Lymphknotenkrebs

Unter einem Lymphknotenkrebs oder auch Lamphdrüsenkrebs handelt es sich im Grunde genommen um eine Entartung der Weißen Blutkörperchen, die im Dienste des Immunsystems stehen. Man unterscheidet zwischen dem sogenannten Hodgkin-Lymphom oder dem Non-Hodgkin-Lymphom. Je nach Art und Krankheitsstadium bei Therapiebeginn stehen unterschiedliche Vorgehensweisen der Therapie zur Verfügung. In der Regel werden dabei Chemo- und Strahlentherapie angewendet.

Lymphknotenkrebs

Einleitung

Bei dem Lymphknotenkrebs – besser auch Lymphdrüsenkrebs oder Lymphom genannt – , handelt es sich um eine bösartige Tumorerkrankung, bei der es zu einer Entartung von lymphatischen Zellen kommt: ein Teil der weißen Blutzellen (die Lymphozyten), die normalerweise mit an der Immunabwehr beteiligt sind, haben sich soweit verändert, dass sie ihre ursprüngliche Funktion verlieren und sich ungebremst vermehren.

Zu Beginn der Erkrankung, im Frühstadium, handelt es sich in der Regel um ein lokales Geschehen, da die entarteten lymphatischen Zellen meist nur in einem oder mehreren Lymphknoten zu finden sind und dort zunächst räumlich begrenzt fortbestehen. Erst im fortgeschrittenen Stadium, also im Verlauf der Krankheit, werden auch andere Bereiche des Körpers befallen: durch eine Ausbreitung bzw. Verschleppung (Metastasierung) der entarteten Zellen über das Lymph- und/oder Blutgefäßsystem gelangen diese aus den betroffenen Lymphknoten zu anderen Organen und aus einer lokalen Tumorerkrankung wird eine bösartige Systemerkrankung. Betroffen sein können dann Organe wie die Haut, die Leber, das Knochenmark und die Nieren. Grundsätzlich ist der Lymphdrüsenkrebs in zwei Gruppen zu unterteilen, die sich in der Definition, der zugrundeliegenden Ursache, der Klinik und der Prognose voneinander unterscheiden:

25% aller Lymphome machen die sogenannten Hodgkin-Lymphome (Morbus Hodgkin) aus, die restlichen 75% stellen hingegen die Non-Hodgkin-Lymphome dar.

Stadien Einteilung

Der Lymphknotenkrebs bzw. die Lymphome lassen sich anhand der sogenannten Ann-Arbor-Klassifikation in vier verschiedene Stadien einteilen:

  • Stadium 1: 1 Lymphknotenregion ist befallen oder 1 extranodaler Herd (nicht die Lymphknoten betreffende Ansiedlung entarteter Zellen) ist nachweisbar.
  • Stadium 2: Mehr als 2 Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfelles sind befallen oder 1 extranodaler Herd + 1 Lymphknotenregion auf einer Seite des Zwerchfelles sind nachweisbar.
  • Stadium 3: Mehr als 2 Lymphknotenregionen über beide Seiten des Zwerchfelles sind befallen oder mehrere extranodale Herde + mehr als 1 Lymphknotenregion über beide Seiten des Zwerchfelles sind nachweisbar.
  • Stadium 4: über den ganzen Körper verteilter Organbefall mit oder ohne Lymphknotenbeteiligung

Ursachen von Lymphknotenkrebs

Bei den Hodgkin-Lymphomen handelt es sich um eine Entartung der B-Zellen der Lymphozyten, wobei die zugrunde liegende Ursache in den meisten Fällen unbekannt ist. Vermutet wird ein Zusammenhang mit einer vorhandenen Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV). Als Risikofaktor kommt eine bestehende Immunschwäche in Frage (z. B. bei einer Immunsuppressiven Therapie oder einer HIV-Infektion).

Von dem Hodgkin-Lymphom sind mehr Männer als Frauen betroffen, wobei die 3. und 5. Lebensdekade als Hauptmanifestationsalter angesehen werden.

Bei den Non-Hodgkin-Lymphomen handelt es sich hingegen um Entartungen, die sowohl von den B-, als auch von den T-Zellen der Lymphozyten ausgehen können. Auch hier sind mehr Männer betroffen, wobei die Wahrscheinlichkeit zu erkranken mit zunehmendem Alter steigt. Der Auslöser für die Non-Hodgkin-Lymphome ist ebenso häufig unbekannt, lediglich verschiedene Risikofaktoren sind eindeutig bekannt: neben einer familiären Vorbelastung und einer bestehenden genetischen Veränderung (Chromosomenaberration), zählen auch ionisierende Strahlen (z. B. Röntgenstrahlen), chemische Gifte, Immunsystemstörungen (z. B. HIV) und bestimmte Infektionen (z. B. EBV, HTLV-1) zu den Faktoren, die einen Non-Hodgkin-Lymphknotenkrebs begünstigen können.

Symptome bei Lymphknotenkrebs

Bereits zu Beginn einer Lymphknotenkrebserkrankung fallen sowohl beim Morbus Hodgkin, als auch beim Non-Hodgkin-Lymphom die befallenen Lymphknoten auf: sie sind in der Regel vergrößert aber nicht druckschmerzhaft und gegenüber dem Untergrund nicht mehr verschieblich (vergrößerte Lymphknoten im Rahmen einer Erkältung bzw. Infektion sind hingegen meist schmerzhaft und verschieblich!).

Bei dem Morbus Hodgkin sind am häufigsten Lymphknoten im Bereich des Kopf-Hals-Bereichs betroffen (60% am Hals), seltener hingegen Lymphknoten im Achselbereich (20%) oder Leistenbereich (10%).

Die Befallsregion beim Non-Hodgkin-Lymphom ist etwas weniger spezifisch.

Beide Lymphknotenkrebsarten werden in den meisten Fällen von einer sogenannten B-Symptomatik begleitet, die durch ein unerklärliches Fieber über 38°C, starkes Schwitzen im Schlaf und einem ungewollten Gewichtsverlust von über 10% des Körpergewichts in den letzten 6 Monaten gekennzeichnet ist.

Es kann zudem ein starkes Gefühl der Abgeschlagenheit und Müdigkeit hinzukommen sowie in 25% der Fälle ein Hautjucken über den gesamten Körper.

Selten, aber wegweisend speziell für die Morbus Hodgkin-Krankheit, sind das Schmerzen der betroffenen Lymphknotenregion nach Alkoholgenuss und das sogenannte Pel-Ebstein-Fieber (3-7 Tage anhaltendes Fieber, welches sich mit fieberfreien Intervallen abwechselt).

Lesen sie ausführliche Informationen zu dem Thema: Pel-Ebstein Fieber

Hinzu kommt bei beiden Arten eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte aufgrund des angegriffenen Immunsystems.

Im fortgeschrittenen Stadium können auch Organsysteme außerhalb der Lymphknoten betroffen sein, sodass es u. a. zu einer Vergrößerung der Leber und Milz sowie zu einer Beteiligung des Knochenmarks mit Veränderung der Blutbildung und neurologischen Symptomen kommen kann.

Diagnose von Lymphknotenkrebs

Bei beiden Lymphom-Arten können sich bereits durch eine körperliche Untersuchung erste Hinweise ergeben, da sich häufig die befallenen Lymphknoten vergrößert und verhärtet ertasten lassen.

Zur weiteren Abklärung ist dann eine genaue Blutuntersuchung unabdingbar. Hierbei lässt sich in vielen Fällen eine Blutarmut (Anämie), ein Mangel an Lymphozyten (Lymphopenie; Achtung: von Fall zu Fall kann jedoch auch ein Überschuss an Lymphozyten vorliegen!) und ein Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) nachweisen. Desweiteren ist häufig die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und der LDH-Wert erhöht, der Wert des Bluteiweißes (Serumalbumin) jedoch erniedrigt.

Liegt anhand der körperlichen Untersuchung und den Werten des Blutbildes der Verdacht nahe, dass es sich um einen Lymphknotenkrebs handeln könnte, wird in der Regel eine Lymphknotenbiopsie an der betroffen Lymphknotenregion veranlasst, um das entartete Gewebe der Lymphknoten anschließend histologisch genau untersuchen und die Diagnose sichern zu können.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Lymphknotenbiopsie

Hierbei wird entweder eine Probe aus dem Lymphknotengewebe (mittels einer Biopsienadel oder – stanze) oder aber sogar der ganze Lymphknoten über einen Hautschnitt unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose entnommen.

Ist die Diagnose endgültig gesichert, ist es daran die vollständige Tumorausdehnung im Körper zu bestimmen, um dadurch das Tumorstadium, die beste Therapiemöglichkeit und die Prognose ermitteln zu können.

Hierzu werden sogenannte Staging-Untersuchungen angewendet, zu denen eine Ultraschalluntersuchung des Bauches und der Lymphknoten im Achsel-, Hals- und Leistenbereich gehört sowie eine Röntgenaufnahme und ein CT des Thorax, eine Skelettszintigraphie und eine Knochenmarks- und Leberbiopsie.

Therapie bei Lymphknotenkrebs

Ziel, sowohl bei der Morbus Hodgkin-Behandlung, als auch bei der Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen, ist eine Heilung bzw. Eindämmung der Erkrankung in allen vier oben beschriebenen Stadien.

Generell stehen als Therapieformen die Chemotherapie und die Strahlentherapie zur Verfügung, wobei die Strahlentherapie in der Regel der Chemotherapie zeitlich nachgestellt wird.

Im Stadium 1 und 2 der Ann-Arbor-Klassifikation werden zunächst zwei Zyklen Chemotherapie durchgeführt, die in der Regel eine Kombination aus mehreren Chemotherapeutika darstellt (ABVD: Adriamycin, Bleomycin, Vinblastin, Dacarbazin). Im Anschluss folgt eine sogenannte Involved-Field-Bestrahlung, eine Bestrahlung strikt begrenzt auf die betroffene Region, um das umliegende, gesunde Gewebe zu schonen.

Im Stadium 3 und 4 werden in der Regel 8 Zyklen einer erweiterten Chemotherapie durchgeführt (kombinierte Chemotherapeutika: Bleomycin, Etoposid, Adriamycin, Cyclophosphamid, Vincristin, Procarbazin, Prednisolon (BEACOPP)), die anschließend ebenfalls durch eine Involved-Field-Bestrahlung ergänzt wird, wenn noch Tumorrestgewebe nach der Chemotherapie nachgewiesen werden kann.

Die Therapie von Non-Hodgkin-Lymphomen richtet sich nach dem Malignitätsgrad. Stark bösartige Non-Hodgkin-Lymphome sprechen in der Regel, unabhängig vom Stadium, gut auf eine Chemotherapie an (CHOP-Therapieschema: Cyclophosphamid, Hydroxydaunorubicin, Oncovin (Vincristin), Prednisolon). Bei nachgewiesenem Resttumorgewebe, wird auch hier zusätzlich noch nachbestrahlt. Non-Hodgkin-Lymphome, die weniger bösartig sind, sprechen hingegen, wegen ihres nur langsamen Wachstums, nur sehr schlecht auf eine Chemotherapie an.

Sie werden im Stadium 1 und 2 – mit Aussicht auf Heilung – nur allein bestrahlt oder in manchen Fällen sogar unbehandelt unter Beobachtung belassen.

Im Stadium 3 und 4 ist eine Heilung meist nicht mehr möglich, eine Chemotherapie nach dem CHOP-Schema wird aber dennoch bei stark ausgeprägter Symptomatik versucht.

Prognose und Verlauf bei Lymphknotenkrebs

Die Prognose eines Hodgkin-Lymphoms unterscheidet sich deutlich von der eines Non-Hodgkin-Lymphoms. Abhängig ist die Prognose jedoch in beiden Fällen von dem bestehenden Stadium und dem Zeitpunkt, in dem die passende Therapie eingeleitet wird.

Durch die Therapieerweiterung und –verbesserung in den letzten Jahren, hat sich auch die Prognose eines bestehenden Lymphknotenkrebes um einiges verbessert, sodass die Heilungschancen in vielen Fällen gut sind.

Die sogenannte 5-Jahres-Überlebensrate bei Morbus-Hodgkin liegt derzeit bei ca. 80-90%, was bedeutet, dass 80-90% der betroffenen Patienten nach 5 Jahren noch am Leben sind. Dadurch, dass im Anfangsstadium die 5-Jahres-Überlebensrate bei über 90% liegt, diese aber im fortgeschrittenen Stadium immer noch bei 80% ist, wird gezeigt, dass der Morbus Hodgkin auch im späteren Krankheitsverlauf noch gute Heilungschancen hat.

Relativ hoch ist jedoch die Rezidivquote, also die Wahrscheinlichkeit, dass nach einer bestimmten Zeit erneut ein Morbus Hodgkin auftritt.

Ebenfalls besteht mit einer 10-20%igen Wahrscheinlichkeit die Möglichkeit, einen zweiten, andersgearteten Krebs durch die langwierige Chemo- und Strahlentherapie zu erleiden.

Bei den Non-Hodgkin-Lymphomen hängt die Prognose zusätzlich noch maßgeblich von dem Malignitätsgrad (dem Maß der Bösartigkeit) ab. Non-Hodgkin-Lymphom-Arten, die eher wenig bösartig sind und vorzugsweise im höheren Alter auftreten, lassen sich zwar nur schlecht bis gar nicht heilen, können aber in der Regel wegen ihres langsamen Wachstums über einen Zeitraum von bis zu 10 Jahren gut kontrolliert werden.

Non-Hodgkin-Lymphom-Arten, die hingegen hochgradig bösartig sind, haben unter entsprechender Therapie eine Langzeit-Heilungsprognose von bis zu 50-60% (unbehandelt führen sie jedoch sehr schnell zum Tod).

Lesen Sie mehr zu: Lymphom Prognose

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.10.2015 - Letzte Änderung: 12.01.2023