Das Hüftgelenk, bzw. ihr Gelenkknorpel kann durch altersbedingten Verschleiß geschädigt werden. Es kommt zu Veränderungen an der Gelenkpfanne, wodurch Bewegungseinschränkungen und Schmerzen entstehen. Wenn konservative Therapien nicht mehr ausreichen oder das komplette Hüftgelenk vom Verschleiß betroffen ist, ist ein künstliches Hüftgelenk ratsam.
Das Hüftgelenk besteht aus zwei Anteilen. Hierzu gehören der Kopf des Oberschenkelknochens und die Hüftpfanne, die vom Hüftknochen gebildet wird.
Das Gelenk bzw. der Gelenkknorpel kann durch altersbedingten Verschleiß (Arthrose) geschädigt werden. Es kommt zu Knorpelverlust an den Gelenkflächen und Deformierungen der Hüftpfanne, wodurch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen entstehen.
Wenn konservative Therapien bei einer Hüftgelenksarthrose nicht mehr wirksam sind und der Hüftgelenksverschleiß mit zu starken Schmerzen und immer zunehmenden Bewegungseinschränkungen verbunden ist, ist es ratsam, eine Operation mit Hüftgelenksersatz durchzuführen, um die Lebensqualität zu verbessern und die Beweglichkeit zu erhalten. Dabei kann bei komplettem Verschleiß die komplette Hüfte durch ein künstliches Hüftgelenk ersetzt werden. Sind nur bestimmte Teile des Gelenks zerstört, werden nur diese ausgetauscht, sodass natürliche Strukturen erhalten bleiben können.
Muss das komplette Hüftgelenk durch ein künstliches Hüftgelenk ersetzt werden, spricht man auch von einer Hüft-Total-Endoprothese (Hüft-TEP).
Eine Hüftprothese (Hüft-TEP) besteht aus einem Schaft, der im Oberschenkelknochen verankert wird, dem Kopf, der auf dem Schaft fixiert wird und später mit der Hüftpfanne artikuliert, der Pfanne, welche in die natürliche Hüftpfanne verankert wird und dem sogenannten Einsatz (Inlay), der in die Pfanne eingepasst wird und in dem der neue Hüftkopf problemlos gleiten kann.
Diese Form der künstlichen Hüfte wird vor allem eingesetzt, wenn eine primäre Arthrose (Gelenkverschleiß ohne erkennbares Einzelereignis) mit kompletter Gelenkzerstörung, bei der konservative Maßnahmen nicht mehr hilfreich sind, oder eine Schenkelhalsfraktur (Schenkelhalsbruch) mit Hüftarthrose vorliegen.
Die sogenannte Duokopfprothese beschreibt eine Prothese des Oberschenkelknochens (Femur), wobei die Hüftpfanne erhalten bleibt. Diese Variante kommt häufig zum Einsatz, wenn es zum Schenkelhalsbruch bei älteren Personen gekommen ist, die nicht unter einer Arthrose (Knorpelverschleiß) im Hüftgelenk leiden.
Obwohl das Einsetzen einer künstlichen Hüfte (Hüftprothese) eine häufige OP in Deutschland darstellt, muss diese individuell geplant werden.
Hierbei sichern Röntgenaufnahmen und spezielle Computerprogramme eine exakte Erstellung der Prothese und eine genaue Planung der Operation.
Die einzusetzende Prothese kann zementiert oder zementfrei sein. Eine Kombination dieser beiden Varianten wird als hybride Hüftprothese bezeichnet.
Hierbei wird die Hüftpfanne in das Becken eingeschraubt, während der Prothesenschaft in den Oberschenkelknochen zementiert befestigt wird.
Wird eine zementierte künstliche Hüfte eingesetzt, liegt der Vorteil darin, dass diese sofort nach der Operation wieder belastet werden kann. Allerdings ist diese Variante auch schwerer wieder zu entfernen, wenn nach circa 15 Jahren Anteile des künstlichen Hüftgelenks ausgetauscht werden müssen.
Bevor eine künstliche Hüfte eingesetzt wird, müssen vom Patienten weitestgehend keine Vorbereitungen getroffen werden.
Medikamente, die Blutungen (Aspirin oder Marcumar) fördern könnten, müssen abgesetzt bzw. dürfen nicht mehr eingenommen werden.
Neben einer Vollnarkose kann die Operation auch mithilfe einer Rückenmarksnarkose durchgeführt werden. Hierbei handelt es sich um eine Lokalnarkose, bei der nur das Bein und das Becken narkotisiert werden. Ein Vorteil gegenüber der Vollnarkose ist, dass die rückenmarksnahe Narkose mit weniger Komplikationen verbunden ist.
Während der Operation liegt der Patient auf dem Rücken. Zunächst muss ein Zugang zum Gelenk ermöglicht werden. Daher wird der Hüftmuskel teilweise gespalten, wobei darauf geachtet wird, dass so wenig Weichteilgewebe verletzt wird wie möglich.
Das alte Gelenk bzw. der Hüftkopf werden als erstes entfernt. Danach wird die Hüftgelenkspfanne vorbereitet, indem diese von störenden Strukturen befreit wird.
Nun kann die Metallschale, die die neue Gelenkpfanne darstellt, mitsamt Innenschale, die für ein problemloses Gleiten des Hüftkopfes im Gelenk sorgt, eingesetzt werden. Danach wird das Implantat für den Prothesenschaft vorbereitet und dieser montiert.
Nachdem die Prothesen an ihrem vorgesehenen Platz positioniert und befestigt wurden, kann die Hüfte wieder eingerenkt werden.
Dann wird überprüft, ob das Gelenk richtig funktioniert und stabil genug ist.
Als letztes wird das Gelenk gespült und die tiefen Schichten wie Muskulatur und Bindegewebe vernäht, bevor die Wunde geschlossen wird.
Wie bereits erwähnt, hält eine künstliche Hüfte ungefähr 15 Jahre lang. Nach dieser Zeit ist ein Prothesenwechsel nicht ungewöhnlich, da sich auch die Anteile des künstlichen Hüftgelenks nach und nach abnutzen. Somit sollten regelmäßig Nachsorgeuntersuchungen, auch wenn keine Beschwerden bestehen, wahrgenommen werden.
Wie jede andere Operation birgt auch das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks Risiken.
Diese können durch gut ausgebildetes Personal, verträgliche Materialauswahl und eine gute Umsetzung der vorher geplanten Operation minimiert werden.
Weiterhin kann es nach der Operation zu einer Ausrenkung (Luxation) der Hüfte kommen. Diese ist sehr schmerzhaft und muss meist unter Betäubung wieder eingerenkt werden.
Auch ein Bluterguss kann an der Hüfte entstehen, der zu Schwellungen und leichten Schmerzen an der Hüfte und am Oberschenkel führen kann.
Eine wichtige weitere Komplikation, die zu nennen ist, ist das mögliche Infektionsrisiko beim Einsetzen eines künstlichen Gelenks. Es kann bei einer unkontrollierbaren Infektion (Antibiotika unwirksam) dazu führen, dass das Gelenk wieder komplett entfernt werden muss.
Auch können durch die Operation Nervenschäden entstehen.
Eine zu große Beinlängendifferenz stellt eine weitere Komplikation einer künstlichen Hüfte dar. Ein zu großer Unterschied kann Beschwerden an der Wirbelsäule und Schmerzen im Rücken hervorrufen. Eine Differenz von unter 1 cm sollte allerdings keine Störungen verursachen.
Es gibt verschiedene Gründe, warum ein künstliches Hüftgelenk Schmerzen hervorruft.
So kann sich die Prothese zum Beispiel lockern und Schmerzen bewirken. Auch die Abnutzung der Gleitoberflächen kann zu Schmerzen führen.
Sollte sich das künstliche Hüftgelenk entzünden, wird dies normalerweise von Schmerzen begleitet. Eine solche Entzündung wird häufig durch Bakterien (Staphylokokken oder Streptokokken) hervorgerufen. Wenn diese Entzündung nicht durch Antibiotikagabe eingedämmt werden kann, muss das künstliche Hüftgelenk entfernt werden.
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Der Schmerz muss allerdings auch nicht direkt von der künstlichen Hüfte ausgehen, sondern kann auch durch umliegende Strukturen herrühren, sodass auch eine Schleimbeutelentzündung ( Bursitis trochanterica) zu Schmerzen im Bereich des Gelenks führen kann.
Auch Muskelschädigungen um das künstliche Hüftgelenk herum, Verkalkungen oder Nervenschädigungen sind mögliche Gründe für Schmerzen im und um die eingesetzte Hüfte.
Sitzt die Endoprothese nicht richtig, können Weichteile eingeklemmt werden, was neben Schmerzen auch zu einer Funktionsstörung des künstlichen Hüftgelenks führt.
Bevor ein künstliches Hüftgelenk bei Patienten eingesetzt wird, ist der Leidensdruck bei den Betroffenen meistens sehr hoch und eine ausgeprägte Bewegungseinschränkung vorhanden.
Nach einer Hüftprothesen-OP ist das Ausführen von Sport wieder möglich. Mit diesen sportlichen Aktivitäten sollte jedoch nicht zu früh begonnen werden.
Nach der Operation sollte drei bis sechs Monate kein Sport betrieben werden, da die Strukturen, die das Gelenk befestigen, wie die Gelenkkapsel, erst nachwachsen müssen.
Wird das Gelenk zu früh belastet, ist die Gefahr größer, dass der künstliche Hüftkopf aus der künstlichen Pfanne herausspringt.
Nach einer Schonungsphase, sollte der Patient wieder sportlich aktiv werden. Dies hat einige Vorteile: Zum einen werden die Muskeln, die für eine gewisse Stabilität des Gelenks sorgen, trainiert und verhindern somit eine mögliche Luxation des künstlichen Hüftgelenks.
Zum anderen wird durch Sport der Knochenaufbau gefördert, wodurch eine bessere Verankerung des künstlichen Hüftgelenks im Knochen ermöglicht wird.
Sport hilft außerdem die Sturzgefahr zu verringern, da mit sportlicher Aktivität die Beweglichkeit des Gelenks und Koordinationsfähigkeiten trainiert werden. Empfohlene Sportarten sind zum Beispiel das Radfahren, Schwimmen – wobei auf Brustschwimmen wegen der Beinbewegung verzichtet werden sollte – und Nordic Walking. Bei diesen Sportarten wird die künstliche Hüfte vor übermäßiger Belastung geschützt und trotzdem trainiert.
Auch ein künstliches Hüftgelenk kann ausgekugelt (luxiert) werden. Hierbei kann die Luxation der Hüfte nach hinten oder nach vorn erfolgen.
Mögliche Gründe für die Luxation sind zum Beispiel die zu frühe Belastung des künstlichen Hüftgelenks nach der Operation, so dass haltgebende Strukturen nicht genug Zeit hatten, zu regenerieren.
Auch falsche oder zu starke Bewegungen können dazu führen, dass das künstliche Gelenk luxiert.
Mitunter sind sogar harmlose Bewegungen wie das Übereinanderschlagen der Beine ein möglicher Grund, dass das künstliche Hüftgelenk ausgekugelt wird.
Um den Hüftkopf wieder in die Hüftpfanne zu bringen, muss das Gelenk eingerenkt werden, was normalerweise unter Narkose erfolgt.
Auf den Röntgenbildern sollte darauf geachtet werden, ob Strukturen am oder um das Hüftgelenk herum während der Luxation beschädigt wurden.
Um eine erneute Luxation möglichst zu verhindern, sollte der Patient beachten, Bewegungen bewusst und nicht zu ruckartig auszuführen. Außerdem sollte vermieden werden, schwere Gegenstände zu heben.
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Allgemein muss man von der Operation bis zur kompletten Rehabilitation von einer Zeitspanne von ungefähr 6 Monaten ausgehen.
Die Operation an sich, bei der das künstliche Hüftgelenk eingesetzt wird, variiert zwischen eineinhalb bis vier Stunden. Wie lange der Patient letztlich im Krankenhaus bleiben muss, hängt davon ab, ob Komplikationen den Krankenhausaufenthalt verlängern oder nicht.
Nach einer Hüftgelenks-Operation ohne Komplikationen kann der Patient das Krankenhaus normalerweise nach zwei Wochen wieder verlassen. Die Nutzung von beidseitigen Gehstützen nach der Operation sollte vier bis sechs Wochen lang erfolgen, damit sich der Muskelapparat regenerieren kann. Fühlt sich der Patient dann sicher genug, können diese nach und nach weggelassen werden.
Nach Verlassen des Krankenhauses folgt eine Reha, die ambulant oder stationär erfolgen kann und normalerweise einige Wochen bis 6 Monate dauern kann.
Wie lange es braucht, bis die Patienten ihre Arbeit wieder aufnehmen können, hängt von der Art des Berufes. Arbeiten am Telefon können teilweise schon drei Tage nach Verlassen des Krankenhauses wieder ausgeführt werden. Bei schweren körperlichen Arbeiten sollte mehrere Wochen bzw. bis zu drei Monate gewartet werden, sodass sich die Strukturen richtig erholen und erneuern können.
In der Regel wird schon am ersten Tag nach der Operation mit Bewegungsübungen zum Muskelaufbau begonnen. Hierbei werden die Patienten von Physiotherapeuten angeleitet.
Nach ungefähr sechs Tagen ist es den meisten Patienten möglich, selbstständig mit den Gehstützen zu gehen.
Nach Krankenhausentlassung erfolgen Rehabilitationsmaßnahmen, die ambulant oder stationär erfolgen können.
Während der Reha werden dem Patienten Übungen und gelenkschonende Bewegungsmaßnahmen gezeigt, die in den nächsten Monaten angewandt werden sollten
Eine ambulante Reha sollte in der Nähe des Wohnorts stattfinden. Hierbei handelt es sich um eine tägliche vier bis sechsstündige Behandlung der Patienten durch Ärzte und Physiotherapeuten in speziellen Rehakliniken.
Bei einer stationären Reha zieht der Patient vorübergehend in eine Klinik. Der Patient hat einen täglichen Therapieplan mit zwischenzeitlichen Pausen oder Erholungsphasen, worin der Vorteil stationärer Rehabilitation liegt. Außerdem ist eine stationäre Reha besser für alleinlebende Patienten bzw. für Patienten, die Probleme haben, mit dem neuen Hüftgelenk umzugehen.
Nach drei bis sechs Monaten Rehabilitationsmaßnahmen ist die Hüfte in den meisten Fällen wieder voll belastungsfähig. Trotzdem sollte bei sportlicher Aktivität darauf geachtet werden, dass gelenkschonende Sportarten ausgewählt werden um das künstliche Hüftgelenk so lang wie möglich zu erhalten und einen Prothesenwechsel herauszuzögern.
Lesen Sie hierzu mehr unter: Rehabilitation nach Einbau einer Hüftprothese
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