Rehabilitationssport

Rehabilitationssport

Was ist Rehabilitationssport?

Rehabilitationssport (Rehasport) stellt eine gesetzlich verankerte Ergänzungsmaßnahme im Rahmen der medizinischen Rehabilitation dar, die insbesondere der Ermöglichung nachhaltiger Teilhabe an Alltags- und Arbeitsleben dient. Diese Maßnahme ist im §64 des 9. Sozialgesetzbuches verankert. Rehasport ist ein gezieltes, ganzheitliches und durchaus sportives Training in Gruppen. Die sportliche Belastung ist an die jeweilige Leistungsfähigkeit,   Beeinträchtigung und das Alter der Teilnehmer angepasst. In der Praxis bedeutet das, dass jeder Teilnehmer entsprechend seinen Möglichkeiten mitmachen kann, ohne sich mit anderen Teilnehmern zu messen oder Befürchtungen vor negativen Auswirkungen des Trainings zu haben. Das Sportangebot wird nach den Richtlinien der  Fachverbände für Rehabilitationssport durchgeführt.

Positive Auswirkungen des Rehabilitationssports auf Körper und Geist

Informationen und Dokumentationen über die positiven Auswirkungen von GesundheitsSport sind heute in vielen Medien  präsent. Durch Sport werden nahezu alle Körperbereiche, wie Muskulatur, Knochen, Bindegewebe, Herz-Kreislaufsystem, Immunsystem und das zentrale Nervensystem positiv angesprochen.

Kraftzunahme der Muskulatur: Krafttraining  der Muskulatur stärkt die Skelettmuskulatur und  die Muskulatur der linken Herzkammer.

Kräftige Skelettmuskulatur stabilisiert die Wirbelsäule und die Extremitätengelenke und wirkt sich positiv auf die Leistungsfähigkeit in Alltag und Beruf aus. Mit  einer kräftigen Muskulatur lassen sich Alltags- und berufliche Belastungen einfacher und schmerzfreier bewerkstelligen. Der Energieumsatz in den Muskelzellen und die Sauerstoffversorgung der Muskulatur werden gesteigert, die Koordination innerhalb der Muskulatur und unter den für einen Bewegungsablauf zusammenarbeitenden Muskelgruppen verbessert sich. Natürlicher, den sitzenden Tätigkeiten und dem  Älterwerden geschuldeter Muskelabbau wird aufgehalten.

Eine starke Skelettmuskulatur beugt Stürzen vor, mildert die Auswirkungen von Verletzungen und verkürzt die Rehabilitationszeit.

Ein höherer Muskelanteil im Körper führt zu einem erhöhten Grundumsatz und unterstützt so die Gewichtsregulation.

Knochen: Sport und viel Bewegung von Kindesbeinen an ist der beste Schutz vor Osteoporose (Knochenschwund), da das Knochenwachstum von Druck- und Zugbelastungen auf den Knochen abhängt. Gute Kraftwerte in der Muskulatur gehen mit guten Knochendichtewerten einher, in Folge dessen erhöht sich die gesamte Knochenstabilität (Wirbelsäule, Becken und Extremitäten).  Insbesondere Krafttraining bietet im Vergleich zu anderen Trainingsformen die beste Vorbeugung und  Behandlung der  Osteoporose. Sport verhindert Stürze im Alter bzw. mäßigt die Auswirkungen von Stürzen (Verletzungen, Ruhigstellung, Funktionsverlust) und deren Folgen (mögliche Pflegebedürftigkeit).

Koordination: Koordinationsverbesserung bedeutet, dass Bewegungen möglichst ökonomisch mit geringst möglichem Muskeleinsatz der für den Bewegungsablauf notwendigen Muskelketten erfolgen kann. Dadurch wird Energieaufwand eingespart und die Ermüdung bei anstrengenden Tätigkeiten erfolgt später.

Gleichgewichtsfähigkeit: Durch verbesserte Gleichgewichtsreaktionen ist der Körper in der Lage, sich immer wieder Richtung Körpermitte  zu orientieren und somit das Gleichgewicht zu halten. Die Häufigkeit von  Stürzen sinkt und die Verletzungsgefahr durch erfolgte Stürze wird vermindert, da schnellere und zielgerichtete Ausweichbewegungen automatisiert werden.

Gelenke: Der beste Schutz für Gelenke, Gelenkkapseln und Bandapparat ist eine kräftige, gelenkumgebende Muskulatur. Gelenkarthrose kann durch regelmäßiges Krafttraining und Mobilisationsübungen heraus gezögert werden, da der Gelenkknorpel insbesondere durch unbelastete Bewegung ernährt wird. Die durch endgradigen (im vollen Ausmaß der Gelenkbeweglichkeit) Mobilisationsübungen und Dehnungen im Rehasport erreichte verbesserte Gelenkbeweglichkeit ermöglicht einen größeren Bewegungsradius im Alltag und ökonomischeres, funktionelleres Bewegen.

Schmerzlinderung:

Im Rehabilitationssport wird die sportliche Belastung dem individuellen Leistungsstand und Beschwerdebild der Teilnehmer angepasst. Durch die Stärkung des Körpergefühls entwickeln die Teilnehmer nach und nach  Sensibilität dafür, welche Bewegungen ihnen gut tun, und welche Belastungen sie sich zumuten können. Verstehen und Spüren, dass gezielte Bewegung der Gesundheit und nachhaltig dem Wohlbefinden dient, ist ein wichtiges Ziel des Rehasports.

Sportliche Bewegung hat eine entspannende Wirkung auf Muskulatur und Psyche. Die Entkrampfung typisch verspannter Muskelgruppen, die durch Alltagsfehlhaltungen und einseitige Bewegungen verursacht werden, lindert  Schmerzen und trägt zum allgemeinen Wohlbefinden bei.

Durch den Kraft-, Koordinations- und Beweglichkeitszuwachs kann der Körper gleiche Leistungsanforderungen ökonomischer meistern. Außerdem bewirkt Bewegung und Entspannung die Hemmung schmerzleitender Nervenfasern und eine Beruhigung des zentralen Nervensystems. In der Folge können eintönige immer gleich ablaufende, kraftraubende Bewegungsabläufe oder statische Haltungen z.B. im Büroalltag schmerzfreier und ausdauernder bewältigt werden

Die beim Ausdauertraining mobilisierenden Gelenkbewegungen und das Schulen der Entspannungsfähigkeit bewirken eine Lockerung wirbelsäulennaher verspannter Muskelgruppen. Dadurch kann insbesondere rezidivierenden, unspezifischen Rückenschmerzen  vorgebeugt bzw. bestehende Schmerzen gelindert werden.

Negative Reaktionen wie Schmerzsteigerung nach der Belastung treten von daher nur selten auf und sollten bei der nächsten Stunde der/dem Übungsleiter/in mitgeteilt werden, damit das Bewegungsprogramm entsprechend angepasst werden kann. Das nimmt auch bei vielen Teilnehmern die Angst vor Bewegung und Belastung, wenn bereits zuvor schlechte Erfahrungen mit Sport gemacht wurden.  Vor allem zu Beginn der Rehabilitationsmaßnahme, nach längeren Pausen oder nach ungewohnten Bewegungen kann es zu einem kleinen, durchaus willkommenen Muskelkater kommen.

.Rehabilitationssport fördert soziale Kontakte und hat für die meisten Teilnehmer einen hohen Spaßfaktor. 

Herz- Kreislaufsystem:  Ausdauertraining (Walken, Joggen, Aerobic, Sportspiele im Rehasport) führt  zur Leistungssteigerung des Cardio-Pulmonalen Systems (Herz/Lungenkreislaufsystem), die rechte und linke Herzkammer werden gestärkt und vergrößern sich, die Lungenkapazität steigt an. Die Organe und die Muskelzellen werden besser mit Sauerstoff und  Vitalstoffen versorgt, das bedeutet, dass die Muskulatur für die gleiche Belastung weniger Sauerstoff benötigt. Auf die Dauer gesehen sinkt die Herzfrequenz bei Belastung und der Sauerstoffbedarf des Herzens bei Belastung nimmt ab. Alltagsbelastungen wie Treppensteigen,  Walken, anstrengen Wanderungen im bergigen Gelände und Joggen können leichter bewältigt werden, da die Muskulatur ökonomischer arbeitet. Ausdauersport senkt den Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin und  reduziert das Risiko an Übergewicht, hohem Blutdruck, Schlaganfall und Diabetes zu erkranken.  

Verdauungssystem: Bewegung regt die Verdauungstätigkeit an, die durch sitzende Tätigkeiten und Bewegungsmangel resultierende Obstipation (Verstopfung) wird vermieden.

Immunsystem: Durch die Stärkung des Immunsystems wird das Infektrisiko und das Risiko, an bestimmten Krebsformen zu erkranken vermindert. Die Rückfallquote bestimmter Tumorerkrankungen  sinkt durch angepasste sportliche Betätigung ebenfalls. Bei der Bewältigung der durch die Behandlung der Tumorerkrankungen entstandenen Nabenwirkungen wie z.B. der Fatigue (durch die Chemotherapie verursachte Müdigkeit und Leistungsschwäche) leistet Sport einen wichtigen Beitrag.

Psyche und Lernfähigkeit:  Durch Sport fallen Konzentrationsvermögen und Denkleistungen leichter, die Lernfähigkeit insbesondere von Kindern und Jugendlichen wird gesteigert. Auf Grund der besseren Sauerstoffversorgung des Gehirns bleibt die Merkfähigkeit im Alter  länger erhalten. Zur Vorbeugung von Gedächtnisverlust dienen insbesondere neu erlernte Bewegungsabläufe in Kombination mit Musik.

Stressbelastungen können durch Sport besser verarbeitet werden. Er beugt  Ängsten und leichten depressiven Verstimmungen vor und unterstützt deren Behandlung durch die Ausschüttung von „Glückshormonen.“  Während  der Sportstunde haben die Teilnehmer „den Kopf frei“ und sind von den bestehenden Problemen abgelenkt.

Da Rehasport in Gruppen durchgeführt wird, können der Austausch mit anderen Betroffenen und der gemeinsame erlebte Spaß während der Sportstunde zur Bewältigung psychischer Probleme beitragen.

Durch die verbesserte Leistungsfähigkeit und Schmerzreduktion wird das Selbstbewusstsein gesteigert.

Schlafstörungen, die oft mit Depression einhergehen,  treten seltener auf.

Nachhaltigkeit des Rehabilitationssports

Um nachhaltig Schmerzlinderung und Leistungssteigerung zu erreichen und Folgeschäden zu vermeiden, ist kontinuierliches Bewegungstraining notwendig. Aus diesem Grund bieten die Rehabilitationssportvereine im Anschluss an die Verordnung über die Krankenkasse die freiwillige Vereinszugehörigkeit und die weitere Teilnahme in den bestehenden Gruppen bzw. ergänzende Sportangebote auf eigene Kosten an.

Sport ist wie Zähneputzen:  am besten lebensbegleitend für ca. 150 - 180 Minuten/Woche!

Hilfe zur Selbsthilfe!

Zu Hause lauert der Schweinehund!

Verordnung und Finanzierung des Rehabilitationssports

Rehasport wird von Ärztin oder Arzt - das können Allgemeinmediziner oder Fachärzte sein - verordnet, ohne dass diese Verordnung das Budget belasten würde. Der Rehasport wird von gemeinnützigen, anerkannten Rehasportvereinen oder den Vereinen der entsprechenden Verbände  (Vertragspartner der Krankenkassen) durchgeführt. Anbieter in der Region sind im Internet zu finden oder bei der Krankenkasse zu erfragen. Die Beschwerdebilder für die ärztliche Verordnung von Rehabilitationssport sind vielfältig. Dies können leichte Rückenbeschwerden bis hin zur schweren Beeinträchtigungen der Gesundheit oder dauerhafte Behinderung sein. Die Anerkennung der Leistungsanbieter (Rehasportvereine) erfolgt über die Fachverbände.

Die Verordnung für Rehasport wird dann im Regelfall von den Kranken-bzw. Rentenversicherungen oder Berufsgenossenschaften genehmigt und im entsprechenden Leistungsumfang finanziert. Im Leistungskatalog der privaten Krankenversicherungen ist Rehasport nicht erhalten, jedoch werden die Kosten in den meisten Fällen trotzdem übernommen. Es ist aber auch möglich, auf privater Basis ohne ärztliche Verordnung am Rehasport teilzunehmen. Das kann entweder nach Ablauf der verordneten Einheiten oder von vornherein auf privater Basis sein.   Eine ärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung/ Sporttauglichkeitsnachweis von Ärztin/ Arzt bietet Sicherheit für die Teilnehmer und die Übungsleiter.

Heute wird der Rehabilitationssport auf der Basis des Rahmenvertrages mit den Krankenkassen von 2011/ überarbeitet 2016 durchgeführt. Das Training an medizinischen Trainingsgeräten innerhalb des Rehasportprogramms ist ausdrücklich untersagt. Allerdings bieten viele Vereine medizinisches Gerätetraining als kostenpflichtige Ergänzung zum Gruppensport an.

Die Teilnahme an den kassenfinanzierten Leistungen (z.B. 50 Einheiten über 18 Monate, 45 Minuten/ Einheit, bis zu 15 Teilnehmern/ Gruppe) ist kostenfrei und unabhängig von weiteren, zahlungspflichtigen  Angeboten der Vereine. Allerdings unterstützt der BRSNW die freiwillige Vereinszugehörigkeit, damit die Teilnehmer durch die verstärkte Bindung an den Verein (in den meisten Fällen sind die Vereinsgebühren gering) Rehasport möglichst konsequent und dauerhaft über die 50 Einheiten hinaus durchführen. Auf freiwilliger Basis können Leistungen wie weitere Sportkurse oder medizinisches Gerätetraining „dazu gebucht“ werden.

Die Fachverbände sind der DBS – Deutscher Behindertensportverband, LSB-Landessportbund, KSB-Kreissportbund und RSD- Rehasport Deutschland.

Wie ist der gesetzliche Leistungsumfang?

  • Die Anbieter müssen anerkannte und zertifizierte gemeinnützige Rehasportvereine oder Vereine der Fachverbände sein
  • Verpflichtend sind regelmäßige Qualifizierungsmaßnahmen für den Verein und die Fachübungsleiter
  • 50 Einheiten a 1/2/ (3) Mal /pro Woche innerhalb von 18 Monaten sind der verordnete Regelfall
  • 90 - 120 Einheiten im Herzsport oder Neurologie innerhalb von 24 - 36 Monaten
  • 1-2/ Woche für 6 Monate, wenn der Kostenträger die Rentenversicherung ist
  • 45 Minuten pro Einheit, im Herzsport mindestens 60 Minuten
  • Gruppengröße im Regelfall bis zu 15 Personen
  • Der Leistungsumfang kann bei vorliegenden medizinischen Gründen erweitert werden
  • In Ausnahmefällen werden weitere Genehmigungen von Folgeverordnungen durch die Krankenkassen erteilt oder vorab  vom medizinischen Dienst der Krankenkassen geprüft

Was sind die Ziele von Rehabilitationssport?

  • Partizipation –nachhaltige Teilhabe- in Beruf und Alltag
  • Hilfe zur Selbsthilfe und Verbesserung der Lebensqualität
  • Heranführung der TN an langfristiges, selbstständiges und eigenverantwortliches Bewegungstraining
  • Nachhaltige Verbesserung  von Kraft, Beweglichkeit, Koordination- und Gleichgewicht, Ausdauer, Reaktion, Entspannungsfähigkeit, sozialer Kompetenz  und Gedächtnis
  • Schmerzlinderung – möglichst langfristig
  • Steigerung der allgemeinen körperlichen Belastbarkeit, Leistungsfähigkeit und der Risikofreude
  • Verhinderung von Immobilität
  • Steigerung der Körperwahrnehmung, Verbesserung der Selbsteinschätzung
  • Vermittlung von Motivation und Spaß an Bewegung
  • Vorbeugung vor Zivilisationserkrankungen wie Übergewicht, hoher Blutdruck, Schlaganfall
  • Prophylaxe vor Erkrankungen des Immunsystems
  • Herauszögern degenerativer Altersveränderungen
  • Sturzprophylaxe
  • Unterstützung der seelischen Gesundheit
  • Erlernen von Kompensationsmöglichkeiten bei bestehenden Handicaps
  • Inklusion
  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Verhinderung  langfristiger Folgeschäden bei Erkrankungen des Muskulo- Skelettapparates, des Herz-Kreislaufsystems, des Immunsystems und von Folgeschäden durch Behinderungen

Vor Beginn der Rehabilitationssportmaßnahme erfragt der/ die Übungsleiter/in in einem ausführlichen Eingangsgespräch  Informationen über das Krankheits- bzw. Beschwerdebild und die Vorgeschichte. Im Anschluss daran wird der /die Teilnehmer/in einer passenden Gruppe zugeordnet, in der  die Teilnehmer möglichst bis zum Ende der Maßnahme verbleiben sollten, damit eine Gruppenzusammengehörigkeit entstehen kann und die Teilnehmer den Übungsleitern bekannt sind. Informationen über bestehende Schmerzen, Behinderungen, internistische Risikofaktoren und die individuellen Ziele der Teilnehmer werden an die Übungsleitung der entsprechenden Gruppe weitergeleitet. Wenn sich die Gruppe nach einigen Einheiten als ungeeignet (z.B. Über-Unterforderung) herausstellt, kann im Nachhinein ein Gruppenwechsel erfolgen.

Was beinhaltet der Rehabilitationssport?

Die gruppenspezifischen Inhalte entsprechen den Vorschriften der Fachverbände.

 

  • Medizinische Information über gesundheitliche Zusammenhänge
  • Funktionelle Gymnastik inclusive Beckenbodengymnastik und Atemschulung– mit und ohne Kleingeräten für alle Altersstufen
  • Kraft- und Kraftausdauertraining für alle Altersstufen
  • Mobilisationsübungen/ Dehnungen für alle Altersstufen
  • Koordinations- und Gleichgewichtsübungen für alle Altersstufen
  • Herz-Kreislauf Ausdauertraining, (Nordic) Walken, Wandern, Orientierungswandern für alle Altersstufen
  • Entspannungs- und Körperwahrnehmungsübungen für alle Altersstufen  Feldenkrais, Yoga, Entspannungstraining nach Jacobsen, autogenes Training
  • Sportspiele ohne Wettkampfcharakter für alle Altersstufen
  • Wassergymnastik für alle Altersstufen
  • Musik, Rhythmik, Tanz für alle Altersstufen
  • Gangschulung
  • Gedächtnistraining und Reaktionstraining  für alle Altersstufen
  • Insbesondere im Seniorensport: bewegtes Gehirntraining, Gedächtnis- Koordinationstraining, Körperwahrnehmung, Atemtherapie, Fördern durch Fordern ( an die individuellen Grenzen gehen)
  • Insbesondere im Behindertensport Sportspiele, Hilfestellungen zur Kompensation der Handycaps

    Eine Rehasportstunde besteht aus einem Aufwärmungsteil, einem Funktions- oder Hauptteil, einem Cool Down, Information über medizinische Hintergründe oder gesundheitsorientierte Lebensweise, Hausaufgaben und jeder Menge Spaß.

    Im Aufwärmungsteil geht es darum, den Körper und den Kopf durch Laufübungen, rhythmische Übungen zu Musik in verschiedenen Tempi, leichtes Ausdauertraining, Mobilisations-, Koordinationsübungen und Sportspiele auf Betriebstemperatur zu bringen. Das Herzvolumen und die zirkulierende Blutmenge erhöhen sich und die Atmung wird durch die moderate Belastung vertieft. Die Muskulatur und die Bänder werden durch die Bewegung elastischer und in den Gelenken wird vermehrt Gelenkschmiere (Synovialflüssigkeit) gebildet. Durch das Aufwärmen und Lockern vor verstärkter sportlicher Belastung kann Verletzungen am muskulo-skelettalen Bewegungsapparat vorgebeugt werden.

    Neben dem körperlichen Aufwärmen geht es auch zu Beginn der Stunde auch um das „soziale Aufwärmen“ der Teilnehmer untereinander und die Integration neuer „Mitsportler“.

    Die Inhalte des Aufwärmprogramms sollten an die folgende sportliche Belastung angepasst sein. Bei Kälte verlängert sich das Aufwärmen. Als Selbstkontrolle der Belastung können die Teilnehmer ihren Puls und-oder ihre Atemfrequenz messen.

    Im Hauptteil oder Funktionsteil werden den Teilnehmern Funktionsübungen oder Ausdauertraining entsprechend dem aktuellen Trainingsziel der Stunde angeboten.  Je nach Beschwerdebildern, den Handycaps, dem Alter und der Leistungsfähigkeit der Teilnehmer wird in jeder Stunde ein anderer Schwerpunkt gesetzt.  Information zu medizinischen Zusammenhängen und Wirkungsweise der Übungen unterstützen die Compliance (Motivation/ Mitwirken/ Zusammenarbeit) der Teilnehmer. Übungs- bzw. Trainingsziele sind die Verbesserung der motorischen Kompetenzen u.a. Kraft, Koordination, Gleichgewicht, Ausdauer,  Flexibilität, Körperwahrnehmung, Integration und Spaß. Die Funktionsübungen (Krafttraining, Koordinationsübungen, Ausdauerbelastungen durch Laufen, Walken, Sportspiele, Lockerungsübungen, Dehnungen) können als Einzel-Partner-oder Gruppenübungen mit / oder ohne kleinen Geräten (Hanteln, Ball, Theraband etc.) durchgeführt werden. Die Übungen sollten so ausgesucht werden, dass für den einzelnen Teilnehmer während und nach der Belastung keine „bekannten Schmerzen“ auftreten und eine ausgewogene Belastung erreicht wird. Die Durchführung der Funktionsübungen erfolgt ruhig, gleichmäßig und zur Atmung kombiniert. Die Ausgangsstellungen sind den Möglichkeiten der Teilnehmer und den Übungsschwerpunkten und Zielen angepasst. Bei den Übungen darf der Bezug zu Alltags- oder beruflichen Tätigkeiten nicht fehlen, damit die Teilnehmer ein besseres Verständnis für die Wirksamkeit des Rehasports und den Nutzen für ihren Alltag entwickeln.

    Trainingsprinzipien:

    Zielgerichtetes Training muss so angelegt sein, dass es die individuellen motorischen Fähigkeiten der Teilnehmer verbessert, die aber bei jedem Teilnehmer unterschiedlich verteilt und ausgeprägt sind. Beispielsweise muss gute Rumpfkraft nicht unbedingt gute Beinkraft einschließen oder bedeutet nicht, dass der eher kraftbetonte Teilnehmer über die für seine Alltagsbeanspruchung ausreichende Beweglichkeit, Koordination oder Ausdauer verfügt.

    Das Training motorischer Leistungsfähigkeit erfolgt in verschiedenen Anpassungsphasen. Beispiel Kraft: Kraft erhalten werden, sie kann sich auf -oder abbauen (letzteres passiert leider durch bewegungsfernen Alltag, Älterwerden oder Verletzungs- und Krankheitsphasen ganz ohne unser Zutun).

    Um Muskelkraft aufzubauen muss der Trainingsreiz während der Kraftbeanspruchung so hoch dosiert sein und immer wiederholt werden, dass sich auf Dauer Trainingseffekte einstellen. Allerdings sind die Erholungsphasen genauso wichtig wie der Trainingsreiz, damit die Muskulatur ihre Energiereserven wieder auffüllen kann. Trainingseffekte im Sinne von muskulärer Koordinationsverbesserung oder Kraftzuwachs entstehen dann, wenn der erneute Trainingsreiz in der Erholungs-bzw. Regenerierungsphase der Muskulatur ansetzt und der Trainingsreiz mehrmals die Woche einsetzt. Der Organismus passt sich an die vermehrte Belastung an, indem Energiereserven vermehrt und schneller zur Verfügung stehen.

    Im Rehabilitationssport wird überwiegend an der Verbesserung der Kraftausdauer gearbeitet, weil diese der Hauptbeanspruchung im Alltag entspricht. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es unterschiedliche Trainingsmethoden. Eine mögliche  Methode Kraftausdauer im Rehasport zu verbessern, ist das Training  mit mittlerer Kraftbelastungsintensität, häufigen Wiederholungen (10 – 15 Wiederholungen/Übung  und 3-4 Serien) und Erholungspausen.

    Da die Voraussetzungen der Teilnehmer im Bereich Kraft sehr unterschiedlich sind und in der Gruppe Jeder einen Trainingseffekt erzielen sollte, kann die Kursleitung bei sehr inhomogenen Gruppen mit dem individuellen Anstrengungsgefühl, anstatt mit exakten Wiederholungsvorgaben arbeiten.  Wenn die Teilnehmer das Gefühl haben, die Muskulatur ist dermaßen ermüdet, dass sie keine einzige Übungswiederholung mehr schaffen, sollten sie noch 2-3 Wiederholungen „draufsetzen“, um in den Trainingsbereich zu kommen. Immer vorausgesetzt, dass sich bestehende Schmerzen weder während der Übung auftreten, noch im Nachhinein verstärken. Das bedeutet, dass sowie die Wiederholungszahlen und Serien, als auch die Erholungsphasen in der Gruppe unterschiedlich lang sein können. Im Rehasport ist der Trainingserfolg allerdings durch begrenzende Faktoren eingeschränkt. Dies können sein: aktuelle Tagesform, Schmerzen oder Einschränkungen durch Krankheitsbildern und/oder Behinderungen. Auch kommen viele Teilnehmer nicht auf die erforderlichen Trainingseinheiten/Woche, um wirklich nachhaltige Trainingseffekte zu erzielen.

    Der Cool down (Stundenausklang) oder Abwärmen dient der sanften Rückführung des Organismus in den vor der sportlichen Belastung bestehenden Körperzustand. Die Regeneration von Muskulatur und Gelenken wird durch das Abwärmen beschleunigt, Stoffwechselprodukte können abtransportiert werden.

    Das Abwärmen orientiert sich an den Inhalten des jeweiligen Funktionsteils, also zielt auf Lockerung und Entspannung der vorher belasteten Körpersysteme ab. Die Teilnehmer sollten mit einem guten Körpergefühl nach Hause gehen. Als Inhalte bieten sich moderates Auslaufen, Lockerungsübungen, und passive Dehnungen mit niedriger Intensität an.  Spielerische Übungsformen, Körperwahrnehmungsschulung und Entspannungsübungen wie z. B. Entspannungsübungen nach Jacobsen, Feldenkrais, Körperreisen und Triggerpunktmassagen,  eigenen sich ebenfalls für den Stundenausklang.

Aufgaben der Fachübungsleiter im Rehabilitationssport

Die Fachübungsleiter sollten über eine gefestigte Persönlichkeit und fachliche Kompetenz verfügen. Sie müssen in der Lage sein, eine Gruppe zu motivieren, körperliche Fitness und ausreichende Bewegungserfahrung aufweisen, Kontaktfähig, einfühlsam und humorvoll sein.

Vor der anstehenden Rehasporteinheit plant der /die Übungsleiter/in die Stunde unter bestimmten Gesichtspunkten.

  • Didaktik/ Welche Ziele und Schwerpunkte hat die folgende Stunde?
  • Wie sind die Inhalte der kommenden Rehasportstunde/ geplante Übungs- Trainings- bzw. Spielformen?
  • Welche Organisations- und Sozialformen/ Einzel/ Partner/Gruppenübungen wähle ich für die folgende Stunde?
  • Methodik/ Welche Materialien/ Matte, kleine Geräte… werden eingesetzt?
  • Welche Differenzierungsmöglichkeiten habe ich bei den geplanten Stundeninhalten?/ Ausgangsstellung, Sicherheit, Modifizierung einzelner Übungen
  • Welche medizinischen Information gehören zu den Stundeninhalten, welchen  Alltagsbezug haben die geplanten Übungen?
  • Welche Möglichkeiten der Vermittlung des Sportangebotes gibt es?

Zu Stundenbeginn erfragt der/die ÜL die Tagesform der TN und eventuelle (positiv/negativ) Reaktionen auf die letzte Stunde. Ziele und Inhalte der folgenden Stunde werden kurz vorgestellt.

Die Fachübungsleiter leiten die Übungen als Einzel/ Partner- oder Gruppenübung an und kontrollieren und korrigieren deren korrekte Ausführung. Außerdem geben sie Informationen zur Wirkweise und den Alltagsbezug der Übungen. Sie beobachten die einzelnen Teilnehmer auf ihre Reaktionen auf das angebotene Programm und ändern gegebenenfalls Übungen ab oder „ verordnen“ eine Pause. Um das Körpergefühl der Teilnehmer zu verbessern, geben die Übungsleiter immer wieder Hinweise „hinzuspüren“, welche Reaktionen die Übungen im Körper auslösen. Diese Hinweise können sich z.B. darauf beziehen, welche Muskulatur in Hinblick auf Kraft, Dehnung oder Entspannung angesprochen wird oder wie sich die Atmung während der Übungen verändert. Diese Reflexion in Bezug auf die Effekte kann einzeln oder als Dialog mit einem Partner  erfolgen. Auch eine Reflexion innerhalb der gesamten Gruppe ist möglich.

Außerdem wird  die/ der ÜL das aktuelle Anstrengungsgefühl erfragen oder ob durch die  Übungsformen Schmerzen oder andere Probleme auftreten. Mit zunehmendem Körpergefühl können die Teilnehmer spüren, wie die Übungen ausgeführt werden sollen, wieviel Wiederholungen, wie Ausweichbewegungen vermieden werden können und welche Übungsauswahl oder Ausdauereinheiten ihnen persönlich besonders gut tun. Wichtig ist, dass bekannte Schmerzen während und nach der Stunde nicht forciert werden!  Die Stundeninhalte sind zwar auf den individuellen Gesundheits- und Leistungszustand der Teilnehmer abgestimmt, aber da es ein Gruppensport und keine Einzelbetreuung ist, können bei einzelnen TN Probleme mit der Durchführung der Übungen auftreten. Wenn ein Teilnehmer/in eine Übung, eine Ausdauereinheit oder ein Sportspiel auf Grund von Schmerzen, Überanstrengung oder anderen Beeinträchtigungen nicht ausführen kann,   werden diese von den Übungsleitern für  den/die Teilnehmer/in so modifiziert,  dass die Ausführung  möglich wird.

Von immenser Wichtigkeit ist das Arbeiten mit positiver Verstärkung. Lob ist mindestens so wichtig, wie fachgerechte Korrektur und unterstützt die Motivation. Positiv formulierte Übungsangaben fordern die Teilnehmer heraus, sich der Anforderung zu stellen und auszuprobieren, auch, wenn die Übung noch nicht klappt.

Rehasport bietet eine hervorragende Ergänzung begleitend zur oder im Anschluss nach der  EinzelPhysiotherapie. Häufig wird in der Einzelbehandlung die Grundlage für den Gruppensport gelegt. Ohne entsprechende Vorbehandlung sind viele Teilnehmer, die mit akuten Problemen, wie z.B. mit Schmerzen oder  Verletzungen kommen, nicht in der Lage, an einem Training in der Gruppe teilzunehmen.

Manchmal bedarf es für die Teilnahme am Sport einer Schmerzmedikation, da es bei bestimmten gesundheitlichen Problemen  besser ist, sich mit der Medikation zu bewegen, als gar nicht zu bewegen.

Zielgruppen und Kontraindikationen im Rehabilitationssport

  • Rehabilitationssport in der Orthopädie/ Chirurgie
  • Rehabilitationssport in der inneren Medizin/ Kardiologie
  • Rehabilitationssport in der Neurologie, bei angeborenen oder erworbenen körperlichen / Lern  oder geistigen Behinderungen
  • Rehabilitationssport in der Krebsnachsorge
  • Rehabilitationssport für Senioren
  • Rehabilitationssport für Menschen mit Hör- Sprach- oder Sehbehinderungen
  • Rehabilitationssport bei psychischen/psychosomatischen  Erkrankungen und Menschen mit eingeschränktem Selbstbewusstsein

 

Kontraindikationen:

Bei absoluten Kontraindikationen ist die Teilnahme am Rehabilitationssport grundsätzlich untersagt. Absolute Kontraindikationen gegen jegliche sportliche Belastungen gibt es wenige. Sport ist untersagt im Akutstadium entzündlicher Erkrankungen (auch leicht fieberhafte Erkältungskrankheiten), bei akuten oder chronischen Herz-Kreislauferkrankungen, die eine sportliche Beanspruchung nicht mehr verarbeiten können, akute Thrombosen, nicht eingestelltem Blutdruck oder Diabetes, frische Impfungen oder  akut entzündlichem Rheumaschub.

Relative Kontraindikationen untersagen nicht Sport generell, sondern die sportliche Belastbarkeit ist eingeschränkt. Die Einschränkung kann sich auf bestimmte Sportarten oder häufig auf Dosierungsempfehlungen beziehen.

Mit der Ausstellung einer Verordnung für Rehabilitationssport bescheinigt der Arzt die Voraussetzung für sportliche Belastung. Wenn Teilnehmer auf privater Basis teilnehmen, empfiehlt sich das Einholen (auch als Absicherung für den Verein und die Übungsleiter) einer ärztlichen Sporterlaubnis.

Rehabilitationssport in Orthopädie und Chirurgie

Mögliche Diagnosen:

  • Unspezifische, insbesondere chronische  Rücken/ Nacken/Kopf/ Gelenkschmerzen bedingt z.B. durch muskuläre Instabilitäten, rezidivierende Funktionsstörungen, Stereotype Alltagshaltungen, mangelnde Beweglichkeit und Bewegungsmangel
  • Spezifische Rückenschmerzen durch z.B. Bandscheibenvorfall, Verengung des Rückenmarkskanals, Skoliosen
  • Schmerzen in Schultern, Hüften, Kniegelenken verursacht z.B. durch Hüft- oder Kniegelenksfehlstellungen, Fehlhaltungen, , Achsenfehlstellungen der Gelenke, Degenerative Gelenksveränderungen, Weichteilverletzungen
  • Unspezifische, chronifizierte Schmerzen in Schultern, Hüften und Kniegelenken, verursacht durch Bewegungsmangel mit der Folge von Haltungsschäden, Bewegungseinschränkungen und Kraftverlust
  • unspezifische generalisierte Schmerzsyndrome z.B Fibromyalgie
  • Prothetik in Hüftgelenke/ Kniegelenk/Schultergelenk
  • Rheumatische Erkrankungen/ Arthrosen
  • Osteoporose
  • Skoliosen
  • Amputationen

Chirurgie:

Mögliche Diagnosen:

  • Konservativ (ohne OP mit Ruhigstellung durch Schienen, Gips, Verbände) versorgte Knochenbrüche mit und ohne Gelenk- und Weichteilverletzungen, Wirbelsäulenbrüche ( mit Osteosynthesen: Platten, Schrauben, Fixateur) durch Stürze, Sportverletzungen, Verletzungen im Haushalt, Beruf Auto/Fahrradunfälle
  • Operativ durch Osteosynthesen ( Platten, Nagel, Schrauben, Fixateur, Knochenzement)) versorgte Knochenbrüche der Extremitäten oder der Wirbelsäule mit und ohne Gelenk- und Weichteilverletzungen, verursacht durch Stürze, Sportverletzungen, Verletzungen im Haushalt, Beruf Auto/Fahrradunfälle
  • Prothetik in Hüftgelenke/ Kniegelenk/Schultergelenk
  • Konservativ (ohne OP) versorgte Gelenk-  Band- Sehnenverletzungen
  • Operativ versorgte Gelenk-  Band- Sehnenverletzungen mit Band- oder Sehnenrekonstruktionen
  • Krebserkrankungen des Bewegungsapparates
  • Amputationen

Diese Krankheitsbilder erfordern langfristiges Training, um die betroffenen TN möglichst körperlich und psychisch wieder voll zu rehabilitieren und Folgeschäden bzw. Rückfälle (Rezidive) zu vermeiden.

Die Gruppe der Teilnehmer mit unspezifischen Schmerzen des muskulo - skelettalen Systems (Rücken, Nacken Schulter- Kopfschmerzen ohne eindeutigen pathologischen Hintergrund) sind am häufigsten in den Rehabilitaionssportgruppen vertreten und werden immer jünger. Das ist insbesondere auf den alltäglichen Bewegungsmangel und stereotypische Alltagshaltungen in Schule/ Studium und Beruf (Computer, Smartphone, Spielekonsolen) zurückzuführen. Außerdem werden die schulischen und beruflichen Anforderungen und Stressbelastungen immer höher. Chronischer psychosozialer Stress induziert in Kombination mit körperlichen Ursachen die Chronifizierung von Schmerzen.

Lebenslange begleitende sportliche Ausgleichsbewegung von Kindesalter an ist unerlässlich, um dieser steigenden Problematik entgegenzuwirken. Allerdings reicht häufig, wenn bereits Sport betrieben wird die Dosierung nicht aus. 150 Minuten sportlicher Betätigung unterschiedlicher Qualität und Zielsetzung / Woche stellt für viele Menschen ein Zeitproblem da, vom inneren Schweinehund mal ganz abgesehen.

Vorrangige Ziele im orthopädisch/chirurgischen Rheasport:

  • Schmerzlinderung
  • Steigerung von Muskelkraft und Kraftausdauer der „großen Skelettmuskulatur“ und der „kleinen Stabilisationsmuskulatur“
  • Verbesserung der Koordination inter- und intramuskulär
  • Vergrößerung der Beweglichkeit der Wirbelsäulen- und Extremitätengelenke
  • Verbesserung der Körperwahrnehmung und der  Enspannungsfähigkeit
  • Funktionsverbesserung für die Belastungen in Beruf und Alltag

Die Schwerpunkte des Orthopädischen und Chirurgischen Rehabilitationssport liegen im Kraft-Koordinations- und Beweglichkeitstraining und der Schulung des Körpergefühls. Inhaltlich werden Kraftübungen aus verschiedensten Ausgangsstellungen, Dehn- und Koordinationsübungen mit oder ohne spielerischem Charakter angeboten. Die Belastung wird durch das Hinzunehmen von Hanteln/Gewichtsmanschetten, Flexbändern, Pezzibällen oder X-cores erhöht. Insbesondere das Durchführen der Übungen auf mobilen Unterlagen fördert das Training der tiefen Stabilisationsmuskulatur und macht Spaß.

Entspannungstechniken für Körper und Geist in Einzel-oder Partnerarbeit wie z.B. Triggerpunktentspannung, Progressive Muskelrelaxation oder Körperreisen greifen ineinander und runden die Stunden als Ausklang ab. Außerdem empfehlen sich Sportspiele oder Dehnungen als Cool down.

Insbesondere bei zunehmender/n Arthrose/n empfiehlt sich gelenkentlastende Wassergymnastik.

Rehabilitationssport in der inneren Medizin

Häufige Krankheitsbilder:

  • Atemwegserkrankungen, insbesondere COPD (chronische Bronchitis, Asthma, Lungenfibrose), Tumorerkrankungen des Atmungssystems
  • Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit, angeborene oder erworbene Herzfehler, Herzinsuffienz, Arteriosklerose, Zustand nach Herzoperationen
  • Übergewicht bis Adipositas (Fettleibigkeit)
  • Diabetes
  • Hoher Blutdruck
  • Arterielle oder venöse Durchblutungsstörungen
  • Krebserkrankungen
  • Chronische Schmerzerkrankungen/ Fibromyalgie

 

Ziele:

  • Verbesserung der Cardio-pulmonalen Ausdauer (Herz - und Lungenleistung)
  • Verbesserung von Kraftausdauer und Mobilität
  • Regulierung von Blutdruck, Blutzucker und Körpergewicht
  • Stärkung des Immunsystems
  • Soziale Integration

 

Die Schwerpunkte des Rehabilitationssportes in der inneren Medizin liegen insbesondere im Ausdauertraining, Atemschulung, Entspannung, Schulung des Körpergefühls und Beweglichkeitsverbesserung. Durch das Ausdauertraining wird eine höhere Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit erreicht. Ganz wichtig ist, dass durch die Verbesserung der Eigenwahrnehmung die TN das Gefühl für die eigene Belastbarkeit bekommen. Das kann einerseits wichtig sein, um sich z.B. nach einem Herzinfarkt einerseits nicht übermäßig zu belasten, andererseits an die möglichen Belastungsgrenzen heranzugehen, um eine Leistungssteigerung zu erreichen.

In der Atemschulung werden Atemtechniken und Atemerleichternde Ausgangsstellungen vermittelt, die z.B. bei Asthma oder chronischer Bronchitis atemerleichernd und sekretlösend wirken. Das kann mit entsprechenden Atemübungen oder spielerisch durch Sportspiele erfolgen, die insbesondere die Ausdauer schulen. Außerdem sind bei Atemeinschränkung Brustkorbmobilisierende Übungen angezeigt, da freie Atembewegung nur bei mobilen Brustwirbelsäulen- und Rippengelenken erfolgen kann.

Für die Teilnehmer mit Herzerkrankungen gibt es spezielle Gruppen über 90 Minuten. Dabei ist die Anwesenheit eines Arztes gesichert und ein Defibrillator hängt für den Notfall an der Sporthallenwand.

Rehabilitationssport in der Neurologie

Häufige Krankheitsbilder:

  • Angeborene Hirnschädigungen häufig mit einhergehender Spastizität mit oder ohne geistiger Behinderung
  • Schlaganfall
  • Parkinson
  • Epilepsie
  • Multiple Sklerose
  • Querschnittslähmung
  • Tumorerkrankungen
  • Polyneuropathie
  • Schädelhirntrauma
  • AD(H)S (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit oder ohne Hyperaktivität
  • Weitere degenerative neurologische/ muskuläre Erkrankungen
  • Demenzerkrankungen
  • Psychische Erkrankungen

Um Rehasport in der Neurologie anbieten zu können, sind eine entsprechende Fachübungsleiterlizenz, sowie ein möglichst barrierefreier Eingang zu Sportstätten und Sanitäranlagen sinnvoll.

Die Probleme der Teilnehmer mit neurologischen Erkrankungen in allen Altersgruppen sind vielschichtig und können die Lebensqualität im Alltag und Beruf bedeutend einschränken. Möglicherweise bestehen Kraftverluste bis hin zu schlaffen oder spastischen Lähmungserscheinungen, die selbstständiges Gehen unmöglich machen.  Koordinations- und Gleichgewichtsverluste, Einschränkungen der Sensibilität- und des Körpergefühls, allgemeine Verständnisprobleme bis hin zur geistigen Behinderung, Orientierungsstörungen und Verlangsamung/ Antriebsstörungen können einzeln, oder als Gesamtsymptomatik auftreten.

In der Praxis ist  die Zusammensetzung der neurologischen Rehasportgruppe häufig inhomogen, wenn sich nicht die Möglichkeit ergibt, Teilnehmer bestimmter neurologischer Erkrankungen in einzelnen Gruppen zusammenzufassen. BSP: Gruppen aus Parkinson- oder Schlaganfallbetroffenen. Die Einschränkungen bei Teilnehmern mit neurologischen Erkrankungen sind umfassend und multifaktoriell und können von Gehfähigkeit und Selbstständigkeit bis zu Rollstuhlabhängigkeit und Pflegebedürftigkeit reichen. Die möglichen Behinderungen sind vorübergehend, bleibend, oder progressiv.  Die Gruppenleitung sollte trotzdem jedem einzelnen Teilnehmer mit seinen individuellen Einschränkungen gerecht werden. Das gelingt nur über Binnendifferenzierung. Übungen können für einzelne Teilnehmer modifiziert bzw. individuelle Übungen angesagt werden. Eventuell führen einige Teilnehmer die Übungen mit der gleichen Zielsetzung im Stehen, auf der Matte oder im Sitzen aus (Differenzierung über unterschiedliche Ausgangsstellungen). Entsprechend müssen die Aufwärmung und die Sportspiele angepasst werden. Die Erklärung bzw. Demonstration einzelner Übungen oder Sportspiele sollten so erfolgen, dass sie von allen Teilnehmern verstanden werden. 

Ziele:

  • Funktionsverbesserungen der betroffenen Körperregionen
  • Verbesserung des Gleichgewichts- und der Koordination
  • Verbesserung der gestörten Körperwahrnehmung
  • Soziale Integration
  • Vermittlung von Bewegungsfreude und Motivation
  • Erleichterung des Umgang mit der Behinderung
  • Verbesserung des Körper- und Selbstbewusstseins (psychisch und physisch)

Hilfe zur Selbsthilfe, Selbstständigkeit und Verbesserung der Inklusion im Alltag sind die wichtigsten Schwerpunkte des Rehabilitationssports in der Neurologie.

In der Sportstunde mit neurologisch Erkrankten liegen die Schwerpunkte bei jeder Gruppenkonstellation anders.  Kraft-, Beweglichkeit-, Koordinations- und Reaktionsschulung sind mögliche Themen einer Stunde. Auch die Schulung der Wahrnehmungs- und Entspannungsfähigkeit und des Gedächtnis` darf für viele Teilnehmer nicht zu kurz kommen. Die ÜLs vermitteln individuelle Kompensationsbewegungen zum Ausgleich der Einschränkung durch die Behinderung, die bei jedem TN anders aussehen können. Bei Gleichgewichtsübungen ist das Ausloten der individuellen Grenze ein wichtiger Faktor. Die Sicherheit der Teilnehmer steht vor dem Risiko.  Freude an Bewegung kommt vor allem bei den angepassten Sportspielen ohne Wettkampfcharakter zum Tragen. Motivation, Spaß und  allgemeine Aktivierung bilden die Basis für regelmäßige Teilnahme und Integration.

Rehabilitationssport in der Krebsnachsorge

Das Spektrum der Krebsdiagnosen ist sehr vielfältig. Die unterschiedlichen Erkrankungen könnte man auch den einzelnen Fachbereichen der Medizin zuordnen.

Eine Krebsdiagnose, Krebserkrankung und Therapie stellt einen großen Einschnitt in die Lebensroutine mit erheblichen körperlichen, psychischen und sozialen Folgen dar. Die Betroffen erleben verschiedenste Stadien des Krankheitserlebens, deren Verarbeitung und Bewältigung. Eine Krebsdiagnose betrifft  nicht nur den Erkrankten selbst, sondern auch das soziale und berufliche Umfeld.

Rehabilitationssport setzt einerseits an den unterschiedlichsten körperlichen Symptomen der Erkrankten an, anderseits leistet er einen wichtigen Beitrag zur Krankheitsbewältigung und Verbesserung der Lebensqualität.

Zielsetzungen im Rehasport mit Krebserkrankten:

  • Verminderung der Erkrankungsfolgen wie Kraftverlust, Ausdauerreduzierung, Bewegungseinschränkungen, soziale Isolation
  • Rückgang der Fatigue (chron. Müdigkeit, Leistungs- und Antriebsschwäche)
  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Verbesserung der Körperwahrnehmung
  • Steigerung von Risikofreude und Zutrauen in die eigene Belastbarkeit

Durch den Sport in Gruppen und den Austausch mit anderen Betroffenen steigt die Motivation sich mehr zuzutrauen, einerseits im Sport, andererseits im Alltag. Der Spaß beim Gruppensport, die Ausschüttung von „Glücksbotenstoffen“ und das Erlernen von Entspannungsmethoden vermindern das Risiko der Depression und erhöht die Lebensfreude.

Häufig entwickeln sich durch die Gruppe noch außerhalb des Sports private Treffen oder Selbsthilfegruppen. Dadurch verbessert sich nachhaltig die soziale Integration.

Schwerpunkte im Rehasport in der Krebsnachsorge liegen im Ausdauer- und Krafttraining, da durch die Schwere der Erkrankung und die Therapien die Herz-Kreislauf- und Lungenausdauer häufig deutlich vermindert ist und die Muskulatur geschwächt ist. Da sich auf Grund der evt. erfolgten Operationen häufig Bewegungseinschränkungen zeigen (Bsp. eingeschränkte Armhebung nach Brustoperationen)  liegt ein weiterer Schwerpunkt in der Mobilisation von Bewegungseinschränkungen.  Die Vermittlung von Entspannungstechniken, Atemschulung und Übungen zur Verbesserung der Körperwahrnehmung sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil einer Rehasportstunde in der Krebsnachsorge. Sportspiele fördern den sozialen Kontakt und vermitteln Spaß an Bewegung. Dabei sollte kein Wettkampfcharakter aufkommen, sondern jeder nach seinen Fähigkeiten agieren können.

Wichtig ist der Erspüren, Einhalten und Verbessern der eigenen Belastungsgrenzen.

Rehabilitationssport für Senioren

In den letzten 30 Jahren haben sich die Bedeutung und die Möglichleiten Sport von im Alter sehr verändert. Während früher für ältere Menschen (60 plus) Schonung angesagt war, überwiegt heute das Bild der aktiven Senioren, die an das Älterwerden ganz andere Anforderungen stellen. Sie wünschen sich Teilhabe im sozialen Umfeld, Reisen und körperliche Aktivitäten, Berufstätigkeit über das Rentenalter hinaus und vor allem Selbstständigkeit und Pflegeunabhängigkeit. Die Leistungsfähigkeit in Gruppen mit Senioren ist oft sehr heterogen. Teilnehmer von erstaunlicher Fitness und Aktivität sind genauso, wie Senioren mit deutlichen mehrfachen gesundheitlichen Einschränkungen in den Gruppen vertreten. Bei schwereren Erkrankungen im Herz-Kreislaufsystem sollte über die Teilnahme an einer Herzsportgruppe nachgedacht werden, wenn im Umfeld ein entsprechendes Angebot besteht. Falls es in dem Verein die Möglichkeit gibt, unterschiedlich „fitte“ SeniorenGruppen einzurichten, kann z.B. eine Einteilung unter gesundheitlichen Gesichtspunkten (Wirbelsäulenerkrankungen, Osteoporose, Prothetik in Hüfte, Knie, Schulter) erfolgen, oder ob TN in der Lage sind noch auf den Matten, oder nur im Stand, Gang und Sitz Übungen durchführen können.  

Auf Grund der demographischen Entwicklung ist es zunehmend wichtig, in die Einrichtung von Gruppen für Teilnehmer mit Demenzerkrankungen zu intensivieren.

Die Fachübungsleiter müssen die Anamnese der Senioren sehr genau kennen, um die Risikofaktoren und Kontraindikationen zu kennen. Viele Teilnehmer leiden an den unterschiedlichsten  Erkrankungen und Einschränkungen aus mehreren medizinischen Fachbereichen gleichzeitig.

Die Ziele im Seniorensport unterscheiden sich nicht wesentlich von den allgemeinen Zielen des Rehabilitationssportes, nur die Schwerpunkte liegen anders und die zu erwartende Leistungssteigerung liegt auf einem dem Alter und den Funktionseinschränkungen angepassten Level.

 

  • Erhalten der Selbstständigkeit und Verbesserung der Mobilität
  • Steigerung von Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit
  • Verbesserung des Gleichgewichtes, Sturzprophylaxe, Reaktion
  • Blutdrucksenkung, Blutzuckerregulation, Gewichtsregulation
  • Schmerzreduktion
  • Gedächtnisschulung
  • Soziale Integration
  • Psychisches Wohlbefinden
  • Stärkung des Immunsystems

Die Inhalte des Seniorenrehasports sind vielfältige Bewegungsangebote, die den körperlichen, geistigen Voraussetzungen und den Bedürfnissen der Teilnehmer angepasst sind. Im Funktionsteil werden Kraft- und Herz-Kreislaufausdauertraining durchgeführt und Koordinations-  und gelenkmobilisierende Übungen angeboten. Als Sturzprophylaxe und zur Abmilderung von Sturzfolgen liegt ein möglicher Stundenschwerpunkt im Bereich Gleichgewichtstraining.  Sportspiele und bewegtes Gedächtnistraining (nicht nur in Demenzgruppen) und die Vermittlung von  Entspannungstechniken  runden die Stunde ab. Durch die inhomogene Leistungsfähigkeit in Seniorengruppen muss verstärkt mit Binnendifferenzierung gearbeitet werden.

Wichtig sind abwechslungsreiche Stundenprogramme, damit die Teilnehmer motiviert bleiben und viele verschiedene Anregungen erleben und erfahren. Die Teilnehmer müssen erlernen, wo ihre individuellen Leistungsgrenzen sind, welche Sportlichen Anforderungen ihnen gut tun und welche Reaktionen auf eine sportliche Belastung folgen. „Bekannte Schmerzen“, die sich dann oft erst nach der Stunde melden,  dürfen nicht getriggert werden.

Die Leistungsanforderungen sollen nicht zu hoch gegriffen sein, Erfolgserlebnisse und das Gefühl, mögliche Grenzen erreichen und den Alltag besser zu bewältigen sind wichtig für die Nachhaltigkeit des Seniorensportes.

Sicherheit, insbesondere beim Gleichgewichtstraining geht immer

Rehabilitationssport für Teilnehmer mit Seh, Hör- und Sprachbehinderungen

Beispiel Sehbehinderung:

Der Begriff Sehbehinderungen ist übergeordnet für verschiedenste Arten und Ausprägungen von Sehbeeinträchtigungen. Diese können von eingeschränkter Sehfähigkeit auf einem, bzw. beiden Augen bis hin zur vollständigen Erblindung reichen. Durch die Einschränkung der Sehfähigkeit können sich andere Sinne ebenfalls verändern. Häufig ist der Riech- Tast-  Hör- und Gleichgewichtssinn von Sehgeschädigten deutlich ausgeprägter im Vergleich zu rechtsichtigen Menschen um damit die Seheinschränkung zu kompensieren. Auch die Propriozeption (Tiefensensibilität, Tiefenwahrnehmung) –die Fähigkeit des Körpers ohne Hinschauen wahrzunehmen, in welcher Stellung im Raum sich sein Körper befindet)-  ist gesteigert. Je nach Zeitpunkt des Eintritts einer Sehschädigung ist auch die Entwicklung der Motorik in Bezug auf Koordination, Raumorientierung und Körperschema beeinträchtigt.

Sportliche Aktivitäten werden angepasst an den Grad der  Sehbehinderung uneingeschränkt empfohlen, auch wenn sich dabei vermehrtes Gefahrenpotential auftut. Eventuell gibt es von vorherein Einschränkungen für einige Sportarten. Die Bewältigung von sportlichen Leistungen stärkt für die Anforderungen des Alltags und das Selbstbewusstsein, sich trotz der Sehbehinderung mehr zuzutrauen.

Zielsetzungen im Rehasport mit Sehbehinderten:

Übergeordnetes Ziel im Sport für Menschen mit Sehbehinderungen ist die Kompensation des eingeschränkten oder fehlenden visuellen Sinnes.

  • Verbesserung der Koordination von Bewegungsabläufen
  • Automatisieren von Bewegung und Erlernen von Ersatzbewegungen
  • Erlernen ungewohnter sportlicher Fähigkeiten- und Fertigkeiten
  • Gleichgewichtsschulung
  • Verbesserung der Körperwahrnehmung, emotionaler Ausgeglichenheit  und Entspannungsfähigkeit
  • Verbesserung der Orientierung im Raum
  • Integration

 

Inhaltlich sind die Schwerpunkte im Sport für Sehbehinderte abhängig vom Grad der Seheinschränkung, der Kompensationsfähigkeit und Selbstständigkeit der Teilnehmer. Sportspiele und Funktionsübungen müssen von vornherein auf die Seheinschränkungen abgestimmt  werden und dann jeweils für einzelne Teilnehmer differenziert angeboten werden. Um die Seheinschränkungen der Teilnehmer zu kompensieren und Ihnen die Orientierung zu erleichtern, kommen spezielle Hilfsmittel (z.B. Glockenball) und Materialien zum Einsatz. Unter Umständen müssen Hilfspersonen zwecks Hilfestellung hinzugezogen werden.

Zur Förderung der Körperwahrnehmung bietet sich das Arbeiten mit Fühlparcours und taktilen Reizen an. Berührungen der Gruppenteilnehmer untereinander sind abhängig davon, wie intensiv sich die Teilnehmer der Gruppe kennen und Berührungen untereinander ausführen und zulassen können. Durch taktilen Kontakt mit Anderen treten die Teilnehmer neben verbalen Äußerungen, Gestik und Mimik (wenn sie überhaupt bedingt wahrgenommen werden können)  untereinander in Kommunikation.

Um die Reaktion auf sportliche Betätigung und ihre eigene Belastbarkeit einschätzen zu können, sollten die Teilnehmer erlernen, Puls, Atmung, Schwitzen, muskuläre An- bzw. Entspannung zu fühlen und einzuschätzen. 

Um eine  Vorstellung der Raumgröße zu erfahren, kann der Raum vor Beginn der Aufwärmung den Teilnehmern erklärt und abgelaufen und ertastet werden. Geräte oder Parcours werden gemeinsam mit den Teilnehmern aufgebaut und dadurch erfühl- und erfahrbar gemacht.

Die ÜLs müssen unbedingt darauf achten, dass sich keine Verletzungsquellen in erreichbarer Umgebung der TNs befinden. Das Erlernen bzw. Verbesserung von Raumorientierung und des eigenen Körpers in Beziehung zur Umgebung ist unerlässlich für das Orientieren im Alltag und im Beruf und baut Ängste ab.

Die Teilnehmer sind auf verbale und taktile Informationen und didaktische Arrangements angewiesen. Genaue Erklärungen der geforderten Bewegungsabläufe und Spielregeln in richtiger zeitlicher Abfolge sind unerlässlich. Die Übungen bzw. Sportspiele sollten so gewählt und erklärt werden, das die TN den Alltagsbezug verstehen und das Ziel und den Sinn der geforderten Bewegungen verstehen können. Je nach Grad der Behinderung und der individuellen Bewegungserfahrung können die Teilnehmer die Übungen unterschiedlich gut ausführen.

 

Rehabilitationssport im Bereich demenzielle- und psychische Erkrankungen

Die Diagnosen von psychischen Erkrankungen mit entsprechend weitreichender Symptomatik sind vielfältig. Daraus ergeben sich für den Rehabilitationssport weitgehend inhomogene Gruppen, deren Teilnehmer auffällige Verhaltensweisen und sehr unterschiedliche körperlicher Fitness aufweisen können. Die Übungsleiter müssen spezielle Kenntnisse, entsprechende Fachlizenzen und am besten Erfahrung nachweisen können. 

 

  • Demenz unterschiedlichster Ursachen
  • Abhängigkeitserkrankungen
  • Depressionen
  • Schizophrenien
  • Bipolare Störungen
  • Neurotische Störungen (Angst, Zwangs-Essstörungen)
  • Borderlineerkrankung
  • Autismus

Beispiel: Rehasport mit Demenzerkrankten:

Die meisten Teilnehmer im Sport mit Demenzerkrankten haben das Seniorenalter bereits erreicht. Das bedeutet, dass bei Ihnen häufig neben der Demenzerkrankungen neurologische und/ oder internistische Krankheitsbilder vorhanden sind und die körperliche Leistungsfähigkeit bereits deutlich eingeschränkt ist. Daraus ergeben sich Einschränkungen in vielfältiger Hinsicht. Einerseits sind das Kurzzeit/ Langzeit-Gedächtnis, das Denkvermögen, räumliches Orientierungsvermögen und die Verarbeitung von Informationen eingeschränkt, häufig kommen Unsicherheit, allgemeine Unruhe bis hin zu Aggression und Angststörungen hinzu. Andererseits können die Belastbarkeit des Herz-Kreislauf- und Atemsystems und die Körperkraft bereits deutlich eingeschränkt sein. Bewegungs- und Ausdrucksarmut und Abnahme des Reaktionsvermögens können hinzukommen. Die Überschneidung demenzieller und psychischer Erkrankungen (z.B. der Depression)  ist häufig. Es empfiehlt sich das Bilden von Kleingruppen.

Über den Bereich „Sport für Menschen mit demenzieller Erkrankung“ wird aktuell sowie im Bereich Praevention als auch über die  Wirksamkeit des Sports bei bereits Demenzerkrankten  sehr viel geforscht. Nachgewiesen ist die Wirksamkeit von Sport insbesondere bei schwach- bis mittelschwer ausgeprägten Demenzformen. Gezieltes Training verbessert sowie die geistigen, als auch die körperlichen Funktionen. Die durch den Sport angeregte Blutzirkulation und Sauerstoffsättigung, sowie verbesserte körperliche Fitness  wirken sich positiv auf die Gedächtnisleistungen aus. Alltagsbelastungen wie Treppensteigen, Heben und Tragen, längere Gehstrecken und Alltagstätigkeiten werden einfacher bewältigt.

Inhalte des Rehabilitationssport für Demenzerkrankte sind Herz-KreislaufAusdauertraining-  und Kraftausdauertraining, kombiniert mit Anforderungen im kognitiven Bereich (einfache Rechenaufgaben, Wortspiele). Aufmerksamkeit und Reaktion durch die Übungen bzw. spielerischen Angebote gefordert und gefördert. Die Auswahl der Übungen sollte sich an Alltagsanforderungen orientieren. Koordinations- und Gleichgewichtsschulung im sicheren Bereich mit dem Ziel der  Sturzpraevention ergänzen das Programm.. Übungen mit Rhythmusanforderungen, Balance- und reaktive Übungskombinationen stellen erhöhte Anforderungen dar. Positive Verstärkung durch die Übungsleiter ist von elementarer Wichtigkeit.

Räumliche Veränderungen bzw. Übungsleiterwechsel können die Betroffenen sehr verunsichern. Wiederholungen von Übungsreihen oder Sportspielen mit immer demselben Ablauf und Stundenabläufe, die durch gleichbleibende Strukturen gekennzeichnet sind, erleichtern den Betroffenen das Mitmachen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.11.2018 - Letzte Änderung: 30.03.2024