In diesem Artikel geht es um die Heilung bei Colitis ulcerosa. Es werden unter anderem die heutigen Therapiemöglichkeiten, neue Ansätze aus der Forschung sowie der Einfluss von Medikamenten besprochen. Außerdem wird eine Perspektive für die Zukunft gegeben sowie die Lebenserwartung zum heutigen Stand thematisiert.
Die Colitis ulcerosa ist – genauso wie der Morbus Crohn – eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED), die ihren Häufigkeitsgipfel bei jungen Erwachsenen zwischen dem 20. Und 35. Lebensjahr hat. Die Ursache für die Colitis ulcerosa ist bisher immer noch weitestgehend unbekannt, vermutet wird – ähnlich wie bei Morbus Crohn – eine genetische Prädisposition, die letzten Endes zu einer Barrierefunktionsstörung in der Darmschleimhaut führt, sodass die Bakterienerkennung und –bekämpfung dort nicht reibungslos verlaufen kann.
Die Colitis ulcerosa, bei der sich die Entzündung der Schleimhaut lediglich auf den Dickdarm und den Mastdarm beschränkt, ist – anders als der Morbus Crohn (Bafall des gesamten Magen-Darm-Traktes möglich) eine Heilung durch die operative Entfernung des Dickdarms (Proktokolektomie) prinzipiell möglich. Dieser Eingriff wird jedoch in der Regel nur als Mittel der letzten Wahl durchgeführt. Da die Erkrankung in Schüben verläuft, hat sich eine medikamentöse Therapie etabliert, die an den Schweregrad der jeweiligen Krankheitsschübe angepasst wird und im besten Fall zu einer Remission, also einem symptomfreien Intervall aber keiner Heilung, führen kann.
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Unter einer medikamentösen Therapie, die individuell auf den Schweregrad des jeweiligen Schubes angepasst werden muss, kann es im Idealfall zum Abklingen der Symptome bis hin zur (vorübergehenden) Beschwerdefreiheit kommen, sodass eine sogenannte Remission erreicht wird.
Da es sich bei der Colitis ulcerosa um eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung handelt, sie also dauerhaft fortbesteht, kann es auch nach einer Remission zum Wiederaufflammen der Beschwerden kommen. Um dieses zu vermeiden, wird in der Regel eine sogenannte remissionserhaltende Therapie fortgeführt, auch wenn die Symptome und damit die aktive Krankheitsphase vorüber sind. Der möglicherweise nächste Schub soll damit verhindert bzw. möglichst lange herausgezögert werden.
Je nach Schweregrad der Schübe, werden unterschiedliche Medikamente (einzeln oder in Kombination) eingesetzt, allen gemeinsam ist, dass es sich um Medikamente handelt, die das Immunsystem an Ort und Stelle oder aber auch systemisch beeinflussen und abschwächen. Eine definitive Heilung der Erkrankung ist allerdings nur dann möglich, wenn die Darmabschnitte, die bei der Colitis ulcerosa betroffen sein können, operativ entfernt werden. Da es sich hierbei jedoch um einen großen Eingriff handelt, wird dieses Verfahren nur bei sehr heftigen Krankheitsverläufen in Erwägung gezogen.
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Behandelt wird die Colitis ulcerosa in einer sogenannten Stufentherapie, was so viel heißt, wie dass die eingesetzten Medikamente dem Schweregrad der Symptome angepasst eingesetzt werden.
Bei leichten Schüben hat sich gezeigt, dass eine lokale Anwendung des Medikaments Mesalazin (5-ASA-Präparat) als Zäpfchen oder Rektalschaum ausreicht, wohingegen mäßige Schübe einer zusätzlichen oralen Mesalazingabe bedürfen oder aber auf die Kombination aus lokaler Mesalazin- und Kortisongabe zurückgegriffen werden muss. Bei schweren Schüben ist eine systemische Gabe von Kortison als Stoßtherapie vielversprechend, sollte dieses jedoch nicht ausreichen, kann weiterführend noch auf andere Immunsuppressiva gewechselt werden wie Ciclosporin A, Infliximab oder Azathioprin.
Ist der Schub bekämpft und es stellt sich eine vorübergehende Symptomfreiheit ein, so wird in der Regel ein Remissionserhalt mit der lokalen oder oralen Gabe von Mesalazin versucht (die Gabe von Azatioprin und Infliximab ist ebenfalls möglich). Ein Remissionserhalt mit Kortison sollte aufgrund der Nebenwirkungen nicht durchgeführt werden. In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung mit diesem Therapieansatz chronisch-intermittierend, das heißt, Schübe und symptomfreie Phasen wechseln sich ab. Seltener kommt es trotz Therapie zu einem chronisch-kontinuierlichen Verlauf, also zu einem Verlauf, der keine symptomfreien Intervalle zeigt. Die Intensität der Beschwerden kann dabei individuell variieren.
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Die Medikamente, die derzeit bei bestehender Colitis ulcerosa eingesetzt werden, nehmen keinen Einfluss auf die Heilung als solche.
Bei den verwendeten Medikamenten handelt es sich in der Regel um sogenannte Immunsuppressiva, die dazu führen, dass das Immunsystem, welches im Fall der Colitis ulcerosa lokal im Bereich des Dickdarms funktionsgestört ist, moduliert, beeinflusst bzw. in ihrer Überfunktion gehemmt wird, mit dem Ziel, die Beschwerden zu minimieren oder sogar zu verhindern.
Eine definitive Heilung kann mit ihnen jedoch noch nicht erzielt werden. Was jedoch möglich ist, ist das Erreichen einer Remission, in der die betroffenen Patienten vollständig beschwerdefrei leben können, die jeweilige Dauer bis zu einem möglicherweise nächsten Krankheitsschub ist dabei jedoch individuell unterschiedlich.
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Die Colitis ulcerosa, als chronisch-entzündliche Darmerkrankung die sich strikt nur den Dick- und Mastdarm befällt, ist schon jetzt prinzipiell heilbar. Eine operative Entfernung eben dieser Darmabschnitte verhindert ein Wiederauftreten der Erkrankung. Der Eingriff ist jedoch ein großer und auch die Konsequenzen, die dahinter stehen, sind nicht zu vernachlässigen: es wird ein nicht erheblicher Teil des Darmsystems entfernt, was Auswirkungen auf die Verdauung und die Stuhlproduktion hat; die Ausleitung des Stuhls geschieht im Anschluss entweder über einen künstlichen Darmausgang (Stoma) oder aber – wenn dies individuell operativ möglich ist – über einen kontinenzerhaltenden, operativ neuangelegtes Reservoir (ileoanaler Pouch).
Eine medikamentöse Therapie, die eine endgültige Heilung der Colitis ulcerosa bewirkt, ist derzeit noch nicht bekannt. Dies ist gerade auch deshalb so schwierig, weil die Ursache dieser Erkrankung noch immer nicht vollständig verstanden wurde. Der medikamentöse Ansatz, der derzeit erfolgreich zur Symptombekämpfung verfolgt wird, lässt vermuten, dass es sich um eine Fehlfunktion im Immunsystem handelt.
Die Lebenserwartung bei einer bestehenden Colitis ulcerosa hängt in erster Linie von der Ausdehnung des Befalls des Dick- und Mastdarms ab, zum anderen aber auch von den Komplikationen, die diese chronisch-entzündliche Darmerkrankung aufzeigen kann.
Bei einem isolierten Befall des Mastdarms und der Sigmaschlinge des Dickdarms, haben die Patienten in der Regel eine völlig normale Lebenserwartung. Je weiter die Entzündung über den Dickdarm ausgebreitet ist, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen. Bei einem Befall des gesamten Dick- und Mastdarms (Pankolitis) spricht man von einer 20-Jahre-Überlebensrate von ca. 80%.
Entscheidend ist auch der Verlauf der Erkrankung: chronisch-intermittierende Verläufe unter adäquater Therapie haben in der Regel bessere Prognosen, als chronisch-kontinuierliche, da hier eine dauerhafte Krankheitsaktivität gegeben ist. Lebensbedrohlich kann der akut-fulminante Verlauf werden, bei dem die Erkrankung ganz plötzlich in ihrem Vollbild und in stärkster Ausprägung auftritt.
Komplikationen, die im Verlauf der Erkrankung gefährlich werden können, sind beispielsweise Blutungen (akute Massenblutungen oder chronische Blutungen), Darmwanddurchbrüche, eine entzündliche Mitreaktion des umliegenden Bauchfells (Peritonitis), das sogenannte toxische Megakolon (akute Erweiterung des Dickdarms) und die Entstehung eines Dickdarmkarzinoms auf dem Boden der chronischen Entzündung der Darmwand.
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