Morbus Crohn beschreibt eine chronisch-entzündliche Erkrankung des gesamten Magen-Darm-Trakts. Auch heute gilt die Krankheit als unheilbar, wenngleich sie durch moderne Medikamente in der Regel gut beherrscht werden kann.
Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des gesamten Magen-Darm-Trakts. Auch heute gilt die Krankheit als unheilbar, wenngleich sie durch moderne Medikamente in der Regel gut beherrscht werden kann. Wo die Patienten noch vor wenigen Jahrzehnten einzig mit Kortison behandelt werden konnten, ist man heute in der Lage, die Entzündungsreaktionen des Körpers durch Immunmodulatoren wie Ciclospoprin A und Tacrolimus oder auch durch hochmoderne Antikörper wie Adalimumab und Trastuzumab gezielt zu dämpfen.
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Auf diese Weise ist es den meisten Patienten möglich, eine annähernd normale Lebensqualität sowie eine unverminderte Lebenserwartung zu genießen. Außerdem sind die heutzutage zur Behandlung verwendeten Medikamente, richtig angewendet, wesentlich nebenwirkungsärmer als die früher übliche lebenslange Kortisontherapie. Eine Heilung der Erkrankung ist allerdings trotzdem nicht möglich – lediglich die Kontrolle ihrer Symptome.
Vier von fünf Patienten ist es unter fachärztlicher Behandlung möglich, ein weitgehend normales Leben zu führen. Die typischen Symptome wie Durchfall oder Bauchschmerzen können in der Regel gut therapiert werden, so dass in der schubfreien Zeit keine Einschränkung der Lebensqualität besteht. Auch das Auftreten neuer Schübe kann bei vielen Patienten relativ gut verhindert werden.
Trotzdem schwächen die aktuellen Medikamente nur die Entzündung im Magen-Darm-Trakt und damit auch die daraus resultierenden Symptome. Die eigentliche Ursache der Entzündung allerdings ist bis heute nicht geklärt. Daher sind eine kausale Therapie der Erkrankung und damit ihre Heilung selbst mit modernsten Medikamenten derzeit nicht möglich.
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Um eine Chance zu haben, eine Erkrankung zu heilen, muss als Erstes ihre kausale Ursache geklärt werden. Allerdings wurde diese bis heute trotz intensiver Forschungsbemühungen vieler Universitäten auf der ganzen Welt nicht gefunden. Sicher ist nur, dass Morbus Crohn keine reine Erbkrankheit ist. Trotzdem spielen die Gene eine große Rolle, der vererbte Anteil (sog. „Konkordanzrate“) der Erkrankung konnte in Zwillingsstudien auf 60 - 70% festgelegt werden. Das heißt aber auch, dass etwa 30 - 40% der Krankheitsentstehung auf äußere Einflüsse zurückgehen.
Sicher ist also, dass die Entstehung von Morbus Crohn ein äußerst komplexer Vorgang ist, bis zu dessen kompletten Erforschung noch viele Jahrzehnte vergehen werden. Dass es jemals ein Medikament geben wird, das die Krankheit für immer heilt, ist möglich, aber unwahrscheinlich. Krankheiten wie Morbus Crohn, die durch das Zusammenspiel von Genen und Umwelt entstehen (sog. „multifaktorielle Erkrankungen“), sind beim derzeitigen Stand der Medizin nicht kausal zu behandeln.
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In den letzten Jahren wurde intensiv nach neuen Therapiemöglichkeiten für Morbus Crohn gesucht. Hierbei stand vor allem die Entwicklung neuer sogenannter Biologicals im Vordergrund. Das sind Arzneistoffe, die von anderen Organismen (meist Bakterien) hergestellt werden. Zuletzt hatte der Integrin-Antikörper Vedolizumab eine Zulassung erhalten, welcher einen anderen Wirkmechanismus hat als alle anderen bisher für Chronisch-Entzündliche Darmerkrankungen zugelassenen Antikörper. In Zukunft kann man mit neuen Medikamenten aus dieser Wirkstoffgruppe rechnen.
Wirkstoffe wie Ustekinumab oder Etrolizumab werden derzeit noch getestet, in manchen Ländern sogar bereits zur Behandlung eingesetzt.
Auch von diesen neuen Wirkstoffen ist aber nur eine symptomatische Behandlung der Erkrankung zu erwarten.
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt die sogenannte „Stuhltransplantation“. Hier wird gereinigter Stuhl eines gesunden Spenders in den Darm des Patienten eingebracht (per Kapsel oder Sonde). Die Hypothese dahinter lautet, dass die geschädigte Darmflora des CED-Betroffenen dadurch wieder ins Gleichgewicht kommt. In seltenen Fällen wäre so theoretisch eine Heilung der Erkrankung denkbar. Das Verfahren steckt jedoch noch in den Kinderschuhen, umfangreiche Tests stehen aus.
Generell haben chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa nur einen sehr geringen bis keinen negativen Einfluss auf die Lebenserwartung. Das heißt, Betroffene leben in der Regel genauso lange wie Gesunde. Das gilt, solange die Krankheit fachärztlich behandelt wird. Daher ist es für Betroffene wichtig, ihre eigene Behandlung ernst zu nehmen, sich in ärztliche Behandlung zu begeben und die verordneten Medikamente nach Anweisung des Arztes einzunehmen.
So kann einerseits die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten typischer Spätfolgen wie Engstellen im Darm oder Fisteln verringert werden, die zwar nicht lebensbedrohlich sind, die Lebensqualität aber stark einschränken. Andererseits sinkt bei guter Behandlung auch die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten seltener Komplikationen, die akut lebensbedrohlich sein können. Hierzu gehören zum Beispiel das sogenannte toxische Megakolon oder eine Darmperforation.
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Antibiotika gehören nicht zur Standarttherapie eines akuten Schubes bei Morbus Crohn, da bisher nicht nachgewiesen werden konnte, dass sie die Wahrscheinlichkeit für eine Remission (Verbesserung der Symptome) erhöhen. Trotzdem werden viele Betroffene im Schub mit Antibiotika behandelt, vor allem Metronidazol und Ciprofloxacin haben sich etabliert. Das liegt daran, dass nachgewiesen wurde, dass diese beiden Wirkstoffe die Krankheitsaktivität im Schub um knappe 30% senken können (Placebo nur um etwa 1%).
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Damit scheinen sie ähnlich effektiv zu sein wie der bewährte Wirkstoff 5-ASA (Mesalazin, Sulfasalazin). Eine weitere Indikation für Antibiotika im Schub sind bakterielle Entzündungen von Abszessen oder Fisteln im Analbereich. Diese können durch die beiden bereits erwähnten Wirkstoffe effektiv behandelt werden.
Für die Remissionserhaltung in der Langzeittherapie sind Antibiotika dagegen nicht geeignet. Sp kann Metronidazol nach längerer Anwendung zum Beispiel Nervenschäden an den Extremitäten verursachen, Ciprofloxacin kann unter anderem die Sehnen schädigen.
Die Rolle von Antibiotika in der Behandlung eines Morbus Crohn könnte in Zukunft zunehmen, da einige Forscher dem Bakterium „Mycobacterium avium sebspecies paratuberculosis“ eine Rolle bei der Entstehung der Erkrankung zuschreiben. Studien zur Wirksamkeit von spezifischen Antibiotikatherapien gegen diesen Erreger laufen derzeit noch.