Hüftluxation nach einer TEP

Bei einer Hüftluxation nach TEP kommt es zum Auskugeln des Gelenkes bei einem künstlichen Hüftgelenk. Es kommt zu einer Verkürzung und Außen- oder Innendrehung des betroffenen Beines. Ursache können Unfälle und Stürze, aber auch falsche Bewegungen in der Hüfte sein. Wenn sich die Luxation nicht geschlossen wieder in die richtige Position bringen lässt, muss eine Operation erfolgen und eventuell ein neues Gelenk eingesetzt werden.

Hüftluxation nach einer TEP

Definition

Eine Totalendoprothese der Hüfte, auch TEP gennant, ist heutzutage ein häufig durchgeführter Eingriff, der jedoch nicht immer ohne Komplikationen verläuft.
Dabei ist die Hüftluxation, bei der es zum einem ausgekugelten Gelenk kommt, eine relativ häufige Komplikation nach Totalendoprothese der Hüfte.

Zählt man alle dokumentierten Komplikationen nach der Operation zusammen, wird die Häufigkeit der Hüftluxation nach TEP mit ca. 20% angegeben.

Als Luxation beschreibt man eine Verschiebung der normalerweise miteinander in Verbindung stehenden (hier künstlichen) Gelenkflächen, wobei laut Definition bei einer Hüftluxation nach einer Totalendoprothese der vollständige Artikulationskontakt (also die Teile von Hüftkopf und Hüftpfanne, die sich gegeneinander bewegen) der beiden Kunstgelenkteile verloren gegangen ist.

Der im Oberschenkelknochen verankerte Teil der Prothese wurde also aus der künstlichen Hüftpfanne herausgedrückt. Das Gelenk ist somit "ausgekugelt" und nicht mehr funktionsfähig.

Die Hüftluxation nach einer TEP tritt bei ca. 2% der Patienten im ersten Jahr nach der OP auf.

Es wird eine einmalige von einer immer wiederkehrenden Luxation nach einer Hüftprothesen-Operation unterschieden. Wichtig ist es, die Problematik schnell zu beheben, da sonst das komplette Operationsergebnis gefährdet und die Lebensqualität des Patienten durch eine Hüftluxation stark eingeschränkt werden kann.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Komplikation der Hüftprothesen-Operation

Abbildung: Hüftprothese

(Röntgenbild eingefärbt)

  1. Pfanne der Hüftprothese
     
  2. Prothesenschaft
     
  3. Prothesenkopf

    Bei dieser Hüftprothese handelt es sich um eine sogenannte zementfreie Hüftprothese, die zunächst im Knochen verklemmt wird und im weiteren Verlauf in den Knochen einwächst.

    Mehr zu dieser Hüftprothese erfahren Sie weiter unten in diesem Thema.

Symptome

Eine Hüftluxation nach einer Totalendoprothese kann eine Reihe von verschiedenen Symptome verursachen.
Es handelt sich um ein plötzliches und traumatisches Ereignis, sodass ein einschießender, stechender Schmerz typisch für die Hüftluxation nach einer TEP ist.

Das Bein ist verkürzt und die Bewegung stark eingeschränkt, da kein knöcherner Kontakt mehr zum Bein besteht.
Gezielte Bewegungen sind bei einer Hüftluxation bei einer TEP nicht mehr möglich. Ebenso lässt sich eine Fehlrotation, also Fehldrehung des Beines feststellen.

Weitere Symptome sind möglich, wenn durch die Fehlstellung der Knochen und Implantat-Teile Strukturen in der Umgebung abgedrückt oder verletzt worden sind. So kann der Ischiasnerv bei der Luxation der Hüftprothese in Mitleidenschaft gezogen werden, was Symptome wie Kribbeln, Taubheit und Schmerzen am Bein verursachen kann und die Motorik beeinträchtigt.

Es kann zu Verletzungen von Gefäßen kommen, was Symptome wie Blässe, Pulslosigkeit am Bein und Schmerzen verursachen würde.

Bei sehr heftigen Traumata werden bei der Luxation auch Knochensplitter aus dem vorhandenen Knochen herausgebrochen, welche ein leises Knistern und Knirschen bei passiver Bewegung verursachen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Hüftprothese verursacht Schmerzen

Ursachen

Als Ursache für die Hüftluxation nach einer TEP kommen verschiedene Ursachen in Betracht, wobei vor allem ein Fehlverhalten der operierten Patienten nach der OP die Ursache sein kann. Aber auch Probleme mit der eigentlichen Prothese bzw. dem Operationsgebiet können der Grund für eine Luxation sein.

Wichtig ist zu unterscheiden, ob ein adäquates Trauma oder eine normale, alltägliche Bewegung Ursache für die Hüftluxation war. Das Risiko für eine Hüftluxation bei einer Hüftprothese lässt sich dabei zwar verringern, jedoch nie gänzlich ausschalten. So können Schläge, Stürze oder Unfälle, bei denen die Hüfte hohem Druck ausgesetzt wird, eine Luxation hervorrufen. Ebenso können auch übermäßige und die Prothese überfordernde Bewegungen zu einer Luxation führen, wobei je nach Zugangsweg während der OP bestimmte Bewegungen eher als Ursache in Betracht kommen.

Beim operativen Zugang von seitlich-vorne ist das Risiko für eine Hüftluxation nach einer TEP vor allem bei starker Außenrotation, einer Drehung des Beines um die Längsachse mit nach außen zeigendem Fuß, oder Adduktion, also nach innen führen des betroffenen Beines, am größten.
Wurde die Prothese von seitlich-hinten eingesetzt, sind vor allem eine übermäßige Hüftbeugung und Innenrotation als Ursache zu nennen. Bewegungen, die diesem Muster entsprechen, sind das Hinsetzen bzw. Aufstehen oder tiefes Bücken.

Handelte es sich dabei jedoch um alltägliche und kontrollierte Bewegungen, kommt eine nicht optimal sitzende oder z.B. im Falle einer Infektion, gelockerte Prothese als Ursache für die Hüftluxation nach TEP-Operation in Betracht, die operativ korrigiert werden muss.
Abschließend kann auch eine schlecht ausgebildete und schwache Muskulatur des Patienten zu einer Überbeweglichkeit im Gelenk führen und so Ursache für eine Luxation bei einer Totalendoprothese sein. Seltener kommen auch Materialfehler in Betracht.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Lockerung der Hüftprothese

Diagnose

Bei der Versorgung einer Hüftluxation nach bei einer Hüftprothese führen Anamnese, Inspektion und apparative Methoden zur Diagnose. Zuerst sollte nach einem auslösenden Faktor, wie zum Beispiel einem Trauma oder der vorangegangenen Bewegung, gefragt werden.
Weiter zu Diagnose führt eine Inspektion, bei der ein verkürztes und nach außen oder innen fehlrotiertes Bein auffällt.

Wichtig für die Diagnose ist ein Röntgenbild der Hüfte in vorderer und seitlicher Ebene, um das Ausmaß der Hüftluxation nach einer TEP-Operation zu beurteilen und eine Lockerung oder ein Fehlsitzen der Prothese ausschließen zu können. Sollte dies nicht ausreichen, kann eine Computertomografie genauere Bilder und eine sichere Beurteilung der Hüftluxation ermöglichen.

Hiernach wird auch entschieden, ob eine erneute Operation nötig ist oder nicht. Sind keine Auffälligkeiten zu erkennen, kann der Bewegungsablauf und so eventuell der Luxationsmechanismus mittels bewegter Röntgenbilder in einem Bildwandler nachvollzogen werden. So wird die Diagnose Luxation bei einer Hüftprothese objektiviert.
Des Weiteren sollten Entzündungsparameter im Blut gemessen werden, um eine Infektion auszuschließen (siehe: Komplikation der Hüftprothesen-Operation)

Therapie

Die Reposition ist die wichtigste Maßnahme bei der Hüftluxation nach TEP, um bleibende Schäden durch Gefäß- oder Nervenkompressionen zu vermeiden.

Als Reposition wird das Einrenken der beteiligten Gelenkpartner (hier also Hüftkopf und Hüpfpfanne) in die physiologische Stellung bezeichnet.
Im Falle der Luxation bei einem künstlichen Hüftgelenk heißt das, dass man den künstlichen Hüftkopf, der im Oberschenkelknochen sitzt, wieder in die künstliche Hüftpfanne führen will.

Dabei wird zwischen einer geschlossenen und einer offenen bzw. operativen Reposition unterschieden.
Bei der geschlossenen Reposition wird oft die Reposition nach Böhler durchgeführt, bei der nach Fixierung des Patienten mit gezielten Zug- und Drehbewegungen der Hüftkopf wieder an die richtige Stelle gebracht werden soll. Aufgrund der meist starken Hüftmuskulatur wird dies teilweise in Narkose gemacht.

Ist die geschlossene Reposition nicht möglich oder liegen Begleitverletzungen wie eine Fraktur vor, erfolgt die Reposition offen, also operativ. Dabei können gleichzeitig Begleitverletzungen behandelt werden. Außerdem ist hier eine genaue Begutachtung der Prothese möglich, die eventuell in der gleichen Sitzung angepasst oder getauscht werden kann.

Nach jeder Reposition nach einer Hüftluxation muss das Ergebnis durch Röntgen- oder CT-Bilder kontrolliert werden.

Nachbehandlung

Im Anschluss an die Akuttherapie einer Hüftluxation nach einer TEP schließt sich eine Nachbehandlung an. Diese ist anhängig von den zuvor durchgeführten Maßnahmen. Wurde eine einfache Reposition ohne Komplikationen durchgeführt, kommen zur Nachbehandlung vor allem kräftigende Übungen im Rahmen von Physio- oder Ergotherapie zum Einsatz.

Handelt es sich hingegen nicht um die erste, sondern zweite oder dritte Hüftluxation bei einem künstlichen Hüftgelenk, muss die Prothese meist getauscht und das Operationsergebnis so korrigiert werden. Wichtig ist es, bei einer Hüftluxation der TEP die Lage der eingesetzten Teile in regelmäßigen Abständen, vor allem direkt nach dem Ereignis, zu kontrollieren.
Daneben können Schulungen der Patienten zum Einsatz kommen, um nochmals auf den richtigen Umgang mit der Prothese hinzuweisen und so das Risiko einer erneuten Luxation zu verhindern.

Nach erneuter OP besteht die Nachbehandlung aus dem langsamen Heranführen an die maximal mögliche Belastung im Rahmen einer kontrollierten Reha-Behandlung.

Lesen Sie hierzu mehr unter: Rehabilitation nach Einbau einer Hüftprothese

Wie kann man eine Hüftluxation nach einer TEP vermeiden?

Auch wenn sich eine Hüftluxation bei einer TEP nicht immer vermeiden lässt, sollte man als Patient einige Regeln beachten und Maßnahmen befolgen, mit denen sich das Risiko verringern lässt.

Am wichtigsten ist es, Bewegungen in der operierte Hüfte grundsätzlich kontrolliert und in Ruhe durchzuführen. Oft wird eine Hüftluxation der Prothese durch abrupte Bewegungen hervorgerufen, diese gilt es zu vermeiden. Besonders durch langsames Aufstehen und Hinsetzen kann man eine Luxation bei einem künstlichen Hüftgelenk vermeiden.

In den ersten Wochen nach der OP sollte man besser gehen und liegen, als zu sitzen und zu stehen.
Um eine Hüftluxation zu vermeiden, sollten auch bestimmte Bewegungen, bei denen die Hüfte gebeugt und gleichzeitig das Bein rotiert wird, nur in geringem Ausmaß ausgeführt werden, z.B. ist eine Beugung im Hüftgelenk von über 90° nicht zu empfehlen.
Um dies im Alltag leichter umzusetzen, gibt es entsprechende Kissen in Keilform, die so eingesetzt werden, dass das Bein nicht in ungewollte Stellungen gebracht wird.
Bei längeren Gehstrecken kann eine Gehstütze helfen, eine Hüftluxation bei einem künstlichen Hüftgelenk zu vermeiden.

Neben diesen Maßnahmen stellt eine gute Physiotherapie mit gezieltem Muskelaufbau eine weitere wichtige Säule dar.
Durch eine gut ausgebildete Hüftmuskulatur kann das Gelenk zusätzlich stabilisiert werden und somit das Risiko für eine Hüftluxation nach TEP gesenkt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Sport mit einer Hüftprothese

Weitere Inforamtionen

Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Orthopädie finden Sie unter: Orthopädie A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.01.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024