen spricht man auch vom "Benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel". Dies bedeutet, dass abhängig von der Lagerung des Kopfes plötzlich Schwindel auftreten kann. Ursache sind kleine Steinchen (sog. Otolithen), die sich aus einem Teil des Gleichgewichtsorgans loslösen und dann bei Lageänderung des Kopfes in den Bogengängen umher kullern. Meist ist dies auch nur in einem Ohr der Fall. Dort verursachen die Steinchen falsche Bewegungssignale, die vom Gehirn nicht richtig interpretiert werden können. Es entsteht zeitweise Schwindel, welcher sich wieder legt wenn der Kopf stillgehalten wird oder die Steinchen aus den Bogengängen verschwinden.
Im Gegensatz dazu steht Schwindel, der permanent besteht oder aus heiterem Himmel kommt. Dabei muss die Ursache weniger im Gleichgewichtsorgan selbst, als an dem Nerv gesucht werden, der von dort zum Gehirn zieht. Eine permanente oder unvorhersehbare Störung des Gleichgewichts muss eher mit Irritationen des Nervs in Verbindung gebracht werden. Ursache dessen können beispielsweise Entzündungen des Nervs sein oder Tumore, welche auf den Nerv drücken. Dies sind dann ernst zu nehmende Erkrankungen, obgleich der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel für Patienten ebenfalls unangenehm sein kann.
Weitere Informationen finden Sie unter: Ursachen von Schwindel
Die häufigste Ursache für Schwindel beim Hinlegen ist der sogenannte benigne paroxysmale Lagerungsschwindel. Diese Art des Schwindels ist gutartig und hat als wichtigstes Charakteristikum, dass er in Abhängigkeit von einer Lageänderung des Kopfes oder des gesamten Körpers auftritt. Um die Erkrankung zu diagnostizieren wird üblicherweise zunächst ein Gespräch zwischen Arzt und betroffener Person angestrebt. In dieser sogenannten Anamnese werden Hinweise für den möglichen Auslöser der Beschwerden gesammelt.
Zusätzlich gibt es einen speziellen Provokationstest für den Lagerungsschwindel, die Dix-Hallpike-Lagerungsprobe. Dabei soll der Schwindel bei der betroffenen Person ausgelöst werden. Dazu wird die Person schnell hingelegt, der Arzt beobachtet daraufhin die Augen. Tritt ein sogenannter Nystagmus, also eine schnelle Hin- und Herbewegung der Augen auf, ist dies ein eindeutiges Zeichen für das Einsetzen des Schwindels.
Lesen Sie mehr zum Thema: Diagnose des Schwindels
Oftmals gehen die Symptome auch von alleine recht schnell wieder weg. Bei wiederkehrenden oder anhaltenden Problemen sollte man sich jedoch an einen Arzt wenden.
Die Therapie des Schwindels beim Hinlegen besteht in der Entfernung der Otolithen aus den Bogengängen des Gleichgewichtsorgans. Dies gelingt allerdings nicht durch Medikamente, sondern durch Lagerungsübungen. Dabei werden die Steinchen in den Bogengängen so bewegt, dass sie wieder hinaus fallen, damit sie nicht mehr stören. Hierfür gibt es zwei Manöver mit Abfolgen von gezielten Kopf- und Körperbewegungen. Das Sémont- und das Epley-Manöver. Sie werden von einem Arzt durchgeführt und können, sobald erlernt, später auch selbstständig von den Patienten zuhause ausgeführt werden.
Lesen Sie mehr zum Thema: Therapie von Schwindel
Bei Drehschwindel im Liegen kommt das homöopathische Mittel Rhus toxicodendron D12 zum Einsatz. Davon können bis zu 5 Globuli dreimal täglich eingenommen werden. Auch Kalium phosphoricum ist bei Schwindel, der durch Lageänderungen hervorgerufen wird ein wirksames Mittel, ebenso kann Belladonna in homöopathischen Dosen eingenommen werden. Tritt zusätzlich Übelkeit auf, ist man oftmals mit Nux vomica gut beraten. Ist der Schwindel beim Hinlegen durch Veränderungen des Blutdrucks ausgelöst, können die Beschwerden mit Conium macalatum gelindert werden.
Weitere Informationen finden Sie unter: Homöopathie bei Schwindel
Die Prognose des benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels ist wie der Name (benigne = gutartig) sagt, äußerst gut. Die Ursache für diesen Schwindel liegt in der Störung eines der beiden Gleichgewichtsorgane. Im Gleichgewichtsorgan befinden sich sogenannte Bogengänge, in denen sich eine Flüssigkeit bewegen kann. Bei einer Drehung des Kopfes bewegt sich diese Flüssigkeit in den Bogengängen, das Gehirn bekommt aus dem rechten und linken Gleichgewichtsorgan zusammenpassende Informationen.
Beim Lagerungsschwindel sind in einem der beiden Organe kleine Steinchen vorhanden. Diese verhindern die normale Bewegung der Flüssigkeit und produzieren dadurch nicht zueinander passende Informationen der beiden Gleichgewichtsorgane. Durch einfache Lagerungsmethoden kann diese Erkrankung therapiert werden.
Die Dauer der Beschwerden ist also in erster Linie davon abhängig, wie schnell die Diagnose gestellt wird und wie schnell die Therapie daraufhin erfolgt.
Typisch für den Schwindel beim Hinlegen sind Schwindelattacken, die etwa 30 Sekunden lang andauern. Sie treten jedoch nicht nur beim Hinlegen sondern auch bei Kopfbewegungen, beispielsweise beim Drehen des Kopfes auf. Zusätzlich klagen viele betroffene Personen über Übelkeit bis hin zum Erbrechen. Auch Kopfschmerzen können im Zusammenhang mit dem Schwindel auftreten.
Nach einer solchen Schwindelattacke wird gelegentlich auch von dem Gefühl „wie auf Watte zu laufen“ berichtet. Da die Schwindelattacken durch ein bestimmtes Bewegungsmuster, nämlich die schnelle Lageänderung oder das schnelle Drehen ausgelöst werden, kann man bei betroffenen Personen oftmals ein Vermeidungsverhalten beobachten. So drehen sie nur sehr vorsichtig und langsam den Kopf, auch das Hinlegen wird nur noch vorsichtig vorgenommen.
Übelkeit und Schwindel sind Symptome, die sehr häufig miteinander vergesellschaftet sind. Der Grund dafür ist, dass beide Gefühle im zentralen Nervensystem verarbeitet werden und die beiden betroffenen Hirnregionen sehr eng miteinander verbunden sind. So kann beispielsweise Schwindel die Ursache von Übelkeit sein und Übelkeit kann selbst wieder Schwindel verursachen.
Im Fall des Schwindels beim Hinlegen, liegt die Ursache im Gleichgewichtsorgan. Dies bringt das Gehirn derart durcheinander, dass es zu Schwindelattacken kommt. Dieser plötzlich einsetzende Drehschwindel wiederum, kann Anfälle von Übelkeit bis hin zum Erbrechen provozieren.
Lesen Sie mehr zum Thema: Schwindel mit Übelkeit- das steckt dahinter
Schwindelgefühle bei der Kopfdrehung sind ebenfalls ein Symptom des benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels (Ursache siehe oben). Kopfdrehungen lösen dieselben Bewegungen der Steinchen in den Bogengängen aus wie beim Hinlegen.
Auch Schwindel beim Hinauf- oder Hinabschauen oder Schwindel beim Bücken fallen unter die Symptome des Lagerungsschwindels. In schweren Fällen kann sogar Übelkeit bis Erbrechen hinzukommen.
Auch der Verschleiß der Halswirbelsäule kann Schwindel verursachen. Die Blutgefäße, welche das Innenohr versorgen, verlaufen durch einen Kanal entlang des Rückenmarks durch die Wirbelkörper und tauchen dann in die Schädelbasis ein.
Kommt es im Bereich der Halswirbel zu altersbedingten Veränderungen, kann es passieren, dass diese versorgenden Blutgefäße (Arteria vertebralis) abgedrückt werden. Dadurch kommt weniger Blut am Innenohr und dem Gleichgewichtsorgan an und diese Durchblutungsstörung wird vor allem als Schwindel wahrgenommen. Dieses Phänomen wird als vertebrobasiläre Insuffizienz bezeichnet.
Daneben können Symptome auftreten, wie Kopfschmerzen am Hinterkopf, Tinnitus und schlechteres Hören, Sehstörung in Form von Doppelbildern und weitere neurologische Ausfälle. Diese Symptome können allerdings auch hinweisend auf einen Schlaganfall sein, deswegen sollte bei deren Auftreten sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Schwindel beim Aufstehen ist in der Regel auch eher dem Herz-Kreislaufsystem zuzuschreiben.
Im Sitzen ist der Körper weniger aktiv. Das Herz verfällt in seinen Ruhepuls und wird wenig beansprucht. Je länger man sitzt, desto mehr beruhigt sich der Kreislauf. Steht man nun abrupt auf, so muss dieser an die neue Belastung angepasst werden. Das Herz beginnt etwas schneller und kräftiger zu schlagen, um den Körper bei seiner neuen Aktivität gut mit Blut versorgen zu können. Verzögert sich diese Anpassungsreaktion jedoch, so ist der Blutdruck kurzzeitig zu niedrig, um das Gehirn ausreichend mit Blut zu versorgen.
Dafür gibt es mehrere mögliche Gründe. Bei älteren Patienten sollte bei Schwindel beim Aufstehen die Aortenklappe des Herzens untersucht werden. Ist diese verengt, so kann das Herz nicht so viel Blut von der Herzkammer in den Körperkreislauf pumpen, da die Austrittsstelle verkleinert ist (Aortenklappenstenose). Dadurch gelangt kurzzeitig weniger Blut ins Gehirn, Schwindel bzw. Schwarz-werden vor Augen tritt auf.
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Auch ein zu langsamer Herzrhythmus (Bradykardie), der beispielsweise aufgrund einer Rhythmusstörung wie dem AV-Block auftreten kann, kann zu Schwindel bis hin zur Ohnmacht führen.
Bei jüngeren Patienten ist eher von einem Fehler in der Anpassungsreaktion des Herzkreislaufsystems bei gesteigerter Belastung auszugehen. Man spricht hierbei von orthostatischer Dysregulation. Dies kann mit einer sog. Kipptisch-Untersuchung festgestellt werden.
Lesen Sie mehr zum Thema: Schwindel und Kreislauf.
Schwindel in der Schwangerschaft hat meist andere Ursachen und nichts mit dem Gleichgewichtssystem oder dessen Nerven zu tun.
In der Schwangerschaft ist das Blutvolumen, das durch den Körper befördert werden muss in vielerlei Hinsicht verändert. Der Kreislauf des Kindes muss von dem der Mutter mitversorgt werden. Wasser aus dem Blutkreislauf wird im Körper der Mutter eingelagert und die Blutgefäße sind generell weiter gestellt. Dadurch wird die Belastung für das mütterliche Herz-Kreislaufsystem größer, das Herz der Mutter muss all diese neu hinzugekommenen Faktoren kompensieren.
Dabei kann es gelegentlich zu niedrigem Blutdruck kommen. Der niedrige Blutdruck kann dazu führen, dass dem Gehirn kurzzeitig zu wenig Blut zugeführt wird. Es entsteht Schwindel im Sinne eines momentanen "Schwarz-vor-Augen-Werdens".
Lesen Sie mehr zum Thema: Schwindel in der Schwangerschaft.