Die Erkrankung entsteht durch verschiedene Auslöser (multifaktoriell), wobei die genaue Genese noch nicht abschließend geklärt ist. Genetische Faktoren spielen die wichtigste Rolle.
Die Diagnose Morbus Crohn stellt für viele Menschen einen Schicksalsschlag dar.
Naturgemäß fragen sich viele Betroffene dann, ob sie im Vorfeld etwas gegen die Entstehung der Krankheit hätten tun können. Zu den Gründen für die Entstehung eines Morbus Crohn ist allerdings nur relativ wenig bekannt – trotz intensiver Forschungsbemühungen konnte die Ursache noch nicht vollständig geklärt werden. Es existieren aber mehrere Theorien, die wohl alle ihren Teil zur Krankheitsentstehung beitragen. Gemeinsam führen sie dazu, dass die körpereigene Abwehr gegen Bakterien des Darmes versagt, was als Reaktion des Körpers auf die übermächtig erscheinenden Keime eine Entzündung hervorruft.
Daher wird Morbus Crohn als Autoimmunerkrankung klassifiziert. Einer der wichtigsten Gründe für dieses Versagen der Abwehrkräfte ist wohl eine genetische Prädisposition. In Zwillingsstudien konnte der vererbbare Anteil der Erkrankung auf 60 – 70% festgelegt werden, erstgradig Verwandte eines Betroffenen haben ein Erkrankungsrisiko von etwa 10%.
Es wurden mehrere Erbfaktoren im menschlichen Genom entdeckt, die zur Krankheitsentstehung beitragen, beispielsweise indem aufgrund der Veränderung des Erbgutes weniger „körpereigenes Antibiotikum“ produziert wird, das normalerweise die Schleimhäute des Dickdarms vor Bakterien schützt. Das führt zusammen mit vielen weiteren, bisher nicht identifizierten, Faktoren dazu, dass die natürliche Barriere zwischen Darmwand und Darminhalt gestört wird, weshalb eigentlich ungefährliche Bakterien der normalen Darmflora die Darmwand angreifen und so eine Entzündung auslösen können.
Des Weiteren bestehen Indizien dafür, dass das Bakterium „Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis“ einen Morbus Crohn auslösen kann, falls der Wirt eine bestimmte Genmutation aufweist. Der Stellenwert dieses Erregers ist unklar, in Studien wurden jedoch in mehr als 60% aller Morbus Crohn Patienten Antikörper gegen ihn gefunden.
Auch zu viel Hygiene kann eine Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen. Das würde das bevorzugt Auftreten von Morbus Crohn in Ländern mit hohen hygienischen Standard erklären. Zudem konnte in Studien gezeigt werden, dass Rauchen die Wahrscheinlichkeit an Morbus Crohn zu erkranken verdoppelt. Psychische und ernährungsbedingte Ursachen wurden lange kontrovers diskutiert.
Die These, dass die Chronisch-Entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa auch durch psychische Ursachen ausgelöst werden, ist weit verbreitet.
Lange nahm man an, dass Stress und innere Konflikte maßgeblich zur Krankheitsentstehung beitragen. Im Jahr 1950 wurden die beiden Krankheiten gar in den Katalog der klassischen psychosomatischen Krankheiten (also Krankheiten, die rein durch die Psyche ausgelöst werden und für die es keinen organischen Auslöser gibt) aufgenommen.
Heute weiß man aber, dass diese Annahmen falsch sind. Die Psyche trägt nicht zur Entstehung des Morbus Crohn bei. Ganz anders verhält es sich beim Krankheitsverlauf, der eindeutig von psychischen Faktoren beeinflusst wird.
Betroffene, deren psychische Verfassung schlecht ist, weil sie zum Beispiel an Depressionen leiden, haben öfter mit Krankheitsschüben zu kämpfen als psychisch Gesunde.
Auf den ersten Blick scheint es naheliegend, dass eine Entzündung des Verdauungstraktes etwas mit den Ernährungsgewohnheiten der betroffenen Person zu tun hat.
Tatsächlich deutet die Häufung von Morbus Crohn in Industrieländern darauf hin, dass die Krankheitsentstehung von den Lebensgewohnheiten und damit der Ernährung beeinflusst wird.
Durch Studien fand man heraus, dass Chronisch-Entzündliche Darmerkrankungen häufiger bei Menschen auftreten, deren Nahrung viel Protein aus Tieren (außer Fisch) und aus Milch enthält. Selbiges gilt für mehrfach ungesättigte Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.
Hingegen ist der Verzehr von pflanzlichen Proteinen mit einem geringeren Risiko für Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa vergesellschaftet. Trotzdem wird der Stellenwert der Ernährung für die Krankheitsentstehung heute als eher sekundär angesehen. Andere Ursachen, wie zum Beispiel Gene und bestimmte Erreger, scheinen mehr Einfluss zu haben.
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Die Entstehung von Morbus Crohn wird wahrscheinlich zu relativ großen Teilen durch das Erbgut der Patienten beeinflusst. So erklärt es sich auch, dass erstgradig Verwandte von Betroffenen im Vergleich zur restlichen Normalbevölkerung ein etwa 30-fach erhöhtes Risiko haben, ebenfalls an Morbus Crohn zu erkranken.
In der Tat wurden bis heute über 30 verschiedene Gene entdeckt, deren Mutation mit der Entstehung der Erkrankung vergesellschaftet sind. Die eigentlichen Funktionen dieser Gene für den gesunden Menschen sind aber noch nicht vollständig geklärt. Auch der Stellenwert der Mutationen untereinander ist noch unklar. Auffällig ist, dass viele dieser Mutationen nicht nur die Wahrscheinlichkeit für eine Chronisch-Entzündliche Darmerkrankung, sondern auch die Empfänglichkeit für Infektionen durch Mykobakterien erhöhen. Das unterstützt wiederum die These, dass das Bakterium „Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis“ ebenfalls zur Krankheitsentstehung beitragen könnte.
Sicher ist nur, dass es sich bei Morbus Crohn nicht um eine klassische Erbkrankheit handelt, sondern um eine Erkrankung multifaktorieller Genese. Das heißt, der Prozess der Krankheitsentstehung läuft unter Zusammenwirken von Genen und Faktoren aus der Umwelt ab (z.B. Mykobakterien) ab.
Viele Patienten mit Chronisch-Entzündlichen Darmerkrankungen leiden unter großem Stress.
Dieser wird oft maßgeblich durch die Krankheit selbst ausgelöst. Die Angst vor dem nächsten Schub oder sozialer Isolation ist den meisten Patienten nur allzu vertraut. So erklärt es sich auch, dass Betroffene öfter an Depressionen leiden als Gesunde. Da Stress an sich aber schubauslösend wirken kann und die Prognose der Erkrankung verschlechtert, entsteht ein Teufelskreis. Für Menschen mit Morbus Crohn ist es daher besonders wichtig, Stress zu meiden. Sport, Entspannungstechniken oder auch professionelle Hilfe durch Psychotherapeuten hat sich hierbei für viele Patienten als sehr hilfreich erwiesen.
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