Bei der Entzündung des Hodens tritt es meistens einseitig auf. Die meistens Fälle sind durch Bakterien und Viren bedingt.
Eine Entzündung des Hodens, oder auch Orchitis genannt, ist in der überwiegenden Zahl der Fälle durch Bakterien, oder Viren bedingt. Fast immer ist eine Hodenentzündung von einer Entzündung des Nebenhodens (Epididymitis) begleitet. Das Krankheitsbild wird dann als Krankheitsbild von einer Epidymorchitis. Eine Entzündung des Hodens tritt meist einseitig auf, Schmerzen können in unterschiedlicher Stärke vorliegen. Obligat sind allerdings eine Schwellung, und allgemeine Symptome eines viralen beziehungsweise bakteriellen Infektes.
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Die Ursache für eine Entzündung des Hodens sind in der Regel Viren, wie die Paramyxoviren, die auch die Mumps-Erkrankung auslösen. Meistens tritt eine Hodenentzündung im Zuge der Mumps-Erkrankung auf, typischerweise 4-7 Tage nach der Entzündung der Ohrspeicheldrüse. Aber auch Varizellen-Viren, Coxsackie-Viren, und Echo-Viren können eine Orchitis auslösen. Sie gelangen dabei einheitlich über die Blutbahn in den Hoden, und verbreiten sich dort.
Varizellen sind uns gut bekannt, sie stammen aus der Familie der Herpesviren, und verursachen – meist im Kindesalter – die Windpocken. Auch das Pfeiffersche Drüsenfieber, und das Ebstein Barr Virus (EBV, oder auch infektiöse Mononukleose) können eine Entzündung des Hodens zur Folge haben. Bei den genannten Infektionen handelt es sich um virale Infektionen, die durch Viren verursacht werden.
Natürlich kann eine Orchitis auch bakterielle Ursachen haben: Die Bakterien breiten sich in der Regel über die Harn- und Samenwege nach oben hin aus, und erreichen so den Hoden. Auf Grund der anatomischen Nähe, ist der Nebenhoden dann fast immer mit betroffen. Das Erregerspektrum der Orchitis gleicht dem einer üblichen Harnwegsinfektion. Es reicht von Chlamydien, über Neisserien, Klebsiellen, Pseudomonaden, bis hin zu Staphylokokken, Streptokokken, E.coli-Bakterien und Brucellen. Einige bekannte Erkrankungen, die ebenfalls von diesen Erregern verursacht werden können, sind Gonorrhoeae und Syphilis. Prinzipiell sind sexuell aktive Männer häufiger von einer Entzündung des Hodens betroffen, da auslösender Faktor häufig Geschlechtskrankheiten wie oben genannte sein können.
Allerdings muss eine Orchitis nicht immer primär durch Viren, oder Bakterien ausgelöst werden, auch äußere Verletzungen – also Traumata – können eine Eintrittspforte für Erreger eröffnen, die die Wunde dann besiedeln. Auch eine Nebenhodenentzündung, kann auf den Hoden übergreifen, da beide sehr nahe aneinander liegen, und über eine große Kontaktfläche verfügen.
Typische Symptome sind Schmerzen, und Schwellung des Hodensackes und des Hodens.
Meist treten den die Symptome nur einseitig auf, gegebenenfalls ist im Verlauf auch der zweite Hoden betroffen. Die Orchitis verläuft in der Regel als Folge einer Grunderkrankung, wie dem Pfeifferschem Drüsenfieber, so dass deren Symptome vorerst überwiegen.
Nach 1-2 Tagen kommt es jedoch zu Schmerzen, die von einem unangenehmen Ziehen im Hoden, bis hin zu einem sehr starken Schmerzempfinden variieren können. Die Schmerzen vergehen meist binnen einer Woche. Darüber hinaus bleiben allerdings für gewöhnlich die Symptome der Grunderkrankung bleiben.
Dazu gehören Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, und Übelkeit.
Die Schwellung kann sehr deutlich hervortreten, und ist typisch für eine Entzündung. Neben Schwellung sind Rötung, Schmerz, Funktionseinschränkung, und Erwärmung allgemeine Zeichen einer Entzündung.
Der Hoden ist in dieser Phase sehr berührungsempfindlich.
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Die Behandlung erfolgt zuerst symptomatisch, indem der Hoden gekühlt wird, und gegebenenfalls durch einen Beutel hochgehalten wird. Dies begünstigt den Abfluss der Gewebsflüssigkeit aus dem Hodensack, und beschleunigt dadurch die Abschwellung. Die Kühlung hemmt einen weiteren Einstrom von Flüssigkeit in den Hodensack, und lindert ein wenig die Schmerzen.
Unterstützend können auch Schmerzmittel der NSAR-Klasse eingenommen werden, also nicht steroidale Antirheumatika. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem Ibuprofen, und Paracetamol.
Kommt es zu einem ungebremsten Einstrom von Gewebsflüssigkeit in den Hodensack, so besteht die Gefahr, dass Hoden, Nebenhoden, so wie Samenstränge abgequetscht werden können – schließlich besitzen der Hoden, und der Hodensack nur eine begrenzte Dehnbarkeit. Sollte dies der Fall sein, muss operativ ein Schnitt am Hoden gesetzt werden, um eine Druckentlastung zu erwirken. Dieser Schnitt beeinträchtigt nicht die Funktion des Hodens- bzw. Nebenhodens, sondern wird sehr oberflächlich, an der derben Bindegewebskapsel gesetzt.
Zusätzlich spielt natürlich die Behandlung der Grunderkrankung eine wesentliche Rolle. Meist ist diese bereits diagnostiziert, falls nicht, muss ein diagnostischer Ausschluss anderer Erkrankungen erfolgen, da eine Entzündung des Hodens alleine eher selten auftritt.
Die Schwellung und die Schmerzen am Hoden nehmen binnen einer Woche wieder ab, bei entsprechender Therapie auch schneller. Liegt jedoch eine bakterielle Ursache vor, müssen Antibiotika eingenommen werden. Diese wirken nur gegen Bakterien, nicht aber gegen Viren. Dabei werden keine Breitbandantibiotika gegeben, sondern zuerst eine Erregerbestimmung durchgeführt, und dann speziell darauf abgestimmte Antibiosen verordnet. Zwar würden auch Breitbandantibiotika ihre Wirkung zeigen, allerdings bemüht man sich stets, ein möglichst genau passendes Antibiotikum zu finden, um im Falle einer Erregerresistenz noch ein weiteres Antibiotikum in der Hinterhand zu haben. Die Antibiose wird für mindestens 7-10 Tage eingenommen, auch nach abklingen der Symptome. Dies ist wichtig, da sonst ein Wiederaufkeimen der Erreger folgen kann.
Die Diagnose erfolgt durch Betastung des Hodens. Schwellung, Druckempfindlichkeit, und Schmerzen sprechen für eine Entzündung. Auch die Entstehungsgeschichte ist für den Arzt wichtig: Sind die Schmerzen plötzlich aufgetreten, oder im Laufe von Wochen? Weisen die Symptome in Richtung Entzündung des Hodens, werden weitere diagnostische Mittel nötig. So kann eine Ultraschall des Hodens bildlich darstellen. Dazu wird einfach, unter der Verwendung von Kontaktgel, ein Ultraschallkopf auf den Hoden aufgelegt, und die Strukturen des Hodens- und Nebenhodens dargestellt. Schon hier lassen sich Schwellungen als Flüssigkeitsansammlungen sehr gut erkennen, und eine Diagnose schnell und unkompliziert stellen. Die weiteren Schritte sind dann Untersuchung des Blutes, und der Urins auf etwaige Erreger. Die Erregersuche erfolgt im Labor, und dauert in der Regel nicht länger als 1-2 Tage. Ist der Erreger gefunden, kann entweder ein entsprechendes Antibiotikum verabreicht werden, oder zumindest Rückschlüsse auf die Art der viralen Erkrankung gezogen werden. Eine entsprechende Behandlung schließt sich unmittelbar an die Diagnostik an, und erfolgt in der Regel stationär.
Bei Kleinkinder sind Erkrankungen immer besonders problematisch, da noch keine verbale Kommunikation zwischen Eltern und Kind möglich ist. So kann dem Baby auch nicht erklärt werden, dass es sich nur um einen temporären zustand handelt, der sicher bald vorbei geht. Kleinkinder brauchen daher im besonderen Maße Fürsorge, und Betreuung von den Eltern. Das Immunsystem von Kindern ist bis zum 10ten Lebensjahr nicht vollständig entwickelt, weswegen sie viel anfälliger für bakterielle und virale Infekte sind. Auch das Erregerspektrum kann variieren. So wird eine Entzündung des Hodens bei Kindern viel häufiger durch Salmonellen, oder Pneumokokken hervorgerufen, als durch das Erregerspektrum, von welchem Erwachsene betroffen sind. Kinder sind zudem von klassischen Kinderkrankheiten wie Mumps betroffen. Gut ein Drittel aller Mumps-infizierten Kinder entwickelt eine Entzündung des Hodens. Auch nach der Mumps-Masern-Röteln Impfung (kurz MMR) kam es in Einzelfällen zu einer Orchitis. Bei Kleinkindern ist es wichtig, den Körper gründlich abzutasten, und zu inspizieren. Eine Hodenentzündung ist vielleicht nicht das erste woran man denken würde, wenn ein Baby schreit. Deswegen ist eine genaue Inspektion notwendig. Häufiges Schreien auf Grund der Schmerzen, ein geschwollener Hodensack, der spätestens beim Windeln wechseln auffallen sollte, und Fieber als Folge Infektion sind Symptome, mit denen man im Krankenhaus vorstellig werden sollte. Eine Nicht-Behandlung kann zum vollständigen Funktionsverlust des Hodens führen. Ferner ist sie mit starken Schmerzen, und der Gefahr einer systemischen Ausbreitung verbunden.
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