Dieser Text handelt vom Hämangiom an der Wirbelsäule und klärt über Ursachen, Komplikationen und Behandlungsmöglichkeiten auf.
Hämangiome in der Wirbelsäule sind häufige gutartige Tumoren, die etwa jede zehnte Person betroffen. Sie werden nur selten entdeckt und verursachen auch nur in wenigen Fällen Symptome. Bei einem Hämangiom handelt es sich um sogenannte „Blutschwämmchen“, die aus Blutgefäßen bestehen. Hämangiome können am gesamten Körper auftreten, die häufigsten Lokalisationen befinden sich jedoch an der Kopfhaut, dem Hals, der Leber und im Knochen. Hämangiome in der Wirbelsäule stellen im Regelfall keinen Grund zur Beunruhigung dar. Nur in seltenen Fällen können sie Symptome und Komplikationen hervorrufen.
Die genaue Ursache und Entstehung der Hämangiome ist nicht vollständig bekannt. Im Regelfall handelt es sich um angeborene Tumoren, die in der Embryonalzeit entstehen. Es gibt mehrere Unterarten der Hämangiome, welche die genaue Zellzusammensetzung der kleinen Tumore differenzieren. Bei allen Varianten handelt es aber letztendlich um Gefäßmissbildungen, die sehr stark durchblutet sein können und daher ihre rot-bläuliche Farbe erhalten.
Die Gefäßmissbildungen entstehen möglicherweise aus Plazentazellen. Die Ursache für die Entstehung eines Hämangioms wird in den meisten Fällen nicht näher untersucht. In der Fachsprache werden diese Tumoren häufig als „idiopathisch“ bezeichnet, was bedeutet, dass keine erkennbare Ursache vorliegt. Auch hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft werden diskutiert.
Die Hämangiome wachsen im Regelfall innerhalb der ersten Lebensmonate, bis es zu einem Wachstumsstopp kommt. Nach etwa einem Jahr kommt es in vielen Fällen zu einem Rückgang der Tumore, bis hin zum vollständigen Abbau, der Jahre dauern kann. Große Hämangiome hingegen bleiben oft lebenslänglich bestehen. Ein Entstehen von Hämangiomen bei erwachsenen Menschen wird diskutiert. Im Alter kann es zum Auftreten neuer Hämangiome kommen, die aber vermutlich auf eine erbliche Veranlagung und vorbestehende Gefäßerweiterungen zurückgehen. Eine vollständige Neubildung eines echten Hämangioms im Erwachsenenalter ist eher unwahrscheinlich.
Das Hämangiom ist ein gutartiger Tumor, der von selbst keine Symptome verursacht. Aus diesem Grund wird ein Hämangiom der Wirbelsäule bei den meisten Menschen nicht entdeckt oder im Alter durch Zufall festgestellt. Durch seine Lage in der Wirbelsäule kann es jedoch zu Beeinträchtigungen umliegender anatomischer Strukturen kommen, was in unangenehmen und teilweise gefährlichen Symptomen resultieren kann. Durch die Lage im Wirbelkörper kann es zu Schmerzen bei Druck oder in Ruhe kommen. Das Hämangiom kann ebenso auf Blutgefäße, Muskulatur oder das Rückenmark drücken, was neben Schmerzen in diesem Bereich zu Funktionseinschränkungen und weiteren neurologischen Symptomen führen kann.
Bei einem Wachstum im Inneren des Wirbelkanals kann eine sogenannten „Spinalkanalstenose“ zustande kommen, die mit einer Einengung des Rückenmarks und neurologischen Beschwerden einhergeht. Diese können von lageabhängigen Bewegungs- und Sensibilitätsstörungen bis zu vollständigen Paresen, schweren Schmerzen und Funktionseinschränkungen des Mastdarms und der Blase reichen.
Da es sich bei dem Hämangiom um eine Erweiterung von Blutgefäßen handelt, kann es immer zu kleineren Verletzungen und Blutungen aus dem Hämangiom kommen. Abhängig von der Größe des Tumors können hierbei mitunter unentdeckte größere Blutungen auftreten, die ihrerseits neurologische Symptome und Schmerzen am Rücken verursachen.
Der Großteil aller Hämangiome ist symptom- und damit schmerzfrei. An der Wirbelsäule können die Hämangiome im Wirbelkörper oder im Wirbelbogen liegen und hier durch Verdrängung des Knochens Druckschmerzen an dem entsprechenden Wirbelkörper verursachen. Der Schmerz durch das Hämangiom ist jedoch nur selten gravierend. Schlimmere Schmerzen und Symptome sind erst zu erwarten, wenn ein Hämangiom in den Spinalkanal wächst und hier zu einer Einengung mit Beteiligung von Nerven führt. Das kann mitunter fortgeleitete, ziehende Schmerzen in diverse Körperbereiche hervorrufen.
Ein Wirbelkörperbruch ist eine seltene Komplikation von Hämangiomen. Hämangiome der Wirbelsäule sind häufig im Wirbelkörper und damit im stabilsten Teil der Wirbel lokalisiert. In diesem Bereich lasten große Kräfte auf der Wirbelsäule. Die Stabilität der Wirbelkörper kann durch Tumoren jeder Art beeinflusst werden. Das Hämangiom hält die alltäglichen Gewichtsbelastungen im Gegensatz zum gesunden Knochen nicht aus, weshalb es schon durch leichte Bewegungen und harmlose Stöße zu sogenannten „Sinterungsbrüchen“ kommen kann. Dabei sackt der instabile Wirbel in sich zusammen und verliert seine ursprüngliche Höhe. Diese Art von Brüchen ist auch bei der Osteoporose typisch. Ein Wirbelkörperbruch durch ein Hämangiom ist in der Regel nicht so dramatisch wie ein Wirbelkörperbruch bei einem gesunden, jungen Menschen.
Hierbei handelt es sich um die häufigste gutartige Tumorerkrankung der Wirbelsäule. Hämangiome befallen hauptsächlich die Brust- und Lendenwirbelsäule. Ein Hämangiomwirbel fällt den Betroffenen nur in seltenen Fällen auf. Der Wirbel kann anhand von Routineuntersuchungen oder durch einen Sinterungsbruch erstmalig bemerkt werden. Gelegentlich können auch leichte Druckschmerzen an der Wirbelsäule bestehen. Präventiv kann ein Hämangiomwirbel operativ durch Knochenmaterial ersetzt werden.
In der Entstehung, Beschaffenheit und Symptomatik bestehen keine Unterschiede zwischen einem typischen und einem atypischen Hämangiom. Zur Diagnostik des Hämangioms existieren radiologische Kriterien, die eindeutig auf ein Hämangiom hindeuten. Ein atypisches Hämangiom hingegen kann im radiologischen Ultraschall-, Röntgen-, CT oder MRT Bild sehr variabel aussehen und keine sichere Diagnose zulassen. Atypische Hämangiome können auf den Bildern sehr inhomogen, unregelmäßig und unklar erkennbar sein. Nicht selten gleichen sie einer Metastase. Insgesamt sind jedoch auch die atypischen Hämangiome in den meisten Fällen harmlos und stellen keine Bedrohung dar.
Hämangiome werden in den meisten Fällen nicht erkannt und bedürfen auch oft lebenslänglich keiner Behandlung. Einige Hämangiome werden jedoch als Zufallsbefund bei Röntgenkontrollen der Wirbelsäule entdeckt. Nur selten kommt es zu symptomatischen Hämangiomen.
Ein chronischer Druckschmerz eines Wirbelkörpers, gegebenenfalls mit neurologischen Symptomen des Spinalkanals stellt eine Indikation für eine Röntgen, CT oder MRT Kontrolle dar. Im radiologischen Bild zeigen sich beim Vorliegen von Hämangiomen Unregelmäßigkeiten in der Struktur der Wirbelkörper. Der Radiologe kann bei typischen Hämangiomen anhand der Struktur das Hämangiom von bösartigen Tumoren und Metastasen abgrenzen. Bei Unklarheiten kann mit einer Nadel eine Biopsie des Tumors durchgeführt werden. Im Labor kann das Hämangiom dadurch eindeutig diagnostiziert werden.
Die Magnetresonanztomographie ist dazu geeignet, Weichteilgewebe hochauflösend darzustellen. Gegenüber der Röntgen und CT Untersuchung ist sie jedoch aufwendig und teuer, besitzt dafür aber eine hohe Auflösung und kommt ohne Strahlenbelastung aus. An der Wirbelsäule wird die MRT Untersuchung häufig bei Bandscheibenvorfällen oder Spinalkanalstenosen eingesetzt. Hämangiome fallen in den meisten Fällen als Zufallsbefunde auf. Die gutartigen Tumore bestehen hauptsächlich aus Blutgefäßen und Fettgewebe, weshalb sie im MRT Bild hyperintens und damit heller als Knochengewebe aussehen. Im Querschnitt des Wirbelkörpers kommt es häufig zusätzlich zu einer vertikalen Streifenbildung.
Hämangiome müssen nur selten behandelt werden. An der Haut können sie aus ästhetischen Gründen entfernt werden, an der Wirbelsäule hingegen ist ihre Entfernung aufwendiger. Werden sie als Zufallsbefund entdeckt, können sie aus präventiven Gründen behandelt werden, um eventuellen Rückenmarksproblemen oder Sinterungsbrüchen vorzubeugen. Hierzu muss das Hämangiom operativ entfernt und mit Knochensubstanz aufgefüllt werden.
Bei bereits erfolgten Wirbelkörperbrüchen kann der Wirbelkörper zementiert und stabilisiert oder mit anderen Wirbeln versteift werden. Dazu werden mehrere Wirbelkörper mit Stäben aneinander geschraubt und so stabilisiert.
Selten können auch radiochirurgische Behandlungen zur Reduktion des Hämangioms eingesetzt werden. Dazu wird der Wirbelkörper bestrahlt. Diese Verfahren können als zweite Wahl angewandt werden, wenn eine Operation nicht möglich oder nicht sinnvoll ist.
Bei Symptomfreiheit muss die Notwendigkeit einer Operation in jedem Falle genau abgewogen werden. Leichte Beschwerden ohne neurologische Konsequenzen sollten zunächst symptomatisch mit Schmerzmitteln behandelt werden, bevor eine operative Behandlung eingeleitet wird.
Typische, angeborene Hämangiome sind nicht bösartig. Es handelt es sich um rein gutartige Tumoren aus der Embryonalzeit, die aus Gefäß- und Fettzellen bestehen und keine Tendenz zur Entartung haben.
Dennoch sollte in der Untersuchung eines vermeintlichen Hämangioms auf mögliche Charakteristika bösartiger Tumoren geachtet werden. Wächst das Hämangiom ungewöhnlich schnell und unregelmäßig, kommt es zu häufigen Blutungen des Tumors oder breitet der Tumor sich stark in die Tiefe aus, sollte auf eine bösartige Entartung untersucht werden.