Zur Behandlung des akuten Schubes des Morbus Crohn werden Kortisonpräparate, Sulfasalazin und Antibiotika wie Metronidazol und Ciprofloxacin eingesetzt. Bei schweren Schüben, die nicht in den Griff zu bringen sind werden zudem TNF-Blocker (Adalimumab, Infliximab) eingesetzt. Zur Remissionserhaltung kommen Immunsuppressiva wie Methotrexat und Azathioprin, sowie die Antikörper Adalimumab und Infliximab zum Einsatz. Neu auf dem Markt sind außerdem der Integrin-Blocker Vedolizumab sowie der Interleukin-Antagonist Ustekinumab.
Morbus Crohn ist eine sogenannte Chronisch-Entzündliche Darmerkrankung, kurz CED. Sie verläuft in Schüben und ist nicht heilbar. Daher sind Betroffene in der Regel dazu gezwungen, ihr gesamtes Leben lang Medikamente einzunehmen, um das Auftreten neuer Krankheitsschübe zu verhindern (Remissionserhaltung).
Während noch vor einigen Jahrzehnten Kortison das einzige bekannte Medikament zur Behandlung des Morbus Crohn darstellte, verfügen wir heute über eine Vielzahl verschiedener Wirkstoffgruppen, die für die Behandlung eines akuten Schubes, zur Remissionserhaltung oder in manchen Fällen auch für beides geeignet sind.
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Wie bereits erwähnt wird zwischen Medikamenten zur Behandlung eines akuten Schubes und Medikamenten zur Remissionserhaltung unterschieden.
Bei der Akutbehandlung spielen auch heute noch Kortisonpräparate eine große Rolle, ihr Einsatz in der Langzeittherapie verbietet sich aber aufgrund der eventuell starken Nebenwirkungen. Auch der Wirkstoff Sulfasalazin hat sich im Gegensatz zum eng verwandten Mesalazin (5-ASA) zur Behandlung von Schüben bei Morbus Crohn etabliert.
Antibiotika werden ebenfalls erfolgreich zur Schubbehandlung eingesetzt, Metronidazol und Ciprofloxacin sind die Präparate der Wahl.
Bei sehr schweren oder nicht anders beherrschbaren Schüben kommen auch Immunmodulatoren aus der Gruppe der TNF-Blocker zum Einsatz (Adalimumab, Infliximab). Letztendlich kann ein akuter Schub ein chirurgisches Eingreifen erforderlich machen.
Zur Remissionserhaltung, also in der Langzeittherapie, wird vor allem bei voroperierten Patienten der Wirkstoff Mesalazin (5-ASA) eingesetzt.
Oft reicht dieses Medikament alleine aber nicht aus. Dann kommen Immunsuppressiva zum Einsatz, die aber eventuell mit starken Nebenwirkungen einhergehen können, weshalb regelmäßige Kontrollen zwingend erforderlich sind. Hier haben sich Methotrexat, Azathioprin und das eng verwandte 6-Mercaptopurin etabliert. Eine alternative zu diesen Immunsuppressiva sind die auch in der Akuttherapie eingesetzten TNF-Blocker (Infliximab, Adalimumab), die in der Langzeitherapie aber auch unerwünschte Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen oder Blutbildveränderungen auslösen können.
Brandneu zur Remissionserhaltung bei Morbus Crohn zugelassen wurden die Wirkstoffe Vedolizumab, ein sogenannter Integrin-Antagonist, und Ustekinumab, ein Interleukin-Antagonist. Aufgrund ihrer Aktualität liegen noch wenige Erfahrungen aus der Langzeitbehandlung vor.
Kortison kommt bei Morbus Crohn vor allem zur Behandlung akuter Schübe zum Einsatz. Es kann systemisch als Tablette oder in manchen Fällen auch lokal als Einlauf oder Klysma verabreicht werden.
Bei leichten bis mittleren Schüben führen Kortisonpräparate so gut wie immer zur Besserung der Beschwerden. Sogar schwerste Krankheitsschübe können so in etwa der Hälfte der Fälle unter Kontrolle gebracht werden. Sobald der Schub überstanden ist, sollte versucht werden, das Kortison wieder abzusetzen und stattdessen andere Medikamente zu verwenden, die besser für die Langzeittherapie geeignet sind.
Ansonsten kann Kortison zu den für Glukokortikoiden typischen Nebenwirkungen führen: Es kommt zur Gewichtszunahme, vor allem durch Speicherung von Wasser im Gewebe (Ödem). Zudem kann es unter anderem zu Knochenschwund (Osteoporose), Schwächung der Immunabwehr und Entstehung eines Diabetes mellitus (Steroiddiabetes) kommen.
Bei lokaler Anwendung gelangt wesentlich weniger Kortison in den Blutkreislauf, weswegen es so auch zu weniger Nebenwirkungen kommt. Selbst in lokaler Form ist Kortison aber nicht zur Langzeittherapie geeignet, da die Nebenwirkungen trotzdem irgendwann auftreten können.
Der Wirkstoff Azathioprin ist ein sogenanntes Immunsuppressivum. Das heißt, es vermindert die Funktion des Immunsystems.
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Dieser Effekt wird bei der Therapie von Morbus Crohn genutzt, da so auch die Entzündung im Darm abgeschwächt wird. Dies wird erzielt, indem die Vermehrung bestimmter Angriffszellen des Immunsystems gestoppt wird. Daher wird Azathioprin auch als sogenanntes Zytostatikum klassifiziert.
Die Nebenwirkungen von Azathioprin sind relativ unspezifisch, so kann es unter anderem zu Haarausfall, erhöhtem Infektrisiko, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Gewichtsabnahme, Fieber, Gelenkschmerzen und Blutbildveränderungen führen. Zudem kann es fruchtschädigend wirken, weshalb es von Schwangeren nicht eingenommen werden sollte.
Aufgrund dieser Vielzahl an möglicher Nebenwirkungen erfolgt die Therapie mit Azathioprin stets unter enger ärztlicher Überwachung. Trotzdem ist es zu Langzeittherapie des Morbus Crohn geeignet, da das Risiko für Nebenwirkungen bei guter ärztlicher Kontrolle gering ist.
Biologika (auch Biologicals oder Biopharmaka genannt) sind Medikamente, die körpereigenen Proteinen sehr ähnlich sind bzw. ihnen gleichen. Im Fall von Morbus Crohn werden beispielsweise Antikörper eingesetzt, die ganz bestimmte Zellen oder auch nur Moleküle des Körpers angreifen und so die Entzündung bekämpfen.
Zum Einsatz kommen vor allem Adalimumab und Infliximab, welche beide gegen den Entzündungsmediator TNF gerichtet sind.
Neu zugelassen sind außerdem die Präparate Vedolizumab, ein Antikörper gegen ein bestimmtes Protein einiger Immunzellen, und Ustekinumab, welches sich gegen die Entzündungsmediatoren Interleukin-12 und Interleukin-23 richtet. Da diese beiden Biologika erst seit kurzem auf dem Markt sind, liegen nur wenige Daten bezüglich der Langzeitwirkung bzw. Nebenwirkungen bei längerer Einnahme vor.
Der Vorteil aller genannten Biologika ist, dass sie relativ nebenwirkungsarm sind, da sie nur ein ganz bestimmtes Ziel im Körper haben und im besten Falle andere Zellen und Moleküle nicht beeinflussen. Dennoch können auch Antikörper spezifische Nebenwirkungen auslösen.
Eine wichtige Nebenwirkung ist das eventuelle Auftreten von allergischen Reaktionen. Biologika werden in der Regel von anderen Organismen hergestellt und sind nicht-menschlichen Ursprungs. Daher kann es zu Immunreaktionen gegen die "fremden" Strukturen kommen.
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Zur Remissionserhaltung verwendet man Medikamente, die in der Langzeittherapie über Jahre oder Jahrzehnte vertretbar geringe Nebenwirkungen haben. Regelmäßige ärztliche Kontrollen, oft auch mit Kontrolle des Blutbildes, sind trotzdem immer nötig, um Schwankungen des Wirkstoffspiegels im Blut zu vermeiden.
Zum Einsatz kommen hier oft Immunsuppressiva, die Wirkstoffe Methotrexat, Azathioprin und 6-Mercaptopurin sind für die Therapie eines Morbus Crohn zugelassen. Vor allem bei immunsuppressiver Langzeitbehandlung sind Blutbildkontrollen unerlässlich, da diese Medikamente auf das blutbildende System des Knochenmarks wirken.
Als Alternative können auch Antikörper eingesetzt werden. Hier sind Infliximab und Adalimumab aus der Gruppe der TNF-Blocker, der Integrin-Antagonist Vedolizumab und der Interleukin-Antagonist Ustekinumab zugelassen.
Das Medikament Mesalazin, das fester Bestandteil fast jeder Dauertherapie der eng verwandten Krankheit Colitis Ulcerosa ist, scheint bei der Dauertherapie des Morbus Crohn leider unwirksam zu sein. Lediglich voroperierte Patienten profitieren hiervon.
Gelenkschmerzen sind eine häufige Begleiterscheinung des Morbus Crohn. Manchmal sind die Gelenke auch entzündet (Arthritis), öfter kommt es aber zu Gelenkschmerzen ohne Entzündungszeichen.
Im akuten Schub sind für gewöhnlich eher große Gelenke betroffen, während in der Remission vor allem die kleinen Gelenke Probleme machen. Leider verbietet sich die Einnahme der üblichen antirheumatischen Schmerzmittel (z.B. Diclofenac) bei Vorliegen eines Morbus Crohn, da diese schubauslösend wirken können. Besser geeignet sind hier Paracetamol und Metamizol.
Um das Wiederauftreten der Schmerzen zu verhindern, sollte in erster Linie der Morbus Crohn selbst behandelt werden. Bleiben die Schmerzen trotz gut eingestellter Grunderkrankung bestehen, so muss mit einer antirheumatischen Therapie begonnen werden, zum Beispiel mit Methotrexat (erste Wahl) , dem eigentlich zur Malaria-Behandlung eingesetzten Chloroquin bzw. Hydroxychloroquin, Leflunomid oder Sulfasalazin.
Tritt trotzdem keine Besserung ein, werden wie in der Basistherapie des Morbus Crohn selbst TNF-Antikörper (Infliximab und Adalimumab) eingesetzt. Allerdings können diese TNF-Antikörper als unerwünschte Nebenwirkung auch selbst zu Gelenkschmerzen führen.
Morbus Crohn ist eine mitunter schwer verlaufende, systemische Erkrankung. Als solche wird sie schulmedizinisch mit sehr starken Medikamenten behandelt, deren mögliche Nebenwirkungen viele Betroffene zurückschrecken lassen.
Die Versuchung, alternative Therapien einiger "Wunderheilern", die mit einer kompletten Heilung der Krankheit werben, auszuprobieren, ist verständlicherweise groß. Trotzdem muss hiervon dringend abgeraten werden. Es gibt keine Therapie, deren Wirksamkeit bewiesenermaßen größer ist als die einer medikamentösen Behandlung.
Alternative Verfahren wie homöopathische Mittel oder sehr spezielle Ernährungspläne sollten, wenn überhaupt nur unterstützend zur pharmakologischen Therapie eingesetzt werden.
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Niemals dürfen Medikamente eigenmächtig abgesetzt werden. Ansonsten kann und wird eine dauerhaft bestehende Entzündung den Verdauungstrakt dauerhaft schädigen. Fisteln, Vernarbungen, Abszesse, Darmverschlüsse, Darmdurchbrüche und ein erhöhtes Darmkrebsrisiko sind die Folge. Auch eine lebensbedrohliche Ausbreitung der Entzündung auf den gesamten Körper ist absolut denkbar.
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