Ein Hämangiom ist eine gutartige Gefäßneubildung. Am häufigsten treten sie bei Neugeborenen in den ersten Tagen nach der Geburt auf. Meistens bilden sie sich von selbst zurück und benötigen keine Behandlung.
Ein Hämangiom wird umgangssprachlich auch als Blutschwämmchen oder Erdbeerfleck bezeichnet. Das Hämangiom ist ein häufiger gutartiger Tumor (Schwellung, Zunahme des Volumens eines Gewebes) der Gefäße und entsteht in der embryonalen Entwicklung indem sich kleine Gefäßgeflechte ausbilden. In der Regel entsteht ein Blutschwamm beim Baby In den ersten vier Lebenswochen, nur selten bekommen ältere Kinder oder Erwachsene ein Hämangiom.
Ein Hämangiom gehört in die Gruppe der Angiome. Ein Angiom ist eine tumorartige Gefäßneubildung oder entwicklungbedingte Fehlbildung der Gefäße. Die Herkunft der Hämangiome im Säuglings- und Kindesalter ist bislang ungeklärt.
In der Regel verursacht ein Hämangiom keine Symptome. An der Oberfläche der Haut oder Schleimhaut gelegene Blutschwämmchen sind als rötliche Flecken oder Erhebungen zu erkennen. Tiefer unter der Haut gelegene Hämangiome können bläulich erscheinen und einem Bluterguss beim Baby (Hämatom) ähneln.
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In den ersten Lebensmonaten kann das Hämangiom sehr unterschiedlich schnell wachsen. Meist kommt es im weiteren Säuglingsalter zu einem Wachstumsstillstand und verschwindet nach ein paar Jahren von selbst, ohne dass etwas zurück bleibt. Ein deutliches Hämangiom das beispielsweise im Gesicht lokalisiert ist kann aus kosmetischen Gründen jedoch seelisch sehr belastend sein. Je nach Lokalisation des Blutschwämmchens können körperliche Symptome auftreten. So kann beispielsweise ein Hämangiom am Augenlid das Öffnen des Auges erschweren, in der Achselhöhle gelegene Blutschwämmchen können druckempfindlich sein und Schmerzen verursachen.
Die meisten, nämlich ungefähr drei Viertel, aller Hämangiome treten im Säuglingsalter auf. Bei der Geburt sind Hämangiome oft noch nicht deutlich zu sehen und erst das Größenwachstum im ersten Lebensjahr lässt das Hämangiom sichtbar werden. Meistens ist ein Hämangiom angeboren und kann unterschiedliche Wachstumstendenzen aufweisen. Zum Großteil bilden sich Hämangiome wieder von alleine zurück, eine Tendenz, später bösartig zu werden, weisen die meisten Blutschwämmchen nicht auf. Allerdings gibt es auch Hämangiome, die nicht angeboren sind und erst im Erwachsenenalter auftreten. Diese Form von Hämangiomen tritt vor allem nach dem 3. Lebensjahrzehnt auf. Das gehäufte Auftreten der Hämangiome im Säuglingsalter lässt sich dadurch erklären, dass es sich um einen embryonalen Tumor handelt. Ein besteht also aus Zellen, welche Menschen nur in ihrer Embryonalzeit und im Säuglingsalter produzieren. Ungefähr drei bis fünf Prozent aller Babys sind betroffen. Frühgeborene Babys sind bis zu zwanzig Mal öfter betroffen als Reifgeborene. Das Hämangiom ist der häufigste Tumor im Kleinkindalter. Mädchen sind zwei bis dreimal häufiger von Hämangiomen betroffen als Jungen.
Ein Hämangiom kann überall am Körper und auch an den inneren Organen auftreten. In etwa zwei Dritteln der Fälle befindet sich ein Hämangiom jedoch im Kopf- und Halsbereich. 30 Prozent der Blutschwämmchen sind in der Leber lokalisiert. Diese werden häufig als Zufallsbefund während einer Leber-Ultraschall-Untersuchung bemerkt.
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Auf eine Behandlung kann bei einem Hämangiom in den meisten Fällen verzichtet werden, da es von selbst verschwindet. Bei wachsenden Blutschwämmchen ist eine frühzeitige Behandlung ratsam.
Nicht zu verwechseln mit einem Hämangiom ist der sogenannte Storchenbiss. Dieser ist ebenfalls eine Erweiterung von Blutgefäßen, jedoch ragt der Storchenbiss nicht über das Hautniveau hinaus.
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Die meisten Betroffenen haben keine Schmerzen durch ihr Hämangiom. Schmerzen können durch eine Raumforderung in inneren Organen entstehen, betreffen aber nicht die deutlich häufigeren Haut-Hämangiome. In sogenannten kavernösen Hämangiomen kann es zu einer Thrombenbildung kommen. Dies bedeutet, dass in dem Hämangiom Blutklumpen entstehen, da die Strömung anders ist. Diese Thromben können, wenn sie in andere Körperbereiche gespült werden, zu Gefäßverschlüssen mit starken Schmerzen führen. Hierbei sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Eine Form des Hämangioms ist das sogenannte Kapilläre Hämangiom. Es leitet sich von den Kapillaren, den kleinsten Blutgefäßen des menschlichen Körpers ab. Kapillaren bilden ein feines Netzwerk in den Organen und Geweben des Körpers und ermöglichen den Austausch von Sauerstoff und Nährstoffen zwischen Blut und Körpergewebe. Etwa 30 bis 40 Prozent aller Gefäßtumore sind dem kapillären Hämangiom zuzuordnen.
Ein kapilläres Hämangiom zeigt sich auf der Haut als ein hellrotes und etwas erhabenes Gefäßgeflecht. Es tritt sehr häufig (eine von 200 Geburten) und meist kurz nach der Geburt auf. In den ersten Lebensmonaten nimmt das kapilläre Hämangiom häufig an Größe zu. Allerdings bilden sich mehr als 70 Prozent der Blutschwämmchen bis zum 7. Lebensjahr wieder vollständig zurück.
Eine Behandlung ist bei unkomplizierten Hämangiomen nicht notwendig. Ist das kapilläre Hämangiom jedoch im Gesicht oder im Gesäß- oder Genitalbereich lokalisiert, sollte eine Therapie frühzeitig eingeleitet werden. Die Therapie kann mithilfe von Lasertechnik oder Kältetherapie (Kryotechnik) erfolgen. Bei sehr großen Blutschwämmchen kann eine Behandlung mit Chemotherapeutika (hemmen den Wachstum von Zellen), mit Cortison oder mit Betablockern (blutdrucksenkende Medikamente, die auch an bestimmten Rezeptoren der Hämangiomgefäße wirken). In sehr seltenen Fällen kann auch ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein.
Das sogenannte kavernöse Hämangiom oder Kavernom ist in manchen Fällen schon bei der Geburt sichtbar, häufiger entsteht es jedoch in den ersten Lebenstagen. Ein Kavernom ist eine hellrote Gefäßmissbildung mit großen Gefäßhohlräumen. Je nachdem in welcher Hautschicht ein Kavernom vorkommt, unterscheidet man es in ein kutanes, kutan-subkutan oder subkutanes Hämangiom.
Etwa 80 Prozent aller Kavernome bilden sich selbstständig wieder zurück. Kavernöse Hämangiome können stark bluten, was eine gefährliche Komplikation dieser Form des Hämangioms darstellt. Durch große Kavernome kann es bei Kindern zu Wachstumsproblemen an Armen oder Beinen kommen. In diesen Fällen sollte eine frühzeitige Therapie eingeleitet werden. Das kavernöse Hämangiom ist gut behandelbar und wird deshalb heutzutage in der Regel therapiert.
Ein Kavernom kann auch im zentralen Nervensystem, also im Gehirn oder Rückenmark auftreten. Dadurch können epileptische Anfälle oder neurologische Ausfallerscheinungen (z.B. Lähmungen, Sinnesstörungen usw.) ausgelöst werden. Die schwerste Komplikation eines kavernösen Hämangioms ist die Hirnblutung. Je nach Größe des Kavernoms liegt die Blutungswahrscheinlichkeit bei 1 bis 10 Prozent pro Jahr. Wenn eine Blutung auftritt oder wenn epileptische Anfällen auftreten, die nicht anders therapierbar sind, wird ein kavernöses Hämangiom im Bereich des Gehirns durch eine Operation entfernt. Eine solche Operation wird bei symptomfreien Befunden nicht grundsätzlich empfohlen.
Wichtige Sonderform des Hämangioms ist das kavernöse Hämangiom. Lesen Sie, um mehr darüber zu erfahren: Kavernöses Hämangiom - Wie gefährlich ist das?
Vor allem im mittleren Erwachsenenalter kann ein sklerosierendes Hämangiom auftreten. Diese Form des Blutschwämmchens ist ein relativ beweglicher, bis zu einem Zentimeter großer Knoten in der Haut (Dermis) oder Unterhaut (Subcutis). Das sklerosierende Hämangiom wächst langsam und ist als gutartiger Tumor der Haut anzusehen. Es kann an jedem Teil der Haut des Körpers auftreten, tritt jedoch bevorzugt an den Extremitäten auf. Eine Behandlung des sklerosierenden Hämangioms ist nicht unbedingt erforderlich. Jedoch kann das Blutschwämmchen auf Wunsch des Betroffenen sehr einfach chirurgisch entfernt werden. In etwa fünf Prozent der Fälle kann es zu einem Wiederauftreten (Rezidiv) des sklerosierenden Hämangioms kommen.
Grundsätzlich können Hämangiome überall auftreten, wo auch Gefäße verlaufen. So ist es keine Seltenheit, dass auch Hämangiome im Bereich des Gehirns auftreten können. Nicht jedes dieser Angiome führt zur Entwicklung von Beschwerden. Dies ist jedoch maßgeblich von der Größe und der genauen Lokalisation abhängig. So können leichte Symptome wie Kopfschmerzen oder Schwindel entstehen, die bei Kleinkindern jedoch oft nicht als solche diagnostiziert werden können. Es ist jedoch auch eine Beeinträchtigung des Sehvermögens, Sensibilitätsstörungen, Sprachstörungen, Gedächtnisstörungen und weitere neurologische Defizite infolge der Verdrängung durch ein Hämangiom möglich.
Ein weiterer Grund ist, dass durch die schwächere Gefäßwand im Bereich der Hämangiome kein so starker Blutdruck aufgebaut werden kann, wie er für die ausreichende Versorgung der umliegenden Gebiete von Nöten wäre. So stellen diese Symptome eine klare Therapieindikation dar. Abhängig von der genauen Lage, kommen hier verschieden Therapieoptionen wie eine Bestrahlung, eine Embolisation (= Verschluss des Hämangioms) und ein operative Eingriff in Frage.
Ein Hämangiom kann auch in der Augenhöhle (Orbita) auftreten. Die Augenhöhle ist ein von Schädelknochen umgebener Bereich, in dem vergleichsweise sehr wenige Tumore auftreten. Aus diesem Grund ist das Hämangiom der häufigste gutartige Tumor der Augenhöhle des Erwachsenen. Das Hämangiom der Augenhöhle wird häufig als Zufallsbefund bei Schädeluntersuchungen entdeckt. In manchen Fällen macht es sich durch eine Lageveränderung des Augapfels bemerkbar, da das Hämangiom an Größe zunehmen kann und den Augapfel somit verdrängt. Die Diagnose kann durch eine Angio-Magnetresonanztomographie (Kernspin zur Darstellung der Gefäße) oder einer Computertomopgraphie (CT) der Nasennebenhöhlen gestellt werden.
Ein Hämangiom der Augenhöhle (auch Orbitahämangiom genannt) tritt im mittleren Lebensalter auf. Durch das langsame, aber stetige Wachstum des Hämangioms kommt es zu Komplikationen wie einem fortschreitenden Exophtalmus (krankhaftes Hervortreten des Augapfels aus der Augenhöhle), einer Abnahme der Sehschärfe (Visusreduktion), Weitsichtigkeit (Hyperopie) oder Diplopie (Sehen von Doppelbildern) kommen. Eine Behandlung wird nur bei stetig wachsenden Hämangiomen der Augenhöhle angewandt, die Beschwerden bereiten. Dafür ist ein operativer Eingriff erforderlich, bei dem der Gefäßtumor zunächst verödet und dann entfernt wird. Da eine solche Operation viele Gefahren birgt, sollten Hämangiome, die keine Beschwerden bereiten, belassen werden. In diesen Fällen sollten regelmäßige Kontrollen durchgeführt werden.
Hämangiome im Bereich der Lippe sind relativ häufig. Sie werden oft sehr früh aus ästhetischen Gründen therapiert, doch auch die Gefahr von funktionellen Störungen soll hierdurch gesenkt werden. Handelt es sich um ein stark wachsendes Hämangiom kann dies im Lippenbereich zur Störung der Nahrungsaufnahme und der Kiefer-und Zahnentwicklung kommen. Zudem besteht die Gefahr, dass ab einer gewissen Größe eine dauerhafte Deformierung der Lippe selbst nach der Operation bestehen bleibt. All dies sind Gründe, warum bei einem diagnostizierten Hämangiom an der Lippe bereits relativ früh gehandelt wird und nicht auf den eigenen Rückgang des Tumors gewartet wird, wie es bei anderen Lokalisationen der Fall ist. Des Weiteren ist die Entfernung umso einfacher, je kleiner das Hämangiom ist. So können bei einer führen Therapie schonende Techniken eingesetzt werden, die ästhetische Ergebnisse aufweisen.
Hämangiome im Bereich der Haut treten sehr häufig auf und können in ihrer Ausprägung sehr unterschiedlich sein. Sie stellen sich in der Regel als dunkelblaue bis schwarzblaue Stellen dar, die entweder flach oder kugelig sind. Die Struktur ist weich und oft ausdrückbar. Ihre Größe kann von wenigen Millimetern bis zu 10 cm variieren. In den ersten Lebensmonaten zeigt sich ein rasches Wachstum, das jedoch nach den ersten 9 Lebensmonaten langsam abnimmt.
Glücklicherweise zeigen die meisten Hämangiome der Haut nach dem 6.-9- Lebensjahr eine spontane Rückbildung auf. In vielen Fällen bleiben keine Anzeichen oder nur kleine Narben zurück. Lebensbedrohliche Komplikationen sind nicht zu erwarten. So sind Hämangiome der Haut in der Regel nur dann Therapie bedürftig, wenn sie eine gewisse Größe überschritten haben. Oft werden sie jedoch vorher bereits aus ästhetischen Gründen entfernt.
Die häufigste gutartige Neubildung (Neoplasie) der Leber stellt das Hämangiom dar. In den meisten Fällen werden die Hämangiome der Leber als Zufallsbefund während einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) oder während eines MRT der Leber entdeckt. Diese Hämangiome sind ungefährlich und können ohne Therapie in der Leber belassen werden. Nur wenn ein Hämangiom an der Oberfläche der Leber lokalisiert ist, kann es aufreißen und bluten. Ein tiefer gelegenes Hämangiom der Leber kann in seltenen Fällen zu einer Abflussbehinderung der Gallenflüssigkeit führen. Eine Entartung der gutartigen Zellen des Hämangioms zu bösartigen Tumorzellen tritt nicht auf.
Viele weitere Informationen erhalten Sie unter unserem Thema: Hämangiom der Leber
Hämangiome sind die häufigsten gutartigen Tumore der Milz und sind oft ein Zufallsbefund im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung. Diese sind in vielen Fällen unproblematisch und gehen nach einigen Jahren von alleine zurück. Es besteht in dieser Zeit jedoch die Gefahr einer Splenomegalie, also einer Vergrößerung der Milz, und ein leicht höheres Risiko für Blutungen innerhalb der Milz. Hier kommt es zunächst zu einer Einblutung in die straffe Milzkapsel. Ist die Blutung schwer, kann es zum Riss der Milzkapsel und damit zu einer großen inneren Blutung kommen. Diese tritt jedoch noch sehr selten auf. So sind Hämangiome der Milz in den meisten Fällen nicht therapiebedürftig und werden nur dann therapiert, wenn sie zu Symptomen führen.
Hämangiome können nicht nur in der Haut auftreten, sondern auch anderen Körperbereichen. Beim Hämangiomwirbel handelt es sich um ein Hämangiom im Wirbelkörper. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Normalerweise ist ein Hämangiomwirbel ein Zufallsbefund, da er nur in sehr seltenen Fällen zu Beschwerden führt. Sichtbar ist das Hämangiom in computer-tomographischen Bildern oder in der Magnet-Resonanz-Tomographie. Eine Behandlung ist selten notwendig. Bei selten auftretenden Beschwerden können eine Schmerztherapie oder eine operative Therapie angestrebt werden.
Mehr hierzu auf unserer Seite Hämangiom an der Wirbelsäule.
Eine Hämangiomatose bezeichnet das zeitgleiche Vorliegen vieler Hämangiome. In vielen Fällen ist die Hämangiomatose ein Bestandteil anderer Erkrankungen, wie dem Sturge-Weber-Syndrom oder dem Mafucci-Kast-Syndrom. Bei einer Beteiligung der inneren Organe, besonders der Leber, besteht akute Lebensgefahr für das betroffene Neugeborene, da die Hämangiome den Blutkreislauf ändern. Es gibt viele verschiedene Formen der Hämangiomatose. Diese reichen von einer Beschränkung auf die Haut bis hin zu Hämangiomen in sämtlichen Organen.
Die benigne neonatale Hämangiomatose ist die harmloseste Form, da es sich lediglich um eine Ansammlung von Hämangiomen der Haut handelt. Die sehr seltene diffuse neonatale Hämangiomatose betrifft auch sämtliche innere Organe. Hierfür ist die Ursache noch nicht bekannt. Die kapilläre pulmonale Hämangiomatose betrifft besonders die Lunge und kann daher zu einem Lungenhochdruck und einer Herzbelastung führen. Neben diesen Formen gibt es noch weitere genetische Ursachen für eine Hämangiomatose. Je nach Lokalisation der Hämangiome treten unterschiedliche Begleiterkrankungen und Komplikationen auf. In den meisten Fällen handelt es sich bei Hämangiomatosen um chronische Erkrankungen, bei denen lediglich die Symptome gemildert werden können.
Das sogenannte Kasabach-Merritt-Syndrom ist durch das Auftreten einer besonderen Form von Riesenhämangiomen gekennzeichnet. Die Erkrankung geht mit einer Verbrauchskoagulopathie (Gerinnungsstörung) einher, was bedeutet, dass es zum Verbrauch von Gerinnungsfaktoren und Blutplättchen (Thrombozyten) kommt. In den Hämangiomen kommt es zur Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) und durch den Verbrauch der Blutplättchen herrscht eine verstärkte Blutungsneigung.
Die Riesenhämangiome können sich beispielsweise über eine ganze Extremität erstrecken. Bisher ist die Entstehung der Hämangiome unbekannt, in manchen Fällen bilden sie sich von alleine wieder zurück. Für die Behandlung der Erkrankung kommen Laser-Chirurgie, interventionelle Radiologie oder auch medikamentöse Therapien (z.B. mit Cortison) in Betracht.
Es gibt heutzutage viele verschiedene Methoden ein Hämangiom zu entfernen. Als grundlegende Richtung gilt hierbei, dass man versucht möglichst wenige Hämangiome offen operativ entfernen zu müssen, sondern durch minimal-invasive oder nicht-invasive Therapieren zu behandeln. Welche Therapieoption letztendlich gewählt wird, hängt stark vom Wachstum, der Größe, der Lokalisation und den bereits bestehenden Komplikationen ab. Für Hämangiome der inneren Organe, wie der Milz, wird in der Regel eine Laparoskopie durchgeführt. Hierbei werden nur sehr kleine Schnitte in der Bauddecke vorgenommen und durch diese mit länglichen Instrumenten operiert. Diese Methode hat sich mittlerweile gut bewährt und findet in vielen Bereichen der Chirurgie ihre Anwendung.
Eine weitere Therapieoption stellt das Lasern von oberflächlichen Hämangiomen der Haut dar. Dies ist für den Patienten die am meisten verträgliche Form der Therapie. Bei Hämangiomen im Gehirn kann es vorkommen, dass diese an Stellen liegen, die nicht operiert werden können. Hier ist eine Bestrahlung das Mittel zur Wahl. Diese zeigt ebenfalls gute Ergebnisse. Neben all diesen eher invasiven Therapieoptionen, hat sich mittlerweile eine medikamentöse Behandlung mit Kortikosteroiden oder Betablockern, also ebenso effektiv erwiesen.
Mittlerweile hat sich auch die medikamentöse Therapie von Hämangiomen mit Betablockern etabliert. Hier wird vor allem der Betablocker Propranolol verwendet. Diese Art von Wirkstoffen sind im ursprünglichen Sinn Herzmedikamente, um das Herz zu entlasten und etwaigen Herzschwächen entgegenzuwirken. Eingesetzt werden sie vor allem bei tiefen Hämangiomen der Haut, die bei einer Therapie mit einem Standart-Laserverfahren größere Narben hinterlassen würden. Bei Propranolol handelt es sich um einen nicht-selektiven Betablocker. Seit 2014 ist Propranolol offiziell für die Behandlung von Hämangiomen bei Babys und Kleinkindern zugelassen. Das Medikament kann sowohl über den Mund aufgenommen werden als auch als Salbe aufgetragen werden. Genutzt wird Propranolol besonders bei Hämangiomen an kritischen Stellen, wie den Augen oder Schleimhäuten. Die Behandlung dauert normalerweise ungefähr ein halbes Jahr.
In Berücksichtigung der eigentlichen Wirkung wird Propranolol nur in geringen Dosen gegeben und vor der Therapie ein EKG und ein Ultraschall des Herzens durchgeführt, um etwaige Komplikationen abschätzen zu können. Die Dauer der Therapie beläuft sich in der Regel auf circa sechs Monate und zeigt sehr wenige Nebenwirkungen, vor allem im Vergleich zu einer medikamentösen Therapie mit Kortikosteroiden. Die Einnahme erfolgt in den meisten Fällen durch eine Auflösung des Pulvers in Wasser. Zusätzlich haben sich auch Gels, die den Wirkstoff enthalten und direkt auf die betroffene Stelle aufgetragen werden, etabliert.
Hämangiome können auch durch eine Lasertherapie behandelt werden. Da ein Laser nur eine Eindringtiefe von weniger als einem Zentimeter hat, sollten die Kinder frühzeitig vorgestellt werden. In einigen Fällen sind auch mehrere Behandlungen notwendig. Da eine Laserbehandlung schmerzhaft ist, kann vor der Behandlung eine örtliche Betäubung durchgeführt werden. Nach der Laserbehandlung verfärbt sich die Haut dunkel, was aber nach wenigen Wochen zurückgeht.
Ein Hämangiom ist ein gutartiger Tumor der Blutgefäße und ist dementsprechend gut durchblutet. Eine Verletzung des Hämangioms kann daher zu starken Blutungen führen. Bei einem Menschen mit normal funktionierender Blutgerinnung sollte die Blutung von selbst oder mit ein wenig Druck von außen aufhören.
Bei anhaltender Blutung sollte ein fester Verband um das Hämangiom gelegt werden und ein Arzt aufgesucht werden, welcher die Blutung ordnungsgemäß versorgen kann. Eine Blutung aus einem Hämangiom ist grundsätzlich nicht anders zu versorgen als jede andere blutende Wunde und ist nicht gefährlicher als andere Blutungen.
Ein Hämangiom wird nur in sehr seltenen Fällen bösartig. Eine Entartung lässt sich nicht vorhersehen, weshalb eine regelmäßige Kontrolle von Hämangiomen sinnvoll ist. Wenn ein Hämangiom bösartig entartet weißt dieses eine hohe Wachstumsgeschwindigkeit auf. Neben der eigentlichen bösartigen Entartung kann ein kapilläres Hämangiom sich zu einem kavernösen Hämangiom entwickeln. Hierbei handelt es sich nicht um einen bösartigen Tumor, aber die es können sich Thromben in dem Hämangiom bilden und somit ebenfalls zu schwerwiegenden Komplikationen führen.
Sollte eine Entfernung des Hämangioms im Kindesalter notwendig sein, werden diese Kosten von der Krankenkasse getragen. Gleiches gilt für auch bei Erwachsenen für Hämangiome, sobald sie symptomatisch werden und funktionelle Einschränkungen für den Patienten bedeuten. Besteht der Wunsch auf Entfernung aus ästhetischen Gründen werden die Kosten in der Regel nicht von der Krankenkasse getragen. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um eine Lasertherapie, die je nach Größe zwischen 50 € und 150€ kostet.
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