Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, deren Entstehung und Verlauf auch mit Ernährung in Zusammenhang gebracht wird. Bisher ist über die Wechselwirkungen zwischen Alkohol und Morbus Crohn nur sehr wenig bekannt. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass bestimmte Symptome wie Blähungen durch den Genuss von hochprozentigem Alkohol verstärkt werden.

Morbus Crohn und Alkohol

Morbus Crohn gehört zusammen mit der Colitis Ulcerosa zu den sogenannten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, kurz CED. Die Erkrankung verläuft schubweise, wobei die Häufigkeit und Dauer der Krankheitsschübe von Patient zu Patient variieren.

Der Krankheitsverlauf ist teilweise genetisch bestimmt, wird aber auch von äußeren Einflüssen und damit der Lebensweise der Betroffenen beeinflusst. Einer der wichtigsten dieser äußeren Einflüsse ist die Ernährung. Viele Patienten sind sich unsicher, welche Lebensmittel sie essen dürfen und welche nicht. Diese Unsicherheit gilt auch in Bezug auf Alkohol, der ja sogar bei Gesunden als potentiell schädlich anzusehen ist.

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Darf ich bei einem Morbus Crohn Alkohol trinken?

Bisher ist über die Wechselwirkungen zwischen Alkohol und Morbus Crohn nur sehr wenig bekannt.

Es besteht kein generelles Verbot von Alkohol für Patienten mit Morbus Crohn. Es konnte jedoch jüngst nachgewiesen werden, dass etwa 15-30% aller CED-Patienten nach dem Genuss von Alkohol über zunehmende Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen klagen.

Letztendlich verhält es sich mit dem Alkohol so, wie mit allen anderen Nahrungsmitteln bei Morbus Crohn auch – jeder Patient sollte durch vorsichtiges Ausprobieren und Beobachten seiner selbst herausfinden, ob und wie viel Alkohol er verträgt. Hierbei kann ein sogenanntes Ernährungstagebuch helfen. Hier werden alle Lebensmittel sowie die Uhrzeit, zu der sie eingenommen wurden, dokumentiert, zusammen mit den eventuell darauf folgenden Beschwerden.

Auf diese Weise können gut und schlecht verträgliche Lebensmittel mit der Zeit voneinander unterschieden werden. Trinkt man nun an einem Tag, an dem sonst nur gut verträgliche Lebensmittel gegessen wurden, Alkohol, sind die eventuell darauf folgenden Beschwerden relativ sicher auf den Alkoholkonsum zurückzuführen.

Obwohl es kein generelles Alkoholverbot für CED-Patienten gibt, sollte auf hochprozentige Spirituosen wie Schnaps dennoch verzichtet werden, da diese die Schleimhaut des Darmes reizen und so im schlimmsten Fall neue Schübe auslösen oder bestehende Schübe verschlimmern können. Besser zum Ausprobieren geeignet sind Getränke mit geringerem Alkoholgehalt wie Bier oder Wein.

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Welchen Einfluss hat Alkohol auf die Erkrankung?

Viele Patienten mit Morbus Crohn klagen auch in der schubfreien Zeit über gelegentliche krankheitstypische Beschwerden wie Durchfall, Blähungen oder Bauchschmerzen.

Vor allem diese Symptome im Darm können durch Alkoholgenuss verschlimmert werden. Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass dies bei 15-30% der Betroffenen der Fall ist.

Des Weiteren kann gerade hochprozentiger Alkohol die Schleimhaut im Verdauungstrakt reizen, wodurch eine schubauslösende Wirkung des Alkohols denkbar ist.

Trotzdem können hier keine pauschalen Aussagen getroffen werden, da jeder Patient anders auf Lebensmittel und auch Alkohol reagiert. Ein ungünstiger Effekt von Alkoholkonsum auf die Langzeitprognose der Krankheit konnte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden, wobei längerfristiger Alkoholkonsum natürlich für jeden Menschen schädlich ist.

Ohne regelmäßigen Alkoholkonsum ist die Lebenserwartung bei einem Morbus Crohn im Generellen kaum bis gar nicht reduziert.

Kann Alkohol einen Schub im Rahmen des Morbus Crohn auslösen?

Bei Morbus Crohn können prinzipiell alle Lebensmittel einen Schub auslösen -  so auch Alkohol.

Jeder Patient muss durch Ausprobieren und Beobachten herausfinden, ob das bei ihm der Fall ist oder nicht. Wie bereits oben erwähnt ist hochprozentiger Alkohol durch seine schleimhautschädigende Wirkung quasi als Schubauslöser prädestiniert. Diese schädigende Wirkung verstärkt sich, je mehr Alkohol getrunken wird. Zum anfänglichen Ausprobieren am besten geeignet sind kleinere Mengen niedrigprozentigen Alkohols wie Bier oder Wein.

Kann alkoholfreies Bier einen Schub auslösen?

Selbst bei alkoholfreiem Bier ist, wie bei allen anderen Lebensmitteln auch, eine schubauslösende Wirkung denkbar.

Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist aber nicht höher als bei anderen alkoholfreien Lebensmitteln, da die Alkoholmenge in alkoholfreiem Bier zwar nicht 0, aber vernachlässigbar gering ist. Trotzdem sollte erst vorsichtig ausprobiert werden, ob und wieviel alkoholfreies Bier vertragen wird.

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Kann Alkohol einen Morbus Crohn auslösen?

Die Ursachen für die Entstehung eines Morbus Crohn sind bis heute nicht vollständig erforscht.

Es wird eine genetische Veranlagung angenommen, die zur familiären Häufung der Krankheit führt. Auch autoimmunologische Prozesse tragen zusammen mit einigen äußeren Faktoren wie Rauchen, Kontrazeptiva (Anti-Baby-Pille) und bestimmten Ernährungsgewohnheiten zum Ausbruch bei, so dass eine auslösende Wirkung von Alkohol zumindest denkbar wäre.

Trotzdem konnte Alkohol in den bisherigen Studien nicht als Risikofaktor für die Entstehung eines Morbus Crohn identifiziert werden.

Wie sieht es mit Morbus Crohn-Medikamenten und Alkohol aus?

Pauschal lässt sich vorweg sagen, dass die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten und Alkohol immer problematisch ist.

Allerdings kommt es auch auf die Menge des Alkohols an. Zur Abwechslung mal ein Feierabendbier schadet sicherlich nicht, vom Konsum größerer Mengen Alkohols sollte aber Abstand genommen werden!

Im Folgenden wird genauer auf die verbreitetsten Morbus Crohn-Medikamente eingegangen.

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Im Fall von Mesalazin (5-ASA), das viele Crohn-Patienten einnehmen, ist die Wechselwirkung zum Beispiel noch kaum erforscht. Hier sollte vorsichtig ausprobiert werden, wie gut kleine Mengen Alkohols vertragen werden.

Unter der Einnahme von Kortison kann Alkoholkonsum die Wirkung und damit auch die Nebenwirkungen des Medikaments verstärken – Vorsicht!

Beim den Immunmodulatoren Azathioprin und Methotrexat ist ebenfalls höchste Vorsicht geboten – diese können auch ohne Alkohol als unerwünschte Nebenwirkung Leberschäden zur Folge haben. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser Schäden kann durch den ebenfalls leberschädlichen Alkohol erhöht werden!

Ähnlich verhält es sich mit Humira (Adalimumab). Obwohl auch hier die Wechselwirkungen mit Alkohol noch ungenügend erforscht sind, geht man davon aus, dass die Kombination von Humira und Alkohol die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Leber- und Nierenschäden erhöht.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.03.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024