Querdehungen werden durch einen Therapeuten passiv ausgeführt. Die Querdehnung erfolgt quer (im Gegensatz zur Längsdehnung, die der Patient selbstständig durch führen kann) zum Muskelverlauf und kann zur Schmerzlinderung und als Vorbereitung für eine Längsdehnung angewendet werden.
Querfriktionen erfolgen ebenfalls passiv durch einen Therapeuten. Dabei werden die Sehnen der betroffenen Muskulatur quer zu ihrem Verlauf am Knochenansatz bearbeitet. Eine Möglichkeit der Eigenbehandlung bietet der Fascienball.
Bei der Triggerpunktbehandlung behandelt ein Therapeut die lokalen Muskelverhärtungen vor allem in den Hüftbeugern, Anspreiz, Abspreiz- und Außendrehmuskulatur des Hüftgelenkes mit verschiedenen Techniken. Eine Möglichkeit der Eigenbehandlung bietet der Fascienball.
Der Einsatz elektromagnetischer Felder kann zu einer Regeneration des Knorpel- und Knochengewebes beim arthrotischen Gelenk führen. Insbesondere in Kombination mit anderen Schmerz – und Bewegungstherapien ist Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung erreichbar.
Beim Medical Taping der Coxarthrose werden elastische Tapes in einer bestimmten Anlageform auf die Haut aufgebracht. Dabei ist das Ziel nicht die Ruhigstellung des Gelenkes, sondern über die Einwirkung auf die Muskulatur (Spannungssenkend, Verbesserung des Stoffwechsels) und das Gelenk (Verbesserung des Bewegungsgefühls) eine Schmerzentlastung und verbesserte Beweglichkeit.
Ausgangsstellung: Rückenlage über der Rolle, Hände rückwärts abgestützt
Übungsausführung: den Lendenbereich kleinflächig Stück für Stück von Beginn der Lendenwirbelsäule bis hin zum Kreuzbein ausrollen
Alternative Ausgangsstellung: Stand an der Wand, Rolle zwischen Lendenbereich und Wand
Ausgangsstellung: Sitz auf der Rolle oder dem Fascienball (punktueller)
Übungsausführung: Gewichtsverlagerung auf eine Gesäßhälfte, Schmerzpunkt suchen im Schmerzbereich kleinflächig hin und her rollen
Ausgangsstellung: Seitlage auf dem betroffenen Bein über der Fascienrolle, anderes Bein davor aufgestellt, Hände vor dem Körper aufgestützt
Übungsausführung: im Schmerzbereich kleinflächig den gesamten Bereich zwischen Hüftgelenk und Knie ausrollen
Alternative Ausgangsstellung: Stand seitlich an der Wand, Rolle zwischen seitlichen Oberschenkel und Wand
Ziel: Schmerzlinderung, Bewegungserweiterung, Stoffwechselverbesserung im Gelenk und Entgegenwirken der kapsulären Kontraktur.
Als Ausgangsstellung für die manuelle Therapie bei der Coxarthrose wird die aktuelle Ruhestellung des Hüftgelenkes in Rückenlage gewählt. Diese entspricht häufig einer leichten Beuge- und Außendrehungsstellung des Gelenkes. Damit der Patient wirklich gut entspannen kann, empfiehlt es sich, das betroffene Bein im Schlingentisch „aufzuhängen“.
Aus dieser Stellung wird dann mit intermittierender Traktion (Zug) und -oder Vibrationstechniken das Gelenk entlastet. Damit wird ein entspannender Effekt auf die Muskulatur erreicht, es kommt durch die Verbesserung der Dehnfähigkeit der Gelenkkapsel zu einer verbesserten Bewegungsfreiheit des Hüftgelenkes, das umliegende Gewebe wird entstaut und die erreichte Schmerzlinderung zeigt sich häufig direkt nach der Behandlung im verbesserten Gangbild.
Nach erfolgter passiver Gelenkmobilisation kann der Patient das gewonnene Bewegungsausmaß durch aktive Übungen im Schlingentisch unter Gewichtsabnahme des Beines durch die Schlinge weiter verfestigen.
Eine zweite sinnvolle Möglichkeit, die Bewegungsfreiheit des Hüftgelenks zu vergrößern ergibt sich über die Mobilisation des Gelenkes aus der Bauchlage. Dabei werden vor allem die Hüftstreckung und die Innendrehung mit dem Ziel verbessert, einen flüssigeren Bewegungsablauf beim Gehen in der Standbeinphase zu erreichen.
Bei sekundären, durch die Hüftgelenksathrose verursachten Bewegungseinschränkungen und Schmerzen im Bereich des Kreuzdarmbeingelenkes (ISG) und der Lendenwirbelsäule (LWS) kommt ebenfalls die Manuelle Therapie zum Einsatz.
Dosierung: 2/3 pro Woche
Die Pendelübungen können selbstständig durchgeführt werden. Dazu stellt sich der Patient seitlich mit dem gesunden Bein auf eine Treppenstufe und hält sich am Treppengeländer fest. Das betroffene Bein wird nun locker vor und zurück im Rahmen der Hüftgelenksbewegungsfreiheit gependelt. Um einen Zug auf die Hüftgelenkskapsel auszuüben, kann zur Unterstützung eine Gewichtsmanschette an dem betroffenen Bein befestigt werden. Das Becken sollte bei den Pendelübungen möglichst ruhig gehalten werden, damit die Bewegung im Hüftgelenk und nicht in der Lendenwirbelsäule stattfindet.
Dosierung: täglich
Auf Grund der durch die Coxarthrose bedingten Muskelverkürzungen und der (neben anderen ursächlichen Faktoren) dadurch entstandenen Bewegungseinschränkungen müssen vor allem die Hüftbeuger, die Anspreizmuskulatur und die Außendreher des Hüftgelenkes gedehnt werden.
Zur Vorbereitung der Dehnung empfiehlt sich ein lockeres, allgemeines Aufwärmprogramm (z.B. auf dem Fahrradergometer) und passive, weiche Querdehnung und Friktionen der verkürzten Muskulatur durch die/den Physiotherapeutin/en.
Danach folgen die eigentlichen aktiv/ passiven Dehntechniken (z.B. die postisometrische Relaxation –PIR- Link Dehnen) für die verkürzten Muskeln.
Alle wichtigen Dehnungen werden als Eigenübung dem Patienten als Hausaufgabe erklärt.
Dosierung: 2/3 pro Woche, genaue Beschreibung der Dehntechniken und der Ausführung unter Dehnen
Ausgangsstellung
Rückenlage, das betroffenen Bein im Überhang an der Tischkante, das gesunde Bein wird in Beugung am Körper fixiert.
Übungsausführung
das betroffene Bein wird für 5-10sec. in Richtung Hüftbeugung angehoben, 5-20sec. entspannen, dabei das Bein weiter in Richtung Boden sinken lassen, 3mal den Ablauf = 1Serie wiederholen, insgesamt 4 Serien von Anspannung/Entspannung und Dehnung
Andere Möglichkeit der Hüftbeugerdehnung aus der Seitlage.
Ausgangsstellung
Rückenlage, das betroffene Bein wird Richtung Decke gestreckt, bei gleichzeitiger Dehnung der Wadenmuskulatur den Fuß in Richtung Nase ziehen, die Hände unterstützen unter dem Oberschenkel
Übungsausführung
das Bein wird für 5-10sec. gegen die Hände in Richtung Boden gespannt, 5-20sec. entspannen und weiter in die Dehnstellung gehen, 3mal den Ablauf = 1Serie wiederholen, insgesamt 4 Serien von Anspannung/Entspannung und Dehnung
Ausgangsstellung
Seitlicher Ausfallschritt mit Halt an einer Stuhllehne, das betroffene Bein ist gestreckt
Übungsausführung
der Fuß wird im Boden verankert für 5-10sec. und nach unten in den Boden gespannt, 5-20sec. entspannen und dabei das gebeugte Bein weiter Richtung Boden einknicken, das betroffene Bein bleibt gestreckt, 3mal den Ablauf = 1Serie wiederholen, insgesamt 4 Serien von Anspannung/Entspannung und Dehnung
Alternative Ausgangsstellung
itz auf einem Stuhl, das betroffene Bein wird mit dem Fuß auf dem Oberschenkel des gesunden Beines aufgelegt, mit der Hand die Öffnung der Hüfte unterstützen
Empfehlenswert ist die aktive Bewegungstherapie im warmen Wasser , da durch den Wasserauftrieb das Hüftgelenk entlastet wird , durch die Wärme die Muskulatur entspannt wird und so schmerzärmer in ein größeres Bewegungsausmaß bewegt werden kann.
Über Bewegung gegen den Wasserwiderstand und der Einsatz von Geräten kann im Wasser ebenfalls ein Krafttraining erfolgen.
Auf Ausweichbewegungen achten! Von daher empfiehlt sich die Bewegungstherapie im Wasser unter Anleitung einer/s Physiotherapeutin(en).
Die bei der Hüftgelenksarthrose zunehmendem Schmerz und Bewegungseinschränkung und daraus folgender Schonung verursachen einen deutlichen Kraftverlust in der hüftumgebenden Muskeln, der Beinmuskulatur und der Rumpfmuskeln.
Intensives praeoperatives Krafttraining hilft, die Hüftgelenksersatzoperation länger herauszuschieben und bietet die Chance auf verbesserte praeoperative Lebensqualität und ein optimaleres postoperatives Ergebnis. Dies zeigt sich in schnellerer postoperativer Mobilisation und geringerer Luxationshäufigkeit (Risiko, die Prothese „auszukugeln“, siehe: Hüftluxation nach einer Hüftprothese.)
Selbst nach einer Hüftendoprothetik (künstliches Hüftgelenk) werden die vorhanden Kraftminderungen nur zu einem geringen Teil aufgeholt. Bei Nachuntersuchungen 6 Monate Post Op wurden im Kraftverhälnisvergleich zu gesunden Probanden nur 50% der Kraftausdauer gemessen. Mangelnde Kraft im Bereich der Hüftstreck- und Abspreizmuskulatur verschlechtert die Prognose In Bezug auf die Prothesenhaltbarkeit. Diese Untersuchungen sprechen deutlich für ein intensives praeoperatives Kraft-Koordinations- und Mobilisationstraining.
Allgemeine Trainingsempfehlung bei der Hüftgelenksarthrose:
Besonderer Schwerpunkt in der Muskelkräftigung liegt in der gesamten hüftumgebenden Muskulatur, da Schmerz und Verkürzungen das Kraftpotential mindern, insbesondere sind die Hüftstreck, Abspreiz- und Drehmuskulatur betroffen.
Zusätzlich sollte bei der Übungsauswahl Wert auf Kräftigungsübungen für die Rumpfmuskulatur gelegt werden, da durch die Bewegungseinschränkung des Hüftgelenkes häufig Haltungs- und Gangbildveränderungen und Rückenschmerzen resultieren.
Unterstützende Kleingeräte für zu Hause:
Theraband, Elastiband, Gewichtsmanschetten, Instabile Unterlagen wie Matte, Airpad
Ergänzend kann der Patient an ein medizinisches Krafttraining an Geräten herangeführt werden. Das kann in der Physiotherapeutischen Praxis in Einzel- oder Gruppentherapie erfolgen, im Rahmen eines Rehasportprogramms oder im Fitnessstudio (Voraussetzung: funktionelle Geräte und gute Anleitung und Kontrolle) stattfinden.
Ausgangsstellung:
Rückenlage mit angestellten Beinen in Hüftbreite, Füße nah am Gesäß aufgestellt, ein Theraband quer über das Becken gespannt
Übungsausführung:
beginnend an der Lendenwirbelsäule Wirbel für Wirbel gegen den Widerstand des Therabandes aufrollen und halten, genauso kontrolliert wieder abrollen.
Um insbesondere die rückwärtige Beinmuskulatur zu kräftigen, stellt man bei der Übung die Füße auf die Hacken und zieht die Fersen in Richtung Gesäß, ohne dass eine Bewegung stattfindet.
Vorsicht, die Übung ist sehr krampflastig!
Ausgangsstellung
Seitlage oder Unterarmstütz auf der Seite, vordere Hand aufgestützt, das obere Bein ist ausgestreckt, das untere Bein angewinkelt
Übungsausführung
das betroffenen Bein in Richtung Decke anheben und wieder absenken
Wichtig: die Ferse führt die Bewegung an, das Becken darf nicht nach hinten rollen
Vorsicht: die Übung im Unterarmstütz bitte nicht mit einer Hüftgelenksprothese ausführen
Ausgangsstellung:
Aufrechter Sitz auf einem Hocker, Unterschenkel geöffnet, Theraband in 8.Schlaufe um die Oberschenkel
Übungsausführung:
die Oberschenkel gegen den Widerstand des Bandes öffnen und schließen, Füße bleiben stehen, Oberkörper aufgerichtet
Ausgangsstellung
aufrechter Sitz auf einem Hocker, Theraband in 8.Schlaufe um Füße und Oberschenkel, die Enden sind um die Hände gewickelt
Übungsausführung
gegen den Zug des Therabandes vom Hocker aufstehen, gleichzeitig den Oberkörper aufrichten und die Unterarme öffnen (Außendrehung der Schulter
Ausgangsstellung:
Vierfüßlerstand, Theraband um den Fuß des betroffenen Beines geschlungen und mit der Hand fixiert
Übungsausführung:
das Bein gegen den Widerstand des Therabandes nach hinten auf Hüfthöhe ausstrecken, das Becken sollte nicht nach oben in Richtung Decke ausweichen.
Auch ohne an einer Hüftarthrose zu leiden, verschlechtert sich die Gleichgewichtsfähigkeit ab dem 4. Lebensjahrzehnt, wenn keine Trainingsreize erfolgen.
Neben der Kraft und Beweglichkeit leiden auf Grund der degenerativen Hüftarthrose auch Koordination (optimales Zusammenspiel der an der Gelenkführung beteiligten Muskulatur) und Gleichgewichtsregulation, der Bewegungsablauf beim Gehen und das Bewegungsgefühl sind verändert. Die Anpassungsreaktion der Muskulatur auf spontane Schwerpunktverlagerung, Stürze, Ängste und Schonung verschlechtern sich.
Intensives Gleichgewichtstraining/ Propriozeptionstraining (Fühler in Muskeln, Kapseln, Bändern für die neuromuskuläre Kontrolle), insbesondere der tiefen gelenknahen Muskulatur im Bereich Hüftgelenk und Lendenwirbelsäule vervollständigen das Kraft- und Funktionsstraining bei der Hüftarthrose.
Information über die Gleichgewichtsregulation und Übungsbeispiele zum Gleichgewichtstraining und Sturzprophylaxe finden Sie unter Sturz im Alter.
Der Physiotherapeut analysiert das Gangbild des Patienten und kann daraus erkennen, welche Ziele für den Patienten erreichbar sind und welche Übungen sinnvoll sind. Dabei muss er das Alter des Patienten, die individuelle strukurelle Funktionseinschränkung und Persönlichkeitsstruktur berücksichtigen. Je nach Grad der Schädigung des Hüftgelenkes kann ein Hinkmechanismus durch Verbesserung von Beweglichkeit, Schmerzlinderung, Muskelkondition und Koordination (optimales Zusammenspiel der Muskulatur) durchaus wieder überwunden werden.
Eine irreversible Gehbehinderung kann ein Patient am besten akzeptieren, wenn keine falschen Hoffnungen geweckt werden und der Patient mit den Übungen und Anforderungen nicht überfordert wird.
Die Gangschule beinhaltet Übungen zur Schulung der Gewichtsübernahme im Stand und im Gang, Betonung der Hüftstreckung beim aufrechten Gang, Treppensteigen und die Gangschule mit Gehhilfen.
Allgemeine Empfehlungen für das Gehen im Alltag:
Alle bisher durchgeführten therapeutischen Maßnahmen und Übungen schaffen die Voraussetzung für die Verbesserung des Gangbildes.
Dies ist ein wichtiger Motivationsanreiz für den Patienten, die Dehn- und Kräftigungsübungen intensivst zu Hause, im Rehasport oder im Fitnessstudio durchzuführen.
Information und Beratung des Hüftpatienten über die medizinischen Hintergründe und den Verlauf der Erkrankung nimmt Ängste und erleichtert den Umgang mit den bestehenden Beschwerden.
Ziel ist es, das richtige Verhältnis von Belastung und Belastbarkeit des Hüftgelenkes im Alltag herauszufinden und möglichst gute Kompensationsmechanismen für die Behinderung zu erlernen. Je nachdem, in welchem Stadium Physio- und Sporttherapie beginnt, kann eine Gelenkersatzoperation (TEP) weit herausgeschoben werden.
Lesen Sie mehr zum Thema: Behandlung der Hüftarthrose
Informationen über einen eventuell geplanten Operationsablauf, Sinn der Vorbereitung und die nachfolgende Rehabilitation mildern verständliche Ängste vor der OP. Mit dem Wissen über Schmerzentlastung und schnelle Funktionsverbesserung nach der OP bis hin zur Möglichkeit wieder Sport zu betreiben, können die Betroffenen einer Operation mit überzeugter Einstellung entgegensehen.
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