Die entarteten Zellen dieser der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) gehören zu den Vorstufen der Lymphzellen (Lymphozyten). Die akute lymphatischen Leukämie ist der häufigste weisse Blutkrebs bei Kindern.Ein Unterschied zur AML (akute myeloische Leukämie) besteht darin, dass bei der ALL (Akute lymphatische Leukämie) zusätzlich an den Hirnhautbefall gedacht werden muss.
Leukämie, weisser Blutkrebs, Viren HTLV I und HTLV II, Human t- cell leukemia virus I und II, deutsch : Humanes T Zell Leukämie Virus I und II, Philadelphia Chromosom
Die entarteten Zellen dieser Art gehören zu den Vorstufen der Lymphzellen (Lymphozyten). Auch bei dieser Leukämieart ist ein akuter, also schneller Krankheitsverlauf zu erwarten. Es sind vor allem frühe Stufen in der Zellentwicklung betroffen.
Es ist der häufigste weisse Blutkrebs bei Kindern. Bei Erwachsenen ist es lediglich die fünfthäufigste Leukämie. Allerdings sind dann ab dem 80. Lebensjahr wieder ähnlich hohe Neuerkrankungen wie im Kindesalter zu verzeichnen.
Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie hier: Leukämie bei Kindern
Die meisten Ursachen können im allgemeinen Leukämiekapitel nachgelesen werden. Bei der ALL (Akute lymphatische Leukämie) spielen auch Viren eine wichtige Rolle für die Entstehung. Die Viren HTLV I und HTLV II (Human t- cell leukemia virus I und II, deutsch : Humanes T Zell Leukämie Virus I und II) werden in Japan und in der Karibik für das Entstehen von Leukämien dieser Art verantwortlich gemacht. Weitere Ursachen sind wieder Unregelmässigkeiten (Aberrationen) in den Genträgern (Chromosomen). Eine untypische Verbindung (Translokation) zwischen den Chromosomen 9 und 22, die zum Entstehen des sog. Philadelphia Chromosoms führt, sorgt für ein ungebremstes Wachstum der betroffenen Zellen. Diese oben beschriebene Entstehung des Philadelphia Chromosoms ist für 1/5 der ALL (Akute lymphatische Leukämie) beim Erwachsenen verantwortlich und für ca. 5 % der kindlichen ALL (Akute lymphatische Leukämie).
Die Symptome einer ALL sind sehr unterschiedlich und lassen sich nur schwer genau eingrenzen. Es sind im Prinzip die Symptome (Blutarmut, Infektanfälligkeit, Blässe usw.) wie sie bei der AML (Akute myeloische Leukämie) auftreten. Es treten allerdings häufiger Symptome wie Kopfschmerzen oder Lähmungen auf, weil gerade diese Leukämieart häufig die Hirnhäute (Meningen) befällt. Die Lymphknoten werden auch häufiger als bei der AML (Akute myeloische Leukämie) vergrößert tastbar. Es sind dann in bestimmten Regionen, z.B. am Hals, in der Achselgegend oder in der Leiste, rundlich ovale Lymphknoten zu tasten.
Ohne eine Blutuntersuchung lässt sich die Erkrankung nicht sicher diagnostizieren. Im Blut lassen sich Veränderungen aller drei Blutzellreihen feststellen:
1. Erniedrigung der roten Blutkörperchen (Anämie)
2. Erniedrigung der Blutplättchen (Thrombozytopenie)
3. Erhöhung (Leukozytose) und Erniedrigung (Leukozytopenie) der weißen Blutkörperchen
Wie Sie sehen, können bei Leukämie viele unspezifische Symptome auftreten, die den Verdacht auf die Erkrankung wecken können.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Wie erkennt man Leukämie?
Es sind dieselben Verfahren wie sie bei der AML (Akute myeloische Leukämie) beschrieben sind. Es sollte also nach einer Blutentnahme ein Differentialblutbild erstellt werden, aus dem man die genauen Anzahlen an Blutplättchen und roten und weißen Blutkörperchen ablesen kann.
Hervorzuheben ist hier die enorme Wichtigkeit der Genanalysen, um die Unregelmäßigkeiten in den Genträgern (Chromosomen Aberrationen) festzustellen, da diese für die Prognose sehr wichtig sind. Ein Unterschied zu der AML (Akute myeloische Leukämie) in der Diagnostik ist, dass man bei der ALL (Akute lymphatische Leukämie) besonders auf den Befall des zentralen Nervensystems achten sollte. Es sollten also Punktionen des Nervenwassers (Liquorpunktionen) durchgeführt werden oder Computertomographieaufnahmen des Kopfes (sog. CCT) erstellt werden, um einen Befall der Hirnhäute oder des Nervenwassers zu erkennen. Um Lymphknotenvergrösserungen an für das Auge unsichtbaren Stellen zu erkennen, sollten Computertomographiebilder des Bauches gemacht werden, auch um eventuelle Vergrößerungen der Milz (Splenomegaie) oder der Leber (Hepatomegalie) zu sehen.
Im Gegensatz zu den chronischen Leukämien entwickeln sich die Beschwerden der akuten Leukämien innerhalb kurzer Zeit. Oft kommt es innerhalb von wenigen Tagen zum raschen Fortschreiten der Symptome.
Zu Beginn kommt es vor allem zu Beschwerden aufgrund der zunehmenden Einschränkung der normalen Blutbildung. Betroffene leiden dann unter Blutarmut mit auffallender Hautblässe und Leistungsminderung. Etwa ein Drittel der Patienten leidet bei Diagnosestellung unter Blutungen (z.B. Zahnfleisch- und Nasenbluten) und wiederkehrenden, schweren Infekten. Bei fast 60% lassen sich zu Beginn der Erkrankung schmerzlose Lymphknotenschwellungen oder eine vergrößerte Milz finden.
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Im Verlauf „wandern“ die Leukämiezellen in verschiedene Organe und breiten sich so im gesamten Körper aus. Mögliche Symptome können u.a. Knochenschmerzen (bei Knochenbefall) und Kopfschmerzen (bei Befall des Nervensystems) sein. In der Regel findet die Infiltration in Organe jedoch erst in fortgeschrittenen Stadien statt. So leiden nur etwa 9% der Betroffenen zu Beginn der ALL unter einem Leukämiebefalll der Organe.
Im Verlauf kommt es weiterhin häufig zu Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit.
Da die unbehandelte akute lymphatische Leukämie immer tödlich verläuft ist ein schneller Therapiebeginn unverzichtbar. Weil es sich um eine sehr aggressive Erkrankung handelt, muss auch die Behandlung dementsprechend intensiv sein. Dazu werden verschiedene Chemotherapeutika zu einer sogenannten „Polychemotherapie“ kombiniert.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Chemotherapie
Im Therapieverlauf lassen sich verschiedene Nebenwirkungen beobachten. Zu Beginn stehen oft Übelkeit und Erbrechen im Vordergrund. Häufig kommt es zu einer Entzündung der Mundschleimhaut (Mukositis).
Später leiden Patienten oft unter schweren, z.T. lebensbedrohlichen Infektionen. Im späteren Verlauf, können z.B. vorübergehende Nerven- oder Nierenschädigungen hinzukommen.
In der Regel liegt die Behandlungsdauer bei etwa anderthalb bis zwei Jahren.
Etwa 80% der kindlichen Leukämien zählen zu der Gruppe der akut lymphatischen Leukämien. Somit ist die Erkrankung die häufigste Blutkrebsart bei Kindern. Insgesamt macht sie sogar etwa ein Drittel aller Krebserkrankungen im Kindesalter aus! Mit etwa 500-600 Neuerkrankungen pro Jahr zählt sie dennoch zu den seltenen Krankheitsbildern.
Innerhalb weniger Wochen entwickeln Betroffene erste Krankheitszeichen. So fallen viele Kinder zunächst durch eher unspezifische Beschwerden auf. Dazu zählen vermehrte Müdigkeit, Fieber oder auffallende Hautblässe. Besonders kleine Kinder verlieren häufig die Lust am Spielen und wirken „matt“.
Nicht selten lassen sich kleine, punktförmige Hauteinblutungen entdecken. Der Mediziner bzw. die Medizinerin spricht dann von „Petechien“.
Da die Leukämiezellen auch die Immunabwehr beeinträchtigen, leiden viele der jungen Patienten unter wiederkehrenden, z.T. schweren Infekten.
Prinzipiell ist die ALL, insbesondere bei kleinen Kindern, ein echtes „Chamäleon“ mit vielen unterschiedlichen Symptomen. Dazu zählen z.B. Knochenschmerzen oder Oberbauchbeschwerden.
Finden sich z.B. bei Blutuntersuchungen Hinweise auf eine ALL, erfolgt die Diagnosesicherung per Knochenmarkpunktion.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt werden betroffene Kinder in eine spezialisierte Kinderklinik (Pädiatrische Onkologie / Hämatologie) überwiesen.
Anschließende Untersuchungen, wie z.B. Ultraschall oder MRT, sind essentiell für die kommende Behandlungsplanung und können den Befall weiterer Organe ausschließen.
Unabdingbar ist ein schnellstmöglicher Beginn der Therapie, da die ALL rasch fortschreitet und unbehandelt innerhalb kurzer Zeit zum Tod führt. Im Zentrum der Behandlung steht die Chemotherapie. Durch Kombination verschiedener Substanzen können die Leukämiezellen sehr häufig zurückgedrängt werden. Zusätzlich kann auf Bestrahlung, Antikörper oder Knochenmarkstransplantationen zurückgegriffen werden.
Erfreulicherweise hat sich die Prognose der akuten lymphatischen Leukämie bei Kindern in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. So sind fünf Jahre nach der Diagnosestellung etwa 90% krankheitsfrei!
Es sind ebenso dieselben Schemata wie bei der AML (Akute myeloische Leukämie), also Chemotherapie, Fremd- oder Eigenstammzellspende (noch experimentell).
Ein Unterschied zur AML (akute myeloische Leukämie) besteht darin, dass bei der ALL (Akute lymphatische Leukämie) zusätzlich an den Hirnhautbefall gedacht werden muss. Man sollte hier also zusätzlich Medikamente verabreichen, die direkt vor Ort verabreicht werden und vor Ort wirken, wie z.B das Methotrexat, oder an eine Bestrahlung des betroffenen Ortes denken. Auch hier spielt das Medikament Imatinib eine wichtige Rolle, wenn das oben beschriebene Philadelphia Chromosom für den Tumor verantwortlich ist. In den letzten Jahren wurden durch die Chemotherapie hervorragende Erfolge bei der Behandlung der ALL (Akute lymphatische Leukämie) erzielt.
Mehr zu diesem Thema finden Sie unter: Nebenwirkungen einer Chemotherapie
Da die akute lymphatische Leukämie (ALL) insgesamt ein sehr gemischtes Krankheitsbild darstellt, lassen sich keine allgemein gültigen Aussagen zur Prognose oder Lebenserwartung fällen.
Im Laufe der Zeit konnten jedoch einige sogenannte „Risikofaktoren“ festgestellt werden. Vereinfacht gesprochen erlauben diese Faktoren eine ungefähre Einschätzung, wie gut die Erkrankung auf die Therapie anspricht und wie hoch das Risiko eines Krankheitsrückfalles (Rezidiv) ist.
Denn grundsätzlich gilt: Desto besser das Therapieansprechen, desto besser sind auch die Heilungschancen. Vor Therapiebeginn werden daher sorgfältig mögliche Risikofaktoren erhoben und dementsprechende Anpassungen der Behandlung vorgenommen.
Folgende Risikofaktoren spielen bei der akuten lymphatischen Leukämie eine Rolle:
Kinder zwischen dem 2. und 10. Lebensjahr haben im Erkrankungsfall die beste Prognose. Zudem ist die akute lymphatische Leukämie in diesem Altersabschnitt die häufigste Leukämieform!
Eher ungünstig zu bewerten, ist eine Erkrankung vor dem 1. Lebensjahr und nach dem 50. Lebensjahr. Hinzu kommt, dass mit zunehmendem Alter auch die Zahl an anderen Vorerkrankungen, wie z.B. Bluthochdruck oder Diabetes, steigt. Solche etwaigen Vorerkrankungen können nämlich die Verträglichkeit der aggressiven Leukämie-Therapie mindern.
Innerhalb des Krankheitsbildes der akuten lymphatischen Leukämie gibt es zahlreiche Untergruppen. Um diese genaue Klassifikation vorzunehmen, erfolgt eine Immuntypisierung. Bei diesem komplexen Verfahren werden die Leukämiezellen einer genauen Stufe der Blutzellreihe zugeordnet. So gibt es z.B. Leukämien mit Ursprung in den B-Lymphozyten, die sogenannte "B-Zell-Leukämie“. Anderseits können die bösartigen Krebszellen auch von den T-Lymphozyten abstammen. Dann spricht man von einer "T-Zell-Leukämie".
Die weiterführenden Einteilungen der akuten lymphatischen Leukämien sind kompliziert und vielschichtig und bringen auch manchen Mediziner ins Schwitzen. Prinzipiell gelten jedoch folgende Subtypen als weniger gut:
Im Krankheitsverlauf können Leukämiezellen im Prinzip alle Organe und Regionen des Körpers befallen. Je weniger die Erkrankung bei Erstdiagnose im Körper ausgebreitet ist, desto besser sind die Heilungschancen. Hat die Leukämie also z.B. bereits Teile des Nervensystems, wie die Hirnhäute, befallen (Meningeosis leucaemica), ist die Prognose eher ungünstig.
Leukozyten, besser bekannt als „weiße Blutkörperchen“, spielen bei dem Verlauf der akuten lymphatischen Leukämie eine wichtige Rolle. Wenn sie zu Beginn massiv erhöht sind, spricht dies für eine aggressive Form der Erkrankung und langfristig für eine schlechtere Prognose.
Zusammenfassend muss allerdings festgehalten werden, dass die Prognose der ALL im Einzelfall bestimmt werden muss. Pauschale Aussagen über die Lebenserwartung sind bei einer derart komplexen Erkrankung kaum möglich und könne nur unter individueller Berücksichtigung zahlreicher Aspekte überlegt werden.
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